Das Vorgehen muss ja keinen vollwertigen "Ersatz" bieten. Man kann jedoch "einigermaßen äquivalente" CPUs anbieten, die man ggf. mit etwas mehr Takt aufwertet und ggf. preislich etwas attraktiver platziert (?) und könnte die bisherige Produktion zukünftig weiter herunterfahren, denn Zen2 wird trotz Zen3 noch länger produziert werden (müssen), so u. a. mit Blick auf Ryzen Pro's und OEMs.
Für günstigeren Bedarf lässt AMD immer noch Zen+ fertigen und hat zwecks Optimierung zuletzt den Ur-Ryzen 5 1600 und Ryzen 3 1200 implizit auf Zen+ "aufgewertet", voraussichtlich, weil man mittlerweile kein separates Zen(1)-Die mehr produziert. Mit Zen2 dürfte sich ab Ende des Jahres ein ähnliches Szenario ergeben. Zen2 wird sich langsam in Richtung Entry-Level verschieben, damit werden die Preise fallen (und die Marge) und damit wird die bisherige Fertigung (zumindest in einer relativen Betrachtung) noch einmal teuerer. Für diese Produktkategorie kann es dann durchaus sinnvoll sein, auf eine Renoir-basierte Alternative auszuweichen (
es wird absehbar weiterhin reguläre Matisse-CPUs geben, die jedoch aufgrund der Knappheit dann möglicherweise nicht ganz so schnell im Preis fallen werden). Und für die Klientel, die "
das volle Programm" will, kann man dann auf den aktuellen Zen3 verweisen.
Beim ersten Aufkommen des Gerüchts fragte ich mich, was an einem "Refresh" oder einer "Ergänzung" dran sein sollte, aber mittlerweile scheint sich zumindest dessen Kern zu einem Fakt materialisiert zu haben, sodass die anfänglichen Punkte, die gegen ein derartiges Gerücht sprachen, nun schlicht handfesten Cons geworden sind, die (ggf. nicht ganz so offensichtlichen) Pros entgegenarbeiten müssen:
- Es klafft keine (offensichtliche) Lücke im aktuellen Portfolio.
- Warum sollte man sich jetzt die zusätzliche Arbeit machen (insbesondere mit AMDs beschränkten Ressourcen),
- und so "kurz" vorm Zen3-Launch, auf den gefühlt die ganze Community mit Spannung wartet?
- Warum sollte man sich den Zen3-Launch und das -Marketing verkomplizieren, indem man kurz vorm Launch den Abstand zwischen den Produktgenerationen möglicherweise verkleinert, da man gemeinhin von einem "Refresh" auch einen Mehrwert, d. h. mehr Leistung erwartet?
- Zudem die technischen Punkte, die einem "Refresh/einer Aufwertung" entgegensprechen und zusätzlichen Mehraufwand zur Kompensation erfordern würden (Lane-Anzahl, L3-Größe und voraussichtlich eine Beschränkung auf PCIe 3).
- Und auch Comet Lake S stellt anscheinend keine nennenswert veränderte Konkurrenzsituation dar. Der Leistungszuwachs ist sehr überschaubar und Intel scheint auch keinen "Preiskampf vom Zaun zu brechen".
Dem entgegengesetzt fallen mir bestenfalls anderthalb Pros ein:
- Eine für das Marketing vorteilhafte Medienaufmerksamkeit, insbesondere wenn AMDs "late this year" (Zen3/Ryzen und RDNA2) sich am Ende als wörtlich zu nehmende Aussage herausstellen sollte.
- Man will (aus welchen irgendwie dafür sprechenden Gründen auch immer) das Portfolio noch weiter Differenzieren und die neuen CPUs sind weniger als Refresh sondern mehr als Ergänzung des Portfolios zu verstehen.
Schlussendlich, wenn ich mir den Markt anschaue, scheint nicht viel für das anscheinend Bevorstehende zu sprechen, sodass ich annehme, dass hier intrinsische Gründe eine wesentliche Triebfeder darstellen. (
Und wie immer bei derartigen Analysen; die Basis war ein Gerücht, das sich zwar jetzt verdichtet hat, aber wesentliche Eckpunkte sind immer noch unklar und entsprechend besteht hier natürlicherweise viel Fehlerpotenzial. )