Die Produktkopien von Audio-Equipment großer Marken in China sind mittlerweile ein trauriges Spiegelbild globaler Herausforderungen. In den letzten Jahren hat die Kopie und Nachbildung von Audio-Equipment großer Marken durch chinesische Hersteller weltweit Aufmerksamkeit und auch sehr viel Ärger erregt. Diese Praxis, auch bekannt als “Klonen”, hat sowohl sehr kritische als auch wohlwollende Blicke auf sich gezogen. Denn während einige sie als eine Verletzung des geistigen Eigentums und ein Zeichen mangelnder Innovation ansehen, sehen andere darin eine Alternative, um vermeintlich qualitativ hochwertige Produkte zu erschwinglicheren Preisen zu erwerben. Zu Unrecht.
China, bekannt als “Werkbank der Welt”, hat eine lange Geschichte in der Produktion und leider auch Vervielfältigung verschiedener Waren. Im Bereich des Audio-Equipments ist die Situation nicht anders. Von High-End-Kopfhörern über Mikrofone bis hin zu Verstärkern und DACs – es gibt kaum ein Produkt, das nicht auf irgendeine Weise in China hergestellt und leider auch kopiert wird. Diese geklonten Produkte richten sich an verschiedene Kundensegmente. Für einige sind sie eine erschwingliche Alternative zu teureren Markenprodukten, während sie für andere Sammlerstücke sind, die neben ihren Originalen platziert werden können. Es ist jedoch zu beachten, dass diese Klone in der Regel deutlich billiger sind und somit auch die Qualität oft erheblich niedriger sein kann (und es fast immer ist). Dafür gibt es dann auch den Teardown auf Seite 2 als exemplarischen Beweis.
Ein besonders abstoßendes Beispiel ist beispielsweise das begehrte U87Ai von Neumann, das man für weniger als ein Zehntel des normalen Preise bekommt. Dabei werden sowohl Aufmachung und Verpackung als auch das Produkt selbst bis ins Detail nachgeahmt. Ein ungeübter Käufer wird hier optisch erst einmal keinen Unterschied erkennen und das mit dem Hören kann auch nicht jeder. Wir werden gleich noch sehen, wie sich erst durch das Öffnen und Zerlegen eines solchen Klones die “inneren Werte” erkennen lassen.
Doch es geht auch eine Stufe tiefer. Ein weiteres Opfer ist Shure, wo extrem viele Produkte ziemlich dreist kopiert werden, seien es Podcast-Mikrofone oder das bekannte SLX4, wo man im Kit gleich noch Nackenbügel- oder Lavaliermikrofon “geschenkt” bekommt. Auch das gern gekaufte AT2020 von Audio Technica bekommt man auf AliExpress in Großabnehmer-Mengen, wobei die Preisdifferenz zum Original schon deutlich kleiner ausfällt. Das SLX4 wird mit Sicherheit in größeren Stückzahlen importiert. Oft sieht man solche Produkte dann als “gebraucht wie neu, ohne Rechnung aber OVP” als “Privatverkauf” bei eBay für die Hälfte des Originalpreises wieder. Clever gelöst, denn so kann man auch den niedrigen Preis erklären und mögliche Reklamationen ausschließen.
Rechtliche Fragen
Die Praxis des Klonens wirft zahlreiche rechtliche und ethische Fragen auf. Zum einen geht es um das Problem des geistigen Eigentums und der Patentverletzungen. Viele Unternehmen investieren erhebliche Ressourcen in Forschung und Entwicklung, um innovative Produkte auf den Markt zu bringen. Wenn diese Produkte dann kopiert werden, ohne dass die Originalhersteller eine finanzielle Entschädigung erhalten, kann dies als ungerecht empfunden werden. Auf der anderen Seite argumentieren Befürworter des Klonens, dass es dazu beiträgt, Produkte für den Verbraucher zugänglicher zu machen.
Sie argumentieren, dass viele der teureren Markenprodukte für den Durchschnittsverbraucher unerschwinglich sind und dass diese Plagiate lediglich dazu beitragen, eine Käufergruppe zu bedienen, die als Kunde eh nie relevant gewesen wäre. Womit es ja dann auch keinen Verlust gäbe. Mal abgesehen davon, dass solche Argumente nicht stichhaltig sind, ist auch das Importieren solcher Produkte verboten und für den Privatkäufer sogar oft verlustbehaftet, weil erkennbare Fälschungen (und sei es über den Preis) vom Zoll sofort aus dem Verkehr gezogen werden.
Die chinesische Regierung hat in den letzten Jahren allerdings nur sehr halbherzig versucht, das Problem der Produktkopien anzugehen. Sie hat zwar Gesetze eingeführt, um geistiges Eigentum zu schützen und Verstöße strenger zu ahnden, trotzdem bleibt die Durchsetzung dieser Gesetze aber eine Herausforderung. Denn wo nicht geklagt wird, ist auch nichts zu holen. Es ist unklar, wie sich der Markt für geklonte Audiogeräte in China in der Zukunft entwickeln wird. Während einige darauf hinweisen, dass die zunehmende Durchsetzung von geistigem Eigentum und das Streben nach Eigeninnovation das Ende der Klonpraxis bedeuten könnten, argumentieren andere, dass der Bedarf an erschwinglichen Produkten großer Marken weiterhin eine treibende Kraft sein wird. Wo Gewinn erzielt werden kann, wird sich diese Praxis ohne stattliche Reglementierungen also kaum eindämmen lassen.
Dass fast alle Produkte das Geld nicht wert sind, steht sicher außer Frage. Wir werden gleich noch anhand des DT770 Pro von Beyerdynamic sehen, was man für viel zu viel Geld an technischem Abfall so alles bekommen kann. Einmal umblättern bitte!
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