Das Problem mit den Intel-Desktop-Prozessoren der 13. und 14. Generation, also Raptor Lake-S- und Raptor Lake-S-Refresh, wird nicht kleiner und die schlechten Nachrichten reißen auch nicht ab. Man könnte zum jetzigen Zeitpunkt fast schon glauben, dass Intel das Ganze einfach den Motherboard-Herstellern überlassen hat und hofft, damit etwas vom hausgemachten Problem abzulenken und sich irgendwie durchzuwursteln. Die jetzige Wendung mit den bindenden Profilen ist für Motherboard-Hersteller eigentlich etwas irritierend, aber es läuft am Ende sicher auf eine reine Namensspielerei heraus. Hierbei beziehe ich mich auf die Meldung von Benchlife und auch eine eigene Quelle, die diese Veröffentlichung in großen Teilen bestätigen konnte. Da Benchlife als Erste darüber berichtet haben, gebührt der Dank also dieser Seite und ich hänge mich da mal dran.
Ich bitte, trotz der Bestätigung aus mehreren Quellen, das Nachfolgende mit der nötigen Distanz zu betrachten, da es noch nicht von Intel selbst veröffentlicht wurde. Intel hat mittlerweile jedoch wohl bereits eine Art harte Deadline für die Mainboardhersteller veröffentlicht, die den Zeitraum auf Ende Mai eingrenzt:
recommended settings.
• Suggested profile name “Intel Default Settings”.
• Intel requests customers to implement the “Intel Default Settings” profile as the BIOS default profile by May 31, 2024.
Intel spielt bisher nur mit dem PL
Die Intel-Standardeinstellungen (BIOS Defaults) sollen also derzeit durch die Boardhersteller voraussichtlich bis zum 31. Mai 2024 umgesetzt werden. In der aktuellen Situation besteht der eigentliche Ansatz des Intel Baseline Profile allerdings lediglich darin, die PL-Werte zu senken. Der PL2-Wert des Intel Core i9-14900K von 253 W ermöglicht die Ausführung von Turbo Boost mit 6,0 GHz, aber nach Anwendung des Intel Baseline Profile wird der PL2-Wert des Intel Core i9-14900K wieder auf die bekannten 188 W als Default gesetzt, unabhängig davon, welchen Intel Core i9-14900K und welches Intel Z690- oder Z790-Chip-Motherboard man verwendet.
Lustig ist auch, dass in Intels Vorschlag, wie seinerzeit schon im Pressemäppchen beim Launch der 13. Generation, die berühmte Zeile steht, die für ein bestes Performance-Verhalten empfiehlt, das PL1 besser gleich auf 253W zu setzen. Also PL1 = PL2 = 253W. Das Intel Baseline Profile, welches jetzt aber als Standard (Default) vorgegeben wird, soll diese Einstellungen vollständig begrenzen, so dass der User dann selbst manuell tätig werden muss. Die PBP (Processor Base Power) bleibt bei 125W und unberührt, hier wurde nichts geändert.
Meist lagen bisher die Leistungseinstellungen für die Maximalwerte von Iccmax und Iccmax.app bei 307A bzw. 245A, zusätzlich zu dem PL2 mit 253W für den Intel Core i9-14900K, aber nach der Anwendung des Intel Baseline Profile und den neuen BIOS Defaults werden die Maximalwerte per Vorgabe wohl auf auf 249A und 200A gesenkt, was eine ziemlich bedeutende Einschränkung darstellt, welche die Gesamtleistung des Intel Core i9-14900K-Prozessors erheblich einschränken dürfte, solange man die BIOS-Standard-Einstellungen nutzt (BIOS Defaults).
Das PL4 sinkt von den kolportierten derzeit 420 Watt auf maximal 380 Watt im Performance bzw. Extreme Profile, liegt aber immer noch über den 314 Watt, die es vor dem Launch mal intern waren, aber so nie angewendet wurden. Laut Benchlife gelten die Daten in der folgenden Tabelle als gesetzt:
Intel Core i9-14900K | Baseline (“Default”) |
Performance | Extreme |
---|---|---|---|
Processor Base Power | 125W | 125W | 125W |
Iccmax | 249A | 307A | 400A |
Iccmax.app | 200A | 245A | 320A |
PL1 | 125W | 125W | 253W |
PL2 | 188W | 253W | 253W |
PL4 | 293W | 380W | 380W |
iPL2 | 160A | 200A | 200A |
Wo bleibt die ACDC Loadline?
Bei der aktuell geplanten Implementierung bleibt die sogenannte ACDC Loadline (manchmal auch als AC/DC Load Line bezeichnet) allerdings erst einmal im Unklaren. Bei Intel-Prozessoren ist dies allerdings eine sehr wichtige Einstellung, welche die Stabilität und Leistungsaufnahme gleichermaßen beeinflusst und die bei der Spannungsregulierung des Prozessors eine große Rolle spielt, insbesondere im Zusammenhang mit der Energieversorgung und dem Stromverbrauch unter Last. Diese Einstellung wird vor allem in BIOS- oder UEFI-Einstellungen der Intel Boards verwendet und sie hilft dabei, die Spannung zu regulieren, die zum Prozessor geleitet wird, wenn dieser unter Last arbeitet. Sie beeinflusst, wie stark die Spannung bei steigender Last abfällt (Voltage Droop). Dies ist wichtig, um die Stabilität und Leistung des Prozessors zu gewährleisten, und um zu verhindern, dass zu hohe Spannungen den Prozessor beschädigen. Hier noch einmal zur Erinnerung:
- AC Loadline
Beeinflusst die Anpassung der Spannung basierend auf der CPU-Last in einem Szenario, in dem der Prozessor von der Hauptstromversorgung (AC) versorgt wird. Sie hilft, die Spannung zu erhöhen, wenn die CPU-Last steigt, um den Spannungsabfall (Voltage Droop) auszugleichen. - DC Loadline
Diese Einstellung ist ähnlich, bezieht sich jedoch auf die Stromversorgung, die von der DC-Quelle (normalerweise dem Spannungsregler des Motherboards) kommt. Sie steuert, wie die Spannung sich anpasst, wenn die Last variiert, um die Effizienz und Stabilität unter verschiedenen Betriebsbedingungen zu optimieren.
Diese Einstellungen sind insbesondere für Übertakter wichtig, die die maximale Leistung aus ihrem System herausholen möchten, ohne die Hardware zu gefährden. Sie ermöglichen feinere Kontrollen über das Verhalten des Prozessors unter verschiedenen Lastzuständen, was zu einer besseren Leistungsstabilität und potenziell höheren Übertaktungsergebnissen führen kann. Es wird also unsere Aufgabe sein, das noch genau herauszufinden. Falls Intel da überhaupt etwas ändert bzw. vorschreibt. Nur klappt das erst, wenn wir auch die passende Firmware erhalten haben. Bisher sind diese Informationen aber nicht verfügbar bzw. ließen sich nicht aus mindestens zwei Quellen validieren.
Was bedeutet das für die Anwender?
AMD dürfte sich mit Sicherheit insgeheim vor Freude die Hände reiben. So gibt es Sockel LGA1700 Motherboards als High-End-, Mid-Range- und Entry-Level-Modelle, die sich sehr stark voneinander unterscheiden, natürlich auch beim Preis. Vor allem die teuren Boards ab der oberen Mittelklasse nutzen jedoch zum Teil extreme Designs für die Spannungswandler der Stromversorgung und definieren dadurch natürlich auch den Preis. Man liegt bei den möglichen Leistungswerten dort zum Teil extrem über Intels Vorgaben, die man bisher eher als Richtwert, denn als bindende Vorgabe betrachtet hat. Das allerdings soll aber nunmehr, zumindest in Teilen, quasi obsolet werden. Nennen wir es mal höflich Zwangsenteignung, der OC-Enthusiasten.
Das Intel Baseline Profile für die 13. und 14. Prozessoren stellt damit die K-Serie de facto auf die gleiche Stufe wie die Nicht-K-Serie und man setzt auch die Motherboards aller Stufen praktisch aufs gleiche Level, weil diese extremen Leistungsdaten dann schlicht nicht mehr benötigt werden. Immerhin gibt es neben Performance und Baseline auch noch das Extreme Profile. Im Extreme Profile gibt es auch weiterhin noch die bereits bekannte Einstellung mit dem PL1 = PL2 = 253W, was zumindest der K-Serie noch ein wenig den Schneid rettet und den Sinn der teuren Mainboards absichern soll. Allerdings schafft dies auch schon ein eher mittelpreisiges Mainboard wie ein MSI Z690 Mortar, was alle deutlich teureren Modelle aller Hersteller etwas absurd erscheinen lässt, sollten diese strikten Vorgaben dann wirklich greifen.
Was wissen wir noch? Iccmax und Iccmax.app sind zumindest noch auf 400A bzw. 320A im Extreme Profile festgelegt. Nach der Anwendung des Intel Baseline-Profils sinkt jedoch die Zeit, in der z.B. Intel Thermal Velocity Boost beim Intel Core i9-14900K die 6 GHz erreichen kann, auf weniger als 3 s. Damit ist der Turbo Boost des Intel Core i9-14900K am Ende also nur noch eine Art Gimmick, in der Praxis nutzlos und lediglich was fürs Marketing. Für all die Hersteller, die ihre Überflieger-Boards teuer verkaufen, wird sich natürlich die Frage der Sinnhaftigkeit stellen, denn die weit über den Spezifikationen liegenden Boards werden durch das Limit hart eingebremst. Es sei denn, der Kunde legt auf eigenes Risiko wieder manuell nach.
Intel hatte ja bis spätestens Ende Mai eine offizielle Ankündigung in Aussicht gestellt und wir werden spätestens dann sehen, was uns der Prozessorhersteller auch offiziell zu sagen hat. Für viele Extrem-Anwender wird dies sicher kein lustiger Tag, wenn sie sich den neuen Specs mit einem BIOS-Update (Downgrade) unterwerfen (müssen). Falls sie es nicht tun, bleibt immer noch das Risiko eines Totalverlustes. Auch nicht wirklich schön.
Quelle Benchlife, eigene
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