Aus gegebenem Anlass muss ich heute mal was loswerden. Ich vermute mal, dass die meisten Leser unter euch einen Festnetzanschluss besitzen. In der Regel wird das ein DSL-Anschluss (Kupferkabel) sein. Wer bereits über Glasfaser- oder Koaxialkabel mit bis zu 1 Gbit angebunden ist, der darf sich freuen und entspannt meinen Ausführungen – konsequenzenlos – folgen. Wer aber wie ich, über einen DSL-Anschluss mit einer maximalen Bandbreite von ca. 25 Mbit Download verfügt, der kann heute vermutlich noch einige Informationen mitnehmen und im Zweifelsfall sogar Geld sparen!
Ich fange an der Stelle mal mit meiner Geschichte an, die sich heute zum wiederholten Male ergeben hat. Im Zeitraum von 2015 bis Juli 2020 hatte ich in meiner Mietwohnung eine Bandbreite von 400 Mbit Download und 20 Mbit Upload. Koaxialkabel sein Dank. Als wir dann im August 2020 in unser Haus umgezogen sind, musste ich leider (technisch bedingt) auf DSL (Kupfer) wechseln. Obwohl nur 300 m Luftlinie entfernt, die Koaxialtechnik von Unitymedia (jetzt Vodafone) vergraben liegt. Quasi gibt es hier eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Armutszeugnis mit weißen Flecken auf der digitalen Landkarte! Einen Anschluss an das jetzige Vodafone Koaxialnetz hätte mich 2020 einen 5-stelligen Betrag gekostet.
Also blieb mir nur der DSL-Anschluss übrig. Wenn man seine Mobilverträge bei einem Anbieter hat, dann bekommt man mit unter einen Rabatt auf den Festnetzanschluss. So ist das z.B. bei O2 (aka Telefónica) üblich. Man spart immerhin bis zu 10 € im Monat. Technisch sind bei mir maximal 25 Mbit möglich, weil wir hier noch immer gefühlt in der Steinzeit leben. Das wissen die Anbieter natürlich ganz genau. Man bekommt dann meist den Vertrag mit 50 Mbit Download und 10 Mbit Upload, weil es dazwischen nix anderes gibt. Quasi nimm 16 Mbit oder das teurere Produkt.
Diese Verträge sind ja sehr kreativ ausgelegt, denn so heißt es: min. 3 Mbit Download / 0,7 Mbit Upload und der Vertrag ist quasi ausreichend erfüllt. Oder anders gesagt: Wer sich ein neues Auto mit 500 PS kauft, der soll nicht rumheulen, wenn es doch nur 5 PS sind. Es fährt doch… Eine bodenlose Frechheit nenne ich das! Aber ich schweife ab – zurück zum Thema. Mein Anschluss wurde 2020 mit 50 Mbit gebucht und zu meiner Überraschung lagen nicht mal 16 Mbit an. Der Techniker der Telekom war so freundlich mir zu sagen, dass O2 bei der Telekom nur die 16 Mbit Leitung für mich beantragt hat. Interessant, denn das ist das altbekannte ADSL. Ich gehe heute nicht auf die Begriffe ein und wen das interessiert: Einfach mal googeln!
Die mir am Telefon versprochenen 25 Mbit sind somit auch praktisch gar nicht möglich gewesen. Ich vermute mal, dass O2 und auch andere Anbieter, das durchaus mit System machen. Denn die ADSL-Leitung wird sehr wahrscheinlich im Einkauf günstiger sein und liegt ja immer noch in den Vertragskonditionen mit dem Endkunden. Der Provider verkauft ein Produkt zum teureren Preis, kauft die günstigste Bandbreite und macht am Ende auch mehr Profit. Das ist natürlich schon ein interessantes Geschäftsmodel. Als ich das 2020 bemerkte, habe ich das natürlich auf VDSL und max. 25 Mbit ändern lassen, aber dennoch die 50 Mbit bezahlen müssen. In den meisten Fällen hat man den Vertrag über 2 Jahre und sollte den nicht einfach blind weiterlaufen lassen. Aber ich hatte wenigstens VDSL.
Bei der Vertragsverlängerung konnte ich leider keine besseren Konditionen verhandeln und der Markt konnte mir auch keine Alternativen bieten. Somit verlängerte ich meinen Vertrag um weitere zwei Jahre. Seit gestern hatte ich mit Problemen zu kämpfen, denn ständig kam es zu Internet-Ausfällen usw. Die Vertragsumstellung war auf den 04.07.2022 terminiert, was mich schon stutzig gemacht hat. Was wollen die denn umstellen? Bleibt doch alles wie bisher. Und siehe da, ich wurde von VDSL wieder zu ADSL umgestellt. Dazu muss ein Mitarbeiter der Telekom an den Verteilerkasten und irgendwas umstecken. Mir wurde am Telefon zugesichert, dass alles beim Alten bleibt. Na ja, soviel dazu. Der Servicemitarbeiter (O2 Kundenservice) meinte, dass da ein menschlicher Fehler vorliegen würde. Bei der Vertragsverlängerung wurde versehentlich das falsche Häkchen gesetzt. Das kann man jetzt glauben, muss man aber nicht, denn eine Verlängerung ändert ja nicht den Vertragsgegenstand als solchen.
Jetzt muss ich zwei Wochen warten, bis ich wieder VDSL-Kunde bin und noch immer keine 50 Mbit (wie beworben) erhalten werde. Aber auch dafür gibt es mittlerweile Möglichkeiten, wie man zumindest eine Minderung bzgl. der monatlichen Kosten erwirken kann. Vermutlich wissen das einige von euch, aber eben auch nicht alle. Daher hier eine ganz kurze Beschreibung, wie man zumindest eine Chance auf Preisminderung bekommt. Man muss quasi über 3 Tage hinweg die Leitung messen. Da die Provider nur die Messungen von dieser Homepage akzeptieren, ladet euch die App auf den PC, dort gibt es die Möglichkeit exakt die Minderung messen zu lassen! Link hier: Breitbandmessung
Ihr könnt das ganze recht einfach durchführen, es wird alles erklärt. Ihr müsst eigentlich nur den genauen Vertragsnamen wissen, den ihr mit dem Provider habt.
Am Ende zählt, wenn ihr an einem der drei Tage eine Unterschreitung der Mindestbandbreite habt, oder an zwei Tagen unterhalb von 90% der beworbenen Maximalbandbreite liegt, dann habt ihr Anspruch auf Preisminderung. So ungefähr konnte ich das auf die Schnelle in Erfahrung bringen. Bitte im Zweifel aber noch mal genau recherchieren. Ihr erstellt das Protokoll als PDF und verschickt das ganze an den Provider, zum Beispiel bei O2 unter Minderung.
Hier ein Einzelmessprotokoll Stand 04.07.2022 (nur 21,4 % Download-Speed und 17,1 % Upload)
Breitbandmessung_04_07_2022_21_18_57
Da ich ja schon weiß, dass ich auch nach der Umstellung auf VDSL nicht die beworbenen 50 Mbit erreichen werde, sondern nur ca. 50 % davon – mach ich das Nachweisverfahren – sobald die Umstellung auf VDSL erfolgt ist. Meine Erfolgschancen sehen also sehr gut aus, und der Preis wird sich sehr wahrscheinlich halbieren. Auf den Vorschlag wollte man bei den Vertragsverhandlungen nicht eingehen, aber so wird es wohl am Ende kommen (müssen). Wenn auch mit etwas mehr Aufwand.
Fazit
Nachdem ihr nun meine Geschichte kennt, können wir auch ein kurzes Fazit ziehen. Zum einen ist es für ein Land wie Deutschland einfach nur erbärmlich, dass wir in Bezug auf den Breitbandausbau noch immer ein Entwicklungsland sind. Traurig, aber leider wahr! Zum andern entsteht – zumindest bei mir – der Eindruck, dass die Anbieter hier mit der Unwissenheit des Kunden rechnen und bewusst die günstigsten Leitungen einkaufen und ihre teuren Verträge so gewinnmaximierend vertreiben. Wenn man sich die Details der Verträge anschaut, lässt das fast keine andere Einschätzung mehr zu.
Denn wir zahlen im Eurovergleich mit die höchsten Kosten für die Nutzung des Internets und haben im selben Vergleich auch noch die schlechtesten Bandbreiten. Zumindest hat man seit Ende 2021 endlich die Möglichkeit, sich bei Abweichungen die monatlichen Kosten senken zu lassen. Eigentlich war für heute der erste Teil zum Thema Grundlagen über Monitore geplant. Aber wenn einem so ein Koffer um die Ohren fliegt, dann kann ich den nicht unkommentiert stehen lassen. Ich hoffe, dass ich damit zumindest dem ein oder andern einen Wink mit dem Zaunpfahl geben konnte. Lasst euch nicht von den Providern übervorteilen, denn das scheint genau deren Masche zu sein.
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