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Arctic Alpine AM4 Passive im Test – Physik vs. Traum vom leisen (aber schnellen) PC 1:0

So, jetzt werde ich technisch und generiere mit Hilfe des Witcher 3 Loops und geschickt ausgetesteten Settings (BIOS, Wattman, Grafikoptionen) exakt die abzuführende Verlustleistung, die der Hersteller bewirbt. Dabei liegt keine konstante Last an, sondern es ist ein Mittelwert über 60 Minuten, denn erst dann sind auch die Temperaturwerte einigermaßen stabil. Die Raumtemperatur liegt bei angenehmen 22°C und wir werden nun zuerst einmal einen Blick auf die folgende Tabelle werfen:

Bei 45 Watt ist die Grenze der Temperaturmöglichkeiten bei 90°C Tctl erreicht (Peak 95°C) und die APU throttelt brav herunter. Durch die passive Kühlung erhalten auch die Spannungswandler keinen Luftstrom, so dass man schnell bei 95 °C landet. Und da ist dieses Motherboard noch eines der besseren, weil es trotz Mini-ITX-Formfaktor sogar über einen recht großen VRM-Kühler verfügt. Fakt ist, die angegeben 47 Watt sind ein Fall für die Galerie, denn es reicht einfach nicht. Wehe, wenn im Sommer mal die Sonne scheint. Dann gibt es Bratferkelchen Deluxe.

Bei 35 Watt im Schnitt kann man bereits von einer sinnvollen Kühlung reden, nur ist selbst der Ryzen 5 2400 GE kaum in der Lage, damit noch ordentliche Frameraten abzuliefern. Für Spieler ist so eine Konstellation also eher überflüssig, jedoch darf man nie vergessen, dass so eine OEM-APU auch gern und oft im Büro verwendet wird. Genau dann aber ist der Kühler durchaus eine brauchbare Alternative. Trotzdem hat man auch hier nie durchgängig den vollen Takt anliegen, nur in Intervallen.

Müssen nur 25 Watt abgeführt werden, was im Büroalltag auch der Standard sein dürfte, dann throttelt nichts mehr und man hätte sogar bei der Raumtemperatur noch ordentlich Luft nach oben. Den Gamer gucke ich jetzt allerdings nicht mehr an, sonst bekomme ich noch eine drüber. Nein Leute, da geht echt nichts mehr. Logisch eigentlich, den Kraft kommt von Kraftstoff und auf Sparflamme zugeführte Energie bewegt nun mal auch recht wenig.

Im Leerlauf schnappt sich die CPU im passiven Einsatz im Mittel über 60 Minuten ca. 8 Watt. Das halbierte sich noch einmal, wenn alle Programme schweigen und Windows auch nicht im Hintergrund noch heimlich herumwerkelt. Doch so ein System nutzt ja keiner, also testen wir diesmal mit dem Alltagsszenario auf Frau Müllers Schreibtisch, wenn sie mal eine Stunde nebenan beim Chef im Meeting sitzt. Erhöhtes Grundrauschen also.

Zusammenfassung und Fazit

Einen Kauftipp kann ich vor allem wegen des Bendings der Platine nicht geben, hier hätte man sich etwas mehr Mühe geben können und müssen. Die Federn, die man mitliefert, besitzen null Spannkraft und lassen sich viel zu weit zusammenquetschen bzw. verformen. Wer clever ist, versucht es mit weiteren Unterlegscheiben, bis der Kühler zwar fest sitzt, aber das Motherboard noch nicht verzogen ist. Das geht nämlich sehr wohl.

Was natürlich reizt, ist der überaus faire Preis. Damit gibt es zumindest einen Sticker fürs gute Preis-/Leistungsverhältnis. Und einen kleinen Tipp gibt es noch oberdrauf: wer einen flachen und leisen 92mm-Lüfter draufschraubt, darf gern auch schon einmal die vollen 95 Watt auskosten – das geht locker. Diesen Kühler gibt es übrigens als Arctic Alpine 12 Passive auch für Intel-CPUs.

Auch Arctic kann die Passivkühlung allerdings auch nicht neu erfinden, da stehen physikalische Limits im Raum, die dies standhaft verhindern. Man müsste schon andere, großflächigere Lösungen finden, um die gute alte Dame Physik gehörig auszutricksen. Doch nicht mit so einem Stück aus einem Strang herausgeschnittenen Aluminiums. Da siegt, wie in jedem solchen Fall, Mutter Natur nonchalant übers Marketing.

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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