[...] Die heutigen Game Entwickler legen eher wert drauf Microtransaktionen ins Game zu Implementieren als wirkliche Fixes oder Performanceoptimierungen reinzubringen. [...]
Einspruch! Den Softwareentwickler a.k.a. Hacker oder Programmierer möchte ich an dieser Stelle einmal pauschalisiert in Schutz nehmen. Als Softwareentwickler oder Programmierer stehst du unter enormen Zeitdruck und dir werden die Aufträge und Anforderungen durchaus von Fachfremden zugestellt.
Dort steht nicht: "das muss Bugfrei sein und performen wie sau". Bugfrei und Performance ist eine grundsätzliche Anforderung wie, wenn du dir ein Auto kaufst und natürlich davon ausgehst bzw. davon ausgehen darfst, dass im Lack keine Mängel zu finden sind und die angegebenen PS erreicht und der Motor abwerk bereits ausreichend eingefahren wurde. Die Orangenhaut ist heutzusage normal und ich glaube kaum beanstandbar. Darüber redet keiner.
Das verstünde sich doch von selbst!!!1!elf Jain. Es geht um das Produkt, Inhalte, PS, viele Autos, viele Maps, viele Details, möglichs offen, möglichs alles und immer und in kürzester Zeit. Blabla.
Ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung als Softwareentwickler zweier Betriebe im Bereich ERP/Warenwirschaftssystemen der letzten +10 Jahre sprechen, was absolut nichts mit Games zutun hat. Aber auch im ERP System sind Bugs und Performance auch ein leidiges, wenn auch geringeres, Thema, dass vom internen Vertrieb und den Vertretern grundsätzlich immer nur belächelt wird. Da will Kunde mit günstigen Preisen oder mit viel Inhalt angelockt und ein Produkt verkauft werden. Hauptsache die Anforderungen sind umgesetzt, so wie es der Kunde wünscht. Werden Unschärfen bemängelt, dann lag es (am liebsten) an den gestellten Anforderungen. Für Bugs und schlechte Performance ist der Programmierer schuld oder man könne ja nichts dafür, weil das Projektbudget das nicht hergab, weil der Kunde wollte ja mit einem "guten" Preis gewonnen werden. Um Probleme & Co. kümmert man sich später, wenn der Kunde bereits in Brunnen gefallen ist, das Projekt halt schon läuft und kein Weg zurück gibt und so kann man sich Bugfixing alá Unschärfen im Workflow und Performanceprobleme via Wartungsaufwand, Service & Co. extra versilbern lassen.
Aber hier rede ich von Maßanfertigungen und nicht von Massenprodukten.
Es hat auch viel mit der Kommunikation Kunde <-> Vertrieb <-> Sonstige <-> Entwicker <-> Chefetage <-> Investoren zutun und dem Zeitmanagement. An ein und dem selben Projekt arbeiten erst die einen und später wechselt das Team btw. Teammitglieder. Jeder hat sein eigenen Stil (auch beim Programmieren), unterschiedliche Schwerpunkte und Interessen, man bekommt Aufgaben außerhalb der eigenen gut geschulten Fähigkeiten, Fremdcode, Code von vor einem Jahr, der eine spricht von A meint aber B oder A+B (B wurde nur im Nebensatz erwähnt). Details, Zeit, Geld, Kommunikationsprobleme, Vergesslichkeit, Montage und und und. Wir reden hier von Jahren und womöglich hunderten von Personen mit Emotionen und Fehlern.
Kurzgesagt: der Kunde ist bereits für Bugs und schlechte Performance konditioniert und investiert dann halt in dickere Hardware und wird sich schon beim Support melden.
Der ganze Mist mit Microtransaktionen ist dem Vetrieblern/BWLern & Co. und natürlich den Kunden zu verdanken. Das Zeug ist in der Programmierung eher seichtes Gewässer und wird sicherlich nicht dem Engineentwickler betreffen. Ich kann mir das tatsächlich als eine art Mini-ERP-Client-Modul in der Spieleengine bzw. im Bereich des Spielefrontends (falls es da soetwas gibt) vorstellen, als im Leveldesign / Lod, Physik, Interaktion, Audio, Netcode, Scripting etc. wo die besagten Bugs und Performanceprobleme bestehen, die uns alle in den Spielen nerven. Das sind eher Schalter alá "Der hat die Map gekauft, also wird diese nicht ausgegraut im Frontend angezeigt" oder so.
Dazu auch passend:
Edit: Der Björn von Piranha Bytes ist mir in dem Interview sehr viel symphatischer als der andere, der auf mich eher wie ein Vertriebler ohne Seele wirkt und aus meiner Erfahrung so ein typischer Problemfall darstellt (null Respekt vorm Code bzw. der kreativen Arbeit dahinter; Hint: für mich ist Programmieren (m)ein Ausdruck von Kunst).
Edit 2, PS: würde immer die nötige Zeit in die Entwicklung gesteckt werden, also in die Konzeptionierung und Strukturierung, wie es mal gerlernt wurde und auch aus Entwicklersicht von Fall zu Fall richtig erscheint, dann wären wir heute noch nicht fertig - blödgesagt. Eine Anforderung muss nun mal shitinshitout in 8h erledigt sein und kann mit viel Pfusch und fehlender Wartbarkeit/Erweiterbarkeit auch jahrelang sehr gut funktionieren, obwohl es richtig richtig scheiße performand. Für 20h wäre es nicht beauftragt worden und womöglich würde man die Wartbarkeit und Erweiterbarkeit niemals benötigen -> viel Aufwand für nichts. Die Wahl zwischen Pest und Cholera - weshalb ich den Job nicht mehr lange machen möchte... all der Stress, schlaflose Nächte und schlechte Bezahlung für diesen Raketenjob ^^