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Wie heiß wird DDR5-Speicher wirklich? Auslesewert vom SPD-Hub vs. echte Messung am Modul | Investigativ

DDR5-Speicher unter Volllast mit 1.1 Volt

Kommen wir zunächst zu den Messungen im Auslieferungszustand und mit 1.1 Volt Spannungsvorgabe. Das Praktische an meiner Kamera ist ja, dass sie quasi eine echte 32-Hz-Kamera ist und nicht nur Standbilder erzeugt. Außerdem kann man in Echtzeit so ziemlich alle Messwerte auch mit Zeitstempel loggen, so dass der spätere Vergleich in einer gemeinsamen Grafik keinerlei Probleme bereitet. Um genügend Last auf den RAM zu bekommen, nutze ich Karhu und logge die Daten der Kamera und des SPD-Hubs (via HWInfo64) jeweils über etwas mehr als 30 Minuten.

Wir sehen einen steigenden Unterschied zwischen dem Wert, den der SPD-Hub zurückmeldet und dem kleinen Hotspot in der Mitte der Module. Der Wert aus HWInfo für den SPD-Hub liegt nach 30 Minuten bei ca. 53 °C, der Hub-IC selbst ist ebenfalls heißer und auch die Platine ist noch etwas heißer als das, was hier zurückgemeldet wird.  Auch innerhalb des Chips liegt ein Delta von ca. 5 Grad zwischen dem äußeren Randbereich und dem schmalen Punkt in der Mitte des einzelnen Speichermoduls, auf das ich den Fokus gelegt habe, um möglichst genau zu bleiben.

Am Ende verzeichnen wir somit einen Unterschied von satten 12 Grad zwischen dem Auslesewert des SPD-Hubs und dem Hotspot in der Mitte des Speichermoduls. Das ist durchaus schon eine kleine Hausnummer, aber weniger als befürchtet. Da man auch noch den Wärmewiderstand zwischen Oberfläche und dem Inneren berücksichtigen muss, kommen hier erfahrungsgemäß noch einmal bin zu 5 Grad obendrauf, die im Inneren des Vulkans maximal herrschen dürften. Dann läge die finale Hot-Spot-Temperatur bereits bei knapp 70 Grad, also fast 17 Grad über dem Auslesewert. Das merken wir uns mal.

DDR5-Speicher unter Volllast mit 1.25 Volt

Verschärfen wir die Timings, muss man auch die Spannung etwas erhöhen. Auch wenn OCPC in den eigenen Settings ein „Benchmark-Profil“ mit 1.4 Volt hinterlegt hat, mangels allzu großer RAM-Reserven belasse ich es diesmal noch bei 1.25 Volt. Aber auch da geht bereits etwas, denn die Temperaturen steigen durchaus sichtbar. Der RAM geht im gemessenen Hotspot bis knapp 72 °C, der SPD-Hub Wert liegt bei 60 °C. Die 12 Grad Differenz kennen wird doch schon, oder? Ich werde mit anderen Modulen später noch Vergleichsmessungen machen, ob man hier vielleicht doch eine einfachere Faustformel ableiten kann. Denn der Aufschlag bleibt erst einmal identisch, nur die Endwerte ändern sich. Bei 1.35 Volt würde es dann noch heißer…

Auch hiersehen wir noch einmal die Infrarot-Aufnahme des fokussierten Bereichs, wo auch der Unterschied zu den Rändern des Speichermodus nahezu identisch ausfällt. Das Einzige, was mir aufgefallen ist, war der erneute, doch sehr unterschiedlich steile Anstieg beider Temperaturen. Der „Hotspot“ kommt ganz offensichtlich schneller auf Touren, als der etwas trägere Wert aus dem USB-Hub, bei dem es sich scheinbar um einen eher gemittelten Durchschnittswert handeln könnte. Auch denn die Speichermodule laut Specs 2 TS (Thermal Sensors) besitzen, wird hier wohl doch etwas gemittelt.

Zusammenfassung und Zwischenfazit

Ja, man könnte den Speicher sicher ohne große Übertaktung und mit den 1.1 Volt als Spannungsvorgabe noch ohne Heatspreader kühlen, wie wir es ja auch vom DDR4-Server-RAM her kennen. Mit Übertaktung und höheren Betriebsspannungen wird das alles aber wirklich knapp und die Instabilitäten häufen sich. Läuft der RAM kühler, bleibt der Betrieb definitiv stabiler. Hier sollte man auch einmal über die gemeldeten 60 bis 65 °C für den SPD-Hub nachdenken, ab denen es vielleicht instabil werden könnte.

DDR4-Kühler: Besser als nichts, aber schön geht doch etwas anders

Denn auch wenn der Hotspot nicht das alleinige Kriterium ist, mit einem Delta von bis zu 17 Grad (einschließlich der Verluste im Substrat) liegt man dann schon mit etwas Pech und elegant über 80 °C. Dann wird es sicher schon etwas kippeliger und man sollte doch über einen besseren RAM-Kühler nachdenken. Aber genau dieses Thema hatten wir ja bereits am Samstag. Wer es übersehen hat oder gern noch einmal nachlesen möchte: Hier geht es zum Artikel „DDR4-RAM-Kühler auf DDR5? Keine gute Idee! Die Unterschiede im Detail samt 3D-Scan und Anleitung„.

Soviel dazu, ich bleibe natürlich dran. Versprochen.

 

Kommentar

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ipat66

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1,356 Kommentare 1,355 Likes

Eigentlich bin ich immer davon ausgegangen,dass jede neue Technik-Generation
schneller und gleichzeitig sparsamer als ihre Vorgänger wird.

Zwischenzeitlich frage ich mich,ob es im PC Bereich noch Teile gibt,welche nicht
vor sich hin glühen.....

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v
vonXanten

Urgestein

803 Kommentare 335 Likes

Interessanter Bericht, der zeigt das neuer und kleiner nicht unbedingt besser ist. Scheint ja bei einer Vollbestückung dann schon ein wenig Eng zu werden mit der Kühlung, soviel Platz ist ja nicht zwischen den einzelnen Riegeln.
Und aktiv Kühlen, ist auch wieder nicht so toll, weil ein Teil mehr was Krach macht und ausfallen kann.

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Martin Gut

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7,769 Kommentare 3,570 Likes

Man gewöhnt sich so an den Fortschritt. Es ist aber kein Naturgesetz, dass kleinere Elektronik immer sparsamer wird. Einerseits brauchen kleiner Transistoren weniger Strom und schalten schneller. Andererseits sind die Leitungen aber schon so klein, dass der Widerstand grösser wird. Dazu sind die Isolationsschichten zwischen den Leiterbahnen so klein, dass sie nicht mehr ganz vollständig isolieren. Dadurch entstehen mehr Kriechströme, die auch Strom verbrauchen und heizen.

Bei der Entwicklung ist es darum nicht nur das Ziel, etwas kleiner zu machen, sondern auch die negativen Auswirkungen der kleinen Strukturen möglichst in Grenzen zu halten. Der Bau so kleiner Strukturen ist ja schon extrem schwierig und aufwändig. Es kommen aber auch immer wieder Schwierigkeiten zum Vorschein, die man als Laie gar nicht erwartet.

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Igor Wallossek

1

10,186 Kommentare 18,780 Likes

Ich kann den Hesrtellern nur empfehlen, den Underfill wieder einzuführen und auch großflächig von hinten zu kühlen.

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k
kleinstblauwal

Mitglied

53 Kommentare 23 Likes

Die messanordnung Sieht ja ganz schön eng aus, und man kann nicht mehr richtig senkrecht auf die zu messende Stelle schauen. Riserkarten demnächst auch für Dimms?
Hast du die Winkelabhängigkeit der Strahlleistung versucht zu korrigieren? Stichwort Lambert'sches cosinusgesetz. Man sieht ja, dass die weiter am Bildrand liegenden Module weniger heiß scheinen, es aber nicht sind, was vielleicht nicht nur am Fokus liegt.

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Igor Wallossek

1

10,186 Kommentare 18,780 Likes

Es ist kalibriert, ja.

Genau deswegen auch die 90° Optik und der bewusst gewählte kleine Ausschnitt. Man kommt nicht lotrecht ran, aber es ist mit einer schwarzen Heizplatte samt Temperatursensor vorab getestet und auch nachgestellt worden. Die zwei relevanten Messpunkte haben auch vorab ermittelte Emissionsgrade. Die Farbe der Palette ist relativ, weil sie nur das Bolometer einbezieht, jedoch nicht die Kalibrierung der einzelnen Mess-Punkte. Ich habe auch zwei Stellen mit der Messnadel gegengetestet. Stimmt aufs Grad :)

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2
2Chevaux

Veteran

100 Kommentare 79 Likes

Auf der optischen Bank eines mir bekannten Forschungslabors haben wir vor über 30 Jahren über eine temperierte (gekühlte) und polierte Metallplatte (wahrscheinlich eine Kupfer-Legierung, keine Ahnung) gemessen, sie also für schwierige, wechselnde Messpositionen als Reflektorspiegel genutzt (und natürlich auch kalibriert). Und das war damals auch dringend nötig, wir hatten nämlich noch eine Kamera, die mehr wog als ich. Durfte ich dir aber gar nicht erzählen, Du weißt also jetzt, was dir blüht, wenn Du nicht dicht hälst!!11!

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H
Himmelhund83

Mitglied

24 Kommentare 7 Likes

hmm speziell bei RAM den Hype abflauen lassen, Tee trinken, die Preise fallen lassen, so manche gute Module kommen erst nach einem Jahr raus
Dann kann man zugreifen
Bei DDR4 etwa hat man 3600 14-14-14-34 ganz zum Ende gesehen und gleich ausverkauft

Vor allem so manche Ram Kühlung ist ja nur aus Plastik, was früher teils nicht so war

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DrWandel

Mitglied

80 Kommentare 61 Likes

Ja, sehe ich auch so (inbes. 'Hype abflauen lassen und Tee trinken'). Bei den aktuellen Preisen muss man ja für eine Alder-Lake-Plattform (Mainboard + CPU + DDR5-RAM) einige hundert Euro mehr hinlegen als für eine vergleichbare Ryzen-Plattform, und da sehe ich jetzt keinen Zugzwang, Early-Adopter zu sein. Die Zeit wird es sicher richten.

Danke auch an Igor und Team für so einen Test. Solche interessanten Einsichten bekommt man selten.

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Y
YSC

Neuling

5 Kommentare 2 Likes

actually any idea what's a safe long term 24/7 temp for SPD hub readout? I am wondering will the gap between the IC and the hub lower with modules having heatspreader on the IC only and not the SPD hub like G Skill

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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