Nach der Vorstellung mit Kompressorkühlung ...
Letzter Post von mir war eigentlich mehr eine schlichte Beschreibung dessen, was da gerade markttechnisch bei Intel vorgeht (soweit man das als Außenstehender sagen kann), daher übergehe ich Deinen ersten Abschnitt mal.
Der zweite ist jedoch nicht schlüssig. Das hier übermäßig AVX-lastige Benchmarks verwendet wurden, ist eher unwahrscheinlich. Das Intel-Sheet (zweifelsfrei für Werbezwecke gedacht) selbst weist hier SPEC 2016 und 2017, SYSmark 2014 SE, WebXPRT und den Cinebench R15 aus. Von denen ist keiner derart hochgradig optimiert, sodass ein entsprechender Vorteil (aufgrund von 256-bittigem AVX oder gar AVX-512) ausbleibt.
Schlussendlich verfügt bereits Zen über eine relativ gute FPU (zumindest hoch bis zu 128 Bit, also SSE & AVX mit 128 Bit-Operanden), was auch an den SPEC-Ergebnissen zu sehen ist. Der 7601 übertrift hier (zwar mit 32 Kernen) Skylake-SP über die meisten Systeme hinweg und wird erst von Cascade Lake-SP (mit weiterhin nur 28 Kernen) knapp geschlagen, aber eben auch nicht mehr. AVX2 oder gar AVX-512 fallen hier nicht ins Gewicht.
Entsprechendes konnte man auch schon beim Vorgänger SPEC 2006 zu Zeiten des Epyc-Release sehen. Mit einer hochgradigen Optimierung des Compilers für AVX2 zeigte sich lediglich eine einzige relevante Leistungssteigerung beim "libquantum"-Test der damaligen Suite, während alle anderen Tests (rd. 30 Stk.) unveränderte Ergebniss auswiesen (im Vergleich zu gängier AVX-Optimierung). Der Intel-Compiler war hier übrigens aufgrund seiner besseren Optimierungsleistung zu bevorzugen, da er dem MS-Compiler überlegen war und zudem Code für Intel- und AMD-CPUs in gleicher Weise beschleunigte (im best case bis zu 20 %). Mit einem Patch konnte man ihm auch das AVX2-CompilerFlag auf AMD-CPUs unterschieben.
Und in vergleichbarer Art zeigen kritische Betrachtungen der Cinebench- und CPUZ-Ergebnisse, dass hier 256-bittige AVX-Operationen keine nennenswerte Rolle spielen (und AVX-512 per se nicht, weder bei CPUZ noch beim älteren Cinebench R15, bei dem voraussichtlich schon bei SSE4 schluss war).
Und jetzt "erwartest Du [
leistungstechnisch] nichts von Sunny Cove", da Du keine Anzeichen dafür erkennst, dass Intel Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um diese neue Mikroarchitektur in den Servermarkt zu bekommen?
Deine Erwartungshaltung sei Dir zugestanden, aber deine Argumentation steht auf schwachen Füßen. Ice Lake-SP auf der Whitley Platform ist die unmittelbare Server-Nachfolgegeneration die im best case bereits im 2. Quartal verfügbar sein wird. Irgendetwas Neues früher zu erwarten, ist unrealistisch, da gerade mal Cascade Lake-SP erst seit Jahresanfang verfügbar ist (die letzten CPUs wurden gar erst diesen Monat als Xeon W's offiziell vorgestellt) und Sunny Cove ist in Form von Ice Lake U gerade erst im Mai in die Volumenproduktion gegangen, d. h. hier kann man ebenfalls zurückrechnen, dass die Architektur überhaupt erst irgendwann in 4Q18 (bestenfalls Anfang 2019) fertiggestellt wurde. Hinzu kommen Überarbeitungen an der Platform selbst für u. a. 8-Kanal-Speicher, den zugehörigen Sockel und die Implementaiton von PCIe 4.0. Und abschließend noch die Überlegung, dass es im sensitiven Servermarkt auch angeraten wäre, mit einem eingefahrenen Fertigungsprozess zu beginnen.
Das sind keine Kleinigkeiten, die man wie die sprichtwörtliche Kuh durchs Dorf treiben kann ... und fertig ist eine komplett neue Server-Plattform mitsamt Infrastruktur.
Sunny Cove in 14 nm ist übrigens ein anderes Thema und hier können auch durchaus die an den jeweilgen Nodes hängenden Libraries eine Rolle spielen, sodass es für Intel ggf. schlicht nicht wirtschaftlich ist, die neue Architektur auch auf 14 nm abzubilden. Der als Fallback dienende Cooper Lake-SP, der in Intels Roadmap per se nur ein undankbar kurzes Gastspiel hat, wird voraussichtlich eine geringfügige Weiterentwicklung von Cascade Lake-SP sein, die vielleicht gar vornehmlich in der Anpassung an die neue Whitley Platform besteht.. Das Augenmerk liegt hier jedoch auf Ice Lake-SP in 10nm.
Und wenn sich die Gerüchte zu Rocket Lake (s. o.) bewahrheiten, könnte das so ein klein wenig Dein "Himmel und Hölle"-Szenario wiederspiegeln, aber das auch nur in geringem Maße, weil der kommunizierte Businessplan hier vorgibt: zuerst das Datacenter, dann Mobile und erst dann der Rest.