Ist Wi-Fi 6 jetzt das Allheilmittel gegen schlechten WLAN-Empfang? Nein, aber es kann durchaus die Therapie tatkräftig unterstützen. Physik kann man nicht neu erfinden, aber man kann sie sich zu Nutze machen. Es ist mittlerweile fast 3 Jahre her, als ich hier im Labor ein Wi-Fi 5 Netzwerk über zwei Etagen eingerichtet habe und auch einen längeren Artikel dazu veröffentlich hatte. Wer zudem als Glückspilz über ein ordentliches Gigabit-Internet verfügt, will ja am Ende diesen Vorteil auch nicht wieder einfach so verschenken, nur weil die heimische Technik nicht mitspielt. Auch wenn ich mit dem bisherigen Netzwerk nach vielen Optimierungen eigentlich recht zufrieden war, irgendetwas ist eben immer.
Dazu gehört auch, dass sich im Haushalt und Laborumfeld mit der zeit immer mehr Wi-Fi-6-fähige Geräte anhäufen, seien es nun ein aktuelles iPhone oder iPad Air, das neue Notebook oder Motherboards, die auf allen Bändern funken können. Wer zudem noch wie ich seine Räume in einem alten, denkmalgeschützten Haus hat, der kann nie genug Neues und Besseres haben. Vor allem bei der Technik. Natürlich kann man gerade bei dieser enorm viel Geld versenken und es ist deshalb umso wichtiger, zielgerichtet vorzugehen. Deshalb möchte ich Euch zuvor noch eine kleine, stark vereinfachte Einführung in das geben, was man an Voraussetzungen wirklich braucht, damit es später im Heimnetz nicht hakelt und dahintröpfelt.
Wichtige Vorbemerkung – bitte lesen!
Da ich den Fall schon im Bekanntenkreis hatte: Es bringt absolut nichts, wenn man Wi-Fi-6-fähige Komponenten wie einfache Repeater zu einer bestehenden Anlage dazukauft und das Ganze dann Stück für Stück ersetzen und weiter ausbauen möchte. Das Wichtigste, das man wirklich immer braucht, ist entweder ein ordentlicher und Wi-Fi-6-fähiger Router, wie die hier verwendete FRITZ!Box 4060, oder aber zumindest ein guter Access-Point wie den FRITZ!Repeater 6000, den man auch als echten Access-Point für ein Wi-Fi 6 Netzwerk nutzen kann, wenn man ihn per Ethernet an einen vorhanden Router anschließt und entsprechend konfiguriert. Ohne so eine Basis nützten einen die neuen Geräte überhaupt nichts und man hat nur sinnlos Geld verbrannt.
Ich will natürlich im Rahmen der nötigen Transparenz nicht verschweigen, dass mir AVM die FRITZ!Box 6000, den FRITZ!Repeater und den FRITZ!Repeater 1200 AX für den Härtetest ohne Vorbedingungen zur Verfügung gestellt hat, um den damaligen Aufbau aus dem Jahr 2019 zu ersetzen und das Ganze dann vergleichend zu messen. Ich musste nach ersten Versuchen und Messungen (um gegenüber der alten Lösung mit der FRITZ!Box 7590, einem FRITZ!Repeater 3000, zwei FRITZ!Repeatern 2400 überhaupt messbare Vorteile im Obergeschoss zu erzielen) jedoch noch einen zweiten FRITZ!Repeater 6000 sowie drei FRITZ!Repeater 1200 AX nachkaufen. Wi-Fi 6 ist also kein Ersatz bei schlechten Empfang und für mehrere Geräte, sondern nur ein Booster fürs Tempo. Naja, was heißt nur…
Es ist zudem wirklich kontraproduktiv, alte und nicht Wi-Fi-6-kompatible Geräte ins neue Mesh zu integrieren. Man sollte wirklich alles ersetzen, leider. Preislich liegt man mit der neuen Lösung dann doch sehr deutlich über dem alten Setup, aber wer schnell sein will, muss wie immer leiden. Ich kann ja auch schon mal spoilern, dass der Tri-Band FRITZ!Repeater 6000 für mich das eigentliche Sahnestück im Test war (wenn er per Ethernet gespeist wurde) und auch das werde ich gleich noch einzeln erklären.
Wi-Fi 6 und die verschiedenen Frequenzbänder
Über die beiden für ein WLAN zur Verfügung stehenden Frequenzbänder habe ich schon ellenlange Abhandlungen geschrieben, muss aber zum besseren Verständnis doch noch einmal ganz kurz darauf eingehen. Denn den Streit, was denn nun besser ist, das Band auf 2,4 GHz oder die beiden auf 5 GHz, kann man mit einem ganz klaren NEIN, ABER, JA beantworten, denn wir brauchen am Ende wirklich alle drei. Und zwar gleichzeitig. Ich möchte allerdings jetzt nicht zu weit in die Theorie der Bündelung und der aktuellen Standards eingehen, denn die theoretischen Angaben sind oft nur Schönwetterangaben, die schon bei einer hyperaktiven Fliege im Funkweg zusammenbrechen. Aber ein paar Basics kann und will ich Euch da nicht ersparen.
Wer jetzt einmal einen Blick von außen auf meine WLAN-Höhle wirft, der sieht bereits auf den ersten Blick das Problem. Ein Gründerzeithaus mit 6 Etagen bedeutet auch Mauern wie im Bunker (bis zu 72 cm Dicke netto im EG). Zudem nach dem Krieg um das Treppenhaus eine Art Korsett mit 500er Beton gebaut wurde und die Treppen eine massive Beton-Stahlkonstruktion darstellen. Bohren ist hier überall nahezu unmöglich, dafür brennt aber im Fall der Fälle wenigstens auch nichts. Die Decke mit Betonplatten und Doppel-T-Trägern ist eine Art Bunker-Imitation, also der Tod für jedes WLAN. Naja, fast. Wenn man weiß, wie man sich helfen kann. Und trotz aller Umbauten nach dem Krieg lauert dann ja auch noch hinter jeder Ecke der (weniger) nette Onkel vom Denkmalschutz. Mal eben mit der Hilti durch den Steinfußboden oder Türen hämmern? Geht leider nicht. Ganzheitliches Kabel fällt also aus, leider.
Das 2,4-GHz -Band
Das 2,4-GHz -Band ist das ältere der beiden Bänder und sollte damit auch alle Geräte erreichen können, die im Funknetz herumgeistern, sogar die ganz alten. Der Vorteil ist aber neben der Abwärtskompatibilität allein die höhere Durchdringung von Wänden und Decken, denn die Robustheit, Störungsfreiheit und der mögliche Durchsatz sind hier deutlich niedriger. Es stehen nur 3 wirklich überlappungsfreie Kanäle zur Verfügung und in Spitzenzeiten sehe ich hier bis zu 19 (!) konkurrierende Netzwerke auf dem Display.
Ein guter Router wird sich den jeweils besten Kanal selbst aussuchen, aber so ein Hopping muss nicht wirklich zielführend sein. So wäre ein manuelles Ausweichen auf andere, ungenutzte mit den dazugehörigen Überlappungen durchaus möglich, wobei die Router oft auch die Summe der Feldstärken berücksichtigen, was man mit dem bloßen Zusammenzählen der gefundenen Netzwerke so nicht erreicht. Bei mir erwies sich die obere Positionierung trotz mehr gefundener Netze als deutlich störungsfreier.
Dass ein noch so toller Fernbereich allein nicht glücklich machen kann, dürfte also klar sein. Und nun?
Das 5-GHz-Band und Tri-Band-Betrieb
Wi-Fi-6 erweitert nicht nur die Grenzen im 5-GHz-Band, indem man z.B. neben dem 2,4-GHz-Band jetzt zwei Streams parallel im unteren und mittleren 5-GHz-Bereich nutzt (Tri-Band), sondern bringt auch sonst noch viele Neuerungen mit sich. Das Erste, was auffällt, sind die vereinfachten Bezeichnungen statt verwirrender Kürzel. So heißt das Ganze jetzt einfach Wi-Fi 6 statt 802.11ax, während für den Vorgänger Wi-Fi 5 das Kürzel 802.11ac verwendet wird. Das ließe sich jetzt auch für Wi-Fi 4 usw. noch beliebig fortsetzen. Im direkten Vergleich zu Wi-Fi 5 ist die Performance gestiegen, zumindest auf dem Papier. Mit einer bis zu 1,5-mal höheren Geschwindigkeit will der neue Standard beim Anwender punkten. Das bedeutet: Die maximale Geschwindigkeit steigt auf bis zu 4,8 Gbit/s pro Client, während diese bei Wi-Fi 5 noch bei maximal 3,12 Gbit/s liegt. Wenn man in der Praxis von einem echten Netto-Durchsatz spricht, sollte dieser dann noch bei wenigstens 5 bis 10 Prozent liegen. Im absoluten Idealfall natürlich.
Und was hat mich jetzt bewogen, doch komplett auf Wi-Fi 6 für die gesamte Infrastruktur zu setzen, außer der Tatsache, dass sich hier viele nützliche Geräte tummeln, die den neuen Standard bereits unterstützen? Wenn nämlich besonders viele Endgeräte mit dem WLAN verbunden sind, dann kann der neue Standard durchaus eine deutlich zuverlässigere Netzwerkverbindung bieten, weil einfach größere Datenströme gleichzeitig verarbeitet werden können. Das merkt man spätestens beim Entertain der Telekom oder Netflix, wenn Ultra-HD-Inhalte abgerufen werden und zudem noch jemand (also ich) im Video-Studio streamt, per Remote-Desktop Tests überwacht oder die Sicherheitskameras aufzeichnen lässt.
Privat oder beruflich? Die ganzen Vorteile im Vergleich zu den älteren Standards machen Wi-Fi 6 sicher auch für den privaten, vor allem aber für den professionellen oder semi-professionellen Einsatz äußerst attraktiv. Und man bekommt (bis hin zur Sicherheitstechnik) eben auch mehr Geräte gleichzeitig eingebunden, die das Netzwerk aktiv nutzen können ohne sich gegenseitig ins Abseits zu schießen. Grund für einen Komplettumbau? Ja, unbedingt!
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