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Launch-Nachlese: vom täglichen Irrsinn und warum man sich kaum dagegen wehren kann | Glosse

Ausgebrannt, abgebrannt, hirnverbrannt? Man muss schon arg einen an der Klatsche haben, um jeden Launch vollwertig durchzuziehen, ohne gleich Minderwertigkeitskomplexe ob der eigenen, aufgezeigten biologischen Ressourcen zu bekommen. Oder man stellt inflationär Personal ein und greift sich dann irgendwann erstaunt an den eigenen Wasserkopf.

Wobei es nicht die schiere Anzahl von Produktpremieren als solche ist, mit denen sich die Hersteller erst gegenseitig geißeln und uns dann gleich noch mit ins übervolle Boot nehmen. Nein, es ist auch nicht die eigentliche Arbeit, die mit solchen Event-Zelebrierungen einer hyperventilierenden PR-Maschinerie einhergehen, es sind schlicht und einfach die Bedingungen, unter denen man arbeiten soll und muss.

Außerdem ist es ja mittlerweile so schön en vogue, jeden lauwarmen Produktpups mit einem NDA aufzuwerten und dann mit bindenden Terminen nur so um sich zu werfen, als wären es rosa Konfettis und die Tester willenlose Einhörner. Apropos NDA…

Es soll ja sogar Firmen geben, die mit ihren Formulierungen den Medien, quasi zum eigenen Benefit, erst ein Scrabble exklusiver Konsonanten vor die Füße werfen, um sich dann entspannt zurückzulehnen und begeistert zuzuschauen, wie die einzelnen Medien und Protagonisten der polemischen Feder ohne mitgelieferte Vokale um die alleinige Interpretationshoheit kämpfen. Gern auch noch mit Waldorf und Statler als charmante Video-Trauzeugen. Doppelt hält eben besser und eine gut geführte Kamera macht schon was her.

Andere Unternehmen meinen, (Gott-)gleich erst gar kein NDA verteilen zu müssen und lösen die Auslese der präferenzierten Buchstaben-Handlanger wie im real existierenden Sozialismus lieber über eine künstliche Warenverknappung. Dekadenz und Abstinenz gehen da brav Hand in Hand, denn während einerseits sogenannte Berufsübertakter und alle, die sich dafür halten, TK-Bratferkel wie am Schnürchen produzieren und ins Bild halten dürfen, schaut der ehrliche Betrachter entnervt in die YouTube-Röhre. Oder man folgt einfach dem Ruf der NY Pundits mit dem obligatorischen „Just buy it!“. Das Leben kann doch so schön schlicht sein.

 

P©TT-Cast

Und um den Kohl dann noch erst richtig fett zu machen, werden z.B. Boardpartner, die den von der Gefälligkeits-Pipeline Abgeschnittenen Erste Hilfe leisten wollen, gleich mal eben mit zur Schlachteplatte verwurstet und intelweich geprügelt. Jeder kriegt da nonchalant sein Wärmeleit-Fett weg, der nicht bei Drei wieder auf strammen Kurs ist. Die Penetranz der Arroganz ist manchmal unerträglich und sie zeigt auch, dass es Einigen immer noch viel zu gut zu gehen scheint.

Doch es gibt Ausnahmen, die man nur loben kann – so viel Zeit muss schon sein. Wenn beispielsweise eine Firma jahrelang durchs Tal der Tränen paddelt, nach Luft schnappt und sich trotzdem immer wieder berappelt, dabei aber nie die Medien vergisst und diese auch stets einigermaßen fair behandelt, dann ist mir das auch schon mal einen Asbach-Uralt im Morgenkaffee wert. Dass dann die Logistik mal hapert oder man die Sommerzeit vergisst und wiederholt falsche Zeitangaben fürs Embargo verschickt – geschenkt. Rechnen kann man ja immer noch selbst. Das ist wie mit dem Denken. Gehirn, Garderobehaken, abgeben und so.

Ich bin so frei und nehme mir heute mal ganz frech einen Tag mentale Auszeit – einschließlich des geistigen Freilaufs für so eine Glosse. Urlaub ist eh nicht drin und der nächste gepackte Koffer für eines der unvermeidlichen Events steht schon wieder grinsend in der Ecke. Dann gilt es, den nächsten Horizont zu entdecken. Stress hoch 7 also, aber man darf ja nichts spoilern, noch nicht mal Nanometer-weise.

Nach dem Launch ist vor dem Launch und ewig grüßt das Murmeltier. Binsenweisheit.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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