Um es kurz zu umschreiben: Wachsamkeit und Geheimhaltung treffen auf industrielle Massenproduktion und die technischen Vorarbeiten dazu. Nun ist es ja nicht so, dass ich gar keine Informationen besitzen würde, die man in irgendeiner Form und mit dem nötigen Verantwortungsbewusstsein posten könnte, aber man muss hier eindeutig zwischen zwei Dingen trennen. Da wäre am Anfang der technische Vorlauf, den die Boardpartner benötigen, um eine neue Generation überhaupt zu verstehen bzw. um alle thermischen und elektrischen Voraussetzungen erfüllen zu können. Dieser Prozess kann sich nämlich gut und gern über Monate bis hin zu einem Jahr hinziehen, je nach Umfang und Schwere der Änderungen.
Wenn wir uns an Turing erinnern, dann hatte ich ja bereits mehr als 7 Monate vor dem Launch bereits exklusiv über die neuen Leiterplattentechnologien berichtet (z.B. “Backdrill Verfahren”). Alles Dinge, die man benötigt, um neue Produkte wie z.B. den GDDR6X auch mit der gewünschten Signalintegrität nutzen zu können. Dafür braucht man viel technologischen Vorlauf und auch so etwas wie eine längere Lernphase. Diese begegnete uns beim Launch der eigentlich überflüssigen GeForce RTX 3090 Ti nunmehr erneut, wo es vor allem um das Austesten der Spannungsversorgung und der adäquaten Kühlung ging.
Das PCB der RTX 3090 Ti unterscheidet sich in wichtigen Punkten natürlich von dem der nächsten Generation, aber wichtige Baugruppen werden wir exakt so wiederfinden. Dazu gehört auch, dass die aktuell bereits im Test befindlichen neuen Platinen ja pin-kompatibel zum GA102 sind, damit man hier mittels 600-Watt-BIOS (TBP) bereits ausgiebig “herumspielen” kann. Auch darüber hatte ich ja exklusiv berichtet.
Und nun kommen wir zum Punkt mit den fehlenden Informationen. Es gibt mittlerweile ein recht gern genutztes 2- bis 3-Monats-Fenster, egal ob bei AMD oder NVIDIA, um von der Material-Liste bis hin zur fertigen Massenproduktion zu gelangen, wenn die “Lernphase” bereits dem Ende entgegen geht. Auch dieses möchte ich Euch gern noch einmal in Erinnerung rufen, denn wenn wir hochrechnen, dass die neuen Karten Anfang September gelauncht werden könnten, dann ist es noch gar nicht an der Zeit, dass die Boardpartner funktionierende Muster der neuen GPUs bekommen haben können. Und ja, aus meinen Quellen weiß ich verlässlich, dass immer noch mit dem GA102 gespielt wird und es noch gar keine AD102 zum Evaluieren gibt! Vom AD104 ganz zu schweigen, für den es für die AIC noch nicht einmal Papierflieger zum Herumspielen gibt.
Betrachten wir noch einmal den hochgerechneten Zeitraum von jetzt bis zum September, dann wissen wir auch, ab wann man mit “verlässlicheren” Leaks zur möglichen Performance rechnen könnte. Das alles ist natürlich hochspekulativ und definitiv nicht in Stein gemeißelt, aber so ungefähr kommt das schon hin:
Das mal dazu, denn man erkennt die Schritte und Abläufe bereits recht gut. Und genau deshalb komme ich jetzt geradewegs auf NVIDIAs GLP (Green Light Program) zu sprechen, dessen Konsequenz durchaus logisch scheint, wenn man den Terminkalender oben betrachtet und weiß, dass NVIDIA nichts dem Zufall überlässt.
Dieses sogenannte Green Light Program ist zudem ja nicht wirklich neu:
- Der Boardpartner (Partner) erhält und überprüft die Programmrichtlinien und -spezifikationen.
- Partner reicht das CDP (Virtual Customer Design Project) gemäß den Richtlinien bei NVIDIA ein.
- NVIDIA prüft und genehmigt das CDP.
- Der Partner reicht die mechanischen Entwürfe (Grafikkartengehäuse) und die Board-Design-Dateien zur Prüfung ein.
- NVIDIA schickt nun Chipmuster an den Partner (Engineering Samples).
- Der Partner stellt NVIDIA Platinenmuster zur Generierung der dBA-Kurve (U/min vs. dBA) zur Verfügung, wenn er diese Kurve nicht in einem eigenen Akustiklabor erstellen kann.
- Der Partner führt die Green-Light-Prüfung mit der PREL-Software (VBIOS und Treiber) durch und reicht die Ergebnisse bei NVIDIA ein, um grünes Licht für die Weiterführung zu erhalten.
– Falls NVIDIA grünes Licht erteilt, wird ein Partner Production (PP) VBIOS zur Verfügung gestellt.
– Falls nicht, teilt NVIDIA den Partnern mit, was korrigiert werden muss, und der Partner muss den Vorgang erneut mit allen korrigierten Punkten einreichen. - Der Partner stellt NVIDIA die sogenannte Box-Art zur Überprüfung zur Verfügung. Diese Box-Art wird NVIDIA über das Portal für bevorzugte Partner zur Verfügung gestellt und muss den GeForce Richtlinien der Marke entsprechen.
- Der Partner beginnt mit der Massenproduktion.
- Der Partner ist verpflichtet, alle Produktionsplatinen mit dem von Green Light genehmigten Design auszuliefern. Etwaige Änderungen am Produkt nach Genehmigung sind nicht erlaubt.
- Die Partner müssen die Genehmigung haben, bevor sie der Presse überhaupt Karten zur Verfügung stellen und sie müssen das endgültige, genehmigte Design für die gesamte Pressearbeit verwenden. Die Weitergabe nicht genehmigter Designs an die Presse könnte die GPU-Belieferung von NVIDIA beeinträchtigen.
Das liest sich erst einmal recht logisch und sieht bei den AMD-Boardpartnern übrigens kaum anders aus. Fakt ist, dass auf diesem Wege die gesetzten Standards geradezu erzwungen werden und man keinerlei Abweichungen toleriert.
Zusammenfassung und Fazit
Mit diesen kleinen Rechen-Beispielen aus einer nun mittlerweile fast 13-jährigen Redakteurs-Tätigkeit und den 25 Jahren als Entwickler auf den verschiedensten Seiten der Macht, wollte ich Euch eigentlich vor allem zeigen, warum ich manche Dinge vielleicht anders beurteile, als man es vielleicht erwarten würde. Als Reviewer, der ein Produkt objektiv beurteilen will, muss man nämlich auch wissen, wie solche Produkte entstehen, wie Produktions- und Vertriebswege funktionieren und wo z.B. die Befindlichkeiten der Chip-Hersteller so liegen. Dazu gehört auch das Abschätzen der vorab durchgesickerten Informationen sowie deren Stichhaltigkeit und es ist auch der Grund, warum ich manche News noch nicht aufgreife, selbst wenn es Traffic generieren würde.
Solange es keinen AD10x für die AIC zum Testen gibt, solange können wir auch keine echte Leistungsvorschau erhalten. Und bis es ein brauchbares BIOS und vor allem auch funktionierende Treiber gibt, wird es auch noch länger dauern. Man darf nie vergessen, dass auch die Boardpartner nur Treiber mit sehr beschränktem Leistungsumfang erhalten, die in Bezug auf Spiele überhaupt keinerlei Aussagekraft besitzen! Und um es mit Intel abzuschließen: die machen es aktuell mit den Treibern sogar so geheim, dass ein NDA für den betreffenden Tester vom Vice President gegengezeichnet werden muss! Clever ausgedacht, um diejenigen, die vielleicht die Wahrheit ans Licht bringen könnten, unter vollster Kontrolle zu halten. Kann man durchaus machen, allerdings könnte man auch hier schon wieder gewissen Schlüsse ziehen. Aber das wäre zu viel Spekulatius auf einmal und zudem auch ungerecht.
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