Es hätte alles so schön sein können. Die Temperaturen gehen rauf und die Grafikkartenpreise runter, die Neuinfektionen sinken und die GPU-Stückzahlen steigen. Das dem so leider nicht ist, zeigen die neuesten Entwicklungen bei den Boardpartnern, wo erneute Lieferengpässe sogar zu Verteilungskämpfen und Konflikten innerhalb der Firmengeflechte führt. Da dies außerhalb der Branche eher wenig bekannt ist, wollen wir heute auch einmal über dieses Thema schreiben.
Doch beginnen wir erst einmal mit der leidigen Verfügbarkeit der aktuellen GPUs. Neben der GeForce RTX 3070 Ti, die zumindest im Launchzeitraum noch recht gut verfügbar war, erwies sich vor allem der Juni für die Boardpartner als ein Monat mit einer tiefgreifenden Verknappung. Außer den recht gut verfügbaren GeForce RTX 2060 sahen die Zuteilungen von NVIDIA an die Boardpartner laut Brancheninsidern nämlich extrem schlecht aus. NVIDIA selbst hat den Partnern zwar beginnend ab Juli eine deutlich bessere Verfügbarkeit versprochen, aber ganz so einfach scheint es dann doch nicht zu sein.
Auch wenn mittlerweile die ersten GPUs wieder in homöopathischen Dosen geliefert wurden, muss man man ja auch die Lieferkette an die Hersteller und die benötigten Zeiten (1 bis 2 Wochen ab Packager) berücksichtigen. Das erste Drittel des Juli ist bereits verstrichen und wirklich geändert hat sich für viele der betroffenen Firmen bisher nämlich nichts. Das wiederum soll wohl vorrangig an Samsung liegen, die die zugesagten Stückzahlen einfach nicht liefern können. Das wiederum führt in der Folge zu einem interessanten Kannibalismus innerhalb der jeweiligen Firmengeflechte, denn viele Firmen gehören mit sehr unterschiedlichen Beteiligungen (auch untereinander) ja zusammen.
Verteilungskämpfe innerhalb eines Unternehmens? Normalerweise dringt ja nicht viel nach außen, aber es gibt sie. Nehmen wir mal eine Struktur wie PC Partner. Prestigeträchtig ist hier vor allem Zotac. Firmen wie Manli oder Inno3D sind eher klein und besitzen meist weniger Image. Konzentriert man nun die wenigen Chips auf einen Fertiger, ergibt das durchaus einen Sinn. Denn einerseits sind dann wenigstens in einer Firma die Fertigungsstraßen besser ausgelastet und andererseits lassen sich hier auch höhere Margen erzielen. Man erkennt es auch anhand der unten aufgeführten Liste, dass Manli aktuell überwiegend alte Karten anbieten konnte, also mit Pascal- und Turing-Chips. Bei Inno3D lief man, im Vergleich zu Zotac, bereits jetzt schon stückzahlmäßig ins Nichts.
Das gilt in gleichem Maße z.B. auch für Galax (bzw. hier in Deutschland als KFA2 bekannt), die vermeintlich geradezu trocken gelegt wurden, damit zumindest Palit (zusammen mit dem hauseigenen Brand Gainward) mehr Karten verkaufen kann. Auch hier spielen handfeste ökonomische Gründe eine Rolle und es verwundert eigentlich auch nicht, wenn dann das Mutterunternehmen in Zeiten großen Mangels Ressourcen abzieht. Das kennen gelernte DDR-Bürger noch aus Zeiten der Vormundschaft durch die Sowjetuninion, wo die Vasallenstaaten des sogenannten Ostblocks durch den großen Bruder ausgeplündert wurden, bis der Arzt kam.
Man trifft natürlich erst einmal auf eine eisige Mauer des Schweigens, aber mittlerweile ist der Unmut bei einigen Firmen so groß, dass dann doch einmal das eine oder andere nach außen dringt. Dass die Situation alles andere als rosig ist, zeigen nicht nur die in den letzten Tagen wieder enorm gestigenen Preise der Hardware-Broker, sondern auch die Verfügbarkeit bzw. die Zahlen der Karten, die in den nächsten Tagen noch erwartet werden. Bis auf ganze 10 (!) Karten von MSI kann nämlich kein Hersteller mehr irgendetwas liefern.
Diese Situation ist in dieser Form eher selten und die tagesaktuellen und sich auch täglich ändernden Preise der Broker (siehe Tabelle am Seitenende) sind ein sehr guter Indikator für die nächsten, kurzfristigen Trends. Und so zeichnet sich hier bereits wieder ein (kurzfristiger) Anstieg der Preise ab. Wenn es Samsung gelingt, die Lieferungen in den nächsten 1-2 Wochen wieder zu erhöhen, dann kann man vielleicht auch hoffen, dass die aktuellen Anstiege auf den üblichen Distributionswegen nicht bis zum Endkunden durchschlagen, aber das ist rein spekulativ.
Was übrigens interessant ist, sind auch die gefallenen Preise für den Transport nicht ganz so sperriger Güter. Die Luftfracht-Kosten pro Kilo ab Hong Kong sind mittlerweile nach ihrem Hoch von bis zu 70 HKD (Hongkong-Dollar, ca. 0,11 EUR) wieder auf ca. 35 HKD gefallen, liegen also nur noch 15 HKD über den ehemaligen Preisen vor der Krise. Fracht per Eisenbahn ist nach wie vor Glückssache und die Schiffscontainer schließen sich aktuell aus den bekannten Gründen ja quasi aus. Da gibt mittlerweile es einen Rückstau von mehreren Wochen.
Als Fazit kann man festhalten, dass es NVIDIA gelingen muss, innerhalb der nächten 1-2 Wochen die Liefermengen deutlich zu erhöhen, was wiederum allein von Samsung abhängt, um nicht einen erneuten Preisanstieg zu riskieren.
Quellen: eigene
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