Aber wie mache ich das eigentlich?
Nun, im Grunde ist das eigentliche Doing nur eine Frage von Trial and Error. Und wenn du man seine Zeit wertschätzt, sollte man versuchen, dieses Trial-and-Error-Verfahren so effizient wie möglich zu gestalten. Im Folgenden beschreibe ich, wie ich bei der Übertaktung eines RAM-Kits vorgehe, also nehmt das bitte mit einer angemessenen Prise Salz. Zuerst möchte ich in der Regel den maximalen Speichertakt herausfinden, bevor ich mich an den Timings zu schaffen mache. Also lockere ich die primären Timings, z.B. auf XMP Timings + 5 für jedes, stelle die Speicherspannung auf XMP Spannung + 100 mV, lasse alle anderen Timings auf Auto und versuche dann, den Speichertakt schrittweise zu erhöhen. Von 3600 gehe ich vielleicht auf 3866, dann 4000, dann 4266 und so weiter, bis das System nicht mehr posten bzw. trainieren will.
Sobald ich meinen maximalen Speichertakt gefunden habe, versuche ich, das System mit diesen Einstellungen vollständig zu booten und einen Stabilitätstest durchzuführen, um zu sehen, ob nur der hohe Speichertakt allein, ohne die Timings zu pushen, stabil ist. Oft ist dies ein Indiz für die Qualität der DIMM-Slots und Traces des verwendeten Mainboards. Meistens bin ich etwas in Eile und kürze daher den Test nach etwa 15 Minuten ab, in denen natürlich 0 Fehler auftreten dürfen. Wenn dies nicht der Fall ist, gehe ich den Speichertakt eine Stufe zurück, bis ich einen stabilen gefunden habe.
Dann geht es zurück ins BIOS und es geht damit los, die Timings zu tweaken. Jetzt musst man einen Kompromiss finden zwischen genauem Testen, indem man nur ein Timing auf einmal ändert, was aber sehr lange dauert, oder schnellem Testen, indem man mehrere Timings auf einmal ändert und riskiert, nicht zu wissen, woran es liegt, wenn die Einstellungen nicht stabil sind. Was ich hier gerne mache, ist, die Timings einzeln zu ändern, aber nur zu testen, ob sie posten, aber erstmal nicht ob sie stabil sind. Wenn ich dann alle Timings einer „Kategorie“, wie z.B. alle primären Timings, so niedrig wie möglich eingestellt habe, boote ich das Betriebssystem und führe den Stabilitätstest durch. Wenn der Test bestanden wurde, gut, weiter zur nächsten Kategorie der Timings. Wenn der Test eine Instabilität feststellt, boote ich zurück ins Bios und lockere die Timings.
Für maximale Effizienz will man im Grunde so schnell wie möglich zwischen Erfolg und Misserfolg im Stabilitätstest mit verschiedenen Einstellungen hin und her springen. Ihr kennt vielleicht das mathematische Gedankenexperiment, bei dem man von 12 gleich aussehenden Kugeln die eine leichtere finden muss, indem man alle Kugeln insgesamt nur 3 Mal wiegt. Die Lösung ist, die Kugeln in gleich große Teilmengen aufzuteilen und diese gegeneinander zu wiegen. Das gleiche Prinzip kann man auch hier anwenden. Alle Timings, die die Ursache für die Instabilität sein könnten, in zwei Hälften teilen, die eine Hälfte auf Auto ändern und erneut testen. Auf diese Weise spart man Zeit und man muss nicht tatsächlich ein Timing nach dem anderen testen.
Jetzt wird wahrscheinlich verständlich, warum Speicherübertaktung ein sehr zeitintensives Unterfangen ist. Aus diesem Grund möchte man vielleicht einen bestimmten Zustand der Einstellungen speichern und später wieder dort weitermachen. Dafür sind BIOS-Profile besonders praktisch, so kann man zum Beispiel zwischen stabilen Profil für den täglichen Gebrauch und den bisher noch instabilen OC-Einstellungen hin und her wechseln. Alternativ kann man natürlich auch Notizen oder Screenshots machen, im dem BIOS oder aus dem OS mit Tools, die wir vorhin schon gezeigt hatten. Langer Rede kurzer Sinn, es ist sehr wichtig, regelmäßig die Änderungen der Einstellungen zu dokumentieren, um nicht durcheinander zu kommen oder einfach den Fortschritt zu verlieren.
Aus dem gleichen Grund empfehle ich auch „Checkpoints“ zu machen, d.h. sobald man die Stabilität für ein bestimmtes Set von Einstellungen validiert hat, macht man einen Screenshot von allen Einstellungen, Spannungen und dem erfolgreichen Stabilitätstest. Auf diese Weise hat man immer einen bekannten validierten Zustand, zu dem man später zurückkehren kann, wenn man in eine Situation geraten ist, in der gar nichts mehr zu funktionieren scheint. Und das wird sehr wahrscheinlich jedem mal passieren. Wer denkt, sich Notizen oder „Checkpoints“ sparen zu können, wird ziemlich sicher wahnsinnig werden. Vertraut mir und dankt mir später. 😀
Das ist also im Grunde alles, was es im Großen und Ganzen zu Speicherübertaktung zu sagen gibt. Das ganze ist ziemlich zeitintensiv, aber wenn man einige Tricks kennt und Erfahrungen gesammelt hat, wird man mit der Zeit schneller darin. Und wie wir schon des Öfteren thematisiert haben, kann der Leistungsgewinn durch Übertaktung des Systemspeichers je nach Anwendungsfall durchaus deutlich spürbar sein. Es kann sich also wirklich lohnen. Wenn ihr Feedback habt, Fehler entdeckt habt oder gerne etwas hinzugefügt haben möchtet, lass es mich bitte im Forum wissen. Wie bereits erwähnt, soll dies ein sich ständig weiterentwickelndes Dokument sein, bei dem jedes Community-Mitglied gerne mithelfen kann. 😉
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