Die Mining-Industrie, und es ist mittlerweile wirklich ein Milliarden-schwerer Markt, soll mit neuen (alten?) GPUs gefüttert werden, die die aktuelle, sehr angespannte Marktsituation zu entzerren helfen sollen. Genau diese Meldung ging gestern durch die Presse. Doch es werfen sich auch Fragen auf, denn ganz so einfach scheint das Ganze gar nicht zu sein. Auch nicht technisch. Doch dazu komme ich gleich noch.
Ein Blogeintrag bei NVIDIA, sowie eine mittlerweile öffentlich gemachte Seite auf der NVIDIA-Homepage zeigen genau diesen Weg des Ersetzens und Aussperrens. Da liest sich das Statement von NVIDIA durchaus verlockend, zumindest auf den ersten Blick:
We are gamers, through and through. Yet NVIDIA GPUs are programmable. And users are constantly discovering new applications for them, from weather simulation and gene sequencing to deep learning and robotics. Mining cryptocurrency is one of them. With the launch of GeForce RTX 3060 on Feb. 25, we’re taking an important step to help ensure GeForce GPUs end up in the hands of gamers. RTX 3060 software drivers are designed to detect specific attributes of the Ethereum cryptocurrency mining algorithm, and limit the hash rate, or cryptocurrency mining efficiency, by around 50 percent.
To address the specific needs of Ethereum mining, we’re announcing the NVIDIA CMP, or, Cryptocurrency Mining Processor, product line for professional mining. CMP products — which don’t do graphics — are sold through authorized partners and optimized for the best mining performance and efficiency. CMP lacks display outputs, enabling improved airflow while mining so they can be more densely packed. CMPs also have a lower peak core voltage and frequency, which improves mining power efficiency.
Die von NVIDIA vorgestellten GPUs passen allerdings so gar nicht zum Lineup aktueller Ampere-Karten und deren Möglichkeiten. Die in der nachfolgenden Tabelle des Herstellers aufgeführten GPUs und die dazu gehörigen Hash-Raten widersprechen ein wenig den Möglichkeiten der aktuellen GPUs und es lassen sich wohl am Ende nur zwei Schlüsse ziehen. Einerseits könnte NVIDIA Salvage-Aktionismus betreiben und alles zusammenkehren, was bisher nicht auf Grafikkarten gepasst hat (und damit weniger Kerne und niedrige Taktraten bieten), oder aber man reaktiviert andererseits, was durchaus wahrscheinlicher klingt, diverse ältere Turing-Boliden, die es richten sollen und anhand der Leistungsaufnahme deutlich besser passen würden. Der alte Node ist ganz offensichtlich nicht ausgelastet und man könnte durchaus zweigleisig fahren.
Quellen in der Industrie sprachen von maximal einer Ampere-Karte und drei nicht näher beschriebenen Turing-Chips, die es für die Miner nun richten sollen, wobei angeblich nur die 30HX zum aktuellen Ampere-Lineup passen soll, weil hier wohl die Reste der kommenden RTX 3060 genutzt werden könnten. das wiederum spiegelt sich dann ja auch in der gemeldeten Leistungsaufnahme wieder.
Viele Boardpartner wurden, bis auf Ausnahmen, von der gestrigen Ankündigung angeblich auch überrascht. Die Auflistung “Available from authorized partners, including ASUS, Colorful, EVGA, Gigabyte, MSI, Palit, and PC Partner” ist dabei auch recht interessant. Zu PC Partner gehören z.B. Firmen wie Zotac, Manli und Inno3D, wobei besonders die beiden letztgenannten Firmen ja schon seit Langem der Mining-Industrie intensiv zuarbeiten. Andere große Player wie Palit oder Galax wurden erst gar nicht informiert und erfuhren den New Deal quasi aus den Medien (videocardz.com).
Dass dort jetzt ein wenig (wohl auch säuerliche) Verwunderung herrscht, ist durchaus nachzuvollziehen, zumal man mir mittteilte, dass Asus bereits voll in der Umsetzung der HX-Karten stecken solle. Diese Karten sollen, folgten man den übereinstimmenden Informationen, ohne Videoausgang und als nackte Platinen ausgeliefert werden, um Aufwand und Kosten zu senken. Eine spätere Weiterverwendung im Consumer-Markt ist damit komplett ausgeschlossen. Generell sollen für die Racks günstige Luft- und auch Wasserkühlungslösungen berücksichtig worden sein, was auch beim Platinenlayout sichtbar werden sollte.
So könnte man (wie kolportiert) die Spannungsversorgung über den PEG quasi gegen Null fahren und auch die 3.3-Volt-Schiene über einen eigenen Buck-Controller direkt aus der 12-Volt-Schiene generieren. Damit reduzierte sich dann auch der Verkabelungsaufwand der eingehängten Karten auf reine Datenleitungen, was weitere Kosten spart und auch die Versorgung generell vereinfachen würde.
Software-Sperre als Papiertiger?
Die von NVIDIA angekündigte Software-Sperre für die kommende RTX 3060 wirft hingegen Fragen auf, denn ohne die Implementierung in die Firmware und die Berücksichtigung eines sogenannten Hardware-Straps auf dem Package ist eine reine Treiber-Limitierung als simpler Aufsatz überhaupt keine Hürde für die Milliarden-schwere Mining-Industrie, die mittlerweile sogar AMDs Secure BIOS komplett ausgehebelt hat und alle Restriktionen elegant zu umgehen weiß.
Solange man das Ganze nicht im Chip unterbindet, was eher unmöglich ist, wird hier die Hürde für den Gelegenheits-Mminer zwar deutlich höher gelegt, die Mining-Industrie hingegen (mal wieder) verschont, die ziemlich schnell mit eigener Firmware reagieren könnte. So ein BIOS lässt sich mit einigem Aufwand nämlich durchaus “individualisieren” und die Mining-Farmen arbeiten schön länger mit eigenen Treibern und sogar BIOSen. Da ist der Schutz durch die Treiber eine kleine und eher niedrige Hürde. NVIDIAs Ansinnen und das Angebot sind wirklich löblich, aber es bleibt wirklich abzuwarten, was davon in der Realität letztendlich ankommt.
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