Angedeutet hat sich dieser heutige Schritt für den aufmerksamen Betrachter ja schon länger, aber viele Dinge sollte man stets mit Bedacht und möglichst emotionslos, dafür mit einem langfristigen, strategischen Ziel angehen. Da ist es mit den Medien ja nicht anders als im privaten Leben auch, denn irgendwann stellt man einfach fest, dass man sich im aktuellen Anzug nicht mehr wirklich wohlfühlt oder sich mit bestimmten Partnern einfach auseinandergelebt habt. Da muss man sich nicht einmal streiten, nein, es ist einfach so und passiert auch in den besten Familien.
Genau deshalb, sowie auch aus Achtung vor den Kollegen und so manchem langjährigen Weggefährten, wird es hier an dieser Stelle auch keine pauschale Nachbetrachtung geben. Aber es sei mir dann doch gestattet, ein klein wenig über meine eigenen Befindlichkeiten zu schreiben. Denn seit 10 Jahren habe ich sehr viel (Lebens-) Zeit in das Projekt Tom’s Hardware Deutschland investiert. Nach 2016 quasi sogar über weite Strecken auch als Einzelkämpfer. Die Community und die Leser haben das mit ihrer Anwesenheit und wachsenden Reichweiten gedankt, was als Entgelt eigentlich unbezahlbar ist und mir auch die notwendige tägliche Motivation war, oft genug über die normalen Grenzen hinaus zu testen und zu schreiben.
Seit Ende Februar gibt es zudem auch noch einen eigenen YouTube-Kanal, der mittlerweile, nach knapp einem halben Jahr, schon über mehr als 12.000 Abonnenten verfügt und der in dieser Woche auch die Grenze von 1 Million Videoaufrufen erreicht hat sowie kontinuierlich wächst. Das alles habe ich faktisch nebenher ja auch noch erledigt. Dass dies nur mit einer großen Umstellung im Bereich der Privatsphäre einhergehen kann, ist nur eine klitzekleine Facette im großen Ganzen. Webseite, Social Media, Labor – das ist oft genug kaum noch zu schaffen, aber es macht durchaus auch Spaß, wenn zumindest der Erfolg nicht ausbleibt.
Was ich jedoch bei YouTube sehr schnell gelernt habe ist, dass man sich selbst bis zum letzten Knopf verkaufen und zudem auch sehr aufpassen muss, was man letztendlich preis- und damit auch oft genug aufgibt. Dass man also genau so auftritt, wie man und was man ist. Alles andere würde auf Dauer eh auffallen. Das ist ja übrigens mit der Webseite am Ende nicht anders.
Und genau deshalb haben wir uns als Team dazu entschlossen, das Projekt Tom’s Hardware Deutschland ab dem heutigen Tage zu beenden und die Lizenz komplett zurückzugeben.
Das alles geschieht zudem auch in gutem Einvernehmen und in enger Kooperation mit Future PLC, der Eigentümerin der Markenrechte an Tom’s Hardware und ich möchte mich an dieser Stelle auch noch einmal bei den betreffenden Mitarbeitern der Verwaltung bedanken, die hier sehr unbürokratisch und auch europäisch fair mitgeholfen haben, eine saubere Trennung zu realisieren, bei der es auch um den Erhalt der bereits veröffentlichten Inhalte ging und geht. Es bleibt nämlich fast alles erhalten, muss jedoch Schritt für Schritt komplett umgebrandet werden.
Wer jetzt (vielleicht auch ein wenig schadenfroh) die große Sensation wittert, den muss ich allerdings enttäuschen. Denn wir stellen ab heute nur die ganze Geschichte wieder vom Kopf auf die Füße, jedoch nicht ein. Wenn man wie ich schon einen Großteil seiner Lebenszeit in solch ein Projekt investiert, dann ist es eigentlich nur folgerichtig, dass man seinen ureigenen Inhalten auch seinen eigenen Namen verpasst. Das ist dann deutlich ehrlicher und der Leser und Videokonsument weiß zudem, auf was und wen er sich da einlässt.
Was bringt uns die Zukunft?
Ich orientiere mich bei den Inhalten ja nicht immer nur am Mainstream, sondern suche auch bewusst schon einmal die Nische, provoziere und realisiere auch sehr aufwändige Tests, die zudem individuell gestaltet sind und damit vom üblichen Schema abweichen. Das werden wir hier noch ausbauen und auch der Community eine noch größere Bühne bieten. Die RTG ist da sicher nur der Anfang. Die Verknüpfung von „klassischen“ Medien und sozialen Netzwerken ist ein absolutes Muss, wenn man nicht weggebissen werden will. Und das geht richtig schnell, wenn man nicht aufpasst.
Das Re-Design der Seite samt neuem Brand und neuer URL ist nur eine der sichtbaren Änderungen, vieles geschieht schon seit Tagen dazu eher im Verborgenen. Dazu gehört auch der Ausbau der Redaktion hier in Chemnitz mit weiteren Räumen und noch mehr innovativem Equipment, bis hin zu einem echten Green-Wall-Raum für die Videos, in dem ich mich auch frei bewegen kann. Es ist alles faktisch ein nicht enden wollender Kraftakt, der aber mittlerweile erste Erfolge zeigt. Das allein ist Motivation und Ansporn genug, das so jetzt auch bis zum Ende durchzuziehen.
Natürlich ist so eine Umstellung auch mit diversen Problemen verbunden, die auch dem Besucher dieser neuen Seite nicht verborgen bleiben werden. Allein seit der Lizensierung im Mai 2018 sind da bisher weit über 10.000 Einzelgrafiken aufgelaufen, deren Logos nun ersetzt werden müssen. Insgesamt umfasst der gesamte Datenbestand eine nahezu unvorstellbare Summe an derartigem Material, so dass wir uns entschließen mussten, die Inhalte vor diesem Zeitpunkt aus lizenzrechtlichen Gründen vorrübergehend offline zu nehmen. Ich programmiere gerade an einer Softwarelösung, die mit diese Arbeit abnehmen wird, so dass wir auch diese Inhalte in Kürze Schritt für Schritt wieder online nehmen können.
Und sonst? Die technischen Möglichkeiten, über die ich hier verfüge und die über manchen Durchschnitt vielleicht auch hinaus gehen, sind sicher auch das Ergebnis meiner langjährigen Arbeit parallel zu dem, was man in den Medien dann letztendlich zumindest in Fragmenten sehen kann. Alles kann (und darf) ich ja gar nicht zeigen, aber mir ist die Transparenz der Publikation sehr wichtig, denn man kann die Ergebnisse und Tests auch nur dann richtig einordnen, wenn man weiß, wie sie entstanden sind.
Zusammenfassend and abschließend geht mein Dank an alle Mitstreiter, Leser und Abonnenten, die uns bisher treu begleitet haben und dies hoffentlich auch weiter tun werden. Neue Tapeten und ein neuer Name an der Tür, der Rest ist und bleibt sicher wie gehabt. Denn es eröffnen sich gleichwohl auch völlig neue Möglichkeiten, die wir zielgerichtet nutzen wollen.
Einen kleinen Nachsatz habe ich dann diesbezüglich auch noch. Wer sich nämlich am Apostrophen in igor’sLAB etwas stört, der sei auch darauf hingewiesen, dass nunmehr auch die Barriere der Publikationssprache wegfallen wird. Wichtige Inhalte kann und wird es in Zukunft auch mehrsprachig geben (müssen), da möchte ich dem Feedback und den Wünschen vieler internationaler Leser gern entgegen kommen. Denn genau dies war unter der bisherigen Lizenz nämlich leider nicht möglich.
Und was mich persönlich betrifft: Wenn man sich schon faktisch für so ein Projekt über weite Strecken als Privatperson aufgibt, dann wenigstens für etwas Eigenes. In diesem Sinne: Salve!
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