Grafikkarten Testberichte VGA

Der 12VHPWR Connector und NVIDIAs RTX 4000 Serie – Alles hat jetzt ein Ende bzw. sogar zwei

Wie man mit dem fetten Kabel am viel zu kleinen Stecker noch elegant den Bogen hinbekommt, das ist ja bereits lang und breit diskutiert worden. Und man kann ja als Außenstehender alles Mögliche kritisieren und gern auch mal ganz bequem dem Nutzer die Schuld zuschieben, nur löst man damit das eigentliche Problem auch nicht. Dass CableMod mittlerweile passende Winkeladapter für alle Einbaurichtungen anbietet, das ist auch kein Geheimnis, nur wissen wohl die Wenigsten, was wirklich dahintersteckt und wo auch mehrmals angesetzt werden musste, um ein möglichst stabiles und sicheres Produkt anzubieten, das die ganzen Kritikpunkte aufgenommen und auch berücksichtigt hat.

Eigentlich wollte ich noch gar nichts dazu schreiben, aber manchmal ist man dann doch ganz froh, wenn ein Plan funktioniert, denn die Teile gehen bereits nächste Woche in den Verkauf. Dass ich die heutigen Bilder (im Factory-Leak-Style) bereits veröffentlichen kann (nachdem ich sie aus gewissen Gründen etwas digital bearbeitet habe), ist auch nicht ganz zufällig. Denn anstelle mich medial über die angeblich zu dummen Anwender zu amüsieren, haben ich mich nach dem damaligen Zoom Meeting mit Gabriele Gorla (NVIDIA) weiter mit der Materie beschäftigt und wir haben auch hier im Labor ziemlich aufwändig alle möglichen Situationen nachgestellt und auch technische Eckdaten hinterfragt. Und nein, so dumm muss man sich als Anwender gar nicht anstellen, um dann doch sporadisch mal an die Grenzen der Stecker-Konstruktion zu gelangen.

Was aber ist nun an so einem speziellen Winkelstecker wirklich essentiell? Beim Produkt von CableMod kommt bereits die neue Iteration der Stecker und Buchsen zum Einsatz, deren Sense-Pins etwas zurückversetzt sind, damit es auch nur dann ein Ok-Signal gibt, wenn der Stecker eingerastet, also weit genug eingesteckt ist. Das halte ich für das wichtigste Feature, aber es ist eben noch nicht alles. Die Buchsen, wenn man sie perfekt verlötet, sitzen direkt und sauber auf der Platine des Adapters auf. Dumm nur, dass sie sich durch äußere Einwirkungen wie herabhängende und starre, schwere Kabel trotzdem bewegen. Denn die Federhülsen sind ja starr mit der Platine verlötet und liegen doch nur relativ lose im Stecker-Gehäuse, welches sich recht schnell verbiegen lässt. Dann erreicht man mit etwas Pech auch wieder Abstände von 1 Millimeter (++) und vor allem auch einseitig verkantete Verbindungen.

Ohne mich jetzt ins Detail zu verlieren, denn ein paar Geheimnisse hat man ja schließlich auch: Es gibt spezielle Klebeverbindungen, die auch das Steckergehäuse so fest an die Platine binden, dass Gehäuse und Hülsen stets unbeweglich und fixiert auf einer Ebene bleiben. Das Bild unten zeigt, was mit nur wenig Druck passieren kann, wenn man so eine Buchse nur einfach auflötet und nicht extra fixiert. Das darf man so nicht machen. Dieser Punkt ist also schon einmal erledigt, denn diese Steckverbindung ist jetzt wirklich sicher. Zumal die verwendeten Komponenten neben den optimierten Sense-Pins auch daraufhin ausgesucht wurden, um ein spürbares taktiles und akustisches Feedback zu liefern (Arretierungsmechanismus).

Unverklebte Buchse – Da geht sogar noch viel mehr

Und als wäre das alles noch nicht genug, habe ich mich auch noch an die Platinenanalyse gewagt und mehrmals nachgemessen. Ich habe CableMod am Ende davon überzeugen können, nicht auf die normalen Platinen mit 35 μm Kupferdicke (1 oz / ft2) und  aufgelötete Spannungsschienen zu setzen, sondern gleich die mit der doppelten Kupferdicke von 70 μm (2 oz / ft2). Da die IPC-4562 vorschreibt, dass das Basiskupfer (also vor der Bearbeitung) maximal 10% geringer sein darf als angegeben, sind es nicht mindestens 31.31 µm, sondern das Doppelte.

Nach der eigentlichen Bearbeitung verbleibt dann eine Endkupferdicke (IPC-A- 600J-Klasse 2) von immerhin noch mindestens 55.7 µm statt der 24.9 µm von normalen Platinen. Das wäre auf Dauer und bei Übertaktungs-Fanatikern schon ein wenig arg dünn. Sicher ist sicher. Und es hat noch einen Vorteil, denn alle sechs stromführenden Leitungen werden separat bis zum Netzteil durchgeführt, da dieses dann am besten weiß, ob und wie das Ganze noch einmal aufzuteilen und abzusichern ist. Es reicht aus, nur die Masse zusammenzufassen.

 

Ob die untere Abdeckung der abgebildeten Variante des 90° Winkelsteckers (erstes Bild ganz oben) dann mit der Karte kollidiert oder nicht, liegt am jeweiligen Modell der Karte. Hier wird es noch eine Alternative mittels Coating geben, aber auch das lässt sich wohl noch im Laufe des Tages final klären. Fakt ist aber, dass es vielleicht manchmal auch etwas länger dauert, bis man mit ruhigem Gewissen das Ok geben kann, aber ich denke mal, das hat sich durchaus gelohnt. Die Zusammenfassung, worauf man wirklich beim Kauf dieses oder anderer Produkte achten sollte:

  • Angepasste 12VHPWR-Steckverbinder mit optimierten Sense-Pins
  • Dauerhaft und fest fixierte Buchsen, um das Bewegen der Kontakthülsen zu verhindern
  • Solide Platinen mit mindesten 2 oz Kupfer-Basisstärke
  • Zusätzlich verstärkte Masse-Schiene auf den Platinen und kein Kurzschließen der 12-Volt-Rails wie im NVIDIA-Adapter

Damit wäre diese kleine Vorschau auch schon wieder am Ende angelangt und Ihr wisst jetzt auch etwas mehr darüber, womit ich so meine Freizeit verbringe, wenn mich etwas wirklich geärgert hat. Und nein, es gibt keine dummen Anwender, sondern nur Produkte, die einfach nicht bis zu Ende gedacht (und getestet wurden).

Der Stecker von CableMod wurde unter fachlicher Beratung durch mich modifiziert. CableMod ist ein Werbepartner von igor’sLAB, eine extra Vergütung für die erbrachte Leistung erfolgte nicht.

 

Kommentar

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form

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11 Kommentare 4 Likes

Moin,
die nicht mehr gebrückten und einzeln zurückgeführten +12V Leitungen machen technisch ja Sinn, keine Frage.
Aber warum werden die GND Leitungen dann noch zusammengefasst? Meiner Meinung nach erhöht man damit nur die Chance, wieder über die altbekannten Probleme zu stolpern...

Viele Grüße
form

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Deridex

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Mich würde mal das Layout und die jeweilige Leiterbahnbreite interessieren. Da könnte ich zumindest Pi mal Daumen abschätzen, wie warm die Leiterbahnen in etwa werden.

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Igor Wallossek

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Ich habe genau das gemessen. Da ist sogar die Platine der Grafikkarte deutlich wärmer, die über die Pins das PCB des Adapters indirekt erwärmt. Man bleibt aber locker unter 55 Grad, wenn die Karte wassergekühlt ist.

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Igor Wallossek

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Nein, im Gegenteil. Jede gemeinsame Masse ist dort durchaus sinnvoll, da wir hier im Hochfrequenzbereich sind. Und man hat statt einzelner Lötaugen eine fette Fläche.

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P
Phelan

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Da bin ich mal gespannt wie das in der Praxis funktioniert.

Eine Problem mit einer Kontaktstelle kann man durch das einfügen einer weiteren Kontaktstelle eigentlich nur noch weiter vergrößern.
Der Adapter hat sicher den Vorteil das man ihn leichter gerade aufstecken kann. Aber den Nachteil, das er dann selber als mechischen Hebel auf die Steckerkontakte wirkt ... hm da bin ich echt sehr skeptisch.

IMO braucht es da ein mechanisch stabileren Stecker der sauber mit wenig Kraft einrastet.
Und Adapter mit möglichs weicher und flexibler Litze die so wenig wie möglich Kraft/Hebelwirkung auf den Stecker übertragen können.

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Igor Wallossek

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10,175 Kommentare 18,759 Likes

Der Adapter ist, wenn man den richtigen nimmt, die beste Zugentlastung, die man haben kann :)

Die Praxis ist hier mit drei 4090 in unterschiedlicher Position schon durchgenudelt...
Das Drama hat gewissermaßen auch am eigenen Ehrgeiz gekitzelt, da was mit beizutragen. ;)

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F
Furda

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Danke für die detaillierten Infos - und gute Sache, dass dieser neue Steckverbinder-Standard eine nötige Iteration zur Verbesserung durchlaufen hat.

Ich nutz bei den "alten" 8-Pin schon lange gewinkelte Stecker; nicht wegen Hitzeproblemen, aber wegen der in meinem Fall deutlich besseren Kabelführung.

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t
thuering

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10 Kommentare 2 Likes

Ich möchte gerne weiterhin in den paar Fällen den Nutzern die Schuld geben.

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Igor Wallossek

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Die "paar" Fälle sind schon ein "paar" mehr, nicht nur mit NVs Adapter. :)

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Gregor Kacknoob

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Hier wäre noch etwas für den Stecker 😎

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FfFCMAD

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Gibt es auch einen Adapter der vertikal geht? Ich habe meine Grafikkarte ja vertikal im Gehaeuse haengen.

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Igor Wallossek

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Schau doch mal genauer auf die Fotos. Es gibt beide Seiten :D

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Alkbert

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Ich hätte gerne was mit 90° statt 180° und dies dann nach unten weg.
Denn nach oben fehlt mit etwas der Platz für die Kabelkonstruktion, da ist meine WaKü im Weg, dann muss ich an den Schläuchen wieder rumbiegen.

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Igor Wallossek

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Schaut doch mal hin, da gibs 90 und 180 Grad

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nobbes

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62 Kommentare 38 Likes

Kennst du die genauen Maße der 180° Adapter Igor?
Habe meine Karte auch vertikal verbaut und frage mich, ob der Adapter nicht zu groß/lang ist und mit dem RAM kollidiert.
Denn viel Platz ist hinter der Graka nicht.

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FfFCMAD

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668 Kommentare 173 Likes

Ich glaube wir reden an einander vorbei oder ich kann das Bild nicht sehen.

Die Karte haengt quasi nach unten bei mir, nicht horizontal. PCIe-Bracket oben am Gehaeuse.

Idealweise sollte der Stecker bei mir also so aussehen: -- = (-- Buchse = Kabelausgang)

Dann geht das Kabel sozusagen nach unten bei mir weg. Fuer Modder mit normamlen Gehaeusen waere das auch nicht mal so ungeil, da das Kabel dann von hinten gerade an die Graffikkarte gefuehrt werden kann. Das sieht meist besser aus als wenn ein Kabelstrang seitlich von der Karte weg geht.

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Deridex

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2,212 Kommentare 846 Likes

@Igor Wallossek
Heißt bei 55°C ein Delta-t von ca. 30°C wenn man von ca. 25°C Raumtemperatur aus geht.
Hm, ich glaube ich würde dafür Ärger bekommen aber ich bin ja nicht im Bereich der Consumer Ware unterwegs.

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Derfnam

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7,517 Kommentare 2,029 Likes

Wenn das Kabel nach unten weggeht aka runterhängt brauchst du doch keinen neuen Stecker.

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FfFCMAD

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668 Kommentare 173 Likes

Wenn das sauber aussehen soll und unten im gehaeuse keine zu kurz gekommene Krake liegen soll, schon. So ein Kabel, das einfach nach unten zum Netzteil verschwindet waere optisch schon irgendwie geil

Damit du siehst was ich meine: https://de.thermaltake.com/the-tower-900.html

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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