Heute ist, zumindest für die Christen unter uns, ein hoher und vor allem stiller Feiertag, das Ende der Fastenzeit und ein richtig guter Moment, um einfach einmal etwas innezuhalten. Das wiederum gilt auch für die Nichtchristen unter uns, also quasi für alle. Man muss nur wollen. Wollen wir? Hinter uns liegt ein Jahr mit Begriffen und Umständen, die man schon gar nicht mehr hören mag. Pandemie, Ausgangssperre, Inzidenzwert, RKI, Mangel, Warenknappheit, Scalper, Trittbrettfahrer, Miner und weiß der Geier was noch alles. Und ja, der Deutsche scheint dabei besonders leidensfähig und -süchtig zu sein. Nur nicht verbal. Aber dazu komme ich gleich noch und dazu, warum jeder Domino so auf seine Domina starrt wie eine gebannte Maus auf die fette, böse Schlange.
Ich verzichte heute übrigens auch bewusst auf den ganzen Gender*Irrsinn, der die deutsche Sprache gerade wie ein Virus gepackt zu haben scheint, denn es gibt wahrlich andere Probleme, als z.B. den Feminismus als Sinnbild der Geschlechtertrennung zu verteufeln oder Indianerhäuptlinge aus der Kindheit per se begrifflich zu strangulieren, die man besser als indigene Feudalherrscher*Innen bezeichnen sollte, nur um bloß nicht negativ aufzufallen. Mir sei es also bitte vergeben, dass ich mich stattdessen einer Sprache bediene, die sich nicht der gegenderten Gleichschaltung bedient, nur um ein paar Buchstaben mehr zu schinden. Dann doch lieber ein alter, weißer Mann, aber wenigstens mit Anstand. Und damit zurück zu heute, denn es betrifft uns ja irgendwie alle, weswegen ich mir auch die Zeit genommen habe, Euch einmal meine Sichtweise näherzubringen und dafür danke, dass Ihr weiterlest.
Es kommen nämlich aktuell so ziemlich alle negativen Umstände zusammen, die man schon einzeln gar nicht mag. Und so bedingt dann auch das eine schnell das andere. Aktio gleich Reaktio und das 3. Newtonsche Gesetz gilt somit ungewollt auch für die Gesellschaft. Nichtverfügbarkeiten und Marktverzerrungen, persönliche Einschnitte und Niederlagen führen zu Frust und damit letztendlich auch Aggressionen, die natürlich jeder anders bewältigt. Aber es wird generell kälter und toxischer, das merkt man auch in den sozialen Netzwerken im Allgemeinen und in in unserem Forum im Besonderen. Wobei unser Forum, da geht mein Dank an die Community, noch eine löbliche Ausnahme darstellt, wo nur selten losgekeift wird, als müsse man sonst sterben.
Natürlich kann man alles auf „die da oben“ abschieben. Auch wenn Vieles ursächlich auf dem eher unkoordinierten und unglücklichen Agieren der gewählten Volksvertreter basiert, letztendlich ist es doch jeder selbst, der vor allem mit sich und der Lage erst einmal klarkommen muss. Dann klappts auch wieder mit dem Nachbarn. Der übrigens sehr ähnliche Probleme hat. Leidensgemeinschaft statt Nahrungsmissgunst. Abgeklärtheit wäre wohl eher das Gebot der Stunde, aber sie ist, wie fast alles, gerade nicht lagernd.
Der Anlass für diesen Artikel? Vor zwei Tagen (nach dem Intel-Launch) hatte ich abends ein längeres Gespräch mit einem bekannten Content Creator und größeren YouTuber, der an diesem Tag seine ganz eigene Frustbewältigung in Form eines Videos realisiert hatte und sich dabei bitter über ein gestört toxisches Verhalten seiner Community beschwerte (die mich wohl auch mehrmals erwähnte). Wenn ihm allerdings erst jetzt auffällt, dass da etwas nicht stimmt, dann möchte man fast erstaunt meinen: Willkommen zurück im Leben! Das Erdungskabel sollte man nie weglassen, denn das Ganze ist ein längerer, schleichender Prozess, der sich bereits ab Oktober 2020 immer weiter verstärkt hat.
Genau an dieser Front treffen sich nämlich steigendes Desinteresse an Inhalten und Produkten sowie das Misstrauen gegen alles und alle, die diese elektronischen Raritäten auch noch visuell oder verbal verabreichen und dem staunenden und frustrierten Volk zur Schau stellen. Diese Lage muss man sich nicht schönreden, denn sie trifft uns alle, die medial in irgendeiner Form tätig sind. Auch meine Reichweite ist seit Oktober/November 2020 um mehr als 20% gesunken, auf YouTube ist es noch extremer, da sind ganze 20% übrig geblieben. Da kommt es uns hier echt entgegen, dass man mit viel Nische und Community-Inhalten noch ein wenig am allgemeinen Mainstream-Strudel vorbeidriften kann. Aber es ist hart, auch für uns. Es gibt Kollegen, die klagen über 40% und mehr Rückgang in nur 6 Monaten, das ist noch viel härter. So gesehen muss man alles in der richtigen Relation betrachten und sich dafür bedanken, dass man noch genügend Luft zum Atmen hat. Uns geht es also immer noch vergleichsweise gut, dafür sollte man dankbar sein und lieber Demut als Wut zelebrieren.
Denn es gibt, das sehe ich im persönlichen Umfeld, immer mehr Leute, denen es mittlerweile komplett egal ist, ob es das Produkt A oder B nicht, selten oder nur extrem überteuert zu kaufen gibt, denn sie können es sich schlicht gar nicht mehr leisten. Da sind Miete, Strom und Essen wichtiger als das möglichst ruckelfreie Schnipsen mit bunter Pixelgrütze. Krankheit, berufliche Probleme sowie blanke Existenz- und Zukunftsangst. Hier spielt das wahre Leben und nicht in Discord-Chats oder YouTube-Kommentaren. Dort ist es toxisch? Rechner ausmachen soll manchmal dabei ganz gut helfen. Nur das Leben selbst kann man nun mal leider nicht ausschalten. Wenn man das nämlich fest im Griff hat, sind solche Chats ein reines Luxusproblem. Stromlos ignorieren kann auch beruhigend wirken und spart zudem auch noch Zeit, Geld und Nerven.
Soll ich mich beschweren, dass mein erster Impftermin durch dilettantische Krisen-Politik geplatzt ist und nun auch der zweite kippelt? Wie erkläre ich aber nun einem toxisch gebeutelten YouTuber, dass man neben seiner Arbeit an drei Fronten auch noch Verantwortung für zwei über 80-jährige Pflegefälle zu übernehmen hat und dann die tägliche Selbstkontrolle, wen oder was man stofflich anfasst, noch viel existenzieller ist, als das Aus- und Überleben einer anonymen Chat-Textwall? Ich kann meine Eltern nicht einfach ausschalten, ich habe Arzttermine zu organisieren (auch da hat unser Minister, wie seine Vorgänger auch, in Vielem grandios versagt), Wege zu erledigen und täglich dafür zu sorgen, dass das Leben als solches überhaupt weitergeht. Bürokratie und Ämter sind nämlich schlimmer, als es ein Chat je sein könnte. Und YouTube, in welcher Form auch immer, ist wirklich so unwichtig wie ein Kropf. Ich habe meine Präsenz dort also nicht aus Faulheit schleifen lassen, sondern setze nur sehr bewusst Prioritäten. Das betrifft auch die Webseite, wo nicht jeden Tag ein Knaller-Review kommen kann. Ich bin keine Amöbe, die sich beliebig zellteilen kann, sondern Familienvater, Pflegesohn, Behörden-Bewältiger, Besorger und eben auch Journalist und Tester.
Dazu kommen menschliche Enttäuschungen wie der Umstand, dass aus einem klar definierten Personenkreis vertrauliche Unterlagen der ehemaligen GmbH aus dem Zusammenhang gerissen und „anonym“ an die sächsische Landesmedienanstalt geschickt wurden, in der klaren Absicht, mir und am Ende auch uns allen zu schaden. Nachdem jedoch Insolvenzverwalter und Amtsgericht als Quellen dieses charakterlichen Tiefstfluges wohl schon aus rein beruflichen Gründen ausscheiden, bleibt wohl nur noch der Weg zur Staatsanwaltschaft, um dem Protagonisten der unüberlegten Selbstzerstörung die nötigen Folgen zukommen zu lassen. Aber auch dieses Verhalten folgt einer gewissen Logik, die ich noch nie verstanden habe. Sowas schadet nur denen, die es schon immer glaubten besser zu wissen und sich genau deshalb auch dort befinden, wo sie sich de facto selbst hingestellt haben. Aber es stiehlt mir unendlich viel Zeit, die meinen Eltern, meinen Kindern und am Ende auch mir und Euch fehlt. Das sieht normalerweise ja niemand, aber heute kann man ja mal drüber sprechen. Ein Mitarbeiter eines Kontrollgremiums sagte mir unlängst, dass es leider sein Job wäre, täglich in die Abgründe der deutschen Seele schauen zu müssen. Womit wir jetzt irgendwie sogar noch den Bogen zu Judas schlagen könnten. Reine Charakterfrage, nicht mehr.
Vor diesem ganzen Background und weil heute eben Karfreitag ist, bitte ich einfach um etwas mehr Gelassenheit, Abgeklärtheit, Fairness und Hilfsbereitschaft, Nachdenklichkeit, Nächstenliebe und Verständnis füreinander. Technik ist nicht alles und es gibt wahrlich genügend wichtigere Dinge im Leben als die mit einem Stecker. Oder nicht?
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