Manchmal erfordern ungewöhnliche Situationen ungewöhnliche Lösungen. Im Kreise der Verwandtschaft kam es zu einem folgenschweren Unglück. Ein Glas einer gewissen Marken-Cola war umgekippt und die Brühe lief direkt vom Schreibtisch in das perforierte PC-Gehäuse hinein. Igor’s LAB eilte zur Hilfe und versuchte zu retten, was noch zu retten war.
Wenn ich Hilferufe aus der Familie erhalte, bin ich ja meistens schon unterwegs, bevor das Telefonat überhaupt beendet ist. Anders ist das bei PC-Problemen, denn oftmals hängt man sich da – für nichts und wieder nicht – stundenlang an völlig banalen Problemen auf. In der Regel geht es bei solchen Anfragen um mindestens 10 Jahre alte Drucker oder sonstige antiquierte Geräte, für die es eigentlich schon seit Jahren keine kompatiblen Treiber mehr gibt oder die nach einer ewig langen Lebensdauer halt einfach mal den Geist aufgegeben haben. Und als Dank erhält man später vielleicht auch noch den allseits beliebten Spruch „seitdem du da dran warst…“ – schon allein der Gedanke daran lässt mir die Halsschlagader anschwellen.
Als mich pünktlich zum Wochenende die Frage erreichte, ob ich mal nach dem PC gucken könnte, dämmerte mir schon, dass ich mich aus der Nummer nicht herauswinden konnte. Ich schuldete dem Herrn nämlich noch mindestens einen Gefallen und in Anbetracht des recht modernen Geräts hatte ich auch nur die eine oder andere Toolbar und etwas Schadsoftware erwartet. Fehlerbeschreibung des Besitzers: Der PC fährt manchmal (…) nicht hoch und hängt sich nach kurzer Betriebsdauer immer auf. Na dann schauen wir uns das einfach mal an.
Fehleranalyse
Am viel zu kleinen Schreibtisch angekommen, fand ich folgende Situation vor: Von der Sache her ein zeitgemäßes System. B350 Board, Ryzen 5 1600 – gut gekühlt, 16GB RAM, eine GTX 1060 6GB, eine SSD fürs System + eine HDD für Daten, versorgt von einem Corsair Netzteil. Für den älteren Herrn, der eigentlich nur nach den Spritpreisen schaut und etwas Solitär spielt, eigentlich völliger Overkill. Ich hatte dieses System vor einiger Zeit in der näheren Umgebung zu einem unglaublich günstigen Preis für ihn erstanden, als sein Notebook „aus Gründen…“ den Dienst quittiert hatte. Irgendwie ja schon schade, dass der PC fortan ein Schattendasein auf dem Boden neben dem viel zu kleinen Schreibtisch führen musste und nur für solche niederen Aufgaben eingeschaltet wurde.
Powerbutton gedrückt, Monitor ging sofort an. POST Screen. Nach gut einer Minute war klar: da passiert nichts mehr. Keine Reaktion auf Tastatureingaben, NUM-Lock ließ sich auch nicht mehr umschalten, was eigentlich fast immer „Totalabsturz“ bedeutet. Ein Druck auf die Reste-Taste, um es noch einmal zu versuchen. Kurz POST Screen, dann plötzlich das Windows Ladesymbol und nach einem sehr zähen Loginscreen tatsächlich der Desktop. Okay, vielleicht ist ja nur die Windowsinstallation defekt? Beim Versuch den Task-Manager zu öffnen aber direkt wieder Freeze. Nichts geht mehr. Meh, vielleicht ist doch was defekt. Zeit, die Kiste mal unter dem Schreibtisch hervorzuziehen. Der Blick durchs staubige Fenster ließ schon erahnen, dass hier direkt mal eine kleine Säuberungsaktion nötig wäre. Aber Überhitzung sollte bei diesem riesen Trümmer von Kühler eigentlich auch trotz fieser Verunreinigung kein Problem sein. Zumindest nicht ohne Last direkt nach dem Hochfahren.
Als ich den PC dann im Licht sah, traf mich fast der Schlag! Was ist denn das für ein Siff da drin? „Ja, umm… da ist mal ein bisschen Cola reingelaufen.“ Was?! Und das sagst du mir erst jetzt? „Ja, aber der lief ja dann nach dem Trocknen wieder ein paar Wochen!“ Oh man… PC vom Strom getrennt, eingepackt und ab nach Hause damit. Wird wohl doch eine längere Aktion.
Bestandsaufnahme und Demontage
Bilder sagen bekanntlich mehr als 1000 Worte. Gott sei Dank, dann ich war erstmal sprachlos. An der Rückseite ließ sich schon erahnen, dass der PC nach der Dusche nicht mal unter dem Schreibtisch hervorgeholt wurde. Feinsäuberlich drumherum gewischt.
Durch das versiffte Seitenteil hatte ich schon geahnt, welch fatalen Ausmaße diese Aktion annehmen würde.
Ja, das gegenständliche Sharkoon Gehäuse ist oben „offen“… Au weia!
Hier kann man schon sehen, dass die Brühe direkt auf den PCI-Express Slot getropft ist und dort eine richtig miese klebrige Kruste hinterlassen hat. Das Geräusch, als ich den Molex-Stecker von der Grafikkarte „gebrochen“ habe, werde ich wohl nie vergessen.
Warum der CPU Lüfter falschherum eingebaut ist, wird wohl auch für immer ein Rätsel bleiben.
Neben den üblichen Verstaubungen eines schlecht gewarteten PCs…
kamen hier halt noch völlig verkrustete Cola Rückstände zum Vorschein. Ist das nicht herrlich, wie das Blech des Gehäuses als Regen Cola-Rinne genutzt wurde?
Die Bewohner hatten ihr Anwesen wohl wegen der Flut aufgegeben, es war niemand mehr anzutreffen.
Ich bin mir nicht sicher, ob das da an den Bauteilen Schimmel oder Korrosion ist, aber gesund kann das nicht sein.
Bis in die kleinste Ritze ist die klebrige Brühe gekommen. Das Abziehen der ganzen Stecker wurde zum wahren Kraftakt und immer wieder dieses Geräusch, als wenn man dünnes Glas zerbricht.
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