Grafikkarten Testberichte VGA

Tiefenprüfung: EVGA GeForce GTX 1080 FTW2 mit neuem iCX-Kühler

Sensoren im Überfluss

Spätestens seit unserer genauen Untersuchungen der Platinenlayouts bei Grafikkarten wissen wir ja, dass man mit den üblichen Tools keine Temperaturen außer der GPU-Diode auslesen kann. Das, was manchmal noch als VRM oder VRM2 angeboten wird, sind lediglich Rückgabewerte der PWM-Controller selbst (Eigentemperatur), aber nun wirklich keine echten Messwerte. Doch es geht auch anders, wie uns EVGA beweisen möchte.

 

EVGA geht hier nun als erster Hersteller im Consumer-Bereich einen ungewöhnlichen Weg. Man platziert auf der leicht modifizierten Platine insgesamt neun Thermalsensoren an den neuralgischen Stellen, an denen Hotspots auftreten könnten. Deren ermittelte Werte können mit EVGAs Precision-Software angezeigt und auch mitgeloggt werden. Für hartgesottene Kontrollfreaks ist dies ein echtes Paradies, für die meisten eine nette technische Spielerei und, wenn man ganz ehrlich ist, wohl auch ein wenig zu viel des Guten, denn die wirklich relevanten Hotspots sitzen ja eigentlich nur an zwei bis drei Stellen.

Aber sei es drum, es lassen sich mit diesen Werten nämlich auch nette Spielereien umsetzen, wie die von EVGA erstmals eingeführte asynchrone Lüftersteuerung, die im Gegensatz zu älteren Lösungen auf echten Messwerten basiert und es zudem über die Software ermöglicht, jeweils zwei voneinander unabhängige Kurven für jeden der beiden Lüfter zu erstellen.

Die Zuordnung der jeweiligen Sensoren zu den Lüftern ist jedoch etwas unlogisch, denn der RAM sitzt fast überwiegend unter dem linken Lüfter, jedoch sollen die Werte laut Folie den rechten Lüfter über den Spannungswandler mit beeinflussen. Dies ist auch in der Praxis so, denn der eigentliche Hotspot sitzt auf dem Speichermodul M7 (wie schon bei der FTW) und nimmt man die kühlende Backplate ab, beginnt nur der rechte Lüfter stärker zu drehen, da der RAM heißer wird als die Spannungswandlermodule. Wir haben EVGA bereits über dieses Verhalten informiert, denn so kühlt man zwar die MOSFETs bis nach Sibirien, bekommt den Speicher aber kaum kühler.

Doch wir wollen unseren Tests nicht vorgreifen und beschäftigen uns zunächst einmal mit der technischen Realisierung. Mit 8-Bit Flash-Type Micro-Controllern von Sonic setzt EVGA auf eine recht gut gelungene Lösung, um die Sensorwerte nahezu in Echtzeit zu erfassen. Insgesamt neun kleine Thermalsensoren sind ober- und unterhalb der Platine an den möglichen Brennpunkten platziert.

Neben den Sensoren in den Wandlerzügen für die GPU direkt neben den MOSFETs (Bild oben rechts), sitzen auch Sensoren im GPU-Sockel (unten links), sowie in der Nähe der Speichermodule (unten rechts).

Alle Werte können nur von der proprietären EVGA-Software ausgelesen werden, was aber auch zu erwarten war.

Der Kühler: ein alter neuer Bekannter

Bevor wir uns in die Messungen stürzen, zerlegen wir natürlich auch noch den Kühler komplett. Da EVGA die Demontage erlaubt, sollte jedoch auch passendes Werkzeug vorhanden sein. Man setzt, wie schon beim ACX-Kühler, auch beim iCX auf das bekannte Sandwich-Prinzip, bei dem eine platinenüberdeckende Kühlplatte die Speichermodule und Spannungswandler kühlt und ihrerseits den großen Lamellenkühler trägt, sowie zur Stabilisierung des Aufbaus beiträgt.

Einige Bereiche dieser schwarzen Kühl- und Montageplatte sind mit einer Art Noppen versehen, die in die Lamellen hineinragen und die Oberfläche vergrößern sollen. Allerdings sehen wir die Zweckmäßigkeit einer solch runden Lösung eher skeptisch, denn Rillen wären sicher deutlich performanter gewesen.

Auf dieser Platte sitzen dann sowohl der komplette Kühlkörper, der die Lüftermodule trägt, als auch die obere Abdeckung samt der LED-Hintergrundbeleuchtung.

 

Werfen wir noch einen Blick auf den Kühler selbst. Ein vernickelter Heatsink für die GPU gibt die Abwärme an insgesamt eine kurze und eine durchgehende 8-mm-, sowie vier 6-mm-Heatpipes ab, von denen ebenfalls eine durchgängig ist.

Die vertikal angeordneten Lamellen wurden partiell l-förmig umgebogen, was laut EVGA die Kühlwirkung verbessern soll. Wenn wir ehrlich sein wollen, hätten wir uns anstelle der erneuten Sandwich-Lösung eher einen massiven Kühler mit integrierten Heatsinks für Speicher, Spannungswandler und Spulen gewünscht, aber man kann (zumindest jetzt) eben nicht alles auf einmal haben.

Schauen wir nun, welche elektrische Leistung aufgenommen und wie gut sie als Abwärme auch wieder abgegeben wird. Die Kontrollfreaks werden mit Sicherheit jubeln, zumindest wenn es um die Temperaturdiagnose geht.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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