Sagen wir es mal so: es hätte uns eigentlich alle verwundert, wenn NVIDIA diesen Hotspot-Messwert nicht auch nutzen würde. Nur ist die nutzbare Schnittstelle für die gängige Drittanbietersoftware etwas spärlich ausdokumentiert. Dass es über kurz oder lang dann doch gelingen würde, auch dieses kleine “Geheimnis” zu lüften, ist eben auch nur eine Frage der Zeit. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter der GPU-Temperatur und diesem ominösen Hotspot? Ich versuche heute, das einmal vereinfacht dazustellen und auch zu vergleichen.

Der Unterschied zwischen Average und Peak
In jedem Chip steckt ja mittlerweile nicht nur ein einziger Temperatur-Sensor (“GPU-Diode”) sondern es sind inzwischen sehr, sehr viele Sensoren, deren genaue Positionierung natürlich ein gut gehütetes Geheimnis ist. Die Firmware beinhaltet wiederum einen ganz bestimmten Algorithmus, der all diese Einzelwerte wichtet und daraus dann eine Art Durchschnittswert bildet, der auch auslesbar ist Bei AMD nennt man das intern “Edge”-Temperatur, NVIDIA schreibt nur simpel GPU-Temperatur. Dass sich beide Varianten dennoch in Details unterscheiden, ist durchaus anzunehmen, aber das Prinzip ist zumindest sehr ähnlich.
Und der Hotspot? Bisher war es zumindest bei AMD-Grafikkarten möglich, auch die sogenannte “Hotspot”-Temperatur auszulesen, die dann den heißesten Teil des Chips repräsentiert. Wobei auch hier nicht ganz klar ist, wie der Wert letztendlich genau zustande kommt und wie viele Sensoren für die Wertermittlung genutzt werden. Diesen “Hotspot”-Wert nutzt AMD für die Telemetrie, denn große Teile der Lüftersteuerung und Sicherheits- bzw. Abschaltfunktionen basieren einzig und allein auf diesem Grenzwert und nicht dem Durchschnitt. Betrachten wir einmal eine Radeon RX 6800XT mit GDDR6-Speicher:
Je nach Kühler und anliegender Last liegt der Unterschied zwischen der Edge-Temperatur und dem Hotspot zwischen 12 bis 20 Grad. Es geht auch deutlich mehr, aber dann ist exakt diese Differenz auch ein sehr guter Indikator, dass der Kühler nicht optimal aufliegt! Hier kam es bisher bei AMD-Karten auf eine absolut saubere Auflage und Montage an, doch auch GeForce-Karten wollen ordentlich montiert werden. Man konnte es öfters schon bei Luftgekühlten Karten beobachten, dass die GPU-Temperatur eigentlich noch unter dem Temperaturlimit lag und es trotzdem schon zu einem leichten Throttling oder dem übermäßigen Drehen der Lüfter kam.
Betrachten wir nun die Kurve der Hotspot-Temperatur, die ich an einer GeForce RTX 3090 ausgelesen habe im Vergleich zu den beiden anderen Temperaturen, analog zur Radeon-Grafik von eben. Was erneut auffällt: Die grüne Kurve für die GPU-Temperatur ist deutlich ausgeglichener als die gelbe Kurve der Hotspot-Temperatur. Dass hier beim Hotspot auch Nachkommastellen ausgelesen werden, ist nebensächlich, denn die Abstufungen fallen trotzdem feiner aus. Das bestätigt am Ende natürlich die These, dass der Hotspot nur den heißesten Sensor oder zumindest wenige Sensoren beinhaltet, während der Durchschnitt die Ausreißer faktisch glättet und geradezu verschluckt.
Bei NVIDIA-Karten habe ich bisher zwischen 11 und 14 Grad Unterschied zwischen den Temperaturwerten gemessen, was deutlich unter der Differenz bei den Radeon-Karten liegt, obwohl die GPU samt Package bei den Radeons deutlich ebener ist. Entweder nutzt hier NVIDIA komplett andere Sensorpositionen, oder der Chip selbst besitzt weniger echte Hotspots. Das ließ sich bisher nicht genau klären (und wird es wohl auch nicht). Trotzdem ist ein deutlich höherer Hotspot-Wert im Vergleich zur GPU-Temperatur auch bei NVIDIA ein sehr verlässlicher Indikator für eine nicht optimale Kühler-Montage.
Hotspot für alle!
In der nächsten Beta-Version von HWINFO wir nun der Hotsport-Wert nach diversen Verifikationen und Plausibilitätstests auch angezeigt werden. Direkt unter der ebenfalls lange versteckten GDDR6X-Temperatur. Bastler und Enthusiasten werden dieses Service sicher sehr zu schätzen wissen, denn man kann anhand des Hotspots im Vergleich zur Durchschnittstemperatur die Qualität der Kühlermontage ziemlich gut überprüfen. Auch das kann einem am Ende des Tages eine gute Portion Sicherheit geben.
Dazu noch das passende Video:
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