Es sollte eigentlich alles ganz einfach sein: ein fester Launchtermin, ein fertiger Artikel, getestete Karten auf dem Tisch. Doch wenn sich NDA-Fristen als bewegliches Ziel entpuppen und manche Termine offenbar nur selektiv kommuniziert werden, dann wird selbst solide Vorarbeit zum Glücksspiel. Genau das ist leider heute passiert. Der Artikel musste verschoben werden, obwohl er längst fertig war. Nicht etwa, weil etwas fehlte, sondern weil nicht jeder gleich viel wissen durfte. Aber gut, nun ist er da. Ende gut, alles gut? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht ganz.
AMD verfolgt mit dieser vierten Generation seiner RDNA-Architektur das Ziel, eine möglichst breite Zielgruppe im Mainstream-Segment zu adressieren. Dabei steht nicht nur die Performance im Fokus, sondern auch eine signifikante Effizienzsteigerung im Vergleich zum Vorgänger RDNA 3. Eine wesentliche Neuerung liegt in der Reorganisation und Verbesserung der Compute Units, welche nun eine überarbeitete Speicherstruktur, optimierte skalare Recheneinheiten sowie eine dynamische Registervergabe umfassen. All dies dient dazu, pro Recheneinheit mehr Leistung bei geringerem Energieaufwand zu erzielen.
Einführung zu RDNA4 und technische Unterschiede zu RDNA3
Neben der allgemeinen Rechenleistung wurde die Raytracing-Performance ebenfalls grundlegend überarbeitet. Die dritte Generation der RT-Beschleuniger umfasst nun eine doppelte Ray-Intersection-Engine und einen zusätzlichen Ray-Transformationsblock. Letzterer ist darauf ausgelegt, Traversierungen innerhalb komplexer geometrischer Datenstrukturen wie BVH-Bäumen deutlich zu beschleunigen. Ein besonders erwähnenswerter Fortschritt ist die Einführung sogenannter orientierter Bounding-Boxen, welche die geometrische Komplexität effizienter beschreiben und somit Speicherbedarf und Bandbreitenanforderungen senken sollen. Daraus resultiert eine Verdopplung der Raytracing-Durchsatzrate im Vergleich zu RDNA 3, was der bislang größte Generationssprung in diesem Bereich bei AMD-Grafikkarten darstellt.
Ein weiteres zentrales Element von RDNA 4 ist die verbesserte künstliche Intelligenz durch die Integration von zweiten Generationen sogenannter AI-Beschleuniger. Diese Einheiten unterstützen neben FP16 und INT8 nun auch FP8 als neues Datenformat, was insbesondere bei Inferenzaufgaben relevant ist. Durch strukturierte Sparsity und zusätzliche mathematische Pipeline-Einheiten wird die Leistung dieser Beschleuniger gegenüber RDNA 3 um bis zu das Achtfache gesteigert. Diese Fähigkeit wird unter anderem für AMDs eigene Upscaling-Technologie FSR4 und das HYPR-RX-Framework genutzt, die auf neuronaler Basis Bildinformationen interpolieren und flüssigere Darstellungen ermöglichen.
Die RX 9060 XT ist als ein Modell der Radeon RX 9060-Serie konzipiert und erscheint in zwei Speicher-Varianten mit acht und sechzehn Gigabyte GDDR6. Beide Versionen setzen auf einen 128 Bit breiten Speicherbus, wobei der Speichertakt mit 20 Gbps spezifiziert ist. Daraus ergibt sich eine effektive Bandbreite von 320 GB/s. Beide Varianten nutzen die N4P-Fertigung von TSMC und sind für den Einsatz in AIB-Partnerdesigns vorgesehen. Die Leistungsaufnahme liegt bei 150 bis 160 Watt, wobei AMD ein Netzteil mit mindestens 450 Watt empfiehlt. PCI Express 5.0 wird mit voller x16-Anbindung unterstützt.
Die sechzehn Gigabyte-Variante richtet sich vor allem an Nutzer, die in WQHD-Auflösung mit maximalen Details und optionalem Raytracing spielen möchten. Die acht Gigabyte-Version zielt auf preisbewusste Spieler mit Fokus auf Full-HD-Gaming. In dieser Auflösung erreicht die Karte bei maximalen Einstellungen ebenfalls stellenweise über 100 Bilder pro Sekunde im Durchschnitt. Bei Esport-Titeln oder grafisch weniger aufwändigen Spielen sind Frameraten deutlich jenseits der 150 FPS möglich. Dennoch stößt der kleinere Speicher in einigen modernen Titeln wie Starfield oder The Last of Us Part I an seine Grenzen, sodass hier das Herabsetzen der Texturdetails notwendig wird, um ein flüssiges Spielerlebnis zu erhalten. Das will ich hier nicht weiter kommentieren, aber scheinbar gibt es ja doch Kunden für so etwas.
AMD Radeon RX 9060 XT
Die Radeon RX 9060 XT ist vollständig kompatibel mit DisplayPort 2.1a bei UHBR13.5 und HDMI 2.1b. Damit ist sie auch für hochauflösende und hochfrequente Displays gerüstet, was ihre Langzeittauglichkeit für moderne Systeme unterstreicht. Kombiniert mit Ryzen-9000-Prozessoren kann über Smart Access Memory und andere AMD-spezifische Optimierungen wie HYPR-RX oder Fluid Motion Frames die Systemleistung weiter optimiert werden. Fakt ist, dass RDNA 4 im Vergleich zur Vorgängergeneration klare Fortschritte bei Effizienz, Raytracing und AI-Funktionalität erzielt. Die Radeon RX 9060 XT sieht sich als solides Mittelklasseprodukt im unteren Bereich mit hoher Relevanz für Full-HD- und WQHD-Gaming. Die Leistungswerte sind in vielen Fällen mit jenen der GeForce RTX 5060 Ti vergleichbar, was interessant sein dürfte.
Analyse des Chips
Der nachfolgend vergrößerte Chip ist ein Vertreter der neuen AMD-RDNA4-GPU-Generation, wie sie beispielsweise in der Radeon RX 9060 XT verbaut ist. Es handelt sich um einen monolithischen Grafikprozessor mit einem vergleichsweise kleinen Package und Die, also typisch für eine Mainstream- oder Einstiegsklasse der aktuellen Generation. Interessant ist dabei, dass erstmals wieder eine Lasergravur zu finden ist, die Auskunft über verschiedene Details gibt. Außerdem gehe ich später bei der Platinenanalyse noch auf weitere Besonderheiten ein, die eher auf einen Mobile-Chip hinweisen könnten, der auf Effizienz getrimmt ist.
Markierungen auf dem Die:
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“AMD” Logo mit Schriftzug
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“2506”: Dies ist ein Produktionscode, der auf Kalenderwoche 6 des Jahres 2025 hinweist, also Anfang Februar.
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“MADE IN TAIWAN”: Der Die wurde in Taiwan gefertigt.
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“UCM0986-00”: Dies ist der interne Identifikationscode für die GPU-Variante oder den Substrate-Typ. Ein Abgleich mit früheren RDNA2/RDNA3-Codes zeigt, dass dies auf eine ein Low-End- oder Midrange-GPU hinweist.
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“SZS2CY9508506ZZZ0959”: Seriennummer bzw. Laser-Pin-ID zur Rückverfolgung in der Produktion.
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“215-176400102”: Das ist der sogenannte „Ordering Part Number“ (OPN) von AMD, häufig zur Unterscheidung individueller ASICs verwendet. Diese Nummer ist oft auch in internen AMD-Datenblättern auffindbar.
- Der sogenannte DataMatrix-Code enthält typischerweise Informationen zur Fertigung, Seriennummer und gegebenenfalls auch verschlüsselte Informationen zum Bin-Status oder zur Bestückung. In AMDs Produktionsprozessen sind diese Codes typischerweise mit werksspezifischen Daten befüllt, etwa Wafer- und Die-ID, Bin-Gruppe, Teststationen und Durchläufe, Produktionslinie und eventuell ein Hash zur Verifikation.
Das Blockschaltbild der RX 9060XT
Das Blockschaltbild zeigt die interne Architektur des verwendeten Grafikprozessors auf Basis von RDNA 4 und illustriert die logische Aufteilung sowie das Zusammenspiel der einzelnen Funktionsblöcke innerhalb des Grafikchips. Es handelt sich hierbei um eine abstrahierte Darstellung der wichtigsten Verarbeitungseinheiten, mit denen der Chip seine grafischen Aufgaben erfüllt, insbesondere im Bereich Rasterisierung, Raytracing, Bildsynthese, Datentransport und Steuerung. Im Zentrum des Diagramms befindet sich der sogenannte Graphics Compute Die, also der eigentliche Grafikchip, der aus mehreren sogenannten Shader Engines besteht. Diese Einheiten enthalten jeweils eine bestimmte Anzahl an Dual Compute Units, die die grundlegenden Recheneinheiten darstellen. Jede dieser Compute Units umfasst sowohl skalare als auch vektorielle ALUs, Textureinheiten und Zugriffsblöcke für Cache und Speicher. Zusätzlich zu den klassischen ALUs sind spezialisierte KI-Beschleuniger integriert, die FP8, INT8 und FP16 Operationen verarbeiten können und für FSR4 sowie neuronale Aufgaben optimiert wurden.
Flankiert wird diese zentrale Recheneinheit von dedizierten Raytracing-Beschleunigern. Dabei handelt es sich um dedizierte Blöcke mit eigener Ray-Intersection-Logik sowie einem separaten Ray-Transformation-Block. Diese Kombination erlaubt eine effizientere Traversierung innerhalb von BVH-Datenstrukturen und unterstützt erstmals sogenannte orientierte Bounding Volumes, was den Speicherbedarf bei komplexer Geometrie verringert und gleichzeitig die Raytracing-Performance deutlich steigert. An die Shader-Engines angeschlossen ist ein hierarchisches Cache-System, bestehend aus L0-, L1- und L2-Cache. Besonders hervorzuheben ist der überarbeitete Infinity Cache, der in dieser Generation lokal eingebettet ist und die Speicherlatenz im Vergleich zur Nutzung des globalen GDDR6 deutlich reduziert. Der Speichercontroller selbst ist an einen 128 Bit breiten Bus gekoppelt, über den die GPU mit dem GDDR6-VRAM kommuniziert. In der Sechzehn-Gigabyte-Version kommt hierbei ein Interface mit 20 Gbps pro Pin zum Einsatz, was sich in einer Gesamtbandbreite von 320 GB/s äußert.
Die linke Seite des Blockdiagramms illustriert die Media Engine, welche für Video-Codierung und -Dekodierung zuständig ist. Sie unterstützt moderne Formate wie H.264, HEVC und AV1 in hoher Auflösung und Framerate. Im Vergleich zur Vorgängergeneration wurde sowohl die Bitraten-Effizienz als auch die visuelle Qualität verbessert. Insbesondere bei AV1 wird hardwareseitiges Encoding bis 8K60 ermöglicht. Oberhalb der Recheneinheiten befinden sich Steuerblöcke für Display-Ausgabe und I/O-Handling. Die GPU unterstützt DisplayPort 2.1a mit UHBR13.5 sowie HDMI 2.1b. Die Ausgabelogik ist in der Lage, mehrere hochauflösende Monitore gleichzeitig anzusteuern, einschließlich solcher mit hohen Bildwiederholraten.
Ein weiteres zentrales Element des Blockschaltbilds ist die PCI Express Schnittstelle, welche in dieser Generation vollständig auf PCIe 5.0 x16 ausgelegt ist. Darüber erfolgt nicht nur die Anbindung an das Host-System, sondern auch der Transfer von Datenströmen wie Texturen, Speicherabbildern und Steuerbefehlen. Der PCIe-Block kommuniziert direkt mit dem System Memory Controller, der für Smart Access Memory und andere Plattformoptimierungen wie HYPR-RX verantwortlich ist.
Generationen und Mitbewerber-Vergleich
Merkmal | RX 9060 XT 16GB | RX 9060 XT 8GB | RX 7600 XT 16GB | RTX 5060 Ti 16GB |
---|---|---|---|---|
Architektur | AMD RDNA 4 | AMD RDNA 4 | AMD RDNA 3 | NVIDIA Blackwell |
Fertigungsprozess | TSMC N4P | TSMC N4P | TSMC N6 | TSMC 4N |
Speichergröße | 16 GB GDDR6 | 8 GB GDDR6 | 16 GB GDDR6 | 16 GB GDDR7 |
Speichertakt | 20 Gbps | 20 Gbps | 18 Gbps | 28 Gbps |
Speicherinterface | 128 Bit | 128 Bit | 128 Bit | 128 Bit |
Effektive Speicherbandbreite | 320 GB/s | 320 GB/s | 288 GB/s | 448 GB/s |
Compute Units / SM | 32 | 32 | 32 | 36 |
Raytracing-Einheiten | 3rd Gen RT Accelerators | 3rd Gen RT Accelerators | 2nd Gen RT Accelerators | 4rd Gen RT Cores |
KI-Beschleuniger | 2nd Gen AI Accelerators | 2nd Gen AI Accelerators | nicht spezifiziert | 4th Gen Tensor Cores |
Boost-Taktfrequenz | über 3 GHz | über 3 GHz | bis ca. 2.7 GHz | bis ca. 2.7 GHz |
Media Engine | H.264, HEVC, AV1 (Enc/Dec) | H.264, HEVC, AV1 (Enc/Dec) | H.264, HEVC, AV1 (Enc/Dec) | H.264, HEVC, AV1 (Enc/Dec) |
PCI Express | Gen 5.0 x16 | Gen 5.0 x16 | Gen 4.0 x8 | Gen 5.0 x8 |
Display-Ausgänge | HDMI 2.1b, DP 2.1a (UHBR13.5) | HDMI 2.1b, DP 2.1a (UHBR13.5) | HDMI 2.1b, DP 2.1 (UHBR10) | HDMI 2.1b, DP 2.1b (UHBR20) |
Board Power | 160 Watt | 150 Watt | 190 Watt | 180 Watt |
Empf. Netzteil | 450 Watt | 450 Watt | 600 Watt | 600 Watt |
UVP (US-Preis) | 349 USD | 299 USD | 329 USD | 379 USD |
Diese gemeinsame Darstellung erlaubt einen schnellen und direkten Vergleich der vier Karten über sämtliche technisch relevanten Eigenschaften hinweg, wobei sich die RX 9060 XT mit 16 GB als ausgewogener Kompromiss für 1440p-Gaming positioniert, während die 8-GB-Version auf maximale Effizienz und Preis-Leistungs-Verhältnis im Full-HD-Segment abzielt. Die RTX 5060 Ti zeigt sich in der Speicherbandbreite überlegen, leidet jedoch unter einer eingeschränkten Interface-Breite und geringerer Speicherausstattung. Die RX 7600 XT wiederum verliert in Relation zu RDNA 4 an Effizienz und Zukunftsfähigkeit.
- 1 - Einführung und technische Daten
- 2 - Testsystem und Equipment
- 3 - Sapphire Nitro+ RX 9060XT
- 4 - Teardown & Cooler
- 5 - Materialanalyse
- 6 - XFX Swift Radeon RX 9060 XT
- 7 - Teardown & Cooler
- 8 - Materialanalyse
- 9 - Gaming Performance Full-HD 1920 x 1080 Pixels
- 10 - Gaming Performance WQHD 2560 x 1440 Pixels
- 11 - Gaming Performance WQHD RT, DLSS/FSR 2560 x 1440 Pixels
- 12 - Leistungsaufnahme verschiedener Szenarien und Slot-Belastung
- 13 - Lastwechsel und Transienten samt Netzteilempfehlung
- 14 - Taktraten und Temperaturen im Vergleich
- 15 - Lüftersteuerung und Geräuschpegelmessung
- 16 - Zusammenfassung und Fazit
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