Hardware Motherboard Testberichte

Aorus X299 Master im Test – Gigabytes coole Antwort auf Intels Hitzköpfe

Wichtige Vorbemerkung

Ich gebe zu, Mainboardtests sind für den Tester aufwändig und oft auch undankbar, weil die Leserschaft recht überschaubar bleibt, solange es sich zum Beispiel um eine Enthusiasten-Plattform wie den Sockel 2066 handelt. Trotzdem finde ich es überaus spannend zu beobachten, was möglich wäre und auch ist, wenn man sich als Hersteller beim Design etwas mehr anstrengt. Und da lasse ich sogar die ganzen PR-Schlagwörter mal erleichtert außen vor, denn dafür kann sich eh keiner etwas kaufen.

Sicher, man kann und muss Mainboards auf Performance testen, aber sowohl die Ergebnisse der üblichen CPU-Benchmarks, als auch die der Speichertests sind am Ende bereits schon mit einem einzigen Produkt so inkonsistent, das ich es fast schon ehrenrührig finde, da etwas mit zwei oder drei Produkten objektiv vergleichen zu wollen, wenn der Toleranzbereich solcher Runs z.B. bei bis zu 2% (oder mehr) liegt. Denn da streuen die üblichen Verdächtigen wie Cinebench & Co. schon deutlich mehr.

Deswegen werde ich in diesem Review den technischen Aspekt in den Vordergrund stellen und das Ganze erst abschließend auch mit Benchmarks aus der Realität garnieren. Diese Tests werden dann auch zeigen müssen, ob das Board vielleicht in bestimmten Bereichen generelle Schwächen aufweist. Aber ich tue mich wirklich schwer damit, sogenannte Bestenlisten anhand von zufällig entstandenen Benchmark-Situationen erstellen zu wollen denn im normalen Leben heißt sowas dann Tagesform und wenn Windows heimlich hustet, ist das wie dreimal neu würfeln.

Ich teste übrigens generell offline und mit einem nackten System, vor allem auch dann, wenn es um die Netzwerke geht. Da nämlich ist der Router generell vom Glasfasernetz getrennt. Aus gutem Grund. Der Rest ist das übliche Prozedere, so dass ich die gesamten Vorgänge nicht noch einmal detailliert um- und beschreiben muss, solange es nicht vom Schema-F abweicht.

 

Unboxing, Optik und Features

Dass Aorus das Gaming-Edel-Brand von Gigabyte ist und am Ende ja auch so etwas wie das Gegenstück zu Asus‘ ROG bilden soll, das weiß mittlerweile wohl (fast) jeder. Da kommt dann natürlich auch noch der gewisse Exklusivitäts- bzw. Luxus-Zuschlag drauf, aber was soll’s, solange der Gegenwert stimmt und das Gesamtpaket plausibel bleibt. Das habe ich mir auch gedacht, als ich letztendlich einem Test zugestimmt habe, denn ich war auf der Suche nach einem passenden Board für unsere Creator- und Workstation-Reviews. Aorus nutzt das E-ATX-Format, was man beim Einbau unbedingt beachten sollte.

Ich will mich hier auch nicht lange mit dem verbalen Zelebrieren der technischen Daten und Features, sowie einem Text-basierten Unboxing aufhalten, dafür haben wir ja mittlerweile auch YouTube und meinen Kanal von igor’sLAB. Und da ich immer wieder gefragt wurde, warum da ein vermeintlicher Deppenapostroph drinsteckt: es ist der gleiche Grund wie seinerzeit beim Tom’s Hardware. Außerhalb der deutschen Befindlichkeiten scheibt man das wirklich so.

Natürlich werde ich jetzt die Leser nicht in Sippenhaft nehmen und zum unbedingten Zwangskonsum der Bewegtbilder auffordern. Wer sich (nachvollziehbar) diesem Medium verweigert, für den habe ich das Wichtigste natürlich auch noch einmal in Textform, denn Ordnung muss sein.

Das Aorus X299 Master  ist ein Oberklasse-Mainboard mit dem LGA2066-Sockel für Intels Enthusiasten-Prozessoren der Skylake-X und Kaby Lake-X Generationen. Es ist mit dem X299-Chipsatz  („Lewisburg“) bestückt, der bis zu 30 HSIO-Lanes (High-Speed Input/Output), sowie maximal 24 PCI-Express-3.0-Lanes unterstützt. Das Motherboard verfügt in der logischen Folge über vier PCIe-x16-Slots, von denen zwei mit vollen 16 Lanes an den Chipsatz und die anderen beiden elektrisch mit acht Datenleitungen am Chipsatz angebunden sind. Dadurch wären bei Nutzung einer 28- bzw. 44-Lane-CPU sogar NVIDIA 4-Way-SLI- oder AMD 4-Way-CrossFireX-Konfigurationen möglich.

Ausgestattet mit insgesamt acht DIMM-Slots für DDR4-Arbeitsspeicher, können durch eine CPU mit 28 bzw. 44 Datenleitungen alle Slots im Quad-Channel-Betrieb und bis zu einer maximalen Kapazität von 128 GB verwendet werden. Eine CPU mit 16 Lanes unterstützt den Dual-Channel-Betrieb von vier Slots mit einer Kapazität von maximal 64 GB. Offiziell können DDR4-Module mit bis zu 2.400 MHz verwendet werden, wobei nach Overclocking auch Taktraten von 4.000 MHz und mehr möglich sind, was ich ebenfalls getestet habe.

Drei M.2-Slots für besonders schnelle NVMe-M.2-SSDs sowie acht SATA-6G-Anschlüsse für 3,5-Zoll- oder 2,5-Zoll-Festplatten und SSDs (inkl. RAID-Support) stehen dem Anwender hier zur Verfügung. Die M.2-Ports werden über vier PCIe-3.0-Lanes angebunden und ermöglichen in Kombination mit dem NVMe-Protokoll eine theoretische Datentransferrate von bis  zu 4 GB/s. Zusätzlich hat Aorus die M.2-Slots mit sogenannten Thermal Guards ausgestattet, um die Chips kühler zu halten.

An der I/O-Blende dieses Performance-Mainboards befinden sich jede Menge Anschlüsse. Interessant sind der USB-3.1-Port vom Typ-C und der USB-3.1-Port , die auf einen Controller von ASMedia (3142) setzen. Für die notwendigen Netzwerkverbindungen verfügt das Aorus Master über einen Intel I219V LAN-Port und einen interessanten Realtek Gigabit-LAN-Port mit bis zu 2.500 Mbit/s sowie Wi-Fi  auf dem 802.11ac-Standard von Intel (bis zu 867 Mbit/s). Für den Sound nutzt man den recht ordentlichen Realtek ALC1220 Codec und den ESS SABRE 9218 DAC, der auch als Amp fungieren soll.

Als Feature-Übersicht hat der Hersteller zudem noch eine Auflistung der wichtigsten Eckpunkte parat, der ich mich auch nicht verschließen möchte:

  • Supports 9th Gen Intel® Core™ X Series Processors (Socket 2066)
  • Quad Channel Non-ECC Unbuffered DDR4, 8 DIMMs
  • Intel® Optane™ Memory Ready
  • 12 Phases Digital VRM Solution with Smart Power Stage
  • Advanced Thermal Design with Fins-Array and 6mm Heatpipe
  • Realtek 2.5GbE onboard and Intel® Gigabit LAN with cFosSpeed
  • Onboard Intel 802.11ac 2×2 Wi-Fi & AORUS Antenna
  • 130dB SNR AMP-UP Audio with High-End ESS SABRE 9218 DAC, ALC1220 and WIMA audio capacitors
  • USB TurboCharger for mobile device faster charging support
  • RGB FUSION 2.0 with Multi-Zone RGB LED Light Show design, support Addressable LED & RGB LED strips
  • Smart Fan 5 features Multiple Temperature Sensors and Hybrid Fan Headers with FAN STOP
  • Front USB 3.1 Gen 2 Type-C™ Header
  • Triple Ultra-Fast M.2 with PCIe Gen3 x4 interface with Triple Thermal Guards
  • USB DAC-UP 2 with Adjustable Voltage

 

Testsystem

Das neue Testsystem ist zwar noch nicht ganz komplett (uns fehlt z.B. diesmal noch die Mikroprozessor-gesteuerte Überwachung aller Versorgungsanschlüsse), aber das Grundkonzept steht schon. Zum Einsatz kommt der Intel Core i9-7980XE, der eigentlich jedes Mainboard galant in den Worst-Case führen kann, wenn es um Spannungsversorgung und thermische Performance im Grenzbereich geht. Das Ganze wird zudem mit dem Chiller perfekt gekühlt, so dass immer gleiche Voraussetzungen herrschen.

Beim RAM setze ich auf ein solides und nicht leuchtendes (also RGB-freies) Kit von Patriot in Form des Viper Steel Series DDR4 , den ich mittels XMP2.0 auch mit DDR4 4000 laufen lassen kann (CL19-19-19-39 2T).

Interessierten bietet die Zusammenfassung in Tabellenform schnell noch einen kurzen Überblick:

Testsysteme und Messräume
Hardware:
Intel Core i9-7980XE @4.5 GHz
Aorus X299 Master
32 (4x 8) GB Patriot Viper Steel 4000 MHz (PVS416G400C9K)
500 GB Western Digital Black (NVMe, System SSD)
1 TB Viper Patriot NVMe (Speedt-Tests), 1 TB Seagate Fast SSD (Storage)
Be Quiet Dark Power Pro 11, 1200-Watt-Netzteil
Kühlung:
Alphacool Eisblock XPX
Alphacool Chiller Eiszeit 2000
Thermal Grizzly Kryonaut (für Kühlerwechsel)
Gehäuse:
Microcool Banchetto 101 mit 90° Mod
Monitor: Eizo EV3237-BK
Leistungsaufnahme:
berührungslose Gleichstrommessung am PCIe-Slot (Riser-Card)
berührungslose Gleichstrommessung an der externen PCIe-Stromversorgung
direkte Spannungsmessung an den jeweiligen Zuführungen und am Netzteil
2x Rohde & Schwarz HMO 3054, 500 MHz Mehrkanal-Oszillograph mit Speicherfunktion
4x Rohde & Schwarz HZO50, Stromzangenadapter (1 mA bis 30 A, 100 KHz, DC)
4x Rohde & Schwarz HZ355, Tastteiler (10:1, 500 MHz)
1x Rohde & Schwarz HMC 8012, Digitalmultimeter mit Speicherfunktion
Thermografie:
Optris PI640, Infrarotkamera
PI Connect Auswertungssoftware mit Profilen
Akustik:
NTI Audio M2211 (mit Kalibrierungsdatei)
Steinberg UR12 (mit Phantomspeisung für die Mikrofone)
Smaart v.7
eigener reflexionsarmer Messraum, 3,5 x 1,8 x 2,2 m (LxTxH)
Axialmessungen, lotrecht zur Mitte der Schallquelle(n), Messabstand 50 cm
Geräuschentwicklung in dBA (Slow) als RTA-Messung
Frequenzspektrum als Grafik
Betriebssystem Windows 10 Pro (aktueller Build, alle Updates)

 

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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