Testberichte Wasserkühlung

Neustart mit interessantem Konzept: Raijintek Orcus 240 im Test

Mit der Orcus 240 verlässt Raijintek die mittlerweile ja nun wahrlich ausgetrampelten Pfade der üblichen Pumpenpositionierung, welche zudem auch immer wieder Futter für diverse, doch recht trollige Patentanwälte bot. Nicht auf dem Kühler, nicht im ode...Ausloten der maximalen TDP-Obergrenze Jetzt könnte man natürlich den Weg des geringsten Widerstandes gehen und den Test auf eine CPU mit maximal 100 bis 130 Watt Wärmeabgabe auslegen. Schön für eventuelle Dauer-Chart-Vergleiche, schlecht für den Käuf...

Mit der Orcus 240 verlässt Raijintek die mittlerweile ja nun wahrlich ausgetrampelten Pfade der üblichen Pumpenpositionierung, welche zudem auch immer wieder Futter für diverse, doch recht trollige Patentanwälte bot. Nicht auf dem Kühler, nicht im oder nicht am Radiator? Nun ja, viel bleibt dann ja nicht übrig.

Und so weicht man elegant auf den Schlauch als potenten Pumpenträger aus und schlägt damit gleich noch zwei fette Stubenfliegen mit einer Klappe. Wir werden gleich noch sehen, warum diese Klatsche kein Fehler ist.

Triton war gestern, einschließlich aller Material- und damit Haltbarkeitsprobleme. Jetzt wird wirklich alles anders. Wirklich? Lassen wir uns überraschen! Anderer Supplier, neues Glück. Kann klappen, wenn man es nur aufmerksam genug angeht.

Schaun‘ wir mal, denn wenn wir wirklich ehrlich sind: ganze 109 Euro inkl. MwSt. für eine 240er AiO mit zwei RGB-Lüftern und -Controller mit Funkfernbedienung bzw. Mainboardsteuerung samt eines integrierten Hubs für bis zu 8 PWM-Lüfter sind eine richtig fette Kampfansage.

Lieferumfang

Packen wir’s an und somit auch erst einmal aus. Die eigentliche All-in-One Kühlung wird komplett verschlaucht und befüllt geliefert, was sie von der Open-Loop-Konstruktion der Triton dann doch deutlich unterscheidet. Die Gründe liegen auf der Hand, denn nur allzu oft ging das Pumpengehäuse kaputt, weil ungeübte oder übereifrige Finger die Anschlüsse viel zu fest angezogen haben. Und immer dort, wo es dann richtig spannend wurde, hat es schlicht und einfach knack gemacht. Plörre outside inklusive.

Dazu passend liefert Raijintek zwei 120er Full-RGB-Lüfter der Iris-Serie mit, die an den ebenfalls enthaltenen RGB-Controller angeschlossen werden (sollten/können). Das Gleiche gilt auch für die Illumination des Pumpengehäuses. Dazu gibt es noch eine echte Funkfernbedienung, sollte das Mainboard keinen RGB-Ausgang besitzen und natürlich die benötigten Kabel. Blieben dann noch das Mounting-Kit und ein nettes Fläschchen mit geruchsneutralem Eau de Refroidissement, um ggf. den Füllstand wieder etwas aufzufrischen.

Gesamtkonzeption

Dass man für 109 Euro keine Vollkupfer-Statuette für die Ahnengalerie bekommt, sollten einem bereits Logik und Verstand sagen. Doch da sind die Mitwerber nicht besser aufgestellt und es kommt einmal mehr darauf an, das richtige Coolant zu nutzen und die Flüssigkeit auch irgendwann mal ganz zu tauschen, bevor der Schleim und andere Absonderungen das Innenleben wie Schmodder andicken. Korrosion durch galvanische Zaubertricks nach dem Überschreiten des Coolant-Lebenshöhepunktes inklusive. Im Detail heißt dies, dass der Kühlblock aus Kupfer und der Radiator aus Aluminium ist. Mit der Bombe muss man bei diesem Preis halt leben.

Für bestimmte Folgen aus dieser reaktionsfreudigen Konstellation hat Raijintek als einer der weniger Anbieter eine Lösung in Form eines Stopfens parat, der den Keim abzulassen hilft und gleichzeitig die Nach- und Befülloption offenlässt. Wie sich der Zustand der Innenbefüllung gerade so darstellt, sieht man im Pumpengehäuse ziemlich gut, einschließlich des aktuellen Füllstandes. Das wiederum ist am Markt selten und in dieser Form schon sehr hilfreich. Der sich drehende Propeller ist hingegen lediglich ein Show-Objekt, welches zumindest anzeigt, dass sich die Blubber auch ja noch fein mitbewegt. Je schneller, umso mehr. Und das auch noch in bunt.

Dass dieser Füllstand sich nicht allzu schnell verringert, hat man bei den 36 cm langen Schläuchen (einschließlich Pumpe und Anschlüsse) mit einkalkuliert, denn hinter der schwarzen Textilummantelung will man dickeres Material verwendet haben, welches weniger Schwund verursacht. Inwieweit das stimmt, können wir aber in so kurzer Zeit weder testen noch abschätzen. Da wir aber schon AiO-Kühlungen im Archiv hatten, deren Innenleben nach nur 2 Jahren nicht mehr als brauchbar zu bezeichnen war, ist jeder kostenlose Pflegehinweis besonders hervorzuheben. Die Raijintek Orcus 360 bietet übrigens 40 cm brutto als Länge für die Verschlauchung, das sollte wirklich reichen.

Die Pumpe und deren Besonderheiten

Jede Wasserkühlung lebt auf Pump, samt aller möglichen Begleiterscheinungen. Um irgendwelchen Patent-Trollereien von vornherein auszuschließen, befindet sich das Pumpengehäuse nun im Schlauch. Der Abstand zum Radiator sollte zudem ausreichen, um noch alle nötig werdenden Biegungen schmerz- und kollisionfrei hinzubekommen.

Der Vorteil dieser Positionierung ist die faktisch vollständige Entkopplung der rotierenden Teile vom Gesamtsystem einschließlich Gehäuse. Körperschall ist Rauch von gestern und auch die mit Absicht gewählte Pumpendrehzahl von ca. 4000 U/min ist hier eine produktive Komponente. Frequenzen um die 2.5 bis 3,5 KHz nimmt das menschliche Ohr deutlich prägnanter wahr, so dass eine Verringerung der Drehzahlen für das subjektive Wohlempfinden des Nutzers kaum etwas bringen durfte.

Dazu kommt, dass die Pumpe trotz allem noch etwas Luft nach oben besitzt und nicht mit voller Leistung fährt. Die normalerweise anliegenden 80% der möglichen Maximaldrehzahl reichen für die optimale Umwälzung völlig aus. Weitere, manuelle Verringerungen steigern die Performance nicht und es wird auch nicht (noch leiser). Denn eines muss man der Pumpe und ihrer Positionierung fairerweise auch bescheinigen: man hört sie kaum bzw. gar nicht, wenn noch andere Quellen ebenfalls Betriebsgeräusche erzeugen. Es ist, in Bezug auf die Pumpe, eine der leisesten AiO-Lösungen, die wir je messen konnten.

Lüfter und RGB-Controller

Raijintek bietet ein Rundrum-Wohlfühlpaket mit individuell anpassbarer Einfärbung an und setzt dabei auf 120-mm-Lüfter der Iris-Serie. Die sind zwar nicht die absolute Spitze der Lüfter-Evolution, aber durchaus brauchbar und bieten zudem genügend statischen Druck. An der Lüfterleistung wird es also nicht scheitern, das haben wir gemessen. Die Geräuschentwicklung ist zumindest akzeptabel, wenn man nicht gerade ein offenes Feuer mit dieser AiO herunterkühlen möchte. Die Messwerte auf der nächsten Seite werden das bestätigen.

Insgesamt ist es somit eine kunterbunte und sogar noch einigermaßen geräuscharme Luftbespaßung, bei der man auch den Preis als Messlatte mit im Hinterkopf behalten sollte. Es gibt nämlich auch deutlich teurere und trotzdem nicht bessere Luftikusse.

Der mitgelieferte Hub für bis zu 8(!) Abnehmer (weitere Lüfter, RGB-Verbraucher wie z.B. das Kühlergehäuse usw.) bietet zwei Features für Farbspieler aus der Bundesliga. Entweder, man klemmt ihn mittels des beiliegenden Kabels einfach am RGB-Mainboardausgang an (wenn man denn einen hat) und nutzt die Voreinstellungen des restlichen Systems, oder man mischt sich die gewünschte Farbe einfach selbst und kann sich seinerseits noch andere Effekte aufs Auge drücken.

Genau für solche Spielmätze gibt es die Funkfernbedienung, die diverse Farb-Modi oder Farbabstufungen erlaubt. Funk deshalb, weil man so den Hub auch unsichtbar in den Tiefen des PC-Universums verstecken kann und trotzdem noch per Remote erreicht. Die Batterie mussten wir allerdings selbst einsetzen, weil unser Muster per DHL und Luftfracht kam. Neue EU-Richtlinien und Transportvorschriften, wir lieben es. Der Kunde hat diese Probleme jedoch nicht. Die gute alte Seefracht per Container ist diesbezüglich noch nicht totreguliert. Immerhin.

Genug der Trockenübungen. Da jeder wissen will, ob sie auch tut, was sie soll und wie, testen wir das Teil natürlich jetzt auch. Nach dem Weiterblättern.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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