Der neue ATX 3.0 Standard bringt viele Neuerungen mit sich, zumal man Einiges auch nicht vom PCIe 5.0 Standard komplett trennen kann. Aber auch wenn es unterschiedliche Konsortien sind, überlappen sich doch viele Dinge, die dann ebenfalls Einzug in die jeweils andere Spezifikation halten. Denn es geht ja im Prinzip um die gleiche Sache und man redet natürlich auch miteinander. Genau das will ich heute mal kurz zusammenfassen und mein Dank geht da auch an meinen Freund Aris von hwbusters.com, der sich die Mühe gemacht hatte, das auch einmal zusammenzuführen.
Zu den beiden Standards hatte ich ja bereits mehrere Artikel veröffentlich, deren Lektüre sich durchaus lohnt. Und es ist genauso gekommen, wie ich es bereits damals prognostiziert (und geleakt) hatte, wobei einige Nuancen mittlerweile sogar noch härter ausfallen. Das ist natürlich ein riesiger Haufen an Informationen, aber einen technisch versierten und ambitionierten Leser wird so etwas natürlich nicht abhalten. Deshalb vorab noch einmal der zweite Artikel zum Thema, nachdem ich ja bereits im Oktober 2021 die Spezifikationen des 12VHPWR-Steckers exklusiv vorgestellt hatte:
Lässt man den ganzen technischen Overhead einmal weg, bleiben trotz allem so einige wichtige Änderungen, die die ATX v3.0 Spezifikation mit sich bringt, übrig. Hier hat Aris das Wichtigste mal herausgepickt:
- Ein neuer 12VHPWR-Anschluss (auch bekannt als 12+4-Pin) für PCIe-Karten, der bis zu 600 W liefern kann. Der 12VHPWR-Anschluss sollte mit einem Etikett versehen sein, das die maximale Leistung angibt, die er liefern kann.
- Alle Netzteile mit einer maximalen Leistung von mehr als 450 W müssen einen 12VHPWR-Anschluss haben. Ansonsten können alle 6-Pin und 6+2-Pin-Anschlüsse weiter genutzt werden
- Das Netzteil kommuniziert mit der Grafikkarte über Seitenbandsignaledes 12VHPWR seine Leistungsfähigkeiten, so dass letztere ihre Leistungsgrenze entsprechend einstellen kann.
- Netzteile sollten in der Lage sein, sich 175.200 Mal pro Lebensjahr ein- und auszuschalten, ohne kaputt zu gehen! (Das ist Wahnsinn und wohl auch teuer)
- Bei der Effizienz im Niedriglastbereich gibt es einige Änderungen. Mehr als 60 % Effizienz sind für 10 W oder 2 % der maximalen Nennleistung erforderlich und mehr als 70 % sind jetzt nur noch eine Empfehlung statt einer Anforderung.
- Erhöhte Toleranz für hohe Leistungsspitzen, die bis zu 200 % der Nennleistung des Netzteils für 100 μs mit Intels benutzerdefiniertem Tastverhältnis erreichen.
- Erhöhte Anstiegsgeschwindigkeiten für transiente Lasten (2,5 – 5x höher für die +12V-Schiene. Sie bleiben für die anderen Schienen gleich).
- Zum ersten Mal kann die 12-V-Schiene bis zu 12,2 V betragen, um geringere Spannungsabfälle bei transienten Lasten zu ermöglichen (Ich schrieb ja bereits ausführlich darüber).
- Breitere Grenzen für die Lastregulierung der +12V-Schiene (+5 bis -8% bei den PCIe-Anschlüssen und +5 bis -7% bei den anderen Anschlüssen).
- Es gibt einige Änderungen bei der Geschwindigkeit des Einschaltsignals, um eine schnellere Reaktion und ein schnelleres Aufwachen des Systems zu ermöglichen, auch wenn die Schienen nicht auf Nullpegel, sondern irgendwo dazwischen liegen.
- Effizienz- und Designanforderungen für Alternative Low Power Modes (ALPM), die früher als Alternative Sleep Modes bezeichnet wurden. Eine davon setzt der Effizienz der Standby-Schiene Grenzen!
- Die Etiketten auf den Netzteilen sollten unter anderem T1- und T3-Timings enthalten. Die Rolle dieser Timing-Signale wurde aufgewertet.
- Die wichtigste Neuerung ist schließlich die Hinzufügung eines neuen Zertifizierungsstandards, Cybenetics (Aris’ Firma), neben 80 Plus, der im Abschnitt Referenzen zu finden ist.
Von allen oben genannten Änderungen sind die wichtigsten die neuen Tests zum Einschwingverhalten von Intel, die bis zu 200 % der maximalen Nennleistung des Netzteils gehen. Allerdings dauert dieser Test nur 100 μs, so dass er bei den meisten Netzteilen keine Probleme verursachen wird. Die härtesten Transiententests sind dagegen die 180%-ige Belastung für 1 ms und die 160%-ige Belastung für 10 ms. Aris erwartet, dass die meisten Netzteile bei diesen beiden Tests versagen (und bisher ist das auch leider der Fall). Es ist einfach verrückt, von einem Netzteil zu verlangen, dass es über angemessene Schutzfunktionen verfügt, und gleichzeitig so hohe Leistungswerte für Zeiträume von 1 ms und mehr zu liefern.
Aris hatte die neuen Transiententests mit Intel besprochen, bevor die ATX-Spezifikation veröffentlicht wurde, und denen empfohlen, dass es besser wäre, die GPU-Hersteller zu drängen, die DC-DC-Schaltungen ihrer Produkte zu optimieren und alle unangenehmen Stromspitzen zu beseitigen, anstatt die Netzteilhersteller pauschal zu erheblichen Änderungen zu drängen. Da Intel die GPU-Hersteller Nvidia und AMD offenbar nicht dazu zwingen konnte (ich hatte ja ausführlich darüber berichtet), wählte man letztendlich den harten Weg. Was da vom NVIDIA und auch AMD vorgeschlagen wurde, hatte ich ja bereits ebenfalls exklusiv veröffentlicht:
Wir können nicht wissen, wie schlimm die Leistungsspitzen in den kommenden GPU-Generationen sein werden, aber laut meinen eigenen Messungen an der GeForce RTX 3090 Ti SUPRIM hat diese Grafikkarte, die die Brücke zwischen der 3000er- und 4000er-Serie zu sein scheint, keine erhöhten Leistungsspitzen gezeigt (im Gegenteil, sie waren sogar niedriger), was auch darauf hindeuten könnte, dass Nvidia die Stromversorgung angepasst hat.Man erkennt auf dem Nachfolgenden Bild eine sehr signifikanten Cut, den es vorher so nicht gab.
Der 12VHPWR-Stecker ist übrigens ein Kind der PCIe 5.0 Spezifikation für die Spannungsversorgung von PCIe-Erweiterungskarten und keine ATX 3.0 Erfindung, betrifft aber wegen der zu verwendeten Seitenbandsignale letztendlich auch die Netzteile und deren Spezifikation. Es ist aber nicht DER bewusste PCIe 5.0 Stecker, sondern einer von mehreren, die in dieser Spezifikation beschrieben werden. Aber er ist, zusammen mit dem 48-Volt-Anschluss, zumindest der neueste.
Am Ende möchte Ich Euch gern auch noch Aris’ neue Webseite ans Herz legen, die mit Sicherheit auch Informationen enthält, die man sonst im Internet nur aus zweiter oder dritter Hand erfährt. Wenn Euch die Details rund um die Netzteile wirklich interessieren, ist das für Euch mit Sicherheit eine neue und gute Quelle, die einen Besuch wert ist.
Source: hwbusters.com / igor’sLAB
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