Audio Headsets Testberichte

Anders gleich: Creative SoundBlasterX H5 Tournament Edition im Headset-Test

Einführung und Lieferumfang Wenn man sich vom bisherigen (Soundkarten-) Produktportfolio deutlich abheben, jedoch nicht auf eingeführte Bezeichnungen und Marken verzichten will, kauft sich einfach mal eben so ein X und pappt es hinten dran. Aus Sound...Mikrofon-Messung und Sound-Check Zunächst messen wir den realen Frequenzbereich des Mikrofons, um dem Feedback der Leser entgegenzukommen. Dafür nutzen wir erneut unseren Messraum, kehren den Vorgang aber quasi um. Natürlich übersteigt eine echte Rez...

Mikrofon-Messung und Sound-Check

Zunächst messen wir den realen Frequenzbereich des Mikrofons, um dem Feedback der Leser entgegenzukommen. Dafür nutzen wir erneut unseren Messraum, kehren den Vorgang aber quasi um. Natürlich übersteigt eine echte Reziprozitätskalibrierung als Ausgangsbasis unsere aktuellen Möglichkeiten und der Aufwand überstiege den Nutzen bei Weitem. Deshalb haben wir einen Kompromiss gesucht.

Da wir aber über ein kalibriertes Messmikrofon verfügen, lässt sich durch eine Vergleichsmessung und das Herausrechnen der Unterschiede zumindest eine für unseren Zweck gut verwertbare Kurve erzeugen. Somit ist es also nicht der exakte Frequenzgang des Mikrofons, das würden wir uns gar nicht anmaßen, jedoch eine aussagekräftige Annäherung, die unseren subjektiven Eindruck zudem untermauert.

Mess- und hörbar kann man feststellen, dass es unter ca. 100 Hz einen stärkeren Pegelabfall gibt, wobei uns das Peak bei 50 Hz eher weniger gefällt. Da war das alte Mikrofon der H5 etwas besser. Auch die 12dB-Anhebung bei ca. 4,5 KHz ist zwar sicher so gewollt, aber eigentlich too much. Die Sibilanten sind ebenfalls sehr deutlich ausgeprägt, ohne jedoch allzu sehr zu dominieren.

Der Klang ist, auch auf Grund des vorhandenen Oberbasses und der präsenten unteren Mitten, eher als warm zu bezeichnen. Der recht ausgewogene Verlauf zwischen 100 Hz und 1 KHz kommt männlichen und weiblichen Stimmen gleichermaßen entgegen. Die Empfindlichkeit geht in Ordnung, das Mikrofon agiert auch rein subjektiv deutlich lauter.

Kopfhörer-Messung

Wie wir testen, haben wir im Grundlagenartikel „Gaming-Headsets: Mythos, Wahrheit und wie wir testen“ bereits sehr ausführlich und transparent dargelegt, denn mit dem üblichen Audio-Geschwurbel von Bassgewittern und Hochtonpeitschen kommt man nicht wirklich weiter. Man muss schon subjektiv gut zuhören können und parallel dazu auch messen. Beginnen wir zunächst mit Letzterem.

Wenn man die Kurve betrachtet, dann sieht es bis auf die kleine Delle bei ca. 4,25 KHz samt der korrespondierenden Ränder in den Flanken sehr gut aus. Allerdings sind die ca. 4db Pegelabfall erträglich, denn sie liegen in einem Bereich. in dem das menschliche Ohr eh mit am empfindlichsten ist. Wenn es denn überhaupt einen Unterschied zum normalen H5 gibt, dann ist es dieser kleine Einbruch und das etwas kräftigere Bassfundament, das wir aber auch dem Tooling zuschreiben könnten.

Wir haben zusätzlich noch etwas mit dem Tief(st)bass gespielt, indem wir ihn bei 64 und 32 Hz angehoben haben. Allerdings geht dann die Pegelfestigkeit und auch die Transparenz ein wenig verloren. Kann man tun, muss es aber nicht.

Subjektives Hörerlebnis – Original gegen Optimierung

Testen wir nun auch subjektiv, was man im Original am Ohr anliegen hat. Wir haben das Headset zuvor noch wie üblich zwei Tage lang an einer Quelle mit ordentlichem Pegel durchgehend betrieben, um auch den Einspiel-Fanatikern eine Chance zu geben.

Basswiedergabe

Den Tiefstbass in der Subkontraoktave (16,4 Hz bis 32,7 Hz) testen mit einer Aufnahme von Bachs Toccata und Fuge D-Moll (19 und 25 Hz) sowie der Festival-Ouvertüre 1812 von Tschaikowsky (10 Hz und 12,5 Hz). Das gleiche gilt auch für die unteren Bereiche der Kontraoktave (32,7 bis 65,4 Hz). Die große Basstrommel (Kick Drum), die in der U-Musik ein gern gesehener Begleiter und meist auf ca. 55 bis 60 Hz abgestimmt ist, wird diese Beurteilung dann abrunden.

Der Bass ist tief und sehr weich, jedoch auch hörbar zurückhaltender, aber immer noch präsent genug. Ab ca. 40 Hz wird es dann zwar nach unten hin schon etwas dünn, aber das macht fast nichts. Es ist nun mal kein völlig geschlossenes System. Die Kontraoktave ist hörbar in großen Teilen anwesend, das beruhigt sicher ein wenig. Wer es hingegen dumpf blubbernd mag, muss am Equalizer nachbessern oder sich einen Bassbomber kaufen.

Die große Basstrommel kommt ausreichend knackig und die Pegelfestigkeit ist für diese Preisklasse erstaunlich hoch. Das Einschwingverhalten geht ebenfalls in Ordnung und insgesamt kann man festhalten, dass der Bass zwar kein Highlight, aber eben auch keine schmerzende akustische Wunde ist.

Der Oberbass bis 150 Hz, in dem auch die Große Oktave (65,4 bis 130,8 Hz) liegt, beherbergt die Sprachgrundfrequenz der männlichen Stimme und entscheidet sehr stark über die naturgetreue Wiedergabe männlicher Vocals.

Dieser Bereich klingt sehr ausgewogen und recht natürlich, wenn auch nicht analytisch. Die männlichen Vocals werden sehr neutral wiedergegeben, die Instrumente werden nicht verfälscht. Insgesamt ist die Auflösung sehr gut und lässt auch nicht zu dominant aufspielende Quellen gut performen und orten. Es fehlt ein wenig an der Wärme, was am leichten Bassabfall unterhalb von 100 Hz liegt.

Mitteltonbereich

Die unteren Mitten (auch Grundtonbereich) liegen bei ca. 150 bis 400 Hz. Zusammen mit dem bereits erwähnten Oberbass spielt dieser Bereich eine sehr wichtige Rolle für die subjektiv empfundene Wärme bzw. Fülle des Klangbildes. Die Sprachgrundfrequenz weiblicher Stimmen ist in diesem Bereich zu finden.

Weibliche Vocals kommen ebenfalls sehr ordentlich auf den Punkt. Die Klangfarbe der Vocals und eingespielten Instrumente geht jedoch eher in Richtung neutral und oben hinaus dann sogar ins Kühle, sogar mit einem leichten Hang zum Analytischen. Man kann das durchaus mögen, muss es aber nicht. Hier unterscheidet sich das Headset auch subjektiv ein wenig vom Vorgängermodell, welches eher wärmer klang.

Die oberen Mitten zwischen 400 Hz bis etwa zwei KHz beinhalten bei einem KHz eine Marke, die immer noch als Referenz für viele Messungen gilt. Das merkt man leider auch oft bei günstigeren Geräten, da die Hersteller oft versuchen, gerade diese Frequenz etwas überzubetonen. Auch beim Gaming spielt dieser Bereich keine unbedeutende Rolle und eine ausgewogene Wiedergabe trägt nicht unwesentlich zu einer guten räumlichen Auflösung bei.

Alle Instrumente bieten die geforderten Nuancen und auch die Auflösung ist bereits recht gut. Viele Details können begeistern und die Bühne, sowie die subjektiv empfundene Qualität der räumlichen Auflösung sind auf einem sehr guten Niveau. Allerdings können hier manche Headsets im Bereich oberhalb von 100 Euro und gute Hi-Fi-Kopfhörer sicher noch mehr bieten, aber das wäre schon Jammern auf einem höheren Niveau.

Ein Orchester wirkt (rein subjektiv betrachtet) recht weit aufgestellt, die Ortung fällt recht präzise aus. Hört man eine Aufzeichnung eines Kammerkonzertes aus einem eher kleinen und stark gedämpften Raum, fallen erste Defizite bei der Präzision auf, die man bei komplexeren Quellen so nicht wahrnimmt. Aber wie bereits geschrieben: Das Headset kann auch Musik, aber eben nicht nur. Denn Frau oder Herr Gamer werden sicher andere Prämissen setzen und dann auch recht gut bedient.

Hochtonbereich

Zwischen zwei bis etwa 3,5 KHz ist das menschliche Gehör am empfindlichsten, zumal dieser Bereich der unteren Höhen für die gute Oberton-Wiedergabe der menschlichen Stimme zuständig ist. Dieser Frequenzbereich ist nämlich entscheidend für die Wiedererkennung einer Stimme oder eines Instrumentes; man spricht in diesem Zusammenhang auch von der jeweiligen Klangfarbe.

Es klingt etwas natürlicher und neutraler, als man es anhand der eingedellten Messkurve vielleicht erwartet hätte. Vor allem die Ortung im Spiel ist zu jeder Zeit auf der Höhe des Geschehens. Sicher ginge es wohl sogar (noch) besser, aber es gibt deutlich schlechtere Headsets für ähnliches Geld. In der richtigen Relation betrachtet, passt es also. Die Musik leidet eher weniger, nur manche Vocals büßen bei der Klangfarbe ein wenig an Ausdruckskraft ein.

Die mittleren Höhen (3,5 bis sechs KHz) entscheiden über das Ge- oder Misslingen der Sprachwiedergabe als Gesamtbild, denn die S- und Zischlaute (Sibilanten) fallen in diesen Bereich. Die oberen Höhen reichen dann bis ca. zehn KHz, um in den Superhochton überzugehen.

Die kleine Delle setzt sich hier am unteren Ende zwar noch fort, aber es klingt trotzdem überwiegend neutral. Die Sibilanten gehen so in Ordnung und auch der Superhochton ist noch gut präsent. Ab ca. 16 KHz fallen die Pegel jedoch stärker ab, was allerdings kaum jemand hören dürfte, es sei denn, er ist ein Hund, eine Fledermaus oder deutlich unter 20 Jahre alt.

 

Zusammenfassung und Fazit

Die aktuell aufgerufenen 70 Euro Straßenpreis sind ein Preis-/Leistungsknaller, da beißt die Maus keinen Faden ab. Man erhält ein nahezu perfekt sitzendes, ultraleichtes und sehr gut verarbeitetes Headset, das weit davon entfernt ist, als dröger Plastebomber durchzugehen. Materialauswahl, Optik und Haptik passen hier genauso gut zum Preis, wie der Klang als solcher.

Susi Sorglos bekommt am Ende wirklich ein nettes Rundum-Musik-Paket und Klaus-Kevin Normalzocker ein feines Headset für seine Schlappohren. Einen tieffliegenden Bass-Bomber darf man allerdings nicht erwarten, da muss man schon bei Dr. Dre im Grabbeltisch wählen. Was aber wirklich zusagt ist die schmierenfreie Transparenz, die einem auch nach Stunden intensiven Gebrauchs nicht auf den Geist geht.

Das gilt übrigens auch für die Klima-Komfort-Zone, denn man wird weder beim Preis noch beim längeren Tragen so richtig ins Schwitzen kommen. Diesen Part dürften wohl eher die Mitbewerber übernehmen, denn das Creative SoundblasterX H5 Tournament Edition ist wohl eines der am meisten unterschätzen Produkte.

Und was hat nun Creative von diesem Update? Die Verpackung ist wieder deutlich einfacher gehalten und die Buchhaltung in Singapore stößt auf die Preisersparnis aus Box, Tooling und Treiber sicher täglich mit einem Piccolöchen an. Denn irgendwo müssen die 70 Euro ja auch herkommen. Es sei ihnen aber gegönnt.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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