Kühlung Testberichte Wasserkühlung

Barrowch FBFT03 gegen Thermaltake Pacific TF1 und Aqua Computer High Flow im Test – Durchfluss-Sensoren für die Custom-Loop Wasserkühlung mit zwei Totalausfällen

1. Testmessung bei 2 l/m (120 l/h)

Schrieb ich vorhin Kaufwarnung? Für das, was der heutige Test ergeben hat, ist dieser Begriff eigentlich noch viel zu milde platziert. Doch fangen wir einfach einmal an und vergleichen die Durchfluss-Sensoren bei zwei Werten die nicht das Minimum oder Maximum der Messreihe darstellen, sondern beide genau den Bereich markieren, wo die meisten Custom-Loops beim Durchfluss anfangen bzw. aufhören. Wie wärs erst einmal mit 120 l/h, also 2 l/m? Der Keyence zeigt mir im Messaufbau genau diese gewünschten 2 l/m eines konstanten Volumenstroms an:

Der Pacific TF1 von Thermaltake zeigt zunächst 90 l/h an, also 1,5 l/m und als wäre das noch nicht genug,  beginnt dieser Wert nach wenigen Minuten Betriebsdauer ab der dritten Vergleichsmessung zu alternieren und schwankt dann plötzlich zwischen 84 und 92 l/h hin und her. Ich habe als Mittelwert später in den Charts 88 l/h verwendet. Das ist deutlich zu wenig! Über 30 l/h zu wenig zu „messen“ ist schon arg schräg und betont den Spielzeugcharakter des TF1. Doch es geht sogar noch schräger!

Unsere Freunde von Barrowch liegen mit ihren 3.19 l/m im direkten Vergleich dann so etwas von viel zu hoch, dass man sich verwundert die Augen reibt. Das sind fast 192 l/h, also etwas, was nie im Leben so hinkommt. Das Ganze hat mich dann doch einigermaßen geschockt und es wird interessant sein zu sehen, wie die Einstiegsdroge von 60 l/h wirken wird.

2. Testmessung bei 1 l/m (60 l/h)

Da ich die aufwändigen Messreihen mit Mehrfachmontage und-messung lieber gut vorbereitet durchführe, gibt es einen ersten Plausibilitäts-Check bei 1 l/m, also 60 l/h. Also sorgen wir erst einmal für einen konstanten Volumenstrom von 1 l/h. Ich bin ja der Meinung, dass auch dieser Durchfluss von den beiden digitalen Displayhaltern zumindest noch als Wert erfasst werden kann.

Pustekuchen! Der Thermaltake Pacific TF1 stellt die Funktion während des Messens einfach ein und springt erst bei einem Volumenstrom oberhalb von ca. 1.1 l/m (66 l/h) wieder an. Diese Grenze ist reproduzierbar. Das Teil meint dabei, unter 0.5 l/m (30 l/h) gefallen zu sein und es piepst zum Gotterbarmen. Da ziehe ich freiwillig den Stecker.

Und das Gerät von Barrowch? Es zeigt das erste (und einzige Mal) einen Wert an, der ungefähr stimmt. Allerdings stoppt hauch hier der Vortrieb bei ca. 0.66 l/m (40 l/h), das wird also auch nichts. Zumal die Ergebnisse unterhalb von 1 l/m (60 l/h) allesamt immer niedriger und niedriger ausfallen. Also greift man auch hier in den bewussten Misthaufen. Unbrauchbar auf der ganzen Linie.

Fein abgestufte Messungen und Vergleichsdiagramme

So, kommen wir nun zu den Kurven des Schreckens und werfen zunächst einmal einen Blick  auf die Werte in Litern pro Minute. Wir sehen sehr schön, dass die Kurve des Aqua Computer High Flow aus dem zuvor verlinkten Test der Kurve des Keyence schon recht nahe kommt. Thermaltale liegt mit dem TF1 erstaunlicherweise ziemlich konstant auf Linie innerhalb des messbaren Bereiches, aber eben immer auch viel zu niedrig und stellt den Messbetrieb schon viel zu zeitig ein.

Ich habe das Teil noch einmal untersucht und geprüft, ob das Schaufelrad auch wirklich frei lief. Es tut es, auch wenn die Lager eigentlich gar keine sind. Das ist Low-Cost vom Allerfeinsten, mehr nicht. Der FBFT03 von Barrowch ist allerdings noch graziler beim Verleugnen der tatsächlichen Durchfluss-Werte. Man fängt viel zu niedrig an, nur um dann später oberhalb von 1/m (60 l/h) dermaßen einen rauszuhauen, dass die Fische im benachbarten Aquarium Kopfsausen bekommen würden.

Für alle, die mit l/m nichts anfangen können, habe ich das auch noch einmal in l/h erfasst. Es sieht genauso hübsch hässlich aus:

Kommen wir nun abschließend noch zu den Gewinnen und Verlusten. Die Abweichungen beider Durchflusssensoren sind so extrem, dass man sie einfach nicht benutzen sollte.  Das ist eine voll unter Wasser gesetzte Märchenstunde, die den gläubigen Anbeter von Digitaldisplays (der Sensor von Barrowch hat sogar zwei Nachkommastellen!) dermaßen in die Irre führen kann, dass entweder zu viel oder zu wenig Druck auf dem Kessel ist. Messung darf man das wirklich nicht mehr nennen.

Letztens hat einer gefragt, wie es denn sein könne, dass man mit nur einer einzigen Kühlkomponente mehr im Kreislauf so um die 80 l/h am Volumenstrom einbüßt. Wenn er mit dem Barrowch FBFT03 gemessen hätte, wäre das wohl ähnlich abartig ausgefallen. Aber schaut einfach selbst:

Zusammenfassung und Fazit

Nehmt die 50 Euro (oder wieviel auch immer man gerade zum Fenster rauswerfen wollte) und kauft den Kindern lieber einen fetten Pott Eis oder eine Flasche geschmeidigen Schampus für die Holde, je nachdem. Aber betrügt Euch nicht mit solchen Falschmeldern, deren Zweck einzig und allein im Tarnen und Täuschen besteht. Wer sich gern selbst in die Tasche lügt, darf natürlich gern zuschlagen. So als Unterwasser-Domina taugen die beiden Testobjekte durchaus, denn es wird garantiert weh tun. Wer sich und dem System wirklich was Gutes tun möchte, kauft  sich z.B. einen High Flow von Aqua Computer, auch wenn dem das Blinki-Blinki fehlt, oder lässt es ganz.

Dann weiß man wenigstens, was man da so ausliest. Und ehe die drückende Suppe die Schläuche abfetzt, weil man viel zu viel Wasser durchschiebt (Thermaltake), oder man sich im Umkehrschluss nicht traut, die Pumpe höher zu fahren (Barrowch), weil der Durchflussmesser bereits schon schwersten Wellengang vorgaukelt, dann verzichtet man besser aufs Display und konzentriert sich auf die Wahrheitsfindung. Was dem High-Flow wirklich fehlt, ist die Gamer-Modding-Blinkmichtot-Optik, damit gehe ich durchaus konform. Aber mit diesen Werten kann man wenigsten leben, die Custom Loop übrigens auch.

Aqua Computer Durchflusssensor high flow (53068)

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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