Dass Chinas wichtigste Container-Häfen nur noch mit halber Kraft arbeiten und wir wohl demnächst auf die nächste globale Lieferkatastrophe zusteuern, ist äußerst bedenklich, für das hier im zweiten Teil besprochene Bauteil-Problem ist es aber noch nicht einmal der Grund. Doch kommen wir zunächst zur allgemeinen Lage. Aufgrund eines aktuellen Ausbruchs des Coronavirus in der südchinesischen Provinz Guangdong haben die chinesischen Behörden erneut sehr strikte Covid-19-Maßnahmen eingeführt.

Dies führte bereits zu signifikanten Rückstaus in vier großen Häfen, wo aktuell nur noch die Hälfte der Kapazitäten (und weniger) genutzt werden können und wo bereits viele Schiffe bereits auf Außenreede liegen müssen und sich dort ebenfalls anfangen zu stauen. Das ist die wirklich schlechte Nachricht, denn die ganzen Lieferketten werden wohl erneut ziemlich nachhaltig davon beeinflusst. Solche großen Probleme verdecken natürlich auch die speziellen Alltagssorgen der Hersteller, wenn es um Detailfragen geht. Und genau darauf möchte ich auch noch einmal eingehen, denn es gibt neue, dunkle Wolken am Bauteil-Horizont.
Multiplexer Chips mit Verknappung?
Ähnlich wie schon bei den kombinierten USB-C und Power Delivery-Controllern (PD-Chips) für USB-C und Thunderbolt 4 hat der Forecast für ein weiteres Bauteil Probleme offengelegt, auch wenn es noch keine akute Verknappung (“Shortage”) gibt, sondern bisher nur eine reale Betrachtung ist, die man in die kommenden Planungen jedoch unbedingt mit einbeziehen sollte. Und wieder ist es Thunderbolt, um dass sich diese neue Probleme drehen. War Thunderbolt fast immer an der dGPU angeschlossen bzw. an der iGP, wenn keine dedizierte Grafikeinheit verbaut wurde, soll mit Thunderbolt 4 (TBT4) nun alles besser und flexibler werden. Das ist durchaus zu begrüßen und sehr löblich, erfordert aber zusätzliche Komponenten, die nicht unendlich verfügbar sein dürften. Jedenfalls kam jetzt schon einmal der Hinweis, dass man sich auch darauf bitte schon einmal einzustellen bzw. darüber nachzudenken hätte.
Das Demultiplexing/Multiplexing des Videotransports und die Signalaufbereitung für Dual-Mode DisplayPort 1.4 in PCs, Workstations und anderen hochauflösenden Videogeräteanwendungen benötigen spezialisierte Chips. Und was ist jetzt bei Intel-Laptops so anders als bei denen von AMD? Intels aktuelle Wunderwaffe heißt MUX-Inception, also die Möglichkeit, Signale umzuschalten. Bei AMD-Notebooks wird man einen Multiplexer maximal am externen DisplayPort (eDP) finden, aber keine MUX-Inception am USB Type-C, so wie Intel es gelöst hat. AMDs USB-C Ports sind einfach an der dGPU angebunden und fertig. Dass Intel hier flexibler bleibt, ist sicher für den Anwender ein gewisser Vorteil, für die Hersteller aber das Grauen.
Worum es geht, sind die sogenannten Multiplexer-Chips, also z.B. so ein PS8461 von Parade. Dabei handelt es sich um ein Multiplexing- oder “Mux”-Chip, der die Auswahl zwischen einem von zwei Dual-Mode DisplayPort-Eingängen ermöglicht, die am Ausgang jitterbereinigt und wiederholt werden. Dieser 2:1-Mux PS8461 ist ideal für PC-Systeme, die mehrere Grafikprozessoren verwenden, da mit ihm ausgewählt werden kann, welcher Grafikprozessor einen Videoausgangsanschluss oder ein eingebettetes Display steuert. Der PS8461 kann auch in Displays oder Dockingstationen eingesetzt werden, um alternative Videoeingänge auszuwählen. Das Bild oben zeigt uns erst einmal die Wirkungsweise so eines MUX-Chips.
Als weitere Anbieter hätten wir noch Realtek, Genysis und Cypress , aber auch von Cypress wissen wir ja bereits, dass aktuell eher alles knapp ist, was mindestens eine Kontaktfläche hat. Interessanterweise unterstützt ja TBT4 zwei parallele DP-Signale, also bräuchte man auch für einen Laptop wohl auch die doppelte Anzahl an Multiplexern. Wie bereits geschrieben, es ist noch nicht extrem akut, könnte es aber bald werden. Und dann nützen einem auch die bis dahin hergestellten Notebooks nichts mehr, wenn die Häfen dicht bleiben. Die Situation wird aktuell einfach nicht besser und Entspannung ist, auch aufgrund der neuen Pandemie-Lage in China, eher nicht in Sicht.
26 Antworten
Kommentar
Lade neue Kommentare
Urgestein
Urgestein
Urgestein
Urgestein
Urgestein
Urgestein
Urgestein
Urgestein
Veteran
Urgestein
Urgestein
Urgestein
Urgestein
Veteran
Veteran
Urgestein
Mitglied
Veteran
Alle Kommentare lesen unter igor´sLAB Community →