Grundlagenartikel NVIDIA GeForce RTX 3080 und RTX 3090 und die Crashs - Warum die Kondensatoren so wichtig sind und was eigentlich dahinter steckt

EVGA haben als einzige verlautbaren lassen, dass sich ihre Karten verspätet haben wegen QC-Erkenntnissen und dass sie deshalb noch Anpassungen vorgenommen haben. Für mich sind das daher die, bei denen ich am ehesten davon ausgehe, dass die Hardware sitzt - irgendwelche Bilder von denen sind im Zweifel Vorserienmodelle:



Also: da isses klar, Hersteller die mauern, kommen bei mir nicht ins Haus.
 
Die Grösse der Lüfter ist nur ein Kriterium für die Effizienz einer Kühlers.

Als erstes muss die Wärme schnell mit genügend leistungsfähigen Heatpipes vom Prozessor zu den Kühllamellen transportiert werden. Da man keine Herstellerdaten der Heatpipes hat, kann man schlecht beurteilen, ob da genügend Reserven vorhanden sind. Dann braucht es möglichst viel Lamellenfläche, die die Wärme an die durchströmende Luft abgeben kann. Das ist bei Grafikkarten oft der Engpass, da die ganze Karte ja in ein bestimmtes Format von 2 bis 3 Slot passen soll. Nun braucht es noch eine angemessene Luftmenge. Wenn der Luftstrom sehr langsam ist, gibt der Kühler die Wärme schlecht ab und es wird zu warm. Wenn der Kühler dauernd anständig durchströmt wird, gibt er die Wärme gut ab. Nun kann man mit starken Lüftern natürlich auch sehr stark durchblasen. Die Wärmeabgabe wird dadurch aber nicht mehr so viel besser. Es müssen also keine Hochleistungslüfter sein, um die Wärme, die der Kühler bringt weg zu führen. Wenn die Kühlung nicht ausreicht, hilft es mehr, eine Wasserkühlung mit grossem Radiator zu verwenden anstatt stärker zu lüften.

Nun noch zu den Lüftern. Neben dem Durchmesser sind auch die Lager des Motors und die Aerodynamik und Auswuchtung der Blätter sehr entscheidend für die Leistung, Lautstärke und den Stromverbrauch eines Lüfters. Da gibt es grosse Unterschiede, auch wenn grosse Lüfter im Allgemeinen bei niedrigerer Drehzahl ruhiger die selbe Luftmenge befördern können. Die Lüfter auf den Grafikkarten sind leider meist keine besonders gute Qualität, dazu klein und schnelldrehend um doch eine grosse Luftmenge befördern zu können. Darum stellt man sie gerne etwas langsamer, damit sie nicht zu laut werden.
 
EVGA haben als einzige verlautbaren lassen, dass sich ihre Karten verspätet haben wegen QC-Erkenntnissen und dass sie deshalb noch Anpassungen vorgenommen haben. [...]

Also: da isses klar, Hersteller die mauern, kommen bei mir nicht ins Haus.

Danke @Besterino Leider gibt´s hier kein "Doppel-Like".
 
EVGA haben als einzige verlautbaren lassen, dass sich ihre Karten verspätet haben wegen QC-Erkenntnissen und dass sie deshalb noch Anpassungen vorgenommen haben. Für mich sind das daher die, bei denen ich am ehesten davon ausgehe, dass die Hardware sitzt - irgendwelche Bilder von denen sind im Zweifel Vorserienmodelle:



Also: da isses klar, Hersteller die mauern, kommen bei mir nicht ins Haus.

Das macht es im Grunde auch nicht besser, erst so spät mit der Info rauszukommen, wenn es eh nicht mehr vermeidbar ist.
 
Vermute mal Kombination aus Maulkorb und selbst-auferlegtem Schweigen: Ausverkauft klingt halt schon besser als gar nicht im Handel - selbst wenn man aktuell nix sagt, gehen ja alle davon aus, dass die Dinger einfach vergriffen sind. Nachdem mit Igor die Thematik „public domain“ geworden ist (zumindest teilweise), greifen die NDAs insoweit auch nicht mehr und man kann aus der Not eine Tugend machen: „hey, wir waren nicht die ersten aber dafür ist unser Krempel jetzt auch in Ordnung“. ;)
 
Wenn wir auch schon bei MLCCs sind. MLCC ist nicht gleich MLCC, das steht auch nur für eine bestimmte Bauart (Multi Layer Ceramic Capacitor), aber nicht für eine bestimmte Güte bzw. Verwendungszweck. Die Güte und Verwendungszweck wird durch das Dielektrikum bestimmt. Besonders das X8L/X8R zeichnet sich durch hohe Temperaturbeständigkeit aus. Von außen sieht man es den Kondensatoren nicht an. Vergessen darf man bei der Thematik die Temperatur nicht. Bei hohen Frequenzen und zusätzlich hohen Temperaturen verliert "schlechtes" Dielektrikum zusätzlich an Kapazität. Somit funktioniert die Pufferung auch nicht mehr so gut. Wie schon gesagt, das ganze ist viel zu komplex als sich nur auf die MLCC Bestückung zu versteifen. Layout Design, Schaltfrequenz, Spule und Kondensatoren bilden das komplette Regelwerk
 
Danke Igor, wieder was gelernt! Ein paar Dinge hier und da habe ich schon gewusst, aber Deine Kunst besteht eben auch darin, die Zusammenhänge so zu erklären, daß es Sinn macht. Bleibt die Frage, warum viele Kartenhersteller das scheinbar nicht so gerafft kriegen? Ist das "Design by Accounting"?

Edit: Stimme Besterino (direkt im Anschluss) größtenteils zu; es war wohl "Design by Accounting, made possible by NVIDIA". Da die Boardpartner keine Treiber fürs in-house Testen einer echten Nullserie bekamen, haben sie sich eben auf die Spezifikationen von NVIDIA verlassen. Und da nur-POS Designs wohl billiger sind, hatte Accounting die Argumente auf ihrer Seite. Scheinbar haben sich nur bei wenigen die Ingenieure trotzdem durchgesetzt.
 
Zuletzt bearbeitet :
Eher DesignByNvidia und mangelnde Gelegenheit zu testen. Wenn Nvidia sagt, Bestückung ABC ist ok, warum sollte man daran zweifeln? Jetzt haben sie den Salat, dass Nvidia das vermutlich eben auch nicht in allen denkbaren Szenarien auf Herz und Nieren getestet hat oder man eben bei den AIBs die engen Specs verlassen hat und gedacht hat „wird schon passen, auch wenn mir bisserl mehr Dampf drauf geben“.
 
@Ray Krebs
Gibt noch mehr Eigenheiten bei den Kondensatoren und Layout. Aber das hier alles auf zu zählen würde wohl jeglichen Rahmen sprengen.
 
Vermute mal Kombination aus Maulkorb und selbst-auferlegtem Schweigen: Ausverkauft klingt halt schon besser als gar nicht im Handel - selbst wenn man aktuell nix sagt, gehen ja alle davon aus, dass die Dinger einfach vergriffen sind. Nachdem mit Igor die Thematik „public domain“ geworden ist (zumindest teilweise), greifen die NDAs insoweit auch nicht mehr und man kann aus der Not eine Tugend machen: „hey, wir waren nicht die ersten aber dafür ist unser Krempel jetzt auch in Ordnung“. ;)

@Schweigen:
Der Schelm (Advocatus Diavoli) in mir meint jetzt: "Wir schweigen bis es nimmer anders geht, vielleicht verbockts in der Zwischenzeit einer der Mitbewerber, muss dann auch das Design umstellen, auf die Schnelle auch noch MLCCs (teuer) kaufen, und wir haben durch unser eigenes Hoppala keinen Preisnachteil mehr."

@NV-Designabnahme:
Prüft NV da auch die Hersteller-OC-Offsets (thx @Igor Wallossek ) mit?

@Caps gut/schlecht:
NV 3090 FE hat beim Teardown in Igors Artikel 1x2 470er SP/POSCaps und unten 2 220er. Der zweite Spannungsbereich regelt also nicht so wild herum (und braucht damit weniger Puffer), oder wie?
 
Die Sache wird NV auf jeden Fall unangenehm treffen und die bescheidene Verfügbarkeit entwickelt sich jetzt auch ein wenig zum Bumerang.
 
Klar, so wie es gelaufen ist, hat sich NV nicht mit Ruhm bekleckert. Ich fürchte nur, dass das egal ist. Im Moment ist von der Konkurrenz nix zu sehen, und bis die Konkurrenz am Markt verfügbar ist, hat NV noch genügend Zeit nachzubessern.
Für NV hat es sich erstmal gelohnt: Alles verkauft was da war. Besser kann es ja gar nicht laufen. Verschieben hätte letztlich nur Geld gekostet, aber keines reingeholt.
Irgendwie unbefriedigend.
 
Vielen Dank für die ausführlichen Infos Igor!

Als Gigabyte RTX 3080 Gaming OC Besitzer bin ich jetzt etwas verunsichert.

Ich bin mit der Karte an sich sehr zufrieden, gutes Boostverhalten (bis 2050 MHz, manchmal drüber), bisher nicht über 70°C gesehen, eher im mittleren 60er Bereich, leise, wenig Spulenfiepen, soweit alles top.

Jetzt ist die Karte aber wohl laut diversen Teardowns mit 6 x SP-CAPs ausgestattet. Der Punkt ist, ich hatte bisher keine Abstürze.

Kann ich davon ausgehen, dass das so bleibt? Insbesondere weil ich auf lange Sicht bisher immer dazu tendiert habe meine Karten etwas zu undervolten statt mit erhöhtem Powerlimit das letzte MHz rauszuquetschen.

Lohnt es sich auf ein mögliches Statement von Gigabyte zu warten?

Oder lieber einfach gleich z.B. ne TUF kaufen, die eig sowieso erste Wahl war, aber halt nicht lieferbar war.
 
Die Nachfrage ist ja da, vor allem die 3080er sind gefragt wie bescheuert und gehen zu Mondpreisen bei ebay und co. weg.

@andyt1909 wenn deine nicht crasht ist alles gut, dann hast du nen guten Chip erwischt. Freu dich eher als dich zu grämen.
 
Bitte entschuldigen falls meine mangelnden Kenntnisse was beschreiben, was hier schon besprochen wurde, ich aber einfach nicht erkannt habe. Auf dem Kanal FrameChasers wurde auch mal ein wenig getestet wann die Karte, in dem Fall EVGA, crasht und die Erkenntnis dort ist, dass die Karte wunderbar über 2GHz läuft, jedoch nur wenn sie unter 1.1V bleibt. Er will da noch mehr testen und verifizieren aber evtl. ist das auch der Ansatz, das es nicht der Takt per se ist sondern die Spannung um den Takt zu erreichen?
 
Wad? Die Turings gehen nur bis 1081mv
 
Die Spannungsversorgung kann das gar nicht. Die geht von 0.7 bis 1.2 Volt, wobei man das Maximum ohne NV-Software gar nicht bekommt. Und man kann auch keine Spannungen fest vorgeben, das sind alles nur Offsets. Was die Software vorgibt zu haben/tun und was am Sockel wirklich ankommt...

Wo haben denn die die Spannung gemessen? Ich meine mit Scope. Auslesen per Software nutzt nichts, weil das nur Register sind und nicht die wirkliche Spannung. Zur Spannung schreibe ich im im Boost-Absatz alles, was notwendig ist.

BZW: es gibt noch keine Software, die Ampere wirklich sauber unterstützt. Die frickeln alle nur an der NVVDD. Es gibt aber ZWEI Spannungen, nicht nur eine.
 
BZW: es gibt noch keine Software, die Ampere wirklich sauber unterstützt. Die frickeln alle nur an der NVVDD. Es gibt aber ZWEI Spannungen, nicht nur eine.
Ja das ist mir beim Afterburner auch aufgefallen. Ich kann da weder das Powerlimit erhöhen noch die Spannung auslesen noch per Offset anpassen.

Die Spannung habe ich ausgelesen im Voltage/Frequency curve editor vom Afterburner, zeigt ja da an bei welchem Takt/Spannungs Offset die Karte ist. Ist nicht wirklich präzise, zugegeben.

Meinst du auch, dass ich wohl nen guten Chip bei der Gigabyte Gaming OC erwischt habe, wenn da bei 2050+ MHz nix crasht bisher?
 
Dafür müsste man wissen wo du "mal" 2050 Mhz gesehen hast.
 
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