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Auf die harte BIOS-Tour: manueller EEPROM-Flash einer GeForce RTX zur Umgehung der Sperre mit der Hardware-ID bei NVflash | igorsLAB

Ergebnis und Spurensuche

Es gibt ein Ergebnis, das wir gleich nach dem ersten Einschalten registrieren können. Das LED-Geraffel tut noch, was es tun soll. Ansonsten bleibt die Karte aber leider still, viel zu still. Was uns eindeutig beweist, dass selbst zwei eigentlich vermeintlich ähnliche Platinen, die jeweils mit einem Non-A- und einem A-Chip bestückt wurden, nicht durch ein einfaches BIOS-Ping-Pong passend in Form geflasht werden können In keine Richtung übrigens. Und genau daraus können wir nun auch gewisse Schlüsse ziehen.

Ich habe zudem lange daran gesessen, beide Firmware-Pakete binär zu vergleichen, auch mit anderen Extrakten aus BIOSen dieser beiden Chip-Klassen. Ich werde mich aus den Eingangs in diesem Artikel genannten Gründen jetzt auch nicht weiter darüber auslassen, welche Bereiche den OEM zur individuellen Anpassung (z.B. Vorgaben für Lüfterkurven, eigene Funktionen usw.) dienen und wo man Nvidias abgesicherte Daten vermuten könnte. Es bringt nämlich nichts, weil man für die Auswertung des Letzteren auch die verwendeten Algorithmen des Schutzes kennen müsste.

 

Es existiert auch eine physikalische Hardware-ID

Obwohl die Chips von gleichen Wafern stammen, findet man eine andere Hardware-ID vor. Das Gleiche gilt übrigens auch für die Quadro-Karten, die ja ebenfalls auf identischer Hardware basieren. Soweit unsere Informationen stimmen, löst Nvidia diese Spezifizierung in A-, S- oder eben auch Quadro mittels eines sogenannten „Hardware-Straps“, also einer kleinen zusätzlichen Komponente auf dem BGA-Platine, nicht durch eine Kennung am oder im Die. Wir sind auf der Suche danach, keine Angst.

Aber das wäre am Ende wohl auch zu einfach gewesen. Genau deshalb lässt sich auch eine GeForce RTX 2070 nicht zu einer Quadro-RTX 4000 flashen, auch wenn es eigentlich von der Funktionalität her machbar sein sollte. Schade für den etwas versierteren Spielmatz, gut für Nvidias Portokasse.

Zwei unterschiedliche Packages und Label

Betrachten wir nun einmal die Oberseite beider Chips!  Links der „gute“ A-Chip aus der Kalenderwoche 28 dieses Jahres, rechts der „schlechte“ und deutlich jüngere Chip aus KW 32. Wir sehen auch, dass Labeling und Gravur ein wenig differieren. Man erkennt anstelle des „A“ links neben dem Taiwan beim preiswerteren Chip ein „S“ (Salvage?). Auch der Font und die Zeichenabstände sind nicht gleich. Der Chip-Code als TU106-400-A1 wurde zudem nachträglich und separat aufgedruckt.

  

Man könnte fast meinen, dass hier zwei sehr unterschiedliche Anbieter bzw. Anlagen für das IC Packaging genutzt wurden und dass man diesen „S“-Chip auch erst später und vor allem im Nachhinein für die Verwendung gelabelt haben muss. Ob das geschehen ist, weil man sich mit dem Preis im Unreinen befand und etwas Passenderes nachschieben wollte, kann man an dieser Stelle aber nur mutmaßen.

Der Flash als solcher funktioniert bestens

Noch nie war das (Um-)Programmieren von EEPROMs so einfach wie mit dieser chinesischen Hardware aus dem Asia-Discounter-Regal. Selbst wenn man ca. 18 Euro bei Prime latzen muss, um diese Hardware innerhalb von zwei Tagen stressfrei auf den Tisch zu bekommen, ist es mehr als günstig! Denn der Anwendungsbereich ist größer als man denkt.

Ein unlängst vorgenommener Test mit einem komplett „gebrickten“ Mainboard, wo der Löschvorgang des EEPROMs aufgrund eines Fehlers in der Flash-Software nur fehlerhaft vorgenommen wurde und danach auch ein Neubeschreiben ebenfalls fehlschlug, zeigt, dass sich so etwas mit einem externen Programmer locker reparieren ließe. Damit ist so eine Anschaffung also kein Luxusgut. Außerdem halte ich das Umflashen mittels externem Tool für deutlich sicherer und am Ende sogar auch einfacher.

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Fazit

Nvidia ist nicht Mutter Theresa, soviel steht schon einmal fest. Und da es wohl in erster Linie auch nicht darum geht, den Käufer vor sich selbst zu schützen, schützt sich Nvidia natürlich erst einmal selbst. Und zwar vor bestimmten Boardpartnern, die somit gar nicht erst in Versuchung kommen dürften, etwas Unüberlegtes zu tun und rein „zufällig“ Billig mit Teuer vertauschen. Eines haben wir nämlich beim Einschalten der umgeflashten Karte auch sofort feststellen müssen: man hat seitens Nvidia dort einen dicken, fetten Riegel vorgeschoben.

Ja, man kann flashen und ja, es ist auch kein Schaden entstanden, denn man kann ja alles auch wieder zurückschreiben. Aber man kann beide Karten nicht einfach mal eben so zwangsvereinen. Damit bleibt die Sensation natürlich aus, aber es zeigt auch sehr schön, wie hoch Nvidia die Latte mittlerweile gehängt hat.

Was wir aber mitnehmen können ist eine sehr praktikable Anleitung, die nämlich auch zeigt, wie einfach man eine vermeintlich komplett „gebrickte“ Karte retten kann, wenn die Software-Tools versagen. Und es klappt sogar bei anderen Dingen wie z.B. Mainboards. Beim EEPROM-Direktflash ist es übrigens egal, ob nun AMD oder Nvidia, denn vorm Programmer sind alle gleich, selbst Lisa und Jensen. Auch eine Erkenntnis.

 

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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