Nach dem Launch ist vor dem Launch und deshalb hat Igor heute zwar im Laufe des Tages noch einen nicht näher bezeichneten Artikel parat, dafür aber gestern schon eine tiefrote Blüte in AMDs-Blog-Garten gepflückt, die ich dankbar für heute früh zur Überbrückung aufgearbeitet habe. Denn obwohl die GeForce RTX 4070 von NVIDIA noch nicht offiziell gelauncht wurde, kursieren bereits zahlreiche Gerüchte und Leaks über sie in der Tech-Community. Insbesondere wird vermutet, dass sie mit 12 GB GDDR6X-VRAM ausgestattet sein wird, was angesichts der Leistungsanforderungen moderner Spiele und Anwendungen eine deutliche Verbesserung gegenüber früheren Modellen darstellen sollte. Allerdings haben einige der neuesten Spiele den Speicherbedarf deutlich erhöht, insbesondere bei höheren Auflösungen wie Ultra-HD. Ob man das jetzt schön findet, oder ob es sogar der neue Trend ist, bleibt in der Betrachtung jedem selbst überlassen.
Daher ist es möglich, dass die kolportierten 12 GB VRAM gar nicht mehr ausreichend wären, um eine optimale Leistung zu gewährleisten. Dies hat AMD, den größten Konkurrenten von NVIDIA auf dem Grafikkartenmarkt, um Fünf vor Zwölf auf den Plan gerufen und dazu veranlasst, die Gelegenheit zu nutzen, um die eigenen Produkte zu bewerben. In der Tat hat AMD bereits ab der Radeon RX 6000 Serie einige Grafikkarten im Portfolio, die mit bis zu 16 GB GDDR6-VRAM ausgestattet sind. Dies ist ein erheblicher Anstieg gegenüber früheren Generationen. Angesichts dessen hat AMD beschlossen, diese Produkte etwas aggresiver zu bewerben und NVIDIA zu ärgern, indem sie die großzügigeren VRAM-Mengen ihrer Radeon RX Serie hervorheben.
In einem Blogbeitrag mit dem Titel “Are YOU an Enthusiast?” betont der Produktmarketing-Manager von AMD, Matthew Hummel, die extremen Mengen an VRAM, die für Top-Spezifikationen bei Ultra-HD-Gaming benötigt werden. Hummel nennt dabei speziell einige handverlesene Spiele wie das Resident Evil 4-Remake, die jüngste Portierung von The Last of Us Part I und Hogwarts Legacy.
Laut Hummel empfiehlt AMD für jedes dieser Spiele bei einer Auflösung von 1080p die Verwendung der 6600-Serie mit 8 GB RAM, bei 1440p die Verwendung der 6700-Serie mit 12 GB RAM und bei 4K (Ultra-HD, um korrekt zu sein) die Verwendung der 6800/69xx-Serie mit 16 GB RAM. Dabei werden die RTX 7900 XT mit 20 GB VRAM und 7900 XTX mit 24 GB VRAM sogar außer Acht gelassen. Allerdings muss man diejenigen, die z.B. The Last of Us Part 1 spielen fragen, wie weit sie wirklich mit der empfohlenen Radeon RX 6800 kommen.
Das hat sich Igor auch gefragt und rein zum Spaß zwischen all den Benchmarks einer gewissen Karte auch einmal eine Radeon RX 6800XT (also die schnellere Variante) direkt im Spiel getestet. Die 16 GB VRAM waren definitiv nicht der limitierende Faktor, aber die knapp erreichten 40 FPS (25 FPS im P1 Low) sind eigentlich nichts, was man in einer Folie zeigen könnte, obwohl sogar eine alte RTX 3080 10GB mit dem mickrigen RAM-Ausbau im Average zwar einen Tick schneller war, aber wegen des zugestopften Speichers beim P1 Low komplett abgeschossen wurde. Zur Ehrenrettung von AMD muss man auch noch anmerken, dass Igor hier selbst mit einer RTX 4070 Ti nur auf knappe 46 FPS kam, was zwar irgendwie läuft, aber nicht wirklich smooth spielbar ist.
Und was will AMD uns damit sagen? Du brauchst mehr als 12 GB RAM, um wirklich in Ultra-HD spielen zu können, besonders mit Raytracing! Nun ja, jetzt wissen wir es auch offiziell. Jetzt ist das mit solchen Folien natürlich so eine poore Volta-Sache, denn es bleibt anzuzweifen, dass die kommende GeForce RTX 4070 die Zielgruppe derer bedienen soll (und wird), die wirklich in Ultra-HD spielen wollen. Und auch AMD und Raytracing sind aktuell so eine Sache, wo man bei Folien immer etwas aufpassen muss. Zumindest ist die mehrmalige Aussage, dass man ja bereits ab nur 499 USD auch GPUs mit 16 GB VRAM anbietet, passend fürs eigene PR-Schema. Wie schnell die Karten dann in Ultra-HD wirklich sind, vor allem wenn DXR aktiv ist, nun ja… Aber im Prinzip hat AMD schon Recht, wenn man NVIDIA wegen des geizigen Speicherausbaus immer und immer wieder durch den Kakao zieht.
AMD hat eigene Benchmark-Vergleiche mit NVIDIA-Karten durchgeführt, um diesen Standpunkt zu verdeutlichen. Dabei wurden verschiedene Radeon GPUs gegen GeForce GPUs verglichen. Die RX 6800 XT trat gegen Nvidias RTX 3070 Ti, die RX 6950 XT gegen die RTX 3080, die 7900 XT gegen die RTX 4070 Ti und die RX 7900 XTX gegen die RTX 4080 an. Insgesamt wurden 32 “ausgewählte Spiele” in Ultra-HD-Auflösung verwendet. Bei den von AMD veröffentlichten Benchmarks haben die Radeon-GPUs in der Mehrzahl der Fälle gewonnen.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Benchmarks von AMD selbst durchgeführt wurden und daher möglicherweise nicht ganz unabhängig sind. Die Ergebnisse sollten daher (wie immer) mit Vorsicht betrachtet werden, zumal in keinem einzigen Benchmark die wahren FPS-Zahlen (einschließlich des P1 Low) gezeigt werden und man auch nicht erfährt, welche der Balken überhaupt noch im spielbaren Bereich lagen. Ich habe Euch die originalen Screenshots von der AMD-Homepage (AMD hat die Bilder vor dem einfachen Speichern leider geschützt) mal in eine Galerie zum Durchblättern gepackt:
Die Test-Notes von AMD stehen in voller Länge im Blog-Eintrag, aber ich habe für Euch die wichtigsten für jeden einzelnen Benchmark herausgesucht:
Folie 1 – Testing done by AMD performance labs March 5, 2023, on an AMD Radeon RX 6800 XT graphics card (Driver 23.2.1) paired with AMD Ryzen 9 7900X processor, AM5 motherboard, 32GB DDR5-6000MT memory, and Windows 11 Pro vs. a similarly configured test system with GeForce RTX 3070 Ti graphics card (Driver 528.24) across 32 games at max settings, in 4K resolution. System manufacturers may vary configurations yielding different results. Performance-per-dollar is calculated by taking the average scores of the games above divided by the lowest available price on Newegg (USD) as of April 3, 2023. RX-897.
Folie 2 – Testing done by AMD performance labs March 5, 2023, on an AMD Radeon RX 6950 XT graphics card (Driver 23.2.1) paired with AMD Ryzen 9 7900X processor, AM5 motherboard, 32GB DDR5-6000MT memory, and Windows 11 Pro vs. a similarly configured test system with NVIDIA GeForce RTX 3080 graphics card (Driver 528.24) across 32 select games at max settings, in 4K resolution. System manufacturers may vary configurations yielding different results. Performance per Dollar calculated by taking the average scores of the 32 titles, divided by the lowest available price on Newegg (USD) as of April 3, 2023. RX-896.
Folie 3 – Testing done by AMD performance labs March 2023, on an AMD Radeon RX 7900 XT graphics card (Driver 23.2.1) paired with AMD Ryzen 9 7900X processor, AM5 motherboard, 32GB DDR5-6000MT memory, and Windows 11 Pro vs. a similarly configured test system with NVIDIA GeForce RTX 4070 Ti graphics card (Driver 528.24) across 32 select games at max settings, in 4K resolution. System manufacturers may vary configurations yielding different results. Performance per Dollar calculated by taking the average scores of the 32 titles, divided by the lowest available price on Newegg (USD) as of April 3, 2023. RX-915.
Folie 4 – Testing done by AMD performance labs March, 2023, on an AMD Radeon RX 7900 XTX graphics card (Driver 23.2.2) paired with AMD Ryzen 9 7900X processor, AM5 motherboard, 32GB DDR5-6000MT memory, and Windows 11 Pro vs. a similarly configured test system with GeForce RTX 4080 graphics card (Driver 528.24) across 32 games at max settings, in 4K resolution. System manufacturers may vary configurations yielding different results. Performance per dollar is calculated by taking the average scores of the same 32 games, divided by the lowest available SEP on Newegg (USD), as of April 3, 2023. RX-927
In den sogenannten Testnotizen, wie es bei jedem Marketingartikel mit Fokus auf Benchmarks der Fall ist, gibt es einige interessante Hinweise zu verschiedenen CPUs, Hauptplatinen (einige mit modifizierter Gesamtleistung), RAM-Geschwindigkeiten und mehr, abhängig von den Anforderungen. Obwohl die meisten Spieletests mit den gleichen Spezifikationen durchgeführt wurden, variieren einige Angaben und es wurden auch ältere Testdaten verwendet. Die Spiele, die in diesem GPU-Showdown verwendet wurden, sind nicht immer dieselben, und es scheint auch nicht so, dass FSR oder DLSS bei diesen Tests verwendet wurden.
Bis zum Launch der GeForce RTX 4070 kann man also gar nicht sicher wissen, wie sie sich im Vergleich zu diesen GPUs schlägt. Jedoch betont AMD, dass ihre Grafikkarten großzügiger mit VRAM ausgestattet sind, obwohl man keine Unterscheidung zwischen dem von AMD verwendeten GDDR6 und NVIDIAs GDDR6X macht. Es ist übrigens auch erwähnenswert, dass die Optionen für VRAM-Kapazitäten direkt mit der Größe des Speicherbusses oder der Anzahl der bevorzugten Kanäle zusammenhängen.
Zum Beispiel kommt AMDs Navi 22 mit einer 192-Bit-Schnittstelle und 6 Kanälen aus ( RX 6700 XT und der RX 6750 XT). In ähnlicher Weise unterstützt NVIDIAs AD104 (RTX 4070 Ti und die kommende RTX 4070) einen 192-Bit-Bus. Aufgrund der Verwendung von 2-GB-Chips kann NVIDIA somit nur bis zu 12 GB Speicherkapazität bieten. Eine Verdopplung auf 24 GB ware zwar möglich, erforderte jedoch den “Clamshell”-Modus, bei dem der Speicher auf beiden Seiten der Platine verwendet wird. Das wiederum wäre einfach zu teuer und aufwändig (Stichwort Kühlung).
Bleibt die Frage, was diese Sticheleien über die kommenden, kleineren RDNA3-Modelle aussagen könnten. Die RX 7900 XT mit 20 GB Speicher für einen Preis von 800 bis 900 Dollar ist durchaus eine Ansage. Und was ist mit der kolportirten und heiß erwarteten RX 7800 XT? Den Speicher auf 16 GB zu reduzieren läge voll in AMDs Beuteschema mit den Folien. Aber auch AMD könnte technisch noch weiter nach unten gehen und ebenfalls nur noch 12 GB anbieten.
Aber man muss bei aller Schadenfreude oder gar Häme auch Eines beachten: Es geht bei Grafikkarten um viel mehr als nur die reine Speicherkapazität. Prägende Architekturmerkmale wie z.B. die Cache-Größe spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. AMDs RX 6xxx-Serie bot zwar üppige 16 GB bei den vier Top-Modellen (RX 6950 XT, RX 6900 XT, RX 6800 XT und RX 6800), nur konnte die konkurrierende RTX 30xx-Serie im Allgemeinen bei Rasterisierungsspielen locker mithalten, zumal sie die überlegene Raytracing-Hardware und Verbesserungen wie DLSS boten. Ergo: es kommt aufs Gesamtprodukt an und wir dürfen gespannt sein, was noch so alles kommt. Nur billiger wird es wohl leider nicht mehr.
Für den Markt können weder AMD noch NVIDIA etwas und doch bleibt am Ende die Stimmungslage unter den Käufern angespannt. Besser als das Bild, dass Igor am Ostersonntag bei einem kurzen Spaziergang aufgenommen hat, kann man es eigentlich gar nicht ausdrücken. Das ganze Gefüge ist nachhaltig gestört.
Quelle: AMD
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