Und erneut muss der Pad-Man aktiv werden, um über Probleme zu berichten. Diesmal aber nicht über Wärmeleit-Pads, sondern über Ear-Pads. Wir erinnern uns: Ich hatte im Juni 2019, also vor ca. 2 Jahren, das GSP 670 auf Herz und Nieren getestet, dachte ich zumindest. Damals habe auch mit gutem Gewissen das Headset getestet, auseinandergenommen und die verbaute Technik analysiert. Dass sich der Straßenpreis mittlerweile 100 Euro niedriger eingepegelt hat, ist sicher normal. Die extreme Fehlerquote durch ein Cent-Bauteil allerdings nicht.
Hier den Produkttest lesen: Sennheiser GSP 670 Wireless Gaming Headset im Test – wie gut ist das 350-Euro-Spitzenmodell wirklich?
Sennheiser und Epos – es ist nicht immer drin, was draufsteht
Denn eigentlich war das GSP 670 auch nie ein echtes Sennheiser-Produkt, was ich zwar damals zwar schon wusste, aber solange die Qualität stimmt, auch nicht wirklich von Belang ist. Verantwortlich für die damalige Herstellung, den Vertrieb und den Support war das 2003 gegründete Joint-Venture-Unternehmen Sennheiser Communications A/S, bei dem sich Sennheiser und die William Demant Holding A/S zusammengetan hatten, um entsprechende Produkte zu produzieren. Die Sennheiser Communications A/S ist allerdings seit diesem Jahr Geschichte und die Gründe dürften wohl auch im Qualitätsanspruch liegen, den Sennheiser seit Jahren sehr hoch ansetzt und wo man mittlerweile sicher auch eine Verwässerung des Marken-Images sieht.
Die betroffenen Geschäftsbereiche für Enterprise Solutions und Gaming Headsets werden als unabhängiges Business unter der Marke Epos innerhalb der William Demant Gruppe weitergeführt. So wird Epos nunmehr unter dem Markennamen Epos/Sennheiser das Sennheiser Communications-Portfolio für Unternehmen und Gaming herstellen und weiterhin vertreiben. Zudem soll ein eigenes Markenportfolio eingeführt werden, denn in zwei Jahren werden auch die Nutzungsrechte für den Markennamen Sennheiser entfallen und es wird alles dann allein unter Epos vermarktet.
Sollbruchstelle durch minderwertige Pads
Ein Pad kann aus den verschiedensten Gründen kaputt gehen und man wird es aus hygienischen Gründen sicher auch nach langem Tragen einmal austauschen wollen. All das ist natürlich kein Aufreger und völlig normal. Nur stellt sich immer die Frage, was denn nun eigentlich “lang” ist. Unser Testsample wurde nämlich in der Redaktion sporadisch (und alles andere als exzessiv) über ca. 8 Monate lang im Homeoffice genutzt (nachdem es über ein Jahr ungenutzt im Archiv stand). Und das auch nur ab und zu bei Video-Calls. Die damit angefallen Stunden an Nutzungsdauer unterschreiten die durchschnittliche Nutzung eine Gamers im gleichen Zeitraum mit Sicherheit gewaltig.
Auch das wäre kein echter Grund, so einen Artikel zu schreiben, denn es könnte durchaus auch ein Einzelfall sein. Leider muss ich an dieser Stelle auch das Feedback der Leser und von Bekannten mit einbringen, wo es nach einer gewissen Zeit nach dem Artikel auch vermehrt Rückmeldungen über defekte Ohrpolster gab. Das wurde seinerzeit auch an Sennheiser kommuniziert und man versprach einen unkomplizierten Austausch und Ersatz, sah sich aber nicht in der Schuld, weil es nicht der Qualitätskontrolle von Sennheiser unterläge.
Interessanterweise gingen ja auch nie beide Ohrpolster in gleichem Maße kaputt, denn es war entweder linke oder das rechte Polster. Eine Prüfung ergab, dass die vermeintlichen Nähte zwischen dem doch recht minderwertigen Lederimitat und dem verwendeten extrem dünnen Vlies gar keine waren. Das verwundert auch nicht, denn normalerweise werden solche Materialien durch das Hochfrequenzschweißen miteinander verbunden. Macht man das richtig und stimmen Stromstärke, Druck, Schweißzeit und Abkühlzeit, dann kann das auch halten.
Im Falle der Pads des GSP 670 kamen aber nicht nur sehr dünne und damit kaum strapazierfähige Materialien zum Einsatz, sondern es wurde auch beim Schweißen geschludert. Hier hat sich einfach die Verbindung gelöst, was auf zu kurze Schweißzeit und ggf. auch auf eine zu kurze Abkühlzeit schließen lassen könnte. Der Rückschluss wäre dann eine auf maximales Tempo getrimmte Taktstrecke. Cost Down also und einem Produkt mit einer UVP von 350 Euro nicht angemessen.
Interessant ist auch, dass Epos für deutsche Pressevertreter nicht zu erreichen ist. Eine Telefonnummer der Pressestelle findet man auf der Homepage nicht, schreibt man eine Mail an die für Deutschland ausgewiesene, pauschale Adresse, bekommt man eine automatisierte Rückmeldung einer versteckten Weiterleitung auf den einzelnen Account eines Mitarbeiters, denn es jedoch nicht mehr gibt. Und dort wird man gebeten, die richtige Adresse der Webeseite zu entnehmen. Der klassische Loop ins Nirgendwo also, leider.
Die Nummer des normalen Kundensupports findet man nach längerem Suchen, allerdings ist auch hier die Abwicklung bei Weitem nicht so kundenfreundlich und unkompliziert wie bei Sennheiser, auch wenn sich der Kollege an der Hotline redlich Mühe gab. Es sind, im Gegensatz zu Sennheisers Online-Shop und Support alles nur Agenten ohne eigenen Ermessungsspielraum und Entscheidungsgewalt. Man müsse erst einmal nachfragen. Der Versand eines zahlungspflichtigen Polsters ist leider mit Versandkosten verbunden und erfolgt ganz offensichtlich auch nicht aus Deutschland.
Fazit und Entscheidung
Ich kann die betroffenen Leser und Käufer nur um Entschuldigung bitten, denn es stand nicht in der Macht des Testers, so einen Fehler beim einwöchigen Test mit aufzudecken. Trotzdem werde ich aus der aktuellen Situation meine Schlüsse und Konsequenzen ziehen. Den Award ziehe ich selbstredend zurück und den Kauftipp natürlich auch. Man kann und darf in dieser Preisklasse derart billig hergestellte und schlecht verarbeitete Komponenten einfach nicht anbieten. Hier muss man stattdessen eindeutig eine Kaufwarnung aussprechen, so schwer es auch fällt. Sollte sich Epos wider Erwartens noch melden, werde ich natürlich noch ein Update bringen.