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3D-Drucker Beginner Guide – Das ideale Tutorial für den Neueinstieg!

Was für einen Drucker soll ich kaufen?

Das hängt stark davon ab, was genau man drucken möchte und ob der Drucker ein verlässliches Arbeitstier oder Bastel-Hobby werden soll.  Und selbstverständlich auch vom Budget. Wem von vorneherein klar ist, dass er kleine Modelle oder Figuren fertigen möchte, ist mit einem SLA bzw. Resin-Drucker am besten bedient. Diese sind aber leider bei falscher Nutzung mit einigen Gesundheitsrisiken verbunden, daher für Anfänger eher ungeeignet. Möchte man sich erstmal an das Thema rantasten, ist ein klassischer FDM 3D-Drucker die bessere Wahl für den Einstieg.

Die Wahl des genauen Modells ist nicht ganz so einfach, das mittlerweile wirklich gigantische Angebot kann einen erstmal erschlagen.  Ich werde gleich einige der beliebtesten Modelle auflisten, möchte vorher aber noch ein paar Punkte nennen, an denen man sich beim Kauf orientieren sollte:

Community
Besonders für einen Anfänger ist es sehr hilfreich, wenn man bei Problemen oder Fragen eine große Nutzergemeinde hat, die dasselbe Modell besitzt. Zu jedem der populären Drucker gibt es auf Reddit oder Facebook Gruppen, die zum Austausch und gemeinsamer Problemlösung anregen. Diverse Guides und Tutorials erleichtern die Inbetriebnahme und –haltung weiter. Bei eher unbekannten 3D-Druckern ist man im Zweifel mit seinen Problemen alleine.

Mods / Erweiterungen
Stark abhängig vom ersten Punkt ist auch der – zumindest für mich – sehr wichtige Aspekt von Erweiterbarkeit. Ein Drucker, der mit seinen Aufgaben mitwachsen kann, sich einfach verbessern lässt und den ich an meine Wünsche anpassen kann ist eine gute Investition für die Zukunft. Besonders günstigere Modelle erfreuen sich an einer Vielzahl von selbst druckbaren Verbesserungen, die von Nutzern entwickelt wurden. Sich verbessernde Maschinen … Skynet rückt immer näher!

Spezifikationen
Was genau der Drucker an Features bietet ist natürlich sehr unterschiedlich, einige „Must-Haves“ gibt es meiner Meinung nach aber trotzdem:
Als allererstes sollte man prüfen, ob der gewählte Drucker eine sogenannte Thermal Runaway Protection (TRP) hat oder sich diese zumindest nachträglich flashen lässt. Hier gibt es eine gute Erklärung in Englisch. Kurz zusammengefasst sorgt dieser Schutz dafür, dass die Firmware des Druckers ständig prüft, ob die gemessenen Temperaturen passen bzw. Sinn ergeben und schaltet im Zweifel den Drucker ab.
So wird beispielweise bei einem defekten Temperaturfühler nicht bis zum Brand weiter aufgeheizt, sondern abgeschaltet.

Ein beheizbares Druckbett halte ich ebenfalls für eine grundlegende Voraussetzung, auch wenn es theoretisch ohne geht für Standard-Material wie PLA. Sobald widerstandsfähigere Materialien drucken möchte, werden höhere Druckbett-Temperaturen aber schon zur Pflicht.  Die Größe des Druckraums ist eine weitere sehr wichtige Spezifikation, denn sie bestimmt die maximale Größe der Modelle. Unter 15 x 15 x1 5 cm würde ich keinen 3D-Drucker kaufen, wenn das Ziel nicht nur Miniaturen sind.

Empfehlenswerte Modelle für den Einstieg:

Creality Ender 3 / X / Pro
Der wohl meisterverkaufte 3D-Drucker der Welt eignet sich sehr gut für Einsteiger, die etwas Geduld und Durchhaltevermögen besitzen. Durch die teils etwas nachlässige Qualitätskontrolle kann der Einstieg ins Hobby mit dem Ender 3 und seinen diversen Varianten von butterweich bis Katastrophe ablaufen. Mein erster Drucker war ebenfalls der Ender 3(X), welcher mich fast aus dem Hobby gebracht hätte. Nach vielen Stunden Fehlerbehebung habe ich es irgendwann aufgegeben und das Teil retourniert. Ich konnte mich dann aber überzeugen lasse, es doch noch einmal zu versuchen. Und siehe da, bei einem vertrauenswürdigen Shop gekauft und es lief von Anfang an besser als bei letzten Modell nach Stunden des Nachbesserns!

Den Ender 3 gibt es mittlerweile in diversen Varianten, hier kurz erklärt:
-Ender 3: Der „Klassiker“ und erstes Modell der Reihe.
-Ender 3X: Aufbau identisch zum Ender 3, hat allerdings eine flexible Druckplatte aus Glas mit Klammern, ein paar Ersatz-Nozzels im Zubehör dabei und manchmal einen besseren Extruder-Motor
-Ender 3 Pro: Besseres Netzteil, stabilerer Basis für das Druckbett, abnehmbare magnetische Druckoberfläche und ebenfalls den besseren Extruder

Da die verschiedenen Versionen oft preislich nicht weit auseinander liegen, rate ich definitiv zum Ender 3 Pro. Mehr wie 20-30 Euro Aufpreis würde ich aber nicht bezahlen.

Creality Ender 3 V2
Auch wenn er sich den Namen mit dem Vorgänger teilt, sind die Unterschiede gravierend:
4.3″ Farbdisplay, modernes 32-Bit Silent Mainboard und einige von der Community entworfene Verbesserungen direkt ab Werk eingebaut. Könnte sich zur neuen Standard-Empfehlung mausern, hat derzeit aber noch einen kleinen „Marktanteil“.
Creality CR-10 / S / Pro / V2
Der große Bruder des Ender 3, vieles ist übernommen worden. Auch hier gibt es diverse Varianten, der Unterschied liegt meistens im Druckvolumen bzw. Größe des Druckbetts. Etliche der Modifikationen zwischen Ender 3 und Cr-10 sind aufgrund des ähnlichen Aufbaus austauschbar.

Original Prusa MK3S
Der Luxus-Sportwagen unter den 3D-Druckern. Für den 4 bis 5-fachen Preis eines Ender 3 bekommt man neben tatsächlicher Garantie und Support auch einen der besten Maschinen. Dem Spruch „Buy a Prusa, it’s a Printer not a Project“ kann ich mit meiner persönlichen Erfahrung nur beipflichten. Denn für mich war der Prusa, mein zweiter Drucker, wirklich ein Segen verglichen zu den Anfängen mit meinem Ender 3.
Was man aber auf jeden Fall beachten sollte, ist die Bausatz-Form. Während viele Drucker bereits größtenteils zusammengebaut geliefert werden, kommt der MK3S einzeln bis zur letzten Schraube zerlegt. Zwar wird auch ein Montageservice angeboten, der Zusammenbau ist dank exzellenter Dokumentation aber an einem Wochenende schaffbar und man lernt den Drucker in allen Details kennen.
Was Druckqualität und Komfort-Features angeht, führt der MK3s zurecht etliche Bestenlisten. Bei dem hohen Preis sollte man sich als Einsteiger aber wirklich SEHR sicher sein, dass man das Hobby lange betreiben möchte.
Original Prusa Mini
Vor einiger Zeit hat Prusa wohl selbst gemerkt, dass im vergleichsweise mittleren Preissegment ein großes Loch im eigenen Sortiment klafft. Gefüllt wird es jetzt durch den Prusa Mini, sozusagen ein kleiner MK3s für weniger als die Hälfte. Viele der Funktionen und Eigenschaften,
die den MK3S so beliebt und gut machen, wurden übernommen. Einiges ist optional erhältlich oder wurde aus Kostengründen weggespart.
Als Ausgleich gibt es zeitgemäße Verbesserungen gegenüber dem alternden MK3S wie Ethernet-LAN, USB Anschluss sowie ein Farbdisplay. Der Mini kommt zudem vormontiert daher, die drei Bestandteile müssen nur miteinander verbunden werden. Wer einen relativ stressfreien Einstieg möchte und mitteltiefe Taschen hat, dürfte glücklich werden.
Artillery Sidewinder X1
Alternative zum Creality CR-10, ebenfalls ein recht großes Druckvolumen. Bei weitem keine so große Community wie die Creality-Maschinen, dennoch immer häufiger zu sehen. Schenkt man diversen Erfahrungsberichten und Reviews Glauben, bekommt man einen grundsoliden Drucker, der den in die Jahre gekommenen CR-10 überholen kann.


Anycubic Mega-S
Alternative zum Ender 3 mit etwas anderem Aufbau und Verbesserungen wie Touchscreen, zwei Z-Achsen und weiteren Kleinigkeiten. Vermutlich der zweit-populärste Drucker mit starker Community und vielen Guides für Anfänger.

Von wo bekomme ich einen 3D-Drucker her?

Die Budget China-Drucker gibt es in der Regel von den einschlägigen Seiten wie AliExpress, Gearbest, TomTop und eBay. Der Versand erfolgt oft direkt aus deutschen Lagern oder die Auswahl von EU-Warenhäusern ist möglich. Gedanken um wochenlange Wartezeiten und Zoll muss man sich daher also nicht machen. Da die Verkäufer aus Fernost es mit Begriffen wie Garantie oder Gewährleistung oft aber nicht ganz so genau nehmen, rate ich beim Kauf auf diesen Seiten definitiv zur Zahlung via Paypal. Besonders beim Ender 3 muss man zudem aufpassen, keinen Klon zu bekommen.

Wer den Aufpreis für mehr Sicherheit in Kauf nehmen möchte, kann auch bei Amazon oder anderen deutschen Händlern bestellen. Einen originalen Prusa-Drucker bekommt man nur auf der Seite des Herstellers direkt, der Service ist meiner Erfahrung nach aber wirklich erstklassig. Für aktuelle Angebot lohnt auch immer ein Blick in die 3D-Drucker Kategorie bei MyDealz. Wenn nicht anders angegeben, ist bei den meisten Druckern nur eine kleine Probe Filament dabei. Es empfiehlt sich daher, gleich 1-2 Rollen PLA dazu zu kaufen.

Vom Kauf eines Druckers über Fundraiser-Seiten wie Kickstarter, Indiegogo und Anderen kann ich nur abraten, auch wenn mit verlockenden Rabatten gelockt wird.

Wochenend-Bastelei: Ein lautes Netzteil dank neuer Abdeckung aus dem Drucker und Noctua-Lüfter verstummen lassen.

 

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