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Full-HD HDMI-Grabber mit 60 FPS im Test: Elgato HD60 S gegen preiswerte China-Ware von Amazon

Vergleich der Bildqualität

Nun ja, ich bin kein Streamer, brauche aber einen sauberen Inhalt für die Freistellung in meinem Green Room. Während der Elgato mehr oder weniger in Echtzeit diese Daten überträgt, genehmigt sich der Amazon-Grabber eine deutlich sichtbare Verzögerung. Diese resultiert ganz offensichtlich auf der MPEG-Codierung, die ähnlich wie bei einer Webcam fungiert aber etwas am augenscheinlich langsamen Processing krankt. Außerdem gibt es keinen echten Zugriff auf die Videokonsole für etwaige Settings. Zunächst betrachte wir einmal das Endresultat, wo das Video bereits fertig gerendert wurde und der gesamte grüne Hintergund für das Underlay weichen musste. Und genau da merkt man dann auch etwaige Codierungs- oder Übertragungsfehler!

Bei Standbildern ist die Schärfe des Billig-Grabbers hervorragend, bei langsameren Bewegungen noch akzeptabel. Aber wenn es hektisch wird, dann sieht man eine Art Interlace-Effekt, wo der Amazon-Grabber nicht mehr hinterherzukommen scheint. Das fällt dann schon richtig auf und es ist der sichere Tod jeder Chroma-Key- oder Non-Red-Key-Aktion, denn hier lässt sich auch kein transparenter Hintergrund mehr herstellen. Beim Elgato HD60 S tritt dieser Effekt kaum oder gar nicht auf.

Out of the Box bietet der Elgato HD60 S auch das knackigere Bild. Das erste Bild zeigt den Grabber von Amazon, der zudem ein etwas flaues Bild liefert. Hier muss dann später mit ca. 5 Prozent Kontrast nachgeholfen werden. Außerdem stimmt der Gamma-Wert nicht, denn es gibt kein echtes Schwarz. Generell wirkt der Farbraum des Amazon-Grabbers etwas limitiert und ich vermute mal stark, dass hier eine geschickte Reduzierung der Ortsauflösung bei der Chrominanz vorliegt, um einfach etwas weniger Bandbreite bei der Übertragung zu benötigen. Das allerdings rächt sich später im direkten Vergleich.

Beim Elgato-Grabber ist das Bild deutlich kontrastreicher und es lässt sich auch im Gerät selbst noch einiges nachkorrigieren, was später nicht im Schnittprogramm noch manuell erledigt werden müsste. Zur Ehrenrettung des Amazon-Gerätes muss man aber auch anmerken, dass der MPEG-Stream bis auch die obigen Fehler sauber ankommt und es keine sichtbaren Artefakte gibt. Aber man muss Kontrast, Tonwert und gegebenenfalls sogar den Schwarzabgleich nachkorrigieren, weil das originales Preset doch recht lausig ist.

 

Latenzen und Stabilität

Echtzeitübertragung geht nur mit dem HD60 S, das bringt einem Streamer natürlich deutliche Vorteile. Ich messe mit dem bereits erwähnten Trick über das Audiosignal für den gesamten Signalweg mit dem Elgato ca. 17 Millisekunden bis zum Videostream bzw. der aufgezeichneten Videodatei, was ein recht guter Wert ist. Der Amazon-Grabber ist da fast eine Sekunde langsamer, was bei der Videoaufzeichnung prinzipiell zwar nicht stört, aber im direkten Vergleich extrem auffällt. Ein direktes Einmischen weiterer Audiosignale da noch synchron hinzubekommen, ist fast schon aussichtslos.

Der Elgato HD60 S schwächelt allerdings etwas bei der Stabilität, wenn der Signalweg nicht optimal ist. Bei einem gutem, aber 10 Meter langen HDMI-Kabel bricht die Verbindung sporadisch ab oder es werden zumindest Fehler sichtbar, was beim Amazon-Gerät beides nicht auftritt. Wer sich nicht an den Limits des Preiswert-Grabbers stört, ist bei längeren Kabeln dort sogar besser aufgehoben. Meine drahtlose HDMI-Bridge von Gigabyte, die ich seit Jahren nutze, läuft am Elgato auch nicht, dafür aber am Amazon-Gerät.

Und sonst? Der Fremdspannungsabstand des analogen Eingangs beim HD60 S ist gut, wenn auch nicht hervorragend. Bei der Leistungsaufnahme siegt der Elgato HD 60 S mit 1,3 gegen 2.7 Watt, nimmt also etwas weniger als die Hälfte an elektrischer Leistung auf. Beide Geräte können jedoch sogar sehr sicher am selben USB-Hub betrieben werden, wenn es um die Leistungsaufnahme geht. Die benötigte Bandbreite des Amazon-Grabbers liegt deutlich unter 15 Mbps so dass es auch mit dem gemeinsamen Streamen klappt. USB 3.1 ist aber Pflicht für so eine Kombination.

 

Elgato Game Capture HD 60 S (1GC109901004)

 

Zusammenfassung und Fazit

Im direkten Vergleich und beim praktischen Einsatz in meinem kleinen Videostudio ist der Amazon-Grabber für die zweite Überkopf-Kamera die bessere Wahl, weil ich mit mit dem langen Kabel eine sichere Verbindung erreichen kann. Für die Frontalaufnahme dessen, was später mit transparentem Hintergrund weiterverarbeitet wird, ist der günstigere Graber aber nichts, denn man darf sich nicht allzu schnell bewegen, weil sonst die Kanten der bewegten Objekte deutlich sichtbar ausfransen.

Ob einem jedoch der Kaufpreis ab ca. 160 Euro Straßenpreis für den Elgato HD60 S zusagt, das muss man mit sich selbst ausmachen. Rechnet man jedoch die Zeit dagegen, die man mit der mühsamen Nachbearbeitung des Amazon-Gerätes einbüßt, weil die aufwändigere und zusätzliche Maskierung der ausgefransten Bereiche echt Zeit beim Erstellen und Encodieren kostet, dann ist die Frage schnell beantwortet. Einfache Gemüter werden auch mit dem Software-Bundle von Elgato glücklich, der etwas besser orientierte Edelstreamer nimmt ja eh OBS.

Fazit? Der Elgato HD60 S tut genau das, was er soll, auch recht gut. Er mag aber nur sehr stabile Eingangssignale, das muss man mit einplanen. Normalerweise gibt es aber bei den üblichen Kabellängen von 2 Metern oder weniger keine Probleme in der Praxis. Und was ist micht echter Kritik? Die Homepage sollte ein Handbuch als elektronischen Download einzeln und im sofort sichtbaren Bereich anbieten und die Informationen zum etwas verkorksten Signalweg bei einer PS4 nicht vorenthalten. Streamer mit USB-Headset und PS4 können mit dem Elgato HD60 S nämlich kaum was anfangen. Das gehört zumindest beschrieben. Der Rest passt dann wieder.

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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