Eine USB-Soundlösung mit ordentlichem DAC, Mikrofoneingang und extra Kopfhörerverstärker für unter 30 Euro? Träum mal schön weiter, habe ich mir gedacht, bis ich genau das hier fand: den Sharkoon Gaming DAC Pro S. jetzt hat Sharkoon natürlich nicht den Audio-Nabel der Welt neu erfunden, wohl aber einen OEM an Land gefischt, der eine bemerkenswerte Kombination aus DAC und echtem Verstärker in einen USB-Stick pressen kann. Großer Sound für kleines Geld? Das schreit geradezu nach einem Labortest!
Lieferumfang
Der Stick kommt in einer netten Schachtel samt ein wenig darin eingeschlossener asiatischer Luft. Ein Handbüchlein ist auch noch dabei, doch das war es dann auch schon. Treiber? Braucht man keine, das Ganze ist einfach Plug & Play. Die Welt könnte so einfach sein, wenn das alle so handhaben würden. Kein nerviges Firmware-Update-Software-Gedöns, sondern passgenau einfach reinstecken. Also quasi der One-Night-Stand für Headsets mit der Chance auf eine längere Beziehung.
Optik, Haptik und Funktionalität
Nun ist der Sharkoon Gaming DAC Pro S zwar keine komplette Neuerfindung, wohl aber eine für den nicht-asiatischen Markt angepasste Version des genutzten OEMs. Dazu gehört vor allem die schmale Stick-Form des Dongles und das wertige Gehäuse mit einer Außenschale aus Aluminium. Der Einsatz mit der Platine, die den USB-Stecker und die 3,5-mm-Multifunktions-Klinkenbuchse (TRRS) trägt, ist verklebt und nicht verlustfrei herauszubekommen. Aber das will man ja im Allgemeinen auch gar nicht.
Plug & Play statt überladener Extra-Software mit Registrierung und nervigen Updates – dieses Konzept wird mit Sicherheit aufgehen, wenn der betreffende Käufer auf Software-Equalizer und die meist nervige 7.1 Surround-Kopie gern verzichten möchte und kann. Denn dieses Teil ist ehrlich und erzeugt auch noch genügend Druck, um jeden miesen Kopfhörer schonungslos zu entlarven und auch wirklich richtig alt aussehen zu lassen. Im Gegenzug machen aber sogar High-End-Kopfhörer durchaus ordentlich Spaß. Und das für ganze 30 Euro! Ich muss das echt noch einmal wiederholen: Dreißig.
Die Multifunktionsbuchse (TRRS) kann sowohl normale Stereo-Kopfhörer bedienen als auch die 4-Pol-Stecker mit zusätzlichem Mikrofonausgang. Wer nur über ein normales Headset mit zwei 3,5-mm-Klinkensteckern verfügt, kann sich einen Y-Adapter natürlich auch besorgen, praktischerweise sogar direkt von Sharkoon als Zubehör. Ich habe für die Tests hier im Labor meinen privaten Beyerdynamic Amiron Home genutzt, den ich nahezu täglich in Verwendung habe. Deshalb fällt beim subjektiven Hörtest auch der Vergleich nicht allzu schwer.
Auflösung, Abtastrate und technische Details
Der DAC bietet eine Auflösung von 24 Bit und eine maximale Abtastrate (Samplingrate) von 96 kHz. Klingt zu wenig? Für Laien übersetzt heißt das nichts anderes, als theoretisch mögliche 144 dB Dynamikumfang und dazu ein Frequenzbereich von 1 Hz bis 48 kHz. Nutzt man nämlich die hier maximal mögliche Abtastrate von 96 kHz, dann müssen auch die Antialias- und Rekonstruktionsfilter nicht mehr so extrem steilflankig und damit invasiv sein, was enorm wichtig ist.
Man erweitert damit zwar nicht den hörbaren Frequenzraum, kann aber durch die sanftere, nicht-invasive Auslegung der Filter sehr gut Verzerrungen und Phasenfehler vermeiden. Der reproduzierte Klang wird somit deutlich besser. Alles oberhalb der Abtastraten von 96 kHz wird dann eh zum Hi-Fi für Fledermäuse und damit erklärt sich dann auch das HiRes-Audio-Logo auf der Schachtel, auch wenn der Sinn der höheren Abtastrate hier ein völlig anderer ist. Die theoretisch erreichbaren 48 KHz Obergrenze für den Frequenzumfang sind also eigentlich nur ein Nebeneffekt, den man aber gern mitnimmt.
Das ist jetzt zwar nichts fürs Goldohr Nummer Sieben, aber es reicht locker für fast alle Quellen und den üblichen Otto Normalhörer mehr als aus. Windows ist standardmäßig eh nur auf 48 kHz Abtastrate eingestellt und ich bin mir sehr sicher, dass die Wenigsten überhaupt wissen, wo es den Zuschlag auf 96 kHz überhaupt zu holen gibt und wofür der am Ende überhaupt gut ist. Dazu muss man nämlich in die Windows-Systemsteuerung wechseln und danach in die Eigenschaften des Wiedergabegerätes.
Die Anzeige der gewählten Abtastrate erledigen dann die drei LED an der Seite des Sticks automatisch. Aber es lohnt sich bei guten Kopfhörern mit Sicherheit, diese 96 kHz auch einzustellen.
Und was hat Sharkon da eigentlich verbaut? Mit dem BES3100 setzt der Hersteller auf einen ehrlichen und günstigen DAC von BESTECH aus Shanghai. Der Chip ist klassische OEM-Ware und findet sich mittlerweile auch in diversen anderen Produkten wieder, bei denen ein gutes P/L-Verhältnis im Fokus steht. Er bietet neben dem eigentlichen DAC zudem noch einen analogen Eingang fürs Mikrofon samt ADC, sowie ein rudimentäres DSP. Im Gegensatz zu den Budget-Chips von C-Media oder Lösungen von ESS beinhaltet der BES31000 keinen Kopfhörerverstärker. Und genau das ist auch gut so!
Dafür nutzt man lieber zusätzlich den MAX97220A von Maxim Integrated, einen günstigen, aber guten Kopfhörerverstärker-IC, der einen ordentlichen Signal-Geräuschabstand und zudem sogar einen flexiblen (!) Gain mitbringt. Dieser sorgt dafür, dass die Ausgangsspannung über einen weiten Bereich konstant bleibt. Ein integrierter Limiter drosselt allerdings die Leistung unterhalb von 16 Ohm schon drastisch ab. Zur Sicherheit. Der Chip schafft bis zu 3 Volt RMS an 250 Ohm bei 5 Volt Spannungsversorgung. In der Theorie. Sharkoon hat hier leider auf 2 Volt RMS drosseln lassen, was man wohl über eine niedrigere Betriebsspannung von ca. 3 Volt realisiert hat.
Hier noch einmal die technischen Daten, auch wenn die Angabe der maximalen Leistung (Summe beider Kanäle) so nicht ganz stimmt. Aber auch etwas über 200 mW reichen da noch ordentlich hin. Aber dazu habe ich ja gleich noch den Test:
Die Bedienungsanleitung gibt es wie immer natürlich auch noch frei aufs Haus:
Manual
Sharkoon Gaming DAC Pro S
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