Frage Netzteil Renovierung....

S.nase

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Ich habe vor kurzem ein gebrauchtes Corsair RM650i günstig bekommen, und wollte es eigendlich nur richtig säubern. Dabei sind mir ein paar korrigierbar Unzulänglichkeiten aufgefallen, die wahrscheinlich Mal wieder der Kostenoptimierung des Herstellers geopfert wurden. Mir ist schon klar, das man solche "Basteleien" an einem Netzteil nur mit ausreichend Erfahrung machen sollte, da es sich um Hochspannung handelt. Aber vielleicht interessiert es ja trotzdem den einen oder anderen.

Als erstes ist mir aufgefallen, das kein Bypass Relais über dem NTC vorhanden ist. Der NTC hat im kalten Zustand (25°) 4Ω, und reduziert dadurch den Ladestrom des noch leeren HochspannungsElkos beim Einschalten des NTs. Je nach Belastung erwärmt sich der NTC bis auf 50-60°, und reduziert dabei seinen Widerstand auf immer noch 2Ω. Sobald der HochspannungsElko nach dem Einschalten voll aufgeladen ist, überbrückt ein Bypass Relais den NTC, um den Ladewiderstand des HochspannungsElkos auf nahezu 0Ω zu reduzieren. Spart sich der Hersteller das Bypass Relais, muß der HochspannungsElko ständig über den NTC(4-2Ω) geladen werden, was die Effizienz, Spannungsstabilität und vor allem auch die Lastwechselstabilität des gesamten NTs entsprechend reduziert.

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Für das auf der NT-Leiterplatte vorhandene Lochraster ist die Auswahl an passenden Relais nicht besonders groß (kompakte Bauform). Ich habe mich für so ein Zetler Relais(12V/0.25W/720Ω Spule) entschieden. Die Relais Versorgungs Spannung aus dem NT beträgt 14V. Daher hab ich einen 300Ω Vorwiderstand für die RelaisSpule gewählt, um auf etwa 10V Spulenspannung zu kommen. Das reicht aus um das Relais zuverläßig auslösen zu lassen, ohne daß sich die RelaisSpule merklich erwärmt.
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Außerdem hab auch ich den einen 2W/5mΩ HochspannungsShunt, gegen zwei parallele 2W/10mΩ Shunts getauscht, um die Genauigkeit der GesamtLeistungsmessung weniger temperaturabhängig zu machen.

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Geil.

Ich habe keine Ahnung, was Du da machst. Aber solange Du das machst, berichte ruhig weiter. Für meinen Teil, werde ich von Netzteilumbauten die Finger lassen :)
 
Ein Umbau ist es ja garnicht, höchstens ein nachrüsten von ein paar Dingen, die der Hersteller damals aus Kostengründen wohl gestrichen hat. Durch den Einbau des Bypass Relais und und Tausch des Shunts(StromMesswiderstand), hab ich letztlich nur nur das NT auf Konstruktions- Level gebracht, so wie es der Konstrukteur irgendwann Mal erdacht und berechnet hat. Kostenaufwand an Bauteilen waren höchsten 5€.

Ergebnis davon ist ne effizienter und lastwechselfester arbeitende Primärseite(Wechsel/HochspannungsTeil) des NTs. Wieviel es tatsächlich gebracht hat, kann ich nicht sagen, da ich immer zu faul bin für die Vorher/Nachher Messreihen. Für mein Sehlenfrieden hab ich auch noch den Kühlkörper des Gleichrichters etwas vergrößert(inkl. nachträglicher Verklebung/mechanische Sicherung). Außerdem hab ich das Lüftergitter abgenommen, da bei meiner EinbauSituation das NT die KühlLuft eh aus dem inneren des PC-Gehäuse zieht, und somit ne elektromagnetische Abschirmung über dem Lüfter nicht nötig ist.

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Sollte mir irgendwann noch Mal langweilig sein, werde ich dem NT noch ne Hybridverkabelung verpassen, so das die Kontaktverluste zwischen NT und Hochlastverbrauchern im PC nicht mehr so hoch sind. Das ist aber vermutlich auch wieder nur für meinen Sehlenfrieden, und macht bei so einem kleinen 650W NT nicht so einen großen Unterschied.
 
Vor einiger Zeit hab ich mir mal zwei defekte EVGA NTs für eine Zehner bei Ebay geschossen. Eigentlich wollte ich sie zu ausschlachten haben, aber dafür waren sie mir dann doch zu schade. Zumal sie Innen modern und praktisch neuwertig aussehen. Nun hab ich mich mal an das erste NT gewagt.

Und zwar ein EVGA 210-GQ-0850-V1:

Beim Einschalten(PowerOnPin nach GND brücken), zuckt der NT Lüfter nur kurz, und das BaypassRelais schaltet kurz ein und gleich wieder aus.

Nach etwas durchklingeln mit dem Multimeter, konnte ich keine defekte Komponenten finden. Nur der SupervisorChip(Weltrend WT7527) auf der kleinen "LüfterreglerPlatine" verhält sich irgendwie seltsam. Dieser SupervisorChip ist oft in PC-NTs zufinden, und überwacht alle Spannungen sowie korrekte Funktion des NTs. Erkennt der SupervisorChip irgendwelche ungewöhnlichen Werte, schalte er das NT sofort ab.

Ersatz gibt es oft nur in China zu kaufen, bzw. habe ich nirgends wo anders finden können. Zum Glück lagbnoch ein altes BeQuiet 450W NT bei mir rum, das auch diesen WT7527 verbaut hat.

Das Auslöten ist nicht ganz einfach. Aber mit einem v-förmig gebogenen Stück 1mm Messingblech, ging es auf der eng bestückten Leiterplatte dann doch ganz einfach.

Nun schaltet es zumindest schon mal wieder ein, und auch alle Spannungen sind vorhanden. Ohne einen einfachen DauerlastTest will ich es aber noch nicht in einem PC testen. Wie macht ihr so einen ersten NT-LastTest? Ist ja vielleicht auch bei einem NT-Neukauf nicht ganz uninteressant, um spätere Überraschungen zu vermeiden.
 
Hängt davon ab, wie oft du damit arbeiten möchtest. Eine elektronische Last ist ganz praktisch, die kannst du langsam hochregeln. Auf Ali gibt es da entweder fertige DIY Lasten mit Display oder auch günstige Last Module mit Display, einige Module kann man bei Bedarf zusammenstecken, um die Last zu vergrößern. Ein Kollege hat sich mal eine DIY E-Last gekauft, kann den bei Bedarf Fragen ob, das was taugt.

Hier als Beispiel:

 
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Mein rm650i hat nur drei 12V/8Pin Header. Die sind zwar vollständig und symmetrisch belegt, aber spätestens wenn man drei PCIe 8pin StromversorgungsStecker für ne Grafikkarte braucht, ist guter Rat teuer.

Da ich eh kein Freund von dem modularen Kabelmanagement bin, hab ich mir einfach einen 12V Bypass in mein rm650i gelötet, um die 12V auch ohne Umwege über das Headerboard und miniFit Stecker, aus dem NT ab zu greifen. Die beiden 6mm² PVC Litzen hab ich am Übergabepunkt zwischen Headerboard und NT-Mainboard verlötet. Somit geht auch die Kondensatorkapazität des Headerboard nicht verloren. Wobei das NT-Mainboard selber auch schon 13200μf für die Spannungsstabilitsierung der 12V-Rail zu Verfügung stellt.

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Um die 6mm² Kabel aus dem NT-Gehäuse führen zu können, hab ich etwas Gehäuseblech unterhalb eines 8pin Headers ausgesägt, und eine Kantenschutz hinzugefügt.
 
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Für den Lasttest hab ich ein umgebautes WireView an den 12V Bypass per RingSchuh geschraubt. Mal schaun ob sich da noch ein paar komfortable Steckerkontakte finden. Die Ringschuhe bieten aber wenigstens geringste Kontaktwiderstände.

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Als Last kommen sieben einzeln zuschaltbare Halogen Lampen zum Einsatz, die mit einem kräftigen Lüfter gekühlt werden. Damit kann ich gut 500W Dauerbelastung, und gut 850W Lastimpulse erzeugen(Einschaltstrom von zwei kalten HalogenLampen).

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Die M6 Ringschuhe bleiben bei den gut 40A Dauerbelastung eiskalt. Die hochwertigen 4mm Federkontaktstecker(german Goldies) und 2.5mm² Kabel meiner HalogenLampenLast, werden schon nach kurzer Zeit deutlich über 60° warm.
 
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Wie wäre es mal mit einem kleinen Bautagebuch bzw. User-Artikel? Auf der Startseite finden das deutlich mehr potentielle Leser und ich könnte dich sogar mit Jon Gerow (JonnyGuru) connecten, der als Produktingenieur die Teile für Corsair bei CWT überwacht. Oder mit Aris, der Dir auch sagen kann, was da genau dahinter steckt.
 
Jetzt, wo ich den Beitrag wiederholt lese, finde ich nichts in deinem Umbau über eine Freilaufdiode an der Relaisspule. Hast du da keine Freilaufdiode verbaut oder war die noch auf der Platine bestückt?

@Igor Wallossek mich würde bei der fehlenden Ladeschaltung interessieren, was da so ursprünglich eingebaut war. Wollte das bei meinem RM750X noch kontrollieren.
 
Ladeschaltung ist das ja eigentlich nicht. Der NTC ist fest mit den großen Primärkondensatoren verbunden, und begrenzen den Ladestrom dauerhaft. Sobald die Kondensatoren geladen sind, brückt das Relais den NTC einfach nur.

Bei kleineren NTs lässt man das Relais aus Kostengründen gern weck, weil der NTC sich im NormalBetrieb kaum erwärmt, und somit keinen nennenswerten Widerstand darstellt. Ob das Überbrückungsrelais also bei meinem NT überhaupt was bringt, habe ich nicht nachgemessen. Wenn überhaupt, macht es sich im besten Fall durch etwas bessere Lastwechselverhalten bei großen Lastimpulsen bemerkbar. Dann wenn sich der NTC eben erwärmen würde, und somit den Ladestrom für die Primärkondensatoren reduziert.

Die Ansteuerung für das Relais war ja auf der Leiterplatte schon vorhanden und auch voll bestückt(inkl. Rückstrombegrenzung der RelaisSpule). Nur das Relais fehlte halt bei der kleinen 650W Version. Sonst hätte ich das Relais auch gar nicht nachgerüstet.

Ich hatte mir auch schon überlegt, die zusätzlichen Transistoren auf der Sekundärseite nach zu rüsten, wie sie auch bei dem rm750i vorhanden sind. Dazu müsste ich aber eine der Tochterplatinen auslöten. Und das ist halt bei einem NT sehr aufwendig. Außerdem kann ich ja an der Programmierung meines rm650i NTs nichts ändern, und somit auch die OCP Schwelle nicht auf das rm750i Niveau anheben. Im besten Fall würde die zusätzlichen Transistoren also auch nur das Lastwechselverhalten etwas verbessern, aber an der maximalen Belastbarkeit nix ändern.
 
Schon mal an einen Shunt-Mod gedacht? :D

Und: Gern auch als richtiger Artikel :)
 
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Wer nicht an "Selbstüberschätzung" leidet, wird das auch nicht in Angriff nehmen... ;)
Zum Glück oder zur Sicherheit sind auch Sicherungen verbaut, ist ja immerhin kein 12V HW Dingsbums-Stecker. :ROFLMAO:
 
Mit einem Shunt-Mod könnte ich ja mit den TelemetrieWerten (die das NT liefert) nix mehr anfangen, oder müsste halt stendig mit Korrekturwerten rechnen. Das macht mMn keinen Sinn, und ist ja auch garnicht notwendig. Das RM650i hat ja ein mehr als ausreichend gutes Lastwechselverhalten .

Mein Ziel ist, die Lastwechselstabilität des NTs auch optimal nutzen zu können, ohne das das mMn überflüssige modulare Kabelmanagement das gleich wieder zu Nichte macht.

Meine Versuche sollen ja keine JedermannBastelanleitung sein. Es soll ja nur aufzeigen, welche Engstellen bei jedem modernen ATX-NT vorhanden sind, und die Jagt nach immer größeren ATX-NTs mMn reichlich sinnfrei machen. Was bringt ein stocksteifes 1.5KW NT, wenn die externe Gegebenheit das nicht weiterreichen können.
 
Eine Anleitung für fragwürdige Netzteilumbauten würde ich hier nicht einstellen lassen, ein weniger bewanderter Leser könnte sich die Bude abfackeln oder zumindest anständig verqualmen.
Ich sehe das nicht als Nachbauanleitung, sondern Investigativartikel. Man kann ja per Zange auch die Firmware umflashen. :D
 
Was bringt ein stocksteifes 1.5KW NT, wenn die externe Gegebenheit das nicht weiterreichen können.
Wie meinst du das? Ein solches Netzteil kaufte man früher für Systeme mit mehreren Grafikkarten, entsprechend sind mindestens 6-8x PCIe 8-Pin vorhanden. Oder für ein Dual-System in einem Gehäuse, von Phanteks gibt es dafür glaube ich noch Netzteile. Heutzutage reichen 850-1000W im Extremfall für alles aus, ich kenne keinen der mehr hat. Dein 650W NT würde bei mir im Benchmark-Modus aber sofort abschalten.
 
Da würde mich ja mal interessieren, ob die StromPeaks beider Grafikkarten auf dem Motherboard, exakt zum gleichen Zeitpunkt auftreten, oder mit leichten Versatz.
 
Bei kleineren NTs lässt man das Relais aus Kostengründen gern weck, weil der NTC sich im NormalBetrieb kaum erwärmt, und somit keinen nennenswerten Widerstand darstellt. Ob das Überbrückungsrelais also bei meinem NT überhaupt was bringt, habe ich nicht nachgemessen. Wenn überhaupt, macht es sich im besten Fall durch etwas bessere Lastwechselverhalten bei großen Lastimpulsen bemerkbar. Dann wenn sich der NTC eben erwärmen würde, und somit den Ladestrom für die Primärkondensatoren reduziert.
Wie du geschrieben hast ist der Wiederstand für die Ladebegrenzung ein NTC (negativer Temperaturkoeffizient) das bedeutet er wird beim erwärmen immer niederohmiger.
Sollte auch so sein. Wenn ein NT kalt ist und an den Stromkreis angeschlossen wird ist der NTC Wiederstand hochohmig
und begrenzt den Ladestrom des Kondensators. Im Betrieb wird dieser dann warm und der Wiederstand sinkt stark ab
und der Strom im Betriebsfenster wird kaum noch begrenzt.
So habs ich zumindest in Erinnerung
 
Der NTC verbraucht Energie, um im Betrieb heiß und somit ausreichend niederohmig zu bleiben. Diese Verlustleistung des NTC wird um so höher, je mehr der NT-Lüfter das NT und somit auch den NTC kühlt. Dazu kommt auch noch, das die Verlustwärme des NTC die umgebenden Komponenten auf der Primärseite unnötig erwärmt. Das alles fällt weck, wenn ein Relais vorhanden ist, das den NTC kurz nach dem Einschaltmoment überbrückt.

Je kleiner das das NT, desto kleiner der Einschaltstrom, und desto kleiner braucht auch der NTC nur sein, um den Einschaltrom zu begrenzen. Die Verlustleistung dieses kleinen NTC fällt dann wahrscheinlich kaum noch ins Gewicht, und braucht dann auch nicht von einem Relais überbrückt zu werden. Trotzdem bleibt die Frage, wie stark der Ladezustand des PrimärKondensator durch den davor geschalteten NTC schwankt, wenn es am Netzteilausgang zu großen Lastwechseln kommt. Daher kann es auch bei meinem kleinen rm650i nicht schaden, den NTC mit einem Relais zu überbrücken.
 
Ich bin auch dafür, ein Überbrückungsrelais zu verbauen, da immer ein paar "unnütze Watt" am NTC verbraten werden.
Da bin ich ganz bei dir. Leider sparen viele Hersteller an so sinnvollen features.

Ich weiß, dass du die Funktion eines NTC Wiederstandes kennst, aber du hast dich in dem von mir zitierten Absatz, zwei mal etwas
irreführend ausgedrückt.
Ich wollte es nur eindeutiger gestalten, damit Mitleser, die weniger versiert mit dem Thema Elektrotechnik sind, nicht verwirrt werden.
 
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