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Barebone oder Komplett-Notebook? Das sagt Schenker zum angefragten „Nacktverkauf“ reiner Barebones für Selbstbauer

Ich hatte ja im gestrigen Artikel „Notebook-Selbstbaukasten: ein XMG Apex 15 von Schenker als Barebone mit eigenen CPUs vom Ryzen 3 3300X bis Ryzen 9 3950X im Test“ im Zwischenfazit bedauert, dass Schenker  diese Konstellation als reiner Barebone im Konfigurator nicht anbietet. Zudem hatten wir ja im Forum bereits eine Diskussion darüber, was  man für eine nachte Hardware zu zahlen bereit ist und was einem gegebenenfalls auch der Support wert sein könnte. Doch dazu am Ende dieses Artikels gleich mehr.

Dass reine Online-Wiederverkäufer jeden Preis eines etablierten Assemblierers in irgendeiner Form drücken können, steht dabei eigentlich gar nicht zur Debatte, denn es ist ja eine offensichtliche Tatsache. Nur sollte man das Ganze auch als komplexere Problematik betrachten, die man als Käufer nur oft genug übersieht. Genau dazu hatte ich mich ja bereits gestern auch im Forenthread geäußert, allerdings trotzdem beim XMG angefragt, ob man nicht diese Barebones mit in das Portfolio integrieren wolle und falls ja, zu welchem Preis.

Hier ist jetzt die Stellungnahme von Schenker, die ich im Original veröffentlichen möchte:

Wir sind uns darüber im Klaren, dass einige Kunden die Möglichkeit wünschen, unsere Laptops als nackte Barebones ohne Komponenten zu erwerben, um sie so weit wie möglich mit eigener und vielleicht schon vorhandener Hardware zu bestücken. Allerdings haben wir uns bewusst dagegen entschieden, denn in seriöser Form wäre das nur gegen einen ordentlichen Aufpreis möglich, weil es schlichtweg mit zu vielen Risiken und zusätzlichem Aufwand verbunden ist.

Ein konkretes Beispiel: Wir können einen im Kundenauftrag gefertigten Laptop erst dann durch unseren intensiven Testparcours zur Qualitätssicherung schicken, wenn er vollständig assembliert ist. Temperatur- und Performance-Tests, Display-Checks und sonstige Kontrollen sind nun mal nicht am Leergerät möglich. Würden wir nackte Barebones verkaufen, müssten wir also trotzdem jedes einzeln mit kompletter Komponentenbestückung prüfen und anschließend wieder auseinander bauen – oder eben das Gerät ungeprüft ohne vorherige Kontrolle verschicken, was nicht zu unserem Qualitätsanspruch passt und letztlich dem Ruf von XMG schaden würde. Der Zusatzaufwand im Falle einer Reklamation steigt ebenfalls, etwa, wenn der Kunde sein Gerät zur Prüfung ohne seine eigenen Komponenten einschickt.

Schließlich sind einige Bauteile bei einem Laptop naturgemäß weit weniger robust als bei einem Desktop-PC, bei unsachgemäßer Montage verbiegen beispielsweise die flachen Heatpipes der Kühleinheiten deutlich leichter und liefern dann nicht mehr die volle Leistung. Würden wir die nackten Barebones für eine breite Käuferschicht anbieten, kämen wir an diesem Punkt in einen Teufelskreis: Entweder, wir planen mögliche Defekte durch falschen Zusammenbau ein und schlagen diese von vornherein bei der Preiskalkulation auf, um im Zweifelsfall kulant reagieren zu können, oder wir müssen im Falle eines falschen Zusammenbaus den Kunden damit konfrontieren, eine Reklamation verweigern und riskieren ein Höchstmaß an Unzufriedenheit.

Das kann man aus unternehmerischer Sicht durchaus akzeptieren. Im Forum darf dazu gern auch weiterdiskutiert werden. Im Übrigen hat es mich mit der RMA diesmal selbst getroffen, denn der von Clevo produzierte und noch nicht bei XMG getestete Barebone weist höchstwahscheinlich einen versteckten Fehler im Bereich der Spannungswandler auf. Dass ich den Laptop ausnahmsweise als Barebone erhalten habe, liegt auch daran, dass ich für den Test explizit (und gewohnt hartnäckig) darum gebeten hatte.

Nachdem ich mit ziemlich viel Aufwand mehrere CPUs getestet habe, fiel mir die generell zu hohe Leistungsaufnahme des Barebones im Idle auf. Zumal keine der CPUs auch nur ansatzweise ihre volle Leistung entfalten konnte. Ja, es lief, aber mit gewissen Einschränkungen, die man ohne Messtechnik wohl kaum wahrnehmen wird. Extreme Restwelligkeiten und Spannungswandlerverluste von bis zu 20 (!) Watt und damit verbundene Hotspots sind komplett indiskutabel und dürften auf Dauer auch zu einem Totalausfall führen. Hier hätte ein Vorab-Test sicher Abhilfe schaffen können

Als Kunde hätte man in diesem Fall wohl ein handfestes Problem. Für mich gestaltet es sich etwas einfacher, denn ich habe lediglich einen wertvollen Test-Tag im Labor verloren. Der zweite Teil des Reviews samt Messungen wird sich also noch einmal verschieben, da XMG den Laptop zunächst erst einmal austauschen wird. Aber man ist jetzt zumindest um eine Erfahrung reicher.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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