Das heutige Editorial könnte man jedes Jahr veröffentlichen, denn diese Gedanken sind nicht neu und gerade die Weihnachtszeit sollte Anlass genug sein, mal etwas innere Einkehr zu üben. Und ich möchte und muss mich an dieser Stelle bei all unseren Lesern bedanken, die uns auch nach der Umwidmung der Seite von Tom’s Hardware Deutschland zu igorsLAB die Treue gehalten haben, die vielleicht auch neu dazugekommen sind, darüber hinaus aktiv am Forum teilnehmen und die damit unsere Angebote auch täglich mit neuem Leben erfüllen.
Und somit wünsche ich allen, egal ob alteingesessen oder neu dazugekommen, vorab schon einmal eine gute Vorweihnachtszeit, später dann gesegnetes Weihnachtsfest und natürlich auch ein paar besinnliche Tage, die wir auch nutzen sollten, um ein wenig das Vergangene zu reflektieren und um uns Gedanken über die Zukunft zu machen. Dies sei allen und jedem von ganzem Herzen gegönnt und an selbiges gelegt. Ich schreibe auch bewusst vor Weihnachten, weil Dinge wie Selbstverleugnung gerade so schön en vogue zu sein scheinen. Dabei spielen Religion und Glaube trotz allem nur eine sekundäre Rolle, so dass jeder für sich hier mitnehmen kann und sollte, was in seinen eigenen Lebensplan am besten passt. Aber wenn ich jemandem etwas wünsche, dann aus eigener Überzeugung und aus eigenem Wollen heraus und nicht, weil es gerade so schön in den Kalender passt.
Deshalb möchte ich auch auf Traditionen und Werte verweisen, für die es sich wirklich lohnt, auch gegen den allgemeinen Trend der Gleichgültigkeit, Oberflächlichkeit und sogar Kulturlosigkeit, einzustehen. Das betrifft sowohl das, was man gern als abendländische Wertvorstellungen und Kultur bezeichnet, als auch das, was diejenigen für sich unbedingt bewahren sollten, die noch nicht ganz so lange in Deutschland leben und denen unsere Belange, Werte und Regeln erst einmal fremd sind. Und ich wünsche gerade diesen Menschen eine befriedigende Selbstfindung in einer neuen Heimat, die nicht von gutmeinenden Dritten zu deren ideologischen Zwecken vereinnahmt und missbraucht wird.
Denn die erzwungene Aufgabe seiner eigenen Werte und Überzeugungen ist stets auch großes Stück Persönlichkeitsverlust, also etwas, das man niemandem abverlangen sollte. Aber die Achtung der eigenen Vorstellungen und Traditionen beinhaltet auch, dieses Recht allen zuzugestehen und andere Vorstellungen zu akzeptieren und nicht nur zu tolerieren. So etwas ist nun mal keine Einbahnstraße und beruht stets auf Gegenseitigkeit. Das gilt also für alle und insbesondere für diejenigen, die sich an den beiden Rändern des politischen Farbspektrums bewegen und immer die lauteste Meinung haben.
Migration, Integration, Geschlechterfindung und ein von Achtung geprägtes Miteinander – es kommt stets zuerst aufs Wollen an und das wiederum gelingt nur aus eigener Überzeugung, nicht mit Zwang oder Agitation. Gendern werde ich auch erst, wenn es nicht mehr den für alle geltenden Rechtschreibregeln widerspricht. Denn indem man ein Geschlecht besonders hervorhebt, stellt man es als Schauobjekt in eine Ecke, wo es definitiv nicht hingehört. Man kann das bewusst auch anders schreiben, auch wenn die Straße des Lebens geügend tiefe Spurr:innen bereithält. Emanzipation hat nun mal nichts mit Sprachverstümmelung zu tun. Die muss man aktiv leben und nicht nur mit leeren und abgehackten Worthülsen füttern. So etwas beginnt stets im Kopf, nicht auf der Zunge.
Außerdem geht es, im Großen, wie im Kleinen, vor allem um ein faires und achtungsvolles Miteinander und nicht um eine uniformierte und strömungsgleiche Masse, die sich blind einer einzigen, vorgegebenen Marschrichtungszahl unterwirft. Diktat funktioniert nicht, im Gegenteil. Es macht ärmer und sogar einsam. Dazu gehört auch die manchmal ausufernde “wokeness” im Forum, indem man dann gleich latenten Rassismus vermutet und unterstellt, wo Dinge völlig anders gemeint waren. Auch das ist am Ende nichts anderes als das, was man eigentlich zu bekämpfen glaubt. Nichts gegen eine nötige Weltverbesserung, aber es ist und bleibt nun einmal eine Technik-Seite mit sehr klar abgesteckten Inhalten, an denen ich auch weiter festhalten werde. Dazu gehören auch mein Schreibstil und die eine oder andere nicht ganz so Elfenbeinturm-kompatible Einlassung. Das wiederum werde ich mir nicht verbieten lassen, denn auch das gehört zum Toleranz-Thema.
Ich bin übrigens stolz auf unser Forum, welches letztendlich auch nur einen Spiegel unserer Gesellschaft abgibt. Je mehr Menschen, also Individuen mit ganz persönlichen Vorstellungen und Meinungen, aufeinander treffen, umso größer ist auch das potentielle Konfliktpotential. Meinungspluralismus kann funktionieren, aber nur dann, wenn man sinnvoll abgesteckte Grenzen akzeptiert und den anderen Ihre eigene Meinung bedingungslos zugesteht. Das gilt auch für das Hausrecht derer, die dem Forum eine Heimat geben. Es gibt nun einmal Regeln, an die sich alle zu halten haben, dann funktioniert auch die Meinungsvielfalt in so einem kleinen Mikrokosmos wie unserem Forum. Aber eben auch nur dann. Mit der Gesellschaft ist es im Großen ja nicht anders und deshalb sollte jeder für sich einmal überlegen, wo er sich selbst sieht, gern sehen möchte und was ihm am aktuellen Miteinander stört. Die Wege, um Probleme optimal lösen zu können, sind oft lang, schwer und meistens auch nicht gleich auf Anhieb zu erkennen. Nur sollte man sich nicht einfach hinsetzen und warten, bis einen jemand abholt.
Ver- und Überfremdung beginnen erst einmal im eigenen Kopf. Das gilt natürlich auch für alle, die sich täglich neu einreihen oder seit Generationen lieber abseits im Dunkeln sitzen. Rechte sind stets auch mit Pflichten verbunden und wer sich bewusst aus- und verschließt, der hat auch kein Recht, um irgendetwas von irgendwem in irgendeiner Form einzufordern. Brücken bauen, statt immer neue Gräben aufzureißen ist sicher ein guter Ansatz. Diese angebotenen Brücken aber dann auch zu begehen, die logische Konsequenz.
Wir haben hier mittlerweile eine funktionierende Community mit sehr unterschiedlichen Lesern aus vielen Schichten, mit unterschiedlichem persönlichen Background und stellenweise auch extrem konträren Ansichten. Da ist etwas, für das ich persönlich sehr dankbar bin, weil es bisher wirklich gut funktioniert. Und wenn es im Kleinen klappt, dann sollte man dies im Großen doch wohl auch hinbekommen. Und wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, dann sollte es verflixt noch einmal auch schwimmen lernen,
Oder um eine alte Redewendung mal etwas umzustellen: Viel Fleiß, viel Preis!
Meine Gedanken sind aber auch bei allen, die dieses Jahr keine Weihnachten wie sonst üblich feiern können, weil sie direkt oder indirekt Opfer sinnloser Angriffskriege geworden sind. Imperialistischer Größenwahn und Menschenverachtung sind hochgefährlich für alle und sollten jedem zu denken geben, denn dieser Irrsinn kennt nun mal keine Grenzen. Heute die anderen, morgen vielleicht auch wir. Nichts hat einen garantierten Bestand und man muss wirklich überlegen und sich klar werden, auf welcher Seite man steht und was man selbst bereit ist zu geben. Ein bisschen Frieden ist wie ein bisschen schwanger, nämlich ein Widerspruch in sich.
In diesem Sinne wünsche ich allen eine gute Zeit und etwas Besinnung auf das Wesentliche. Also innere Einkehr statt äußerlicher Abkehr! Dann klappt es auch mit 2023 🙂
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