Die Mutmaßungen, warum NVIDIA den AD103-301 auf der RTX 4080 einführt, waren durchaus mannigfaltig. Da wurde kolportiert, dass der Chip letztendlich billiger sei und durchaus auch Kosten sparen könnte und nicht wenige Medien und Kommentatoren in den Foren spekulierten bereits über eine Preisersparnis und natürlich auch darüber, dass beim Endkunden davon wohl mal wieder nichts ankommen wird. Die initiale Information, die dann steil durch die Medien ging, las sich auf Twitter erst einmal kryptisch und doch banal.
Bereits letzte Woche tauchten die ersten Gerüchte über XX0/XX1-GPU-Varianten zusammen mit den aktualisierten RTX 4070 non-Ti-Spezifikationen auf. NVIDIA informierte die Board-Partner darüber, dass zwei GPU-Varianten für diese SKU verfügbar sein könnten. Aber sei es wie es sei, man kann sich auch am Ehrgeiz gepackt fühlen, um die ganze Geschichte zu erfahren. Und nein, es hat nichts mit der GPU-Spannung zu tun, denn das hätte eine simple Platinenanalyse ja sehr schnell widerlegen können. Und warum nun zwei Varianten? Auch der AD104-250 ist bereits in Mengen vorproduziert worden und man wirft solche Chips ja auch nicht weg. Da diese Karte, im Gegensatz zur GeForce RTX 4080, jedoch noch nicht gelauncht wurde, wird man dann nach dem Launch anfangs auf beide Varianten stoßen. Doch warum ein Wechsel und was hat das mit dem “Komparator” wirklich auf sich?
Wichtige Vorbemerkung
Ich muss an dieser Stelle ausdrücklich darauf hinweisen, dass sowohl die Karten mit dem AD103-300 bzw. dem AD104-250 als auch die Chips mit der Iteration -301 bzw. 251 für den Endanwender selbst keinen Unterschied bedeuten, sondern nur für die Hersteller der Karten. Auch die “alten” GPUs sind nach außen hin genauso funktionell wie die neuen Iterationen. Es halt also nicht den Charme einer echten Sensation, sondern es ist eine simple Richtigstellung.
Und doch sind die neuen Chips nichts anderes als ein notwendiger Bug-Fix, denn die älteren Chips haben bei einer Funktion ein echtes Problem. Dieses wiederum wurde durch einen extern aufgebauten Komparator schaltungstechnisch behoben und damit auch der mögliche Fehler vollumfänglich kompensiert. Was der Komparator jedoch genau macht und wo der Fehler genau liegt, das erfahrt Ihr heute nur hier. Denn das mit der GPU-Spannung ist Nonsens. Einen Komparator bräuchte man hierfür nämlich nicht. Interessant ist übrigens, dass der AD103-301, den Chiphell hier im Bild ablichtet, aus der KW41 des letzten Jahres stammt, während der älteste meiner AD103-300 auf die KW33 datiert ist. Man hat den Fehler also längst gefunden und behoben.
Der Bug und der Komparator-Workaround
Ich habe stundenlang meine ganzen Platinen verglichen, auch die der NVIDIA GeForce RTX 4090 FE und RTX 4080 FE. Da fiel mir ein Komparator-Chip auf, der mit U121 gekennzeichnet war und nur auf der Platine der RTX 4080 FE zu finden war. Auf der Platine der RTX 4090 FE ist dort nichts. Und da NVIDIAs eigene Schaltpläne oftmals einer etwas anderen Logik folgen als die der Referenzkarten, findet man den Komparator in der Nähe des Fan-Headers (weißer Flachbandkabel-Anschluss). Zunächst die GeForce RTX 4080 FE:
Das Gleiche habe ich noch mit den drei MSI RTX 4090, 4080 und 4070 Ti SUPRIM X wiederholt. Hier einmal die Positionierung auf der MSI RTX 4080 SUPRIM X oberhalb des PCIe-Slots:
Danach habe ich den Schaltplan der Referenzkarte (nicht der FE) zu Rate gezogen und dann auf die konkrete Nachfrage hin auch eine weitere Insider-Info aus einem R&D bekommen. Dazu muss man sagen, dass Vieles bei der Informationsbeschaffung solch sensibler Daten nach dem Ja-/Nein- bzw. Ausschlussprinzip funktioniert und bereits gewisse Vorinformationen oder Grundlagen benötigt. Man muss also schon erst einmal selbst etwas gefunden haben, um das Gefundene dann verifizieren und verfeinern lassen zu können. Das PCB-Layout habe ich aus Gründen der Nachverfolgung etwas digital verzerrt und die Farben leicht geändert, aber man erkennt trotzdem noch sehr gut, um welchen Bereich es im Detail geht:
Der zweite Tipp kam aus dem Notebook-Bereich, wo selbst die Chips mit Bug problemlos eingesetzt werden können, weil der betroffene Bereich generell durch eine Lösung mit einem Embedded-Controller ersetzt wird. Das bringt uns dann auch dem Bug näher, der so trivial wie bedeutend im gleichen Maße ist: Es geht um den Part mit dem sogenannten “initial fan speed”. Dreht der Lüfter ab einer voreingestellten Hotspot-Temperatur sicher los oder nicht? Oder ist der Lüfter defekt bzw. bleibt er stehen? Genau diese Funktion löst man beim AD103-300 bzw. dem AD104-250 mit einem externen Komparator, der das PWM-Signal für die Lüftersteuerung mit dem Ist-Wert vergleicht. Das kann man sogar sehen, wenn man nachmisst.
Zusammenfassung
Die Komparator-freien Platinen mit den “neuen” Chips sind somit kein Feature, sondern nur ein normaler ein Bug-Fix. Und man spart eigentlich auch keine Komponenten durch ein smarteres Design ein, sondern kann endlich das weg lassen, was als Workaround am Anfang noch benötigt wurde. Nur stellt sich die Frage, warum das Ganze erst so spät aufgefallen ist. Denn sogar die RTX 4080 FE vom Launchtag hat den Komparator auf der Platine, die viel ältere RTX 4090 nicht. Und warum gibt es noch die RTX 4070 mit? Wurde schon so lange vorproduziert? Denn die bereits gelaunchte RTX 4070 Ti braucht ihn wiederum nicht.
Liegt es an der Art, wie die nicht voll funktionsfähigen Chips beschnitten wurden und dass man dann ggf. bestimmte Bereiche stromlos setzt, die zum Funktionsverlust der Lüfter-Geschichte führen (Power Gating)? Dann wäre es ja kein genereller Fehler, sondern nur ein partieller, je nachdem was und wo kastriert wurde. Und diverse AD103-300 bräuchten den zur Sicherheit immer anwesenden externen Komparator eigentlich vielleicht gar nicht. Alles werden wir wohl nie erfahren, aber zumindest kann man sicher sein, dass das Problem erkannt und elegant gelöst wurde. Die Mehrkosten trägt dann eigentlich wer?
Quelle: Eigene
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