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AMD Radeon Software Adrenalin Edition – neuer Name, neues Glück?

Das erste große Treiber-Paket war seinerzeit 2014 der Catalyst Omega. Ein Jahr später gab es dann für das staunende Volk den Radeon Software Crimson Edition Treiber. 2016 hat uns AMD vorweihnachtlich mit der Crimson ReLive Edition beglückt und dieses ...

Das erste große Treiber-Paket war seinerzeit 2014 der Catalyst Omega. Ein Jahr später gab es dann für das staunende Volk den Radeon Software Crimson Edition Treiber. 2016 hat uns AMD vorweihnachtlich mit der Crimson ReLive Edition beglückt und dieses Jahr? Für 2017 hat man nun die Radeon Software Adrenalin Edition parat, AMDs diesjähriges großes Treiber-Update. Schaun‘ wir mal.

Während inkrementelle Treiber-Updates das ganze Jahr über Schritt für Schritt die offizielle Unterstützung für neue Hardware hinzufügen, Probleme mit den neuesten Spielen ausräumen und die Leistung durch kontinuierliche Optimierung langsam steigern, sind diese jährlichen Treiber-Updates dann das, was AMD typischerweise verwendet, um neue Funktionen einzuführen bzw. um bestehende Funktionen weiter zu verbessern.

Die Radeon Software Adrenalin Edition, wohl benannt nach einer speziellen dunkelroten Teerose, ergänzt oder erweitert hauptsächlich sechs Komponenten des AMD Software-Ökosystems: den WattMan (verbessert), Chill (verbessert), ReLive (verbessert), Enhanced Sync (verbessert), Radeon Overlay (neu) und AMD Link (neu), wobei das Unternehmen behauptet, dass es sogar ca. 30 Funktionen sind, die von diesem Treiber mittelbar oder unmittelbar abhängen.

AMD Link

Beginnen wir mit Link, einer mobilen Anwendung für Android 5.0+ und iOS 10+ Geräte, welche die Performance-Überwachung, ReLive-Steuerung und die Interaktion über eine lokale Wi-Fi-Verbindung ermöglicht.

Die Konfiguration von Link ist denkbar einfach. Selbst wenn der Prozess nicht auf den ersten Blick über die Radeon Settings Software-Schnittstelle ersichtlich ist, führt Sie dann die am mobilen Device installierte AMD Link App durch die Aktivierung des Link-Servers auf Ihrem Rechner und das Hinzufügen eines PCs zur mobilen Anwendung.

Sobald man verbunden ist, sieht man fünf Symbole auf dem Dashboard der App, beginnend mit einem Home-Button, der durch mehrere Hot-Linked-Marketing-Logos führt. Wahrscheinlich könnte man auf diesen Bildschirm auch ganz verzichten, denn durch die zufällige Auswahl eines Logos gelangt man über einen Webbrowser nur auf die entsprechenden Produktseiten von AMD. Aber ein bisschen Spaß muss schon sein.

Rechts neben dem Home-Icon ermöglicht das ReLive-Panel die Aufnahme, das Streaming, die sofortige Wiedergabe, die Bildschirmaufnahme und den Zugriff auf eine Galerie der erstellten Medien-Dateien. Natürlich muss man ReLive zunächst konfigurieren, bevor man es verwenden kann, aber wenn die Aufnahmefunktion erst einmal aktiviert ist, kann man ein Capture starten oder im Spiel streamen und in sozialen Netzwerken posten, ohne diese Seiten erst auf dem Desktop öffnen zu müssen. Da Link über Wi-Fi kommuniziert, hat man so natürlich auch die Möglichkeit, aufgenommene Clips über die ReLive Gallery des Mobilgeräts abzuspielen, bevor sie auf Facebook oder YouTube übertragen werden.

Die App-Einstellungen befinden sich live rechts neben dem ReLive-Panel von Link. Dort findet man auch die angeschlossenen PCs (ein mobiles Gerät kann mit vielen PCs verbunden sein), eine Option zum Hinzufügen von PCs über einen QR-Code oder manuell über eine URL, die einen auf die Seite des AMD User Experience Programms führt, und eine Option mit dem Namen „Keep screen on“ (Bildschirm aktiviert lassen). Man muss sich allerdings bewusst sein, dass ein ständig aktiver Bildschirm die Akkuladung schneller aufbraucht. Wenn man die Verbindung zum Netzwerk trennt oder Link schließt, kann man hier später auch die Verbindung wiederherstellen.

Als Nächstes gibt es noch einen News Feed mit ausgewählten Facebook-, RSS-, Instagram-, Twitch-, YouTube- und Twitter-Posts zu Radeon Pro, Ryzen, Radeon Instinct und Radeon Graphics. Man soll ja schließlich nicht dumm sterben. Und weiter geht’s….

Das letzte Symbol ermöglicht es einem, die Performance durch Echtzeit-Snapshots mehrerer Sensor- bzw. Messwerte oder eine Timeline-Ansicht zu überwachen. Es scheint jedoch so, dass alle Werte stets zurückgesetzt werden, wenn man Link verlässt und neu startet. Während die App noch mehr als einen Grafikprozessor richtig erkennt, führt jedoch der Versuch, diese zwei Karten dann auch gleichzeitig zu überwachen, zu einer Verdoppelung der Einträge für eine einzelne Karte im Zeitachsenfenster. Es gibt also eindeutig noch Fehler, die es zu beheben gilt.

Diese erste Umsetzung ist jedoch ein guter Ausgangspunkt für das, was sich mit der Zeit in ein wirklich sehr nützliches Werkzeug verwandeln könnte. Die Zeitleiste bietet derzeit Optionen für eine und drei Minuten Dauer, sowie für Abtastintervalle über ein oder drei Sekunden. Wir haben AMD bereits um eine Erweiterung dieser doch recht engen Vorgaben gebeten. Was in WattMan geht, sollte sicher eines Tages dann auch hier gehen. Wir sind da recht optimistisch.

Radeon Overlay

Mindestens genauso praktisch (wenn nicht noch mehr) ist das Radeon Overlay, das den Zugriff im Spiel auf ReLive, Performance-Monitoring, Chill-Einstellungen, Frame Rate Target Control, FreeSync und Farbeinstellungen erleichtert. Standardmäßig kann man das Overlay durch Drücken von Alt+R aufrufen, obwohl dies im Einstellungsmenü von Radeon Settings auch anderweitig konfigurierbar ist.

Wir nutzen bereits eine Menge Performance-Monitoring-Tools wie GPU-Z, AIDA64 und auch dem AMD-eigenen WattMan. Um jedoch optisch an wirklich relevante Daten zu gelangen, ist es jedoch oft erforderlich, diese in Excel zu exportieren und grafisch darzustellen. Durch das Hinzufügen eines Monitors zum Radeon-Overlay ermöglicht AMD es, Performance-Metriken direkt im Spiel in Echtzeit anzuzeigen, während sie generiert werden. Im Moment gibt es ein wählbares Abtastintervall zwischen einer und 10 Sekunden. Wir würden gerne in der Zukunft auch noch kleinere Intervalle sehen, auch wenn sich dies natürlich bei schwächeren Systemen negativ auf die Prozessorlast auswirken könnte.

Im direkten Vergleich der innovativen Steuerung von ReLive über AMD Link zum konservativen Zugriff über das Radeon Overlay wirkt Letzteres möglicherweise zwar nicht mehr ganz so elegant, aber man kann auch ohne Link sofortige Wiederholungen speichern, aufnehmen, eine bestimmte Region aufzeichnen, streamen, eine bestimmte Region streamen und Screenshots aufnehmen, ohne das Spiel verlassen zu müssen. Und das Smartphone darf dann auch schon mal an der Steckdose aufgeladen werden und muss nicht immer parat liegen.

Letztes Jahr haben wir den Test „AMDs Chill: Treiber-Feature als Wunderwaffe fürs Stromsparen?“ veröffentlicht, in dem wir beschrieben haben, wie die Technologie funktioniert und wie sie sich auf die Performance/Latenzzeit auswirkt. Mit dem Radeon-Overlay können Sie Chill ein- und ausschalten und die Minimal- und Maximalwerte ändern. Änderungen, die in diesem Treiber-Update an Chill vorgenommen wurden, könnten die Technologie für den Anwender also durchaus noch interessanter machen, wenn er sie nicht bereits verwendet. Mehr dazu in Kürze.

FreeSync kann ebenfalls über das neue Overlay von AMD ein- und ausgeschaltet werden, wenn man ein kompatibles Display besitzt. In der Vergangenheit konnte man FreeSync nur global aktivieren oder für alle Spiele deaktivieren. Mit der Radeon Software Adrenalin Edition von AMD ist FreeSync nun auch individuell für jede Anwendung steuerbar.

Die Steuerung der Bildrate ist nun auch über das Radeon-Overlay zugänglich und wenn man dort den Schieberegler für die Bildrate in sinnvolle Bereiche bewegt, ist es gleich auch viel einfacher, das Gleichgewicht zwischen Leistung und Leistung zu optimieren. Dieses Treiber-Update erweitert die FRTC-Funktionalität auch um Vulkan-basierte Spiele, endlich.

Die Farbeinstellungen sind so ziemlich selbsterklärend. AMD macht diese sogar auf einer Pro-Display-Basis einstellbar, wenn mehrere Monitore angeschlossen sind. Da diese Schieberegler nun auch im Spiel verfügbar sind, wäre es zudem großartig, eine Split-Screen-Ansicht zu sehen, in der man die Display-Ausgabe vor und nach den Einstellungen vergleichen könnte. Nur mal so als Vorschlag.

ReLive

Das Aufzeichnen und Streamen im Spiel über die ReLive-Funktion von AMD ist natürlich nicht neu. Aber AMD hat eine Reihe von Verbesserungen vorgenommen. So soll unter anderem auch der Overhead während der Aufnahme niedriger ausfallen als bei früheren Versionen von ReLive und Nvidias ShadowPlay, so dass man geringere Frameraten-Einbußen hinnehmen muss.

Neben dem ReLive-Knopf, ganz oben in der Menüleiste der Radeon Settings, befindet sich ein Connect Tab. Dahinter verbirgt sich die Möglichkeit, aufgenommene Videos anzusehen, zu trimmen und freizugeben, sich mit seinen Konten auf immerhin acht verschiedenen Plattformen zu verbinden und diese zu verwalten, sowie das Ressourcenzentrum von AMD zu besuchen.

Weitere Neuerungen sind separate Audiospuren während der Aufnahme, Chat-Overlays im Spiel zur Überwachung der Zuschauerreaktionen, Unterstützung für die Aufnahme in Vulkan-basierten Spielen, Unterstützung für rahmenloses Region Capture, die Möglichkeit der Aufzeichnung über mehrere Monitore via Eyefinity und eine Chroma-Key-Unterstützung.

Weitere Neuerungen

AMD hatte Enhanced Sync ja schon bereits Anfang des Jahres eingeführt, das als eine Form von v-Sync funktioniert, wo versucht wird, das optimale Verhalten bei der Anzeigeaktualisierung der Synchronisation in Abhängigkeit von der Performance zu steuern. Wenn z.B. die Bildrate eines Spiels die Bildwiederholrate Ihres Bildschirms übersteigt, lässt Enhanced Sync das Spiel so schnell wie möglich laufen und zeigt nur den zuletzt beendeten Frame in jedem Anzeigeintervall an.

Dadurch wird verhindert, dass die bei aktiviertem v-Sync sehr häufig anzutreffenden Rissartefakte auftreten, während die Eingangsverzögerung niedrig gehalten wird. Am anderen Ende des Spektrums, wenn die Bildwiederholrate zu niedrig ist, deaktiviert Enhanced Sync dann v-Sync komplett. Dies wiederum hilft, das bekannte Stottern zu umgehen, das man immer dann erhält, wenn die Leistung zwischen 60, 30 oder 15 FPS hin und her springt. Mit der Radeon Software Adrenalin Edition wird Enhanced Sync auf allen GCN-basierten Grafikprozessoren, in Vulkan-basierten Spielen, AMDs mobilen Grafikprozessoren, Multi-GPU-Konfigurationen und in den Eyefinity-Arrays unterstützt.

Wir hatten ja gerade erwähnt, dass Radeon Chill über das neue Overlay von AMD zugänglich ist und dass es durchaus etwas zum Experimentieren sein könnte, wenn man es noch nie probiert hat. Das liegt daran, dass Chill keine Whitelist mehr benötigt. Wenn man also daran interessiert ist, die Leistungsaufnahme, die Wärme und eine unnütze Geräuschemission (Lüfter, Spannungswandler) zu reduzieren, indem man unnötig hohe Bildraten vermeidet, ist es nun damit einfacher denn je, das Ganze auch einmal für sich selbst auszuprobieren.

Die Adrenalin Edition fügt WattMan außerdem benutzerdefinierte Profile hinzu, die es ermöglichen, Konfigurationen zu speichern, neu zu laden und zu teilen, die für Spiele, Mining oder Energiesparen optimiert sind. Es ermöglicht auch die Unterstützung von Multi-GPU-Systeme in rahmenlosen Vollbild-Anwendungen für GCN-basierte Produkte in Windows 10 unter DirectX 9, 10 und 11 Spielen.

AMD wirbt auch erneut mit seinen Compute Mode, obwohl dieser bereits im Radeon Software Crimson ReLive Treiber vorhanden war. Zumindest auf dem Desktop betrifft dies vor allem Krypto-Währungs-Miner. So klickt man in den Radeon-Einstellungen auf die Registerkarte „Gaming“, navigiert zu „Globalen Einstellungen“, nutzt den Umschalter „GPU Workload“ und wechselt so zwischen Grafik- und Compute-Optimierungen hin und her.

Leider wollte AMD trotz Rückfrage die spezifischen Unterschiede zwischen den Graphik- und Compute-Einstellungen nicht weiter kommentieren. Wir sahen jedoch einen großen Unterschied, nachdem wir in den Berechnungsmodus auf einem Mining-System mit einer Radeon RX 480 und einer Radon RX 580 umgeschaltet hatten: so sprang die kombinierte Rate von 39,2 MH/s auf immerhin 49,5 MH/s.

Vega-Besitzer werden den Graphics/Compute-Schalter im AMD-Treiber jedoch nicht sehen. Nach Angaben von Unternehmensvertretern sind alle Funktionen, die den Compute-Workloads zugutekommen, bereits standardmäßig in der Vega-Architektur aktiviert, so dass der Switch nicht mehr erforderlich sein soll. Nachprüfen lässt sich dies natürlich so nicht.

Performance

Zusammen mit den neuen und verbesserten Funktionen wirbt AMD auch damit, dass der Treiber der Radeon Software Adrenalin Edition auch die Leistung steigert. Das Unternehmen entschied sich für fünf verschiedene Spiele und verglich die heutigen Frameraten mit der Crimson ReLive Edition 16.12.1 vom Dezember 2016. Natürlich gab es bei allen Beispielen relativ deutliche Beschleunigungen. Allerdings muss man fairerweise auch hinzufügen, dass vier der fünf gemessenen Spiele erst 2017 erschienen sind und somit im Treiber von 2016 noch gar keine Optimierungen erfolgt sein können. Außerdem sind das alles DX11-Titel.

Wir haben deshalb fünf unserer eigenen Spiele ausgewählt, die allesamt bereits releast wurden, als der Treiber vom letzten Jahr veröffentlicht wurde. Somit hätten wir nun Ashes of the Singularity: Escalation, Mittelerde: Shadow of War, The Witcher 3, Tom Clancy’s Ghost Recon Wildlands und Tom Clancy’s The Division. Zwei davon sind DX12-Spiele und die anderen DX11-Spiele.

Auf unserer Radeon RX 470 und bei 1920 x 1080 Pixeln konnten wir AMDs Ergebnisse in Ghost Recon Wildlands replizieren. Die Verbesserungen sind jedoch nicht auf die Radeon Software Adrenalin Edition zurückzuführen, denn man erreicht diese Werte bereits in der aktuellen Version 17.11.4 und es hat wohl wahrscheinlich auch mehr mit der längst erfolgten Optimierung für das Spiel zu Beginn dieses Jahres zu tun, als dieses auf den Markt kam.

Ansonsten gibt es nicht viel mehr über die Performance zu berichten, zumindest nicht bei den Ergebnissen der Spiele, die wir mit der vorherigen Treiberversion von AMD und der letzten großen Version von vor einem Jahr verglichen haben. Sicher ist hingegen, dass dieses Update deutlich mehr an Funktionalität bietet, während die inkrementellen Versionen für die individuellen Performance-Optimierungen für relevante Spiele verantwortlich waren.

Am Ende richtet sich die Radeon Software Adrenalin Edition also an die wachsende Zahl von Spielern, die als Streamer über Social Media Netzwerke die Zuschauer erreichen wollen. Darüber hinaus bietet man einen völlig neuen Komfort durch das Radeon Overlay, mit dem Funktionen wie FreeSync, FRTC und Chill leicht(er) erreichbar sind. Durch die Erweiterung der Unterstützung vorhandener Funktionen auf mehr APIs, Multi-GPU-Konfigurationen und Multi-Monitor-Arrays stellt AMD zudem sicher, dass diese Bemühungen noch mehr Kunden erreichen können. Kritik bisher? Keine!

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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