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Wenn das Netzteil plötzlich abschaltet: Lastspitzen von Grafikkarte und CPU gemeinsam gemessen und mit Netzteilen gegengetestet | Grundlagen & Praxis

CPU-Lastspitzen sind nicht zu unterschätzen!

Der Ryzen 9 5900X ist laut AMD eine 105-Watt-CPU. Im Gaming-Loop wird auch das noch deutlich unterschritten und man liegt im Durchschnitt und ohne Übertaktung bei messbaren 70 bis 74 Watt (RTX 3070), bei 60 Watt (RX 6800XT) oder weit darunter (RX 6800), je nach verwendeter GPU. Doch diese Werte sind extrem trügerisch, denn mit einer herkömmlichen Messung kommt man einfach nicht weiter. Selbst Messintervalle mit 100 ms sind da keine echte Hilfe, denn der Teufel steckt hier im Detail.

Dazu kommt nämlich, dass die CPU-Lastspitzen selbst im 20-ms-Fenster noch bis über 200 Watt hochschnellen können (205 Watt, RX 6800XT OC). Das ist eine echte Hausnummer, die man auch bei der Netzteilbemessung unbedingt mit inkludieren muss! Selbst ohne Übertaktung sind es mit der Radeon RX 6800 noch über 200 Watt, die für jede OCP/OPP noch relevant sind, aber nur zufällig und sporadisch auftreten. Aber sind sind da!

Die Summe der Lastspitzen aus GPU und CPU sorgen für Instabilitäten und Abschaltungen

Bisher habe ich immer nur die GPU allein betrachtet, aber das ist in vielerlei Hinsicht trügerisch. Der Zufall, dass jeweils zwei absolut extreme Spikes zusammenfallen ist zwar statistisch gesehen nicht so häufig, aber selbst das, was ich an Zusammentreffen höherer Spikes über die längeren messzeiträume messen konnte, reicht schon, um so mache PSU in die Knie zu zwingen. Auch wenn das Straight Power 11 550 Watt Platinum anfangs noch eine recht gute Figur machte, spätestens bei einer Radeon 6800XT ist eigentlich Schluss.

Man darf auch nicht vergessen, dass Netzteile altern und die Hersteller gern aus Sicherheitsgründen 10 bis 20% mehr Leistung einplanen, wenn sie etwas auf sich halten. Doch eine Garantie dafür gibt es nicht. Bei niemandem. Schon gar nicht über Jahre und einen längeren, sehr fordernden Einsatz. Außerdem dürfen wir ja nicht vergessen, dass da auf die 12-Volt-Schienen noch ca. 25 Watt Aufschlag fürs Motherboard samt Gedöns kommen und bei der gesamten Leistungsaufnahme einschließlich 5 und 3.3 Volt noch weitere 20 Watt. diese ca. 45 Watt Aufschlag auf meine Messergebnisse von GPU und CPU sind immer mit einzuplanen!

Fazit und Zusammenfassung

Was haben wir daraus gelernt? Auch in der Mittelklasse sollte man mit 600, besser 650 Watt und mehr für das Netzteil planen und zudem gute Produkte kaufen. Der Griff ins absolute Billig-Regal wird sich bitter rächen. Auch Prozessoren erzeugen stellenweise extreme Spikes und je nach Modell und Motherboard wird das schnell zur Falle fürs Netzteil. Ich möchte nicht generell von Asus-Motherboards abraten, aber die Häufung aufgetretener Probleme, auch in der Community, ist durchaus Grund zum genaueren Nachdenken. Übrigens auch und erst recht für den Hersteller, der gern beim OC die Nase vorn haben möchte, dabei aber eine spikende Spur wie eine fette Igelhaut hinter sich her zieht. Das muss eigentlich nicht sein, denn es geht auch ohne.

Der heutige Exkurs zeigt auch, dass die Diskussion über Single- oder Multi-Rail-Netzteile eigentlich müßig ist, solange die Produkte zweckmäßig geplant und konfiguriert wurden. Nur werden die Hersteller nicht umhin kommen, auch den EPS etwas großzügiger auszulegen und abzusichern, denn genau da liegt oft der Hase im Pfeffer. Das kann allerdings jeden treffen, auch die Single-Rail-Netzteile, wenn die Sekundärkondensatoren von GPU und CPU gleichermaßen leegesaugt werden.

Die Testmuster werden selbst gekauft oder von den Herstellern unverbindlich zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf die Tests und Ergebnisse findet nicht statt. Eine Aufwandsentschädigung erfolgt nur in Ausnahmefällen, wird aber dann explizit als solche ausgewiesen und hat ebenfalls keinen Einfluss auf die Testergebnisse.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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