Da die neuen 12-Pin Buchsen so schön in aller Munde sind und mittlerweile auch eines der NDAs gefallen ist, sollte man auch mal etwas mit den Gerüchten, Irrungen und Wirrungen aufräumen. Am Ende hat nämlich nur ein kleiner Kommunikations-Lapsus dazu geführt, dass innerhalb nur weniger Tage die halbe Netzteilindustrie plötzlich panisch nach Luft schnappte und hyperventilierte. Doch ich will das mal chronologisch aufdröseln, denn es zeigt sich auch einmal mehr, wie gefährlich eine unvollständige Kommunikation auch sein kann, wenn das Ganze dann viral geht.
Gestern erhielt ich übrigens ein nettes, kleines Paket von Seasonic aus Taiwan mit einem passenden Kabel für den Direktanschluss an ein passendes Netzteil dieses Herstellers. Darin befand sich finale Version des bereits vor Tagen angeteaserten Kabel von Seasonic, um die neuen High-End-Karten der Founders Edition (und das gilt auch nur für diese!) direkt und ohne weiteren Adapter am Netzteil anschließen zu können. In Zeiten der ganzen Gold-, Platin- und Titan-Zertifizierungen ist so etwas natürlich immer gut für die Effizienz, die Optik und am Ende auch für die Langzeithaltbarkeit.
Nur ist die Story, wie es zu diesen ganzen Lösungen kam, durchaus lustig und ein weiterer Beweis dafür, wie man mit übereifriger Geheimhaltung und luschiger Kommunikation wahre Produktschwemmen auslösen kann, ohne das jemals beabsichtigt zu haben. Ich war natürlich nicht dabei, aber es muss im Mai in etwa so abgelaufen sein, dass jemand aus dem engeren Dunstkreis von NVIDIA die Information über die verbaute 12-Pin-Buchse durchgestochen hat, was beim Adressaten auch zur Suche (und dem Finden) einer vermeintlich passenden Blaupause der Buchse (Bild unten) führte.
Ich habe das aus gewissen Gründen mal nicht als Vollbild eingefügt, aber es reicht ja auch so. Man sieht hier das Datum, die Spezifikationen und doch nicht die ganze Wahrheit, denn die Buchse auf der FE ist eine Sonderanfertigung. Aber Prinzip, Daten und Hersteller sind identisch. Nur wird sich jetzt sicher jeder Fragen, wo die Stelle mit dem Witz ist. Nur Geduld, kommt gleich!
Die Nachfrage and die Station der Information, ob es denn einen passenden Adapter gäbe, löste dann eine nette Variante der “Stillen Post” aus. So wurde kommuniziert, dass man aus Gründen der Betriebssicherheit diesmal auf einen speziellen 12-Pin-Anschluss setzen würde, an denen zwingend zwei “standardisierte” 8-Pin-Stecker des Netzteils anzuschließen seien. Wenn sich der Informnat mit einem Normalbürger oder Laien unterhalten hätte, wäre wohl gar nichts passiert, aber wehe, man trifft auf einen überkorrekten Spezifikationsfanatiker!
Die ganzen PCIe-Anschlüsse für die Grafikkarte sind zwar im Maximalfall für 8-Pin-Buchsen vorgesehen, aber beileibe keine 8-Pin-Stecker, sondern eigentlich immer noch 6-Pin-Stecker. Nimmt man zwei der sogenannten Sense-Pins hinzu, die der Grafikkarte ein ordentlich dimensioniertes Anschlusskabel vorgaukeln sollen, dann ist dieses Konstrukt aber immer noch kein 8-Pin-Stecker, sondern maximal 6+2. Die einzigen “standardisierten” 8-Pin-Anschlüsse sind aber die EPS-Kabel, wie sie zum Anschluss an der CPU-Spannungsversorgung vorgesehen sind.
An dieser Stelle nahm das Unheil dann seinen Lauf und die Panik war recht groß. Denn normale, handelsübliche Netzteile besitzen ein oder maximal zwei der sogenannten EPS-Kabel. Aber so hätten, je nach Motherboard und CPU, gleich bis zu vier sein müssen! Der Adapter in Nvidias Wundertüte besitzt allerdings schon zwei 8-Pin-Buchsen, also genau das, was an den Boardpartnerkarten und auch an der Referenzplatine zu erwarten ist!, aber das ist das Gegenstück zu den 6+2 Stecker und nicht dem 8-Pin-EPS!
Ohne jetzt Herstellernamen nennen zu wollen, aber vor allem die Anbieter mit nichtmodularen Netzteilen schoben nicht nur eine Woche echte Panik. Man hätte es seitens NVIDIA ja gegenüber den Beteiligten sicher auch korrekter formulieren können, aber da es keine offizielle Mitteilung war, kann man eigentlich auch keinem einen echten Vorwurf machen. Und man war sich bei NVIDIA auch keiner Nachlässigkeit bewusst, denn der bewusste Adapter dient nun mal zum Anschluss an ganz normale, herkömmliche Netzteile. Schön, 6+2 ist auch 8, aber eben irgendwie doch anders. Am Ende ist also alles wieder gut, nur dass jetzt einige Firmen ein paar Kabel mehr im Portfolio haben. Ob nötig oder unnötig, darüber ließe sich noch streiten. Es schadet zumindest keinem.
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