Schönes Setup, Igor! Das ist ja schon mal deutlich handfester, als man es im Semi-Pro gewohnt ist.
... Kuppler mit klar definierten Volumina und fest eingebauten, sauber kalibrierten Messmikrofonen nutzt.
Darf ich fragen, wie das in deinem Fall umgesetzt wurde? A/B-Vergleich gegen die Referenz? Kalibrierung in einer Schallwand? Kalibrierung in der Druckkammer? Messschrieb vom Zulieferer?
Denn genau dafür gibt es ja noch gar keine genormten Kuppler.
Prinzipiell schon, aber ...
xkcd.com
Die AE-9 liefert hier sogar bessere Ergebnisse als das Steinberg-Interface...
Was ja nun kein Kunstwerk ist, weil die Steinbergs entgegen der Etablierung in der Musikerszene messtechnisch wirklich veraltet sind. Der Kopfhörerausgang fliegt da allein aufgrund der hohen Ausgangsimpedanz sofort raus.
Was die AE-9 betrifft:
Hast du die mal in allen Lebenslagen durchgemessen? Verhält sich der Ein- und Ausgang durchgehend linear (Frequenzgang)?
Sie ist somit eine genaue Darstellung dessen, wie z.B. hochwertige Lautsprecher in einem idealen Raum klingen und sie zeigt den Zielfrequenzgang eines perfekt klingenden Kopfhörers
So absolut sollte man es nicht formulieren. Nicht nur, weil die Messtechnik dies - Stand heute - überhaupt nicht vollständig hergibt, sondern auch, weil es lediglich
Annäherungen an (provokativ gesagt "dahingestellte") Ideale sind. Harman hat zwar sowohl empirische als auch subjektive (psychoakustische) Parameter mit einfließen lassen, was in der Breite bisher quasi konkurrenzlos ist. Das macht die Wankelmütigkeit des ganzen Themas aber natürlich nicht weniger heikel.
Worauf ich hinaus möchte, ist lediglich, dass man sich in der Darstellung - was die Kopfhörer betrifft - keines Falls in Gewissheit wiegen sollte, denn allein dieser Punkt ...
Jeder Mensch hat eine etwas andere Ohrmuschel und einen etwas anderen Gehörgang
... kann tatsächlich extreme Schwankungen mit sich bringen und macht eine Auslegung mittels eines Durschnittsmodells (was je nach Region ebenfalls äußerst heikel ist) sehr schwierig.
Nur ein Beispiel (in isolierter Region):
Hammershøi / Møller: Sound transmission to and within the human ear canal, 1996
Und damit ist man noch nicht mal bei dem angekommen, was so ein Brillengestellt im Worst Case ausmachen kann.
Die weiteren Spitzen liegen etwas auseinander, auch wenn der Charakter noch ganz gut der Harman-Kurve folgt
Was angesichts der kurzen Wellenlängen völlig normal ist und selbst unter genormtem Equipment zwischen verschiedenen Testern immer wieder vorkommt. Nicht zuletzt wäre da ja auch die Variabilität der Samples (Kopfhörer).
Alles über 4 kHz ist aber grundsätzlich mit äußerster Vorsicht zu genießen. Und das nicht nur, weil die Coupler dort zunehmend an ihre Grenzen stoßen. Die Interaktionsfreudigkeit ist bei diesen Wellenlängen einfach zu hoch. Da braucht es manchmal nur minimale Abweichungen im Messaufbau und schon zeigen sich andere Resonanzmuster.
Die dunkle Kurve ist das Harman-Ziel
Wozu man anmerken sollte, dass die Harman-Kurve nur für deren spezifischen Ear & Cheek Simulator gilt!
Man kann sich annäherungsweise gegenüber bekannten Größen wie etwa Oratory orientieren und schauen, ob die Summe der Messungen plausibel bleibt. Je mehr Kontrollmessungen, desto besser. Ein kleines * sollte man trotzdem immer dranhängen, um nicht den Glauben zu lassen, man könnte diese Kurve mit jedem beliebigen Setup belastbar reproduzieren.
Das Ganze ist pulverbeschichtet, aber ich denke auch noch drüber nach, da mal was Dünnes aus Gummi oder Silikon drüberzuzuiehen und dann die beiden Resultate zu vergleichen [...] Vielleicht mache ich ja noch ein Rubbercoating drauf, gibts ja auch als Sprühdose
Sprühsilikon klingt vernünftig. Man könnte auch dünnes(!) Moosgummi probieren. Dabei natürlich immer das Dämpfungsverhalten im (Super-)Hochton im Auge behalten.
Die Hörer schließen aber ganz gut ab, was man auch am Bass sieht.
Was erst mal gut ist, aber natürlich auch mit der Praxis variierender Schädelformen bis hin zum Einsatz von dicken Brillengläsern ist Verhältnis gesetzt werden soll. Vielleicht kann man das als "seal break" auch mit in den Testblauf integrieren und schauen, wie stark der Bass bei fehlender Abdichtung abrollt. Vergleiche bspw. DIY-Audio-Heaven.
Gerade zum Messen brauche ich so wenig Schnickschnack wie nötig und ich war schon fast drauf und dran, mir wieder selbst eine KH-Verstärkereinheit zu basteln. Aber die liebe Zeit...
Besorg dir doch einfach einen Topping.
Das Motu M2 dürfte für die üblichen Wald-und-Wiesen-Kopfhörer aber ebenfalls ausreichen. Beachte allerdings, dass der Eingang je nach Gain-Stellung etwas im Bass abrollt, was dem Koppelkondensator dahinter zu verdanken ist.
Wenn man mit fixem Gain arbeitet und die Kette einmal ordentlich kalibriert, dann aber natürlich kein Problem mehr.
Wenn man in den Mic-Input ein Rode VXLR+ (+ ist wichtig) steckt, kann man mit aktivierter Phantomspeisung auch die Headsetmikros, welche mit 1,5-9 V Tonaderspeisung laufen, nutzen.
Wobei ebenfalls beachtet werden sollte, dass der Rode Adapter nicht völlig linear arbeitet.
Nebenbei: Plug-in-Power (bis zu 10V), nicht Tonanderspeisung. ^^
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Soweit der Klugschiss von meiner Seite - Beste Grüße
Kabelbinder