Grundlagenartikel 3D-Drucker Beginner Guide - Das ideale Tutorial für den Neueinstieg!

Igor Wallossek

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Dieser Artikel ist die Premiere des großen Themas 3D-Druck auf IgorsLab, daher möchte ich für den Anfang einen einfachen Einstieg für Beginner und Interessierte bieten. Ich selbst beschäftige mich seit etwa Anfang 2018 mit FDM Druckern und besitze selbst zwei verschiedene Modelle samt vieler Basteleien drumherum. Was folgt wird eine Mischung aus generell wichtigem Grundwissen, Tipps und Tricks (die ich am Anfang selbst gerne gehabt hätte) sowie ein bisschen Erfahrungsbericht...




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Moin

Ah, das Thema ist hochinteressant und auch sehr tiefgehend. Man sollte sich wirklich um seinen Drucker kümmern wollen, denn wie einen Laserdrucker oder Tintenstrahldrucker einfach hinstellen, anklemmen, Treiber installieren und los geht's ist hier nicht.

Ich selbst habe einen Anycubic Kossel Linear+, das ist auch ein FDM (Fused Deposition Modeling) Drucker aber Typus "Delta". Das rührt daher, dass alle Achsen senkrecht stehen und ein Dreieck bilden und damit gleichzeitig auch die Z-Achse sind. Der Druckkopf hängt in der Mitte über Streben an Schlitten, welche sich an linearen Gleitlagern bewegen die an drei Türmen ringsum das Druckbett befestigt sind. Je nachdem, welcher Stepper sich gerade wie bewegt, wird auch der Druckkopf bewegt. Ich finde die Technik genial, aber die Kalibrierung ist ein Graus :D Der Drucker kam auch mit einer kompletten Rolle weißem PLA, sodass man hier direkt loslegen kann.

Nachteil auch: Große, rechteckige Objekte lassen sich auf dem runden Bett nicht realisieren, Ecke zu Ecke ist immer maximal der Durchmesser des Druckbettes. Und natürlich die schon angesprochene Kalibrierung. Aber immerhin gibt es die Möglichkeit des Autolevelns. Und das Gerät ist mindestens doppelt so hoch, wie die maximale Bauhöhe, da der Druckkopf ja an Streben hängt.

Vorteil: Die Optik, es sieht einfach genial aus, wie sich die Schlitten harmonisch auf und ab bewegen, um schlussendlich den Druckkopf an die richtige Position zu bringen. Da sich der Druckkopf selbst komplett in alle Richtungen bewegt (X, Y und Z), bleiben das Bett und damit auch das Druckobjekt still stehen. Somit könnte man theoretisch schneller drucken (120mm/s +), ohne dass das Objekt umkippt oder in Schwingung gerät von zu hastigen Bewegungen.

Ein beheizbares Bett hat er auch, sodass ich PETG drucken kann und theoretisch auch ABS, aber hier müsste man sich eigentlich eine Absaugung anschaffen oder den Drucker in ein Zimmer mit Türen zu, aber Fenster offen stellen, denn ABS dünstet ungesunde Dämpfe aus. PLA macht dies nicht und PETG stinkt zumindest nicht. PETG nutze ich, weil es etwas robuster als PLA, leicht höhere Temperaturen ab kann, aber nicht so viele, spezielle Maßnahmen benötigt wie ABS. Zudem bleibt es beim Abkühlen auch recht formstabil, "warped" also kaum bis gar nicht. Also im Grunde ein Zwischending von PLA und ABS.

Warping nennt man den Umstand, wenn sich die Ecken des Bauteils vom Druckbett lösen, wenn sich die Schichten unterschiedlich schnell abkühlen, bzw. bei einem beheizten Bett die untersten warm bleiben aber die oberen schon abkühlen und sich damit auch leicht zusammenziehen.

Für eine ordentliche CAD Software bin ich anscheinend zum dumm xD Daher benutze ich TinkerCAD. Es ist nicht so mächtig und sicherlich auch in Funktion und Umfang gegenüber AutoCAD und Co. eingeschränkt, aber es ist intuitiv und leicht zu bedienen, für Gewinde gibt es bspw. Vorlagen, die man anpassen kann. Man kann auch Dateien importieren, wie Vektorgrafiken im .svg-Format, so habe ich mir bspw. eine Handyhalterung im MassEffect Stil gebastelt. Müsste auch noch irgendwo auf Thingiverse rumgeistern.

Ich habe am Hotend etwas WLP an die Heizpatrone und den Temperaturfühler, sowie zwischen der Heatbreak und dem Kühlkörper geschmiert und die kühlende Luft besser um die Rippen des Kühlkörpers forciert. Damit ist die Überleitung der Hitze von der Heizpatrone zum Block besser und die Temperatur schwankt nicht mehr so stark (was ansonsten durchaus 5-8°K sein können), Gleichzeitig sorgt die bessere Überleitung zum Kühlkörper am oberen Ende dafür, dass das Filament nicht zu früh schmilzt und den Druckkopf verstopft. Es sollte dafür allerdings auch eine WLP sein, die hohe Temperaturen aushält, Thermal Grizzly Kryonaut ist bis 350°C freigegeben, also mehr als genug um sogar ABS zu drucken.

Weitere Mods beinhalten Steppertreiber, die die Motoren feiner ansteuern und somit auch leiser machen, ggf. sogar präziser, leisere Lüfter (Noctua 40mm), ein Filamenthalter für oben und auch der Extrudermotor sitzt oben. Dazu steht das ganze Teil quasi auf Stelzen und ich habe somit das Netzteil im "Inneren" unterbringen können. Und noch einige Dinge mehr wie andere Luftführung zur Objektkühlung, Versteifungen für die Türme, ein Gehäuse für das Bedienpanel, damit es von unten nicht so offen ist, etc.

Neben Cura, was bei mir manchmal für seltsame Lücken im GCODE sorgt, gibt es kostenlos auch noch Slic3r.
 
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Man sollte sich wirklich um seinen Drucker kümmern wollen,
Genau, das ist manchmal der Problem mit der Plug and Play Gesellschaft - und dann hagelt es schlechte Rezensionen, weil der Drucker nicht tut, wie der (nach Ansicht des Anwenders) soll.

Ich finde die Technik genial, aber die Kalibrierung ist ein Graus
Ganz feine Sache und großes Kino. Allein mit fehlt der Mut. Hätte vor ca. 2 Jahre die Möglichkeit gehabt eine große (!!!) Delta Wasp zu bekommen.

Deltas sind i.d.R. deutlich schneller, brauchen in der Höhe halt Platz wie Harry aber die Einrichtung - Jooo.
Modelle mit langen geraden Grundflächen auch "gerade" zu bekommen ist nicht lustig. Ich bin dann beim cartesischen System geblieben. X,Y,Z, alles in 90 ° zueinander, gerade bei Selbstbau kann man man da allenfalls schief zusammenschrauben. Aber einen rechten Winkel hat ja wohl jeder zuhause.
 
Das war eines meiner ersten Objekte, die ich damals auf dem Ender 3 gedruckt habe :D
Glücklicherweise sehen meine Drucke heute deutlich besser aus
Ah Okay. Man wächst da mit seinen Aufgaben einfach rein, ich glaube das geht auch gar nicht anders. Learning by doing.
 
Nur mal so doof in den Raum gefragt: wieviel Zeit, Platz und Geld sollte man als komplett-Noob denn mindestens einplanen, wenn man mit dem Thema anfangen möchte?

Ansonsten einen dicken Dank an @Tim Kutzner und die anderen Poster hier für einen durchaus interessanten Einblick in ein doch recht komplexes Thema. (Ja, ich wieß. Dashier war nur die Einführung. Die lustigen Sachen kommen erst noch. ;) )
 
Hängt hauptsächlich davon ab, was man damit machen möchte und wie groß die zu druckenden Objekte sein müssen resp. aus was für Material gedruckt werden soll.
Das geht dann von Bausätzen für wenige 100 Euro, meistens offene Prusa Geräte (BQ Hephaistos zum Beispiel, hier auch sehr günstige Replacement-parts) bis zu geschlossenen Konstruktionen mit oder ohne beheizbarem Druckbett (dies ist aber auch schon bei günstigen offenen Geräten möglich) und teils mehreren Druckköpfen bis zu 3000-8000 Euro (Makerbot replicator, Ultimaker, Felix 3D usw) und mehr. Sehr gut vom P/L sind die Anycubic Drucker.

Kleine Einsteiger "all in one" Geräte sollten kritisch hinsichtlich der Folgekosten beurteilt werden. Häufig gehen dann nur Filamentspulen mit atypischen Größen (teilweise Da Vinci und Dremel) und man hat bisweilen den Eindruck, dass sich hier die "Tintendrucker-Masche" durchsetzen möchte. Ersatzteilversorgung, hier insb. Düsen u. dergl. ist auch ein Thema. Hier sind günstige Drucker mit proprieärer Technik oft im Nachgang teurer.
Wenn jemand nicht "ganz billig" will und eher wenig basteln rate ich dazu, bei einem Spezialanbieter für 3D Drucker nachzufragen. (OKM3D zum Beispiel)

Zu zwei Dingen rate ich nicht: Deltadrucker und Drucker die mit Resin (Flüssigharz, DLP/Laser Verfahren) arbeiten. Ersteres ist ein Gau zum einstellen, Letzteres halte ich von der Chemie her für gesundheitlich bedenklich und auch vom Umweltschutzaspekt her eher fragwürdig. Ausserdem haben Resindrucker perverse Verbrauchskosten und sind nur für sehr kleine Modelle geeignet. Die Auflösung indes ist natürlich schon beeindruckend und "statisch/mechanisch unmögliche" Figuren zum Drucken existieren praktisch nicht.
 
@Alkbert
PTFE, oder auch Teflon genannt, schmilzt bei 327°C, laut Wikipedia, wie heiß hast du denn da gedruckt, dass das ankokelt? ^^
Und sehr wahrscheinlich meinst du auch "clogged" (verstopft) nicht "cloaked" (verhüllt) ;)
 
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Das ist sehr erstaunlich, die PTFE Tubes liegen als Inlay im Hotend und sehen dann nach einiger Zeit so aus:
HotEnd_1.jpgHotEnd_2.jpg
Was man hier nicht sehen kann: innen ist das PTFE verbogen und läßt das Filament nicht mehr "spannungsfrei" durch - und je nachdem wie streng der Doppelextruder angezogen ist, ruscht es entweder durch oder macht mit durch die Reibung der Vorschubzahnräder ein "PLA Mehl" was die Zahnrädchen zusetzt und dann habe ich auch wieder mein Clogging. In der Messingdüse (hier 0,4er) hängt dann das verkokelte PLA drinne und ist nur noch mit dem Bunsenbrenner rauszubrennen. Versuche ich das mit der dünnen Bohrer "Ahle", dann verkratze ich das weiche Messing innen derartig, dass dann die Düse dann erst Recht zum Clogging neigt. Unangenehme Sache, das.
Wundert mich bei 210°C schon auch, jetzt wo Du das erwähnst.

Ach ja, clogged natürlich. Sorry.
 
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Genau, das ist manchmal der Problem mit der Plug and Play Gesellschaft - und dann hagelt es schlechte Rezensionen, weil der Drucker nicht tut, wie der (nach Ansicht des Anwenders) soll.
Ich verstehe nicht ganz, warum die "Plug and Play Gesellschaft" hier negativ konnotiert angesprochen wird: Eine schlechte Usability ist grundsätzlich kritikwürdig, und da reicht auch kein Verweis darauf, dass die Produkte noch in den Kinderschuhen stecken.
 
@Bright0001
Da gibt es im Prinzip nicht viel zu verstehen und das soll weder arrogant klingen noch mit einer negativen Konnotation denjenigen gegenüber belegt sein, die sich hier interessieren.
Die Hersteller bewerben die 3D Drucker leider bisweilen genau so. Einstecken, Filament rein und losdrucken - der Anwender, der sich vorher nicht genau mit der Materie auseinandergesetzt ist dann der Dumme, wenn er nicht jemanden bei der Hand hat, der helfen kann. Die negative Konnotation liegt nicht bei der "Gesellschaft", sondern bei den Anbietern, die Geräte als etwas verkaufen, was sie nicht sind.
Und die Kinderschuhe sind hier leider etwas, was sich mangels großvolumiger Verbreitung der Technologie und mutmaßlich mangels Bedarf für solche Geräte in der breiten Konsumentenmasse auch nicht absehbar ändern wird. Große Firmen wie Canon (sic est!) und HP sind aus diesem Bereich bereits wieder ausgestiegen und die Chinahersteller haben oft Modellzyklen von unter einem Jahr - da kann nix ausreifen.
Am anderen Ende haben wir die "Luxushersteller" wie Makerbot und andere, die in Preisbereichen agieren, die vielleicht für einen Architekten oder Prototypenersteller noch machbar sind. Für Dich oder mich als Privatperson aber eher nicht interessant.
 
@Alkbert Ah, ja dann sind wir einer Meinung. Ich würde bisweilen sogar soweit gehen und behaupten, dass selbst ohne Marketing-Versprechen das Gefrickel sich negativ auf die Bewertung auswirken sollte - wenn in zwei Jahren plötzlich "das" Gerät rauskommt und tatsächlich Plug and Play liefert, wäre die Vergleichbarkeit dahin, wenn es am Ende mit 5-Sterne-Bastellösungen konkurrieren muss. Alles natürlich auf nicht-gewerbliche Endanwender bezogen.
 
@Alkbert
Hmm... bei dem V5 J-Head geht die Teflon Tube auch bis an die Nozzle, aber zumindest beim letzten Mal, als ich das Hotend mal auseinander genommen habe, konnte ich keine Verfärbungen feststellen.

Und die SLA Printer sind dem Prinzip Plug-&-Play noch am nächsten, hier muss man nur die Höhe kalibrieren und zusehen, dass die Fläche plan zur Scheibe ist, Gebinde rein und gut. Gut, dass das Zeug zumindest im flüssigen Zustande nicht gesundheitsfördernd ist, ist klar, hier muss man Vorsicht walten lassen, ggf. Handschuhe tragen und den fertigen Druck zumindest nicht im Garten mit dem Schlauch abspülen.

//edit
Und für die 160€ für den Hochdruckreiniger kriegt man auch ein Wasch- und Härtergerät, mit dem man die Drucke eben waschen und nachhärten kann. OK, der Hochdruckreiniger lässt sich vielfältiger verwenden ;)
 
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SLA hatte ich mir mal ganz am Anfang überlegt, aber 1 Liter Resin kostet schon ordentlich. Klar Handschuhe und Frischluft ist kein Fehler und auch bei FDM würde ich jetzt ABS nicht im geschlossenen Keller drucken wollen. PLA geht so, Popcorn daneben stellen, dann riecht man das gar nicht mehr. Düsen habe ich mir jetzt mal eine beschichtete in 0,4 bestellt, mal schauen, ob die etwas länger hält. Zum Abspülen würde ich einen Akku Hochdruckreiniger nehmen, beispielsweise den von Bosch, der bringt nur 12 bar und hat einen eingebauten Wassertank, da ist man sogar auf dem Balkon autark. https://www.amazon.de/Bosch-Outdoor...9Y2xpY2tSZWRpcmVjdCZkb05vdExvZ0NsaWNrPXRydWU=
 
Es gibt Nozzles mit Rubinspitze oder gleich eine aus Wolfram (Tungsten), aber die kosten richtig Asche ^^ und die gibt es auch nicht für jedes Hotend.

Für SLA Drucke würde ich persönlich einen Eimer nehmen und den Druck darin mit der Kopfbrause aus der Dusche abspülen. Die Frage ist, ob das Notwendig ist, um das dann beim Schadstoffmobil abzugeben oder so etwas im Klärwerk gereinigt werden kann. Aber einfach auf dem Balkon und dann in die Umwelt spülen? Nee, besser nicht! Da würde ich mich lieber noch einmal schlau machen, wohin mit dem Spülwasser.
Wenn man vom Resin noch Reste übrig hat, kann man die ja mit einer UV Lampe härten und dann einfach in den Müll schmeißen.

//edit
Also, laut der folgenden Seite, darf das noch flüssige Resin, auch nicht verdünnt in Wasser oder Isoprop, einfach so in den Abfluss! In die Umwelt damit erst recht nicht!
Kurz zusammengefasst: Die Lösung aus Resin und Wasser/Isoprop nochmal mit UV behandeln oder in der Sonne stehen lassen und dann mit einem Lacksieb die gehärteten Resinreste ausfiltern. Die dürfen dann in den Restmüll.
 
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Gut, dass das Zeug zumindest im flüssigen Zustande nicht gesundheitsfördernd ist, ist klar, hier muss man Vorsicht walten lassen, ggf. Handschuhe tragen und den fertigen Druck zumindest nicht im Garten mit dem Schlauch abspülen.
Bevor ich an dieser Stelle in den Kaninchenbau springe: Könntest du/jemand das ausführen bzw. verlinken? Dass Plastik nicht gerade ein gesundes Frühstück darstellt ist mir bewusst (ob nun gedruckt oder nicht), aber dass das Zeug selbst für den Garten gefährlich wird, bzw. Handschuhe erfordert, finde ich ja schon krass.

@Tim Kutzner Ich weiß nicht, ob ihr Artikel im Nachhinein noch verändert, aber für mich als 3D-Druck-DAU wäre das auf jeden Fall erwähnenswert!
 
@Bright0001
Nur zur Klarstellung, wir redeten da über flüssiges Resin für SLA Drucker. Das sind die, die mit UV Licht diese Resin (siehe auch UV-härtendes Epoxydharz) härten und Schicht für Schicht so das Modell aufbauen, siehe Anycubic Photon oder Elegoo Mars.

Das FDM Filament ist technisch gesehen sogar lebensmittelecht, sowohl PLA als auch PETG, ABS glaube ich weniger. Deine fertigen Drucke, bspw. einen kleinen Blumenkasten, kannst du also gern im Garten verwenden. Solange du ihn, wenn er irgendwann doch nach Jahren der Witterung kaputt geht, ordnungsgemäß entsorgst ;) Richtig wäre wohl der Restmüll, obwohl zumindest PETG recycled werden könnte, aber dann müsstest du auf alle deine Drucke das 01 PET Zeichen mit einbringen, damit in der Recyclinganlage das Teil auch zugewiesen werden kann.

Kleiner Hinweis zu PLA noch: Es wird gesagt, dass es "bio degradeable" wäre, also verrotten würde. Das macht es aber nur in speziellen Anlagen. Also bitte keine PLA Drucke auf dem Kompost entsorgen ;)
 
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Ich bin überrascht, aber auch sehr erfreut, dieses Thema hier auf meiner Lieblings-PC-Seite zu finden (kein Geschleime).

Ich beschäftige mich auch seit einigen Jahren mit 3D-Druck, und habe, trotz meines extrem günstigen "Einsteigerdruckers" und gehöriger Unlust mich tief in die Materie einzuarbeiten, bereits sehr viele beindruckende Teile zustande gebracht. Ich möchte hiermit allen Interessenten, denen jetzt vielleicht bereits die Ohren klingeln von dem ganzen Fachchinesisch und den Profidruckern, Mut zusprechen es zu versuchen!

Mein Drucker, immer noch völlig ausreichend für mich, auch bei jetzt deutlich gehobenen Ansprüchen und "Skills": Der altbekannte Ender 3. Diesen Drucker nur als Einsteigerdrucker zu bezeichnen, halte ich für zumindest ungerechtfertigt. Ich kenne viele Profis, die weiterhin auf den Ender schwören. Es ist kein Zufall, warum das 180€ Teil so beliebt ist. Jetzt vielleicht nicht unbedingt für Medizin und Raumfahrt, aber für Zuhause teilweise besser, als manch älteres Profimodell für tausende Euro.

Nun einige IMHO wichtige Punkte:

- Ohne Fleiß kein Preis:
Man muss sich Anfangs in die Materie etwas einarbeiten. Die Lernkurve ist dabei relativ steil, aber es gibt eine sehr große Community mit vielen bunten Video-Tutorials. Man muss jedoch KEIN Profi werden, um brauchbare Sachen zu drucken. Hat man ersteinmal den Bogen raus und die richtigen Einstellungen gefunden, läufts meistens. Bereits nach zwei-drei Tagen konnte ich meiner Frau stolz einen selbstgedruckten Plätzchenausstecher überreichen.

- Nichts für "zwei linke Daumen": 3d-Druck ist etwas für Leute, die gerne basteln. Basteln, kein Ingeneurstudium, wohlgemerkt. "Schwierigkeitsgrad Modellflugzeug", würde ich etwa behaupten.

- Anfangsfrust inklusive: Deine ersten Drucke WERDEN in die Hose gehen und du wirst furchtbar enttäuscht und frustriert sein. Auch später wirst Du noch oft fluchen. Schaffe dir gleich eine (kleine) Kiste für Fehldrucke und Abfall an. Bei mir ist es ein Schukarton neben dem Drucker. Herumprobieren und Austesten der Einstellungen im Druckprogramm (Slicer, bei mir Cura) ist Pflichtprogramm. Auch sollte man die Vorbereitung (v.A. das Leveln des Druckbettes) nicht missachten, das hat mich oft genervt, bis ich mir ein automatisches Leveltool angeschafft habe. Dagegen hatte ich persönlich (fast) NIE Probleme mit der Druckbetthaftung, was man überall ließt, eher im Gegenteil (drucke bei PLA lediglich mit 60 Grad Bettemperatur und der Originalauflage).

- Nichts für Ungeduldige: 3d-Drucke dauern lange! Wenn Du meinst eine Ahnung zu haben wie lange, multiplizier das Ganze gerne noch einmal mit zwei... mindestens! "Mal eben" geht nur bei kleinsten Mini-Teilen und bedeutet locker eine Stunde. 5-8 Stunden sind völlig normal und ebenfalls noch Kleinteile. Ich hatte schon Drucke, die zwei Tage am Stück gelaufen sind, was ein ziemlicher Stress ist, es könnte sich ja jederzeit kurz vor Ende noch das Filament "verknoten", oder sonst was. Lieber falls möglich in kleinere Druckeinheiten aufteilen und Anfangs natürlich mit kleinen Dingen anfangen.

- Falsche Erwartungen: Glaube nicht, Du könntest feinste Details drucken oder Teile mit glatter Oberfläche. Auch Teile mit vielen Überhängen sind ein Graus. Ferngesteuerter Roboterarm mit 5 Achsen? Kein Problem! Warhammer Tabletop-Figur oder Anime-Schönheit? Vergiss es lieber! Die blauen Modelle auf Thingiverse entsprechen NICHT dem tatsächlichen Aussehen, maximal nach viel Schleifen und Spachteln. Da war ich Anfangs etwas enttäuscht.
Das soll jedoch nicht heißen, dass man heutzutage, im Rahmen des Möglichen, nicht auch mit günstigen Druckern schöne Drucke hinbekommen kann.

- Verbrauchsmaterial: Fang mit normalem PLA Filament an! Das ist deutlich am Einfachsten, am Günstigsten und reicht für die meisten normalen Sachen völlig aus. Kauf dir zuerst eine Rolle teures Filament, wie Tim schon sagte, und wenn man dann weiß wie es im Normallfall läuft, reicht meist auch deutlich günstigeres. Da muss man allerdings genau schauen und idealerweise jedes Mal (aktuelle) Bewertungen lesen, sonst geht es schnell in die Hose mit stark unterschiedlicher und schwankender Qualität. Ich kaufe PLA zumeist für 8-12 Euro die große Rolle (reicht für erstaunlich viele Modelle).

- Relativ "billiges" Hobby: Du kannst Dir, wie im Text beschrieben, jede Menge Verbesserungen für deinen Drucker selber drucken, die z.T. sogar die Druckqualität deutlich verbessern. Schau mal auf Thingiverse, da findest du kostenlos abertausende fertige Modelle und erstaunlich viele geniale Basteleien. Eine Schatzgrube! Du könntest jahrelang spannende Sachen drucken, ohne jemals selber etwas zu konstruieren. Die nützlichste Verbesserung für meinen Ender 3 war auf alle Fälle gleich am Anfang eine bessere Druckkopf-Kühlung (Bullseye), IMHO ein Must-Have. Google mal ruhig nach Dingen wie "Must-Have Upgrades für..". Aber auch die anderen Ersatzteile und Upgrades für die populären Druckermodelle sind erstaunlich günstig, wenn man nicht unbedingt die Edelmarken bevorzugt. Ein z.B. besserer Ganzmetallextruder z.B. 8-15 Euro. Druckdüsen 2-5 Euro, komplette Steuerplatine 30€ ... Das war ich so von meinen anderen Hobbys her nicht gewohnt. Man kann es natürlich wie immer auch übertreiben und unbegrenzt viel Geld "verbraten".

- Was für Kreative: Wenn Du ersteinmal den Bogen raus hast und etwas kreativ bist, fallen Dir ständig neue Sachen ein, die man so niemals kaufen könnte. Sei es ein gebrochenes Plastikteil am teuren Staubsauger, ein automatischer Mülleimerdeckelheber, oder der Starwars-Weihnachtsbaumschmuck. Empfehlenswert für Anfänger und faule Menschen wie mich, ist sicherlich TinkerCAD. Das ist ein sehr patentes, kostenloses Onlinetool, wo man recht genial aus verschiedenen geometrischen Grundfiguren nach kürzester Einlernzeit selbst komplizierteste maßgenaue Teile zusammen "tinkern" kann... mit etwas Hirnschmalz und räumlichem Denken. Ist ein bisschen wie 3d-Tetris. Auch genial falls man fix mehrere fertige Teile aus dem Netz kombinieren, zerteilen und skalieren möchte. Mein letztes Großprojekt vor einigen Wochen war ein vielteiliges Dieselpunk-PC-Gehäuse, komplett nur mit TinkerCAD und einigen umgemünzten Thingiverse Modellen. Für vor allem abgerundete, verschlungene Teile, braucht man dann aber doch schon ein richtiges 3d-Tool (ZBrush, Blender, usw.).

Das Wichtigste aber am Schluss: Viel Spaß!
 
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Ich hänge noch an dem Part mein Ender richtig zu leveln. Hab beim ersten Versuch beim Testdruck nur Müll bekommen. Es bleibt nicht auf dem Druckbett und erzeugt einen in sich kreuzelenden Faden. Bevor da nicht wenigstens etwas halbwegs Vernünftiges rauskommt, wollte ich keine richtige PLA Rolle kaufen. Der Teil, den es beim Drucker dazu gab, sollte das schon schaffen, nicht?

Ich bin daher auf jeden Fall gespannt auf die Tipps hier und in dem Guide :)

Hi, das Wichtigste ist ersteinmal (eigentlich immer), dass die erste Schicht korrekt auf dem Druckbett bleibt. ansonsten kann man sofort abbrechen. Kein Wunder wenn dann "Spaghetti" gedruckt werden. Das "normale" Fädenziehen jedoch kann man mit verschiedenen Einstellungen im mitgelieferten Slicerprogramm (Cura) abstellen. Da solltest Du dich etwas einlesen, das ist nicht ganz trivial.

Du musst jedenfalls ganz dringend dein Druckbett vor jedem Druck "leveln". Das ist natürlich etwas lästig, aber notwendig. Ich weiss nicht, wie sehr Du da schon bewandert bist, also verzeih, wenn ich Dir mit bekannten Grundlagen komme:
Lege ein Blatt Kopierpapier auf das Druckbett. Bei ausgeschaltetem Drucker schiebe den Druckkopf/Arm bis ganz nach unten, bis der Schalter "klickt". Genauer und professioneller (aber auch langsamer) geht das natürlich über die Steuerbefehle des Druckmenüs. Schau von der Seite, die Druckdüse muss das Papier berühren. Bewege nun das Papier. Kratzt die Düse leicht über das Papier, dann ist es OK. Geht es zu leicht oder zu schwer, dann musst du nachjustieren. Mache das "über Kreuz" an verschidenen Stellen. Die Kunst ist, das Druckbett mit den vier Tarierschrauben so auszurichten, dass der Abstand überall ungefähr gleich ist. Ganz exakt geht das nicht, das Druckbett ist leider fast nie völlig eben. Später kannst Du dann überlegen, ob Du dir ein Leveling-Tool zulegen möchtest.

Level lieber etwas zu tief als zu hoch. Die Druckdüse sollte natürlich nicht über das Bett kratzen. Lass die ersten Male den Finger am Ausschalter. Aber wenn die erste gedruckte Schicht zu dünn (durchsichtig) aufgetragen wird, hält sie auf alle Fälle... nur das Ablösen wird dann schwieriger (Tipp: Teppichmesser).

Ich habe den alten Ender 3 und bis vor Kurzem jahrelang mit der ersten Originalauflage gedruckt, bis diese zu sehr zerkratzt war. Habe mir jetzt die gleiche Auflage wieder bestellt. Ich habe so gut wie nie Probleme mit der Haftung und wundere mich immer über die ganzen Tipps mit Klebeband, Klebestift und Haarspray. Ich drucke mit 60 Grad Druckbetttemperatur (plus 10 Grad) und leicht höherer Drucktemperatur (meist 210-220 Grad PLA). Das war ein Tipp gleich zu Anfang, über den ich noch immer sehr dankbar bin. Allerdings habe ich auch immer das Teppichmesser bereit liegen. Größere Teile bekomme ich sonst nicht runter (ist mir aber lieber, als andersherum). Warte wenn möglich bei kleineren Teilen bis das Druckbett abgekühlt ist, dann geht es leichter und es verbiegt nichts so schnell.

Druckbett gerne zum Anfang mit Isopropyl Alkohol und einem fusselfreien Lappen entfetten. Dann nach dem Druck immer gut mit dem Spachtel alles abkratzen und alle paar Monate mal die fettigen Fingertapser mit Alkohol entfernen.
Hast Du das neue magnetische Druckbett, oder noch das alte mit den Büroclips am Rand? Das Magnetische soll etwas schlechter haften. Eventuell einmal kurz anschmirgeln.
 
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Bevor ich an dieser Stelle in den Kaninchenbau springe: Könntest du/jemand das ausführen bzw. verlinken? Dass Plastik nicht gerade ein gesundes Frühstück darstellt ist mir bewusst (ob nun gedruckt oder nicht), aber dass das Zeug selbst für den Garten gefährlich wird, bzw. Handschuhe erfordert, finde ich ja schon krass.

@Tim Kutzner Ich weiß nicht, ob ihr Artikel im Nachhinein noch verändert, aber für mich als 3D-Druck-DAU wäre das auf jeden Fall erwähnenswert!
Er spricht vom SLA Druckverfahren, von welchem ich im Artikel für Anfänger ausrücklich abrate:

Seite 3:
Wem von vorneherein klar ist, dass er kleine Modelle oder Figuren fertigen möchte, ist mit einem SLA bzw. Resin-Drucker am besten bedient. Diese sind aber leider bei falscher Nutzung mit einigen Gesundheitsrisiken verbunden, daher für Anfänger eher ungeeignet. Möchte man sich erstmal an das Thema rantasten, ist ein klassischer FDM 3D-Drucker die bessere Wahl für den Einstieg.
 
sowohl PLA als auch PETG, ABS glaube ich weniger.

Das mit der Lebensmittelechtheit ist halt die Frage.
So wie mein Sohn früher auf den Lego-Duplosteinen herumgekaut hat (ABS) mache ich mir schon Sorgen. PET-G ist denke ich eher unbedenklich, auch wenn immer wieder über Mikroplastik - insb. aus den NICHT Einwegflachen aus Kunststoff und auch den "Babyflaschen" insb. bei regelmäßiger Reinigung in der Spülmaschine diskutiert wird. PSA ist letztlich als Polyactid ein Maisstärkeprodukt und damit letztlich das einzige, welches unter UV Licht auf Dauer komplett zerfällt (aber 100 Jahre !) und nicht auf Erdölbasis beruht - keine Ahnung ?
Alles außer PLA würde ich übrigens auch nicht im geschlossenen Raum drucken wollen.

Er spricht vom SLA Druckverfahren, von welchem ich im Artikel für Anfänger ausrücklich abrate:

Ja, ich auch.
 
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