Übertakten ist zwar mittlerweile ein wahrer Volkssport geworden, aber mit den AMD-Karten der letzten Jahre war das immer etwas schwierig. Jetzt also kommt Navi und plötzlich wird alles anders. Nun ja, fast. Vorausgesetzt man wechselt den Kühler. Und genau das habe ich auch heute getan. Mit einem nagelneuen Vector Radeon RX 5700 von EK Waterblocks, etwas Wasser und ein paar Kniffen ging alles dann ganz schnell. Natürlich habe ich alle Schritte auch protokolliert und nachgemessen. Denn behaupten kann man ja viel.
Gesagt getan, denn man bekommt ja nicht immer gleich einen Prototypen in die Hände, bevor alle anderen auch mal ran dürfen. Wobei – bei der Radeon VII hatte ich ja auch den ersten Test mit einem echten Wasserblock online. Und nun kommt also Navi dran und ich war mindestens genauso neugierig, wie der normale Leser.
Der EKWB Vector Radeon RX 5700 ist normalerweise vernickelt, aber der Block, den ich hier nutzen konnte, kam Overnight direkt aus Slowenien vom Hersteller und ist faktisch noch eine Art Unikat. Dazu gab es die übliche Wundertüte mit passenden Schrauben und der OEM Kryonaut als Wärmeleitpaste.
Der Block ist aus Kupfer, die komplette Abdeckung aus Azetat. RGB? Fehlanzeige, denn der Kühler funktioniert ja auch ohne. Logisch und Gott sei Dank. Wer wird sich bei so einem spannenden Thema denn auch mit bunten Nebensächlichkeiten aufhalten wollen? Und da ich die Radeon RX 5700 XT eh noch zerlegt auf dem Tisch hatte, war die Montage dann auch eher tiefenentspannt.
Da Navi keinen fragilen Interposer mehr nutzt, sondern wieder ein normales BGA, welches einzig den Chip trägt, ist auch die Montage wieder deutlich einfacher geworden. Wir sehen neben dem Chip noch die RAM-Module, Spannungswandler und Spulen, die man mit dem Kühler mittels Pad thermisch verbindet. EKWB nutzt übrigens durchgehend Pads mit 0,5 mm Stärke. Das passt schon so.
Was bei NAVI aber erschwerend hinzu kommt, ist die Wärmedichte (Density). Gleiche Abwärme wie die Vorgänger, aber deutlich kleinere Chipfläche. Da haben es Luftkühler ohne Vapor-Chamber vielleicht schon etwas schwerer. Mit Wasser geht es allerdings perfekt. Und wer aufmerksam hinschaut, ich habe die Wärmeleitpads und die Paste direkt auf dem Kühler assembliert, denn man muss ja nun nicht wirklich mit dem Spatel auf der GPU rumschaben. Und Tröpfchenmethode ist ungünstig, da der Film meist zu dick wird
Danach schraubt man die Platine einfach mit dem Kühler zusammen – beginnend mit der Grafikkarte. Dabei ist es Wurst, ob nun diagonal über Kreuz oder von einer Seite zur anderen. Wichtig ist nur, dass man jede Schraube nur in kleinen Schritten und alternierend mit den anderen festschraubt, um Spannungen zu vermeiden und nichts zu cracken. Dann klappt es auch mit der SoC-Temperatur, die oft auch als HotSpot gekennzeichnet wird.
Ich habe am Terminal natürlich wieder meine zwei Schläuche mit den Schnellverschlüssen angeschraubt, damit ich das Ganze problem- und klaglos ins Kühlsystem eingliedern kann. Und egal ob nun mit Chiller oder den beiden Radiatoren, das Ergebnis war das gleiche. Hauptsache Wasser, der Rest kommt fast schon von allein.
Testsystem und Messmethoden
Das neue Testsystem und die -methodik habe ich ja im Grundlagenartikel “So testen wir Grafikkarten, Stand Februar 2017” (Englisch: “How We Test Graphics Cards“) bereits sehr ausführlich beschrieben und verweise deshalb der Einfachheit halber jetzt nur noch auf diese detaillierte Schilderung. Wer also alles noch einmal ganz genau nachlesen möchte, ist dazu gern eingeladen.
Interessierten bietet die Zusammenfassung in Tabellenform schnell noch einen kurzen Überblick:
Testsysteme und Messräume | |
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Hardware: |
Intel Core i7-8700K @5 GHz MSI Z370 Gaming Pro Carbon AC 16GB KFA2 DDR4 4000 Hall Of Fame 1x 1 TByte Toshiba OCZ RD400 (M.2, System SSD) 2x 960 GByte Toshiba OCZ TR150 (Storage, Images) Be Quiet Dark Power Pro 11, 850-Watt-Netzteil |
Kühlung: |
Alphacool Eisblock XPX + EKWB Vector Radeon RX 5700 8x Be Quiet! Silent Wings 3 PWM, 2x 480mm Alphacool Nexxos UT60 480 mm Thermal Grizzly Kryonaut (für Kühlerwechsel) |
Gehäuse: |
Lian Li PC-T70 mit Erweiterungskit und Modifikationen Modi: Open Benchtable, Closed Case |
Monitor: | Eizo EV3237-BK |
Leistungsaufnahme: |
berührungslose Gleichstrommessung am PCIe-Slot (Riser-Card) berührungslose Gleichstrommessung an der externen PCIe-Stromversorgung direkte Spannungsmessung an den jeweiligen Zuführungen und am Netzteil 2x Rohde & Schwarz HMO 3054, 500 MHz Mehrkanal-Oszillograph mit Speicherfunktion 4x Rohde & Schwarz HZO50, Stromzangenadapter (1 mA bis 30 A, 100 KHz, DC) 4x Rohde & Schwarz HZ355, Tastteiler (10:1, 500 MHz) 1x Rohde & Schwarz HMC 8012, Digitalmultimeter mit Speicherfunktion |
Thermografie: |
Optris PI640, Infrarotkamera PI Connect Auswertungssoftware mit Profilen |
Akustik: |
NTI Audio M2211 (mit Kalibrierungsdatei) Steinberg UR12 (mit Phantomspeisung für die Mikrofone) Creative X7, Smaart v.7 eigener reflexionsarmer Messraum, 3,5 x 1,8 x 2,2 m (LxTxH) Axialmessungen, lotrecht zur Mitte der Schallquelle(n), Messabstand 50 cm Geräuschentwicklung in dBA (Slow) als RTA-Messung Frequenzspektrum als Grafik |
Betriebssystem | Windows 10 Pro (1903, alle Updates) |
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