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Auch die NVIDIA GeForce RTX 3000 Serie besitzt eine Hotspot-Temperatur! Erste Messungen und der Vergleich mit AMD

Sagen wir es mal so: es hätte uns eigentlich alle verwundert, wenn NVIDIA diesen Hotspot-Messwert nicht auch nutzen würde. Nur ist die nutzbare Schnittstelle für die gängige Drittanbietersoftware etwas spärlich ausdokumentiert. Dass es über kurz oder lang dann doch gelingen würde, auch dieses kleine „Geheimnis“ zu lüften, ist eben auch nur eine Frage der Zeit. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter der GPU-Temperatur und diesem ominösen Hotspot? Ich versuche heute, das einmal vereinfacht dazustellen und auch zu vergleichen.

Sensoren auf einer Radeon VII (Bild AMD)

Der Unterschied zwischen Average und Peak

In jedem Chip steckt ja mittlerweile nicht nur ein einziger Temperatur-Sensor („GPU-Diode“) sondern es sind inzwischen sehr, sehr viele Sensoren, deren genaue Positionierung natürlich ein gut gehütetes Geheimnis  ist. Die Firmware beinhaltet wiederum einen ganz bestimmten Algorithmus, der all diese Einzelwerte wichtet und daraus dann eine Art Durchschnittswert bildet, der auch auslesbar ist Bei AMD nennt man das intern „Edge“-Temperatur, NVIDIA schreibt nur simpel GPU-Temperatur. Dass sich beide Varianten dennoch in Details unterscheiden, ist durchaus anzunehmen, aber das Prinzip ist zumindest sehr ähnlich.

Und der Hotspot? Bisher war es zumindest bei AMD-Grafikkarten möglich, auch die sogenannte „Hotspot“-Temperatur auszulesen, die dann den heißesten Teil des Chips repräsentiert. Wobei auch hier nicht ganz klar ist, wie der Wert letztendlich genau zustande kommt und wie viele Sensoren für die Wertermittlung genutzt werden. Diesen „Hotspot“-Wert nutzt AMD für die Telemetrie, denn große Teile der Lüftersteuerung und Sicherheits- bzw. Abschaltfunktionen basieren einzig und allein auf diesem Grenzwert und nicht dem Durchschnitt. Betrachten wir einmal eine Radeon RX 6800XT mit GDDR6-Speicher:

Je nach Kühler und anliegender Last liegt der Unterschied zwischen der Edge-Temperatur und dem Hotspot zwischen 12 bis 20 Grad. Es geht auch deutlich mehr, aber dann ist exakt diese Differenz auch ein sehr guter Indikator, dass der Kühler nicht optimal aufliegt! Hier kam es bisher bei AMD-Karten auf eine absolut saubere Auflage und Montage an, doch auch GeForce-Karten wollen ordentlich montiert werden. Man konnte es öfters schon bei Luftgekühlten Karten beobachten, dass die GPU-Temperatur eigentlich noch unter dem Temperaturlimit lag und es trotzdem schon zu einem leichten Throttling oder dem übermäßigen Drehen der Lüfter kam.

Betrachten wir nun die Kurve der Hotspot-Temperatur, die ich an einer GeForce RTX 3090 ausgelesen habe im Vergleich zu den beiden anderen Temperaturen, analog zur Radeon-Grafik von eben. Was erneut auffällt: Die grüne Kurve für die GPU-Temperatur ist deutlich ausgeglichener als die gelbe Kurve der Hotspot-Temperatur. Dass hier beim Hotspot auch Nachkommastellen ausgelesen werden, ist nebensächlich, denn die Abstufungen fallen trotzdem feiner aus. Das bestätigt am Ende natürlich die These, dass der Hotspot nur den heißesten Sensor oder zumindest wenige Sensoren beinhaltet, während der Durchschnitt die Ausreißer faktisch glättet und geradezu verschluckt.

Bei NVIDIA-Karten habe ich bisher zwischen 11 und 14 Grad Unterschied zwischen den Temperaturwerten gemessen, was deutlich unter der Differenz bei den Radeon-Karten liegt, obwohl die GPU samt Package bei den Radeons deutlich ebener ist. Entweder nutzt hier NVIDIA komplett andere Sensorpositionen, oder der Chip selbst besitzt weniger echte Hotspots. Das ließ sich bisher nicht genau klären (und wird es wohl auch nicht). Trotzdem ist ein deutlich höherer Hotspot-Wert im Vergleich zur GPU-Temperatur auch bei NVIDIA ein sehr verlässlicher Indikator für eine nicht optimale Kühler-Montage.

Hotspot für alle!

In der nächsten Beta-Version von HWINFO wir nun der Hotsport-Wert nach diversen Verifikationen und Plausibilitätstests auch angezeigt werden. Direkt unter der ebenfalls lange versteckten GDDR6X-Temperatur. Bastler und Enthusiasten werden dieses Service sicher sehr zu schätzen wissen, denn man kann anhand des Hotspots im Vergleich zur Durchschnittstemperatur die Qualität der Kühlermontage ziemlich gut überprüfen. Auch das kann einem am Ende des Tages eine gute Portion Sicherheit geben.

Dazu noch das passende Video:

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Case39

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Schön zu wissen. Danke für den Hinweis und die Erklärung, Igor (...jeder sollte einen Igor haben😉).

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Gurdi

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1,370 Kommentare 900 Likes

Da hast du ja mal wieder ein heißes Eisen im Feuer @Igor Wallossek (y)

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B
Besterino

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6,730 Kommentare 3,326 Likes

Habe das Video noch nicht geschaut, aber woran erkenne ich denn eine gute bzw. schlechte Kühlermontage bei Nvidia? An einem Differenzwert aus GPU und Hotspot von >12°?

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E
Eller

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17 Kommentare 21 Likes

@Igor Wallossek Wieso testest du nicht unter gleichen Bedingungen?
Also bei der 6800XT hast du Wichter 3 in UHD am laufen und bei der 3090 Furmark in unbekannter Auflösung :unsure:

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W
WokeUpInANewBugatti

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35 Kommentare 20 Likes

Kommt da auch was für die 3070 FE? Wäre mal ganz interessant zu sehen wie die Memory / VRM Temepraturen aussehen (im Vergleich zu Igors eigenen Messungen)

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Igor Wallossek

1

10,193 Kommentare 18,806 Likes

Es geht doch nicht um den Endwert im direkten Vergleich. Bei Furmark kommt bei NV die Lüfterkurve (und Temperaturkurve) deutlich besser :)
Das ist exemplarisch. Sonst hätte ich ja auch eine 6900XT nehmen müssen

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Alkbert

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931 Kommentare 707 Likes

Trotzdem würde mir die GDDR 6x Temperatur die Schweißperlen auf die Stirn treiben - und ich bin üblicherweise definitiv kein "Schisser".

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D
Deridex

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2,213 Kommentare 846 Likes

Yap, wenn diese Werte stimmen wäre mir das auch nicht ganz geheuer.

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m
markus_ke

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Danke für den Beitrag Igor.

Mit bissel Google wurde die neue Version bereits von den HWInfo im Forum gepostet.

Ka obs erlaubt ist.
Sonst einfach bitte löschen.

Danke
Gruß
Markus

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L
Logo55

Neuling

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Auch für die 3060ti? Bisher gabs ja nur die GDDR6x Temperaturen ab 3080 aufwärts. Kann ich bei meiner 3060ti nun auch endlich bald die Speichertemp. auslesen?

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O
ORL0K

Neuling

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Hallo Zusammen,

habe die Beta von HWiNFO heruntergeladen. Als Vergleich für euch folgende Temp.:
ASUS TUF RTX 3080 OC 10 GB
GPU Temp.: 65,9°C
GPU Memory Junction Temp.: 86,0°C
GPU HotSpot Temp.: 76,9°C

Edit: Habe die Temperaturen an das Standard-Lüfterprofil & GPU BIOS Performance angepasst.
Test durch 3dmark TimeSpy Belastungstest (10 min)

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Case39

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2,502 Kommentare 928 Likes

Was lief währendessen?

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O
ORL0K

Neuling

2 Kommentare 3 Likes

3dmark TimeSpy Belastungstest (10min) - habe die Temperaturen anpassen müssen wegen personalisierter Lüftersteuerung.

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K
Klippi313

Neuling

3 Kommentare 0 Likes

Mal wieder ein sehr interessanter Artikel. Schön, dass solche Geheimnisse dann doch gelüftet werden können ;)

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EyRaptor

Veteran

144 Kommentare 48 Likes

Sau nice dass man da endlich Werte auslesen kann.

Wirklich 100% glauben tu ich die aber nicht.
Ein Freund von mir hat das mit seiner Problem-3090-Strix ausprobiert.
Die Karte taktet auf 1,45 Ghz runter und haut die Lüfter auf max, Hotspot Temp soll angeblich bei 102C° sein.
So wie sich die Karte verhält hätte ich da eher mit ca. 110+ C° gerechnet.
102 C° sollten für die Chips ja noch halbwegs sicher sein, solange es wirklich der reale Hotspot ist.

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Stadtreiter

Veteran

210 Kommentare 170 Likes

Ohje, falls ich noch mal irgendwann eine 3080 bekommen sollte..., will ich das lieber garnicht so genau wissen. Wenn ich anfange daran herumzubasteln, wird es eh nur noch schlimmer ;-)
Trotzdem sehr spannend! Vor allem für die Pimper und für die Fehlersuche bei Problemen.

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DocAngelo

Mitglied

37 Kommentare 23 Likes

Übrigens: auch GPU-Z zeigt jetzt die HotSpot und MemTemp an (hoffentlich den heißesten Wert der GDDR6X Chips? Vielleicht kann unser Hardware-Weiser dazu etwas sagen ? TechPowerUp GPU-Z v2.37.0 vom 22.2.2021). Das läuft bei mir am Desktop seit jeher zur Orientierung mit (ROG-Edition) und ist angenehmer abzulesen als HWInfo.

Beim kombinierten OPTIX/CPU-Rendern (GPU/CPU am Anschlag bei 100%/Frame) einer Animation in Blender 2.92 über 6 Stunden waren die Maximalwerte auf meiner ROG STRIX RTX 3090 OC (keine WaKü, Backplate-Modding mit Kühlkörpern s.u.) bei konstant 2.075 - 2.130 MHz und avg. 456 W Board Power Draw (max: 484 W):

GPU Temp: 68°
HotSpot: 80°
MemTemp: 78°
Raumtemp: 20°

(alle Werte gerundet, ist kein Igor-Präzisions-Test)

(CPU TR 2950X, PBO, WaKü Silverstone Icegem 360: 290W, 4.092 MHz allcore, Temp: 68°C)

Was ich allerdings so gar nicht verstehe: In ASUS GPU-Tweak II ist Memory Clock(MhZ) mit 19850 angegeben (+348 Taktanhebung durch mich), GPU-Z liefert jedoch den Wert 1240,8 MHz während des Renderns. Kann mich da jemand erhellen was da eingestellt und dort dann ausgelesen wird? Das mit den Memory-Taktraten krieg ich irgendwie intellektuell nicht auf die Reihe ....................

(Anmerkung: bei OCs meiner RTX mit laufendem HWInfo-Fenster (neue Version) hat sich regelmässig die Lüftersteuerung der ASUS STRIX 3090 und des ASUS STRIX X399 MoBo aufgehängt (entweder Lüfter auf Max steckengeblieben oder im Idle-Modus). Der Fehler war reproduzierbar und trat auch bei OCCT 7.3.2 - Stresstests auf. OCCT hat jetzt HWInfo integriert. Sollte das jemandem passieren: HWInfo hat da einen Bug)

View image at the forums

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G
Guest

Das eine ist die Übertragungsrate, das andere die Taktrate.

19850 / 8 Bit = 2480, da 2 Bit pro Takt übertragen werden, kommt man auf 1240 MHz.

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Martin Gut

Urgestein

7,776 Kommentare 3,572 Likes

Ich habe bei Hotspot immer nur von der heissesten Temperatur innerhalb der GPU gelesen.

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Danke für die Spende



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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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