Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, der Ukraine 1997 direkt die NATO-Mitgliedschaft anzubieten statt nur die "besondere Partnerschaft", um die russischen Beziehungen zu schonen.
Ich weiß nicht was Jelzin gemacht hätte, aber ein Putin hätte das sofort als Kriegsgrund genommen. Ist alles hypothetisch, aber die Ukraine in die NATO zu holen war immer ein No-Go und hätte eine sofortige militärische Intervention Russlands zur Folge gehabt (Nationalmythos, Krim, einziger ganzjährig eisfreier Hafen und Schwarzmeerflotte).
Das ist auch die große Krux, die eine Lösung am Verhandlungstisch so unwahrscheinlich macht.
Ich möchte auch noch was zum Eintritt der Nato und generell sagen.
Ein Flugverbotszone über der gesamten Ukraine (doppelt so groß wie Deutschland) lässt sich weder einfach so einrichten und noch viel schwieriger Durchsetzen.
Deutschland mag sich lächerlich gemacht mit den 5000 Helmen, aber nach den Erfahrungen mit Waffenlieferungen nach Syrien ist man vorsichtiger geworden. Mit Helmen kann man niemanden umbringen, aber schützen. Dazu kommt, dass Deutschland nun Waffen in die Ukraine geliefert hat, aber weder Anzahl noch Art werden aus verständlichen Gründen im Detail nach aussen getragen.
Und weil scheinbar nicht mehr geliefert werden kann und das schon wieder zu Unmut führt, stelle ich mir die Frage ob man in der Zukunft mehr Waffen und Geräte vorhalten sollte, damit man bei Bedarf liefen kann. Wieviel Prozent des Haushaltes soll man dafür verwenden und wann werden Leute sagen, dass das sinnlos verschwendetes Geld ist?
Ein offenes militärisches Entgegentreten halte ich für wahnwitzig. Russland ist nicht der Irak. Russland ist mindestens atomar bewaffnet, wer weiß was die noch auf Lager haben.
Putin ist der Diktator, der jetzt schon Russland auf Jahre, von einem Großteil der Welt isoliert. Ich hab wenig Zweifel, dass er, sollte sich die Frage stellen, zu allem bereit ist.
Klar kann man sich da fragen, ob man bei allem was Putin tut und tun wird klein bei gibt, aber im Gegensatz zum Angriff auf die Ukraine, ist ein Angriff auf ein NATO-Mitglied ein Übertreten einer offenen roten Linie mit allen Konsequenzen. Das ist jedem und auch Putin klar.
So und nun etwas Persönliches. Ich habe 2 Kinder und beide sind in wehrfähigem Alter. Ich selbst war als Wehrpflichtiger in der Bundeswehr .... in den goldenen 90ern und schon damals war die Bundeswehr in den Mannschaftsdienstgraden voll mit Menschen die es im normalen Leben zu nichts gebracht haben. Nach dem jetzt nur noch Berufssoldaten dienen, habe ich wenig Illusionen über die Klientel die dort tätig ist. Aus diesem Grund bin ich pro Wehrpflicht und auch nicht für einen ausgleichenden Zivildienst. Das ist die einzige Chance ein echtes Abbild der Gesellschaft in der Bundeswehr zu haben.
That said, ich habe meinen Kindern geraten nicht zur Bundeswehr zu gehen.
Ich möchte auch nicht das meine Kinder in den Krieg in die Ukraine ziehen!
Sollte ein Krieg nach Deutschland kommen, werde ich sicher wieder eingezogen und viele "Ungediente" bekommen eine Schnellbesohlung für die Infanterie, aber solange es sich rational verhindern lässt, möchte ich nicht das Deutschland außerhalb seiner Funktion in der Nato an einem Krieg teilnimmt.
In der deutschen Bevölkerung gibt es eine große Anteilnahme und Hilfsbereitschaft gegenüber der Ukraine. Viele beteiligen sich persönlich und wir investieren Zeit und Geld um den Flüchtlingen zu helfen.
Man kann über die Rolle Deutschlands beim Entstehen dieses Konflikts diskutieren und wir müssen uns an die eigene Nase fassen, warum wir nicht schon 2012 damit begonnen haben uns von russischen Rohstoffen unabhängig zu machen.
Ich persönlich finde aber es anmassend von Selenskyj, Merkel für diesen Krieg verantwortlich zu machen. Allerdings läßt die Situation, in der er sich befindet, über vieles hinwegsehen.
Was für mich aber wirklich grenzwertig ist, ist das der ukrainische Botschafter ein Verbot von Russlandflaggen in Deutschland fordert, weil ein paar Hanseln prorussische Demonstrationen veranstalten.
Ein Einmischung in die deutsche Innenpolitik, die einer echten Demokratie entspringt (anders als in der Ukraine btw.), und verschiedene Meinungen zulässt, könnte die Stimmung unter den vielen freiwilligen Helfern nachhaltig dämpfen.