Audio Audio/Peripherie Sound System Testberichte

Wavemaster Cube Mini Neo – kleine, druckvolle und erstaunlich günstige Stereo-Lautsprecher für fast überall

Frequenzumfang und -verlauf

Der gemessene Frequenzverlauf ist gut und noch nicht einmal Badewanne, wann man die Boxen neutral belässt. Ab Werk ist jedoch eine ordentliche Höhen- und Bassanhebung möglich, vor allem mit aktivierter Loudness-Funktion. Da sich dies jeder aber wirjklich individuell anpassen sollte, messe ich das nicht, sondern das, was man als neutrale Einstellung hinbekommt. Und das sieht für diese Preislage sogar richtig gut aus! Mehr Bass geht natürlich immer, aber dann lassen Konturierung und Knackigkeit nach.

Kumulative Spektren (CSD, SFT und Burst Decay)

Das kumulative Spektrum bezeichnet verschiedene Arten von Diagrammen, die Zeit-Frequenz-Eigenschaften des Signals zeigen. Sie werden durch die aufeinanderfolgende Anwendung der Fourier-Transformation und geeigneter Fenster auf überlappende Signalblöcke erzeugt. Diese Analysen basieren auf dem bereits oben dargestellten Frequenzgangdiagramm, enthalten aber zusätzlich noch das Element Zeit und zeigen nun als 3D-Grafik (“Wasserfall”) sehr anschaulich, wie sich der Frequenzgang über die Zeit hin entwickelt, nachdem das Eingangssignal gestoppt wurde. Umgangssprachlich wird so etwas auch “ausklingen” oder “ausschwingen” genannt.

Normalerweise sollte der Treiber nach dem Wegfall des Eingangssignals ebenfalls möglichst schnell anhalten. Einige Frequenzen (oder sogar ganze Frequenzbereiche) werden jedoch immer langsam(er) abklingen und dann in diesem Diagramm als länger anhaltende Frequenzen auf der Zeitachse auch weiterhin erscheinen. Daran kann man gut erkennen, wo der Treiber eklatante Schwächen aufweist, vielleicht sogar besonders “scheppert” oder wo im ungünstigsten Fall Resonanzen auftreten und das Gesamtbild stören könnten.

Cumulative Spectral Decay (CSD) vs. Burst Decay
Der kumulative spektrale Zerfall (CSD) verwendet die FFT und ein modifiziertes Rechteckfenster, um den spektralen Abfall der Impulsantwort zu analysieren. Es wird hauptsächlich zur Analyse der Lautsprecher-Antwort verwendet. Der CSD verwendet normalerweise nur eine kleine FFT-Blockverschiebung (2-10 Samples), um Resonanzen im gesamten Frequenzbereich besser sichtbar zu machen und ist somit ein nützliches Werkzeug zur Erkennung von Resonanzen des Wandlers.

Das Bild zeigt sehr schön das vorbildliche Einschwingverhalten und die kaum anwesenden Bassresonanzen. Die Membran schwingt allerdings bei manchen Frequenzen im Mitteltonbereich etwas nach und auch die Kalotte zeigt andeutungsweise ebenfalls dieses Verhalten, was ich aber nicht als störend empfinde. Der ganze Hochtonbereich wirkt in der Summe aber sehr präsent. Dieses “Nachziehen” bei einigen Frequenzen (2,7 KHz, 8.4 KHz) liegt einerseits sicher an der Weiche und im Superhochton dann wohl an der Kalotte selbst.

Beim CSD oben wird der Plot im Zeitbereich (ms) erzeugt, während der Burst Decay Plot nun in Perioden (Cycles) dargestellt wird. Und während beide Methoden ihre Vor- und Nachteile (oder Einschränkungen) haben, kann man durchaus sagen, dass die Darstellung in Perioden durchaus sinnvoller sein kann, um das Abklingen eines Lautsprechers mit einer großen Bandbreite zu bestimmen.

Short-time Fourier Transform (STF)
Die Kurzzeit-Fourier-Transformation (STF) verwendet das FFT- und Hanning-Fenster, um das zeitlich variierende Spektrum der aufgezeichneten Signale zu analysieren. Hier nutzt man im Allgemeinen eine größere Blockverschiebung (1/4 bis 1/2 der FFT-Länge), um einen größeren Teil des zeitvariablen Signalspektrums zu analysieren, wobei man besonders den Einsatzgebieten wie Sprache und Musik näherkommt.  Im STF-Spektrum sehen wir nun auch sehr schön die Arbeit der beiden Chassis, die sich in den meisten Frequenzbereichen nur sehr kleine Schwächen leisten.  Auch hier zeigt die Kalotte allerdings gewisse Schwächen

 

Kommen wir nun zur subjektiven Beurteilung der Dinge und lassen die Messkurven einfach mal links liegen. Die Einschätzung basiert auf der Mittelstellung der Regler (Default).

Basswiedergabe

Den Tiefstbass in der Subkontraoktave (16,4 Hz bis 32,7 Hz) testen mit einer Aufnahme von Bachs Toccata und Fuge D-Moll (19 und 25 Hz) sowie der Festival-Ouvertüre 1812 von Tschaikowsky (10 Hz und 12,5 Hz). Das gleiche gilt auch für die unteren Bereiche der Kontraoktave (32,7 bis 65,4 Hz). Die große Basstrommel (Kick Drum), die in der U-Musik ein gern gesehener Begleiter und meist auf ca. 55 bis 60 Hz abgestimmt ist, wird diese Beurteilung dann abrunden.

Der Bass ist ab etwa 75 Hz abwärts etwas zurückhaltender, besitzt aber immer noch genügend Fülle und Klarheit. Ab ca. 55 Hz wird es dann nach unten hin schon etwas dünner, und die Subkontraoktave wird etwas schwach bis ganz ausgeblendet. Hier müsste man also mit einem Subwoofer nachhelfen, wenn es bis ganz tief hinab in den Keller gehen muss. Für die große Basstrommel herkömmlicher U-Musik reicht es aber locker, wenn auch nicht sonderlich weich und blubberig. Aber mal im Ernst: Fast keine der „normalen“ U-Musikstücke besitzt derartig tiefe Passagen, nur klassische Musik kann oft mehr, als man gemeinhin denkt.

Der Oberbass bis 150 Hz, in dem auch die Große Oktave (65,4 bis 130,8 Hz) liegt, beherbergt die Sprachgrundfrequenz der männlichen Stimme und entscheidet sehr stark über die naturgetreue Wiedergabe männlicher Vocals.

Dieser Bereich klingt schön ausgewogen und natürlich. Die männlichen Vocals werden sehr satt, allerdings nicht zu warm wiedergegeben, die Instrumente werden zudem kaum verfälscht. Insgesamt ist die Auflösung erstaunlich hoch und lässt Orchesterstücke, Rock, Pop und Jazz aller Couleur gut performen. Der Aufstellort sollte jedoch überlegt gewählt werden, wenn man lästige Moden umgehen möchte, denn die Resonanzfrequenz der recht kleinen Box liegt recht hoch.

Mitteltonbereich

Die unteren Mitten (auch Grundtonbereich) liegen bei ca. 150 bis 400 Hz. Zusammen mit dem bereits erwähnten Oberbass spielt dieser Bereich eine sehr wichtige Rolle für die subjektiv empfundene Wärme bzw. Fülle des Klangbildes. Die Sprachgrundfrequenz weiblicher Stimmen ist in diesem Bereich zu finden.

Auch hier gibt es kein Grund zur Kritik, es schrammelt und knödelt nichts, im Gegenteil, es bleibt alles staubtrocken. Weibliche Vocals kommen klar auf den Punkt. Die Klangfarbe der Vocals und eingespielten Instrumente ist eher neutral, jedoch nie kalt und analytisch. Der weitere Verlauf nach oben hin ist ebenfalls frei von Kritik. Die Präzision ist durchschnittlich und macht das System zum guten Allrounder in allen musikalischen Lebenslagen.

Die oberen Mitten zwischen 400 Hz bis etwa zwei KHz beinhalten bei einem KHz eine Marke, die immer noch als Referenz für viele Messungen gilt. Das merkt man leider auch oft bei günstigeren Geräten, da die Hersteller oft versuchen, gerade diese Frequenz etwas überzubetonen. Auch beim Gaming spielt dieser Bereich keine unbedeutende Rolle und eine ausgewogene Wiedergabe trägt nicht unwesentlich zu einer guten räumlichen Auflösung bei.

Die Bühne und die subjektiv empfundene Qualität der räumlichen Auflösung ist auf erstaunlich hohem, wenn auch nicht allerhöchsten Niveau, was mit Sicherheit dem Preis geschuldet ist. Ein Orchester wirkt (rein subjektiv betrachtet) trotzdem noch weit genug aufgestellt und es ist möglich, einzelne Instrumente bei unterschiedlichen Gesamtpegeln durchaus klar und eindeutig zu lokalisieren. Die Sprachwiedergabe erfährt in diesem Bereich ebenfalls keinerlei Einbußen, egal wie viele Quellen gemischt werden. Die Eignung auf dem Desktop wird durch die sehr gute räumliche Abbildung in Spielen mit vorzüglichem Audiomaterial noch unterstrichen.

Hochtonbereich

Zwischen zwei bis etwa 3,5 KHz ist das menschliche Gehör am empfindlichsten, zumal dieser Bereich der unteren Höhen für die gute Oberton-Wiedergabe der menschlichen Stimme zuständig ist. Dieser Frequenzbereich ist nämlich entscheidend für die Wiedererkennung einer Stimme oder eines Instrumentes; man spricht in diesem Zusammenhang auch von der jeweiligen Klangfarbe.

Die Wiedergabe ist  frei von Kritik und die Sprachverständlichkeit sowie die Qualität der Vocals kann definitiv überzeugen. Gut auch, dass die passive Frequenzweiche so abgestimmt wurde, dass es weder zu hörbaren Auslöschungen noch zu partiellen Überbetonungen kommt. Der Übergang zwischen den beiden Chassis ist angenehm fließend und vor allem eines: fast nicht wahrnehmbar. Aber man wird auf den idealen Aufstellort schon suchen müssen, denn die kleinen Kalotten ohne Waveguide sind sehr richtungsabhängig! Wenn man die Boxen weit auseinanderstellt, sollte man sie etwas in Richtung der Hörposition drehen, es lohnt sich.

Die mittleren Höhen (3,5 bis sechs KHz) entscheiden über das Ge- oder Misslingen der Sprachwiedergabe als Gesamtbild, denn die S- und Zischlaute (Sibilanten) fallen in diesen Bereich. Die oberen Höhen reichen dann bis ca. zehn KHz, um in den Superhochton überzugehen.

Hoch- und Superhochton sind gut, auch wenn die Boxen eher zurückhaltend agieren, je höher es geht. Sibilanten und Atemgeräusche werden exakt abgebildet, jedoch nicht überbetont oder verschluckt. Es klingt auch nie spitz noch metallisch, sondern sehr natürlich. Saiteninstrumente werden ebenfalls nicht hörbar verfälscht und eher filigrane Streicher werden nicht zu Blockflöten degradiert. Auch ein Schlagzeug bleibt ein solches, bis hin zum sanft gestrichenen Jazz-Besen, der echt unter die Haut gehen kann. Kann man also lassen

Zusammenfassung und Fazit

Es ist kein High-End und kann es für den aktuellen Preis auch gar nicht sein. Aber durch das Besinnen aufs Wesentliche und das Weglassen von kostenintensivem Schnickschnack ist die akustische Kost grundsolide. Es sind keine raumfüllenden Brüll-Boxen, aber für Räume bis ca. 20 m² durchaus ausreichen. Am PC reicht das Gebotene auch, allerdings muss man hier wirklich dafür sorgen, die Boxen komplett mit Gummipuffern von der Unterlage zu entkoppeln. Das kommt dem bass ungemein entgegen, der dann zwar etwas nach hinten tritt, aber an Kontur und Klarheit gewinnt.

Für eine solche kleine Anlage kann man sogar guten Gewissens einen Kauftipp verteilen, denn es gibt nichts auszusetzen und die Qualität stimmt. Für diesen Preis muss man erst einmal ein Äquivalent finden, das so universell einsetzbar ist und zudem auch noch den Job so gut und unaufdringlich erledigt. Dafür gibt es von mir einen Daumen hoch, denn man muss nicht immer die Größten haben, um am Ende des Tages bei angenehmer Beschallung zu entspannen.

Wavemaster Cube Neo Mini bambus, Paar (66377)

Hardware Chad1-2 Werktage145,87 €*Stand: 29.03.24 13:14
Musikhaus Kirsteinsofort lieferbar146,00 €*Stand: 29.03.24 13:09
baraxAb Lager lieferbar - Lieferzeit 2-4 Werktage147,80 €*Stand: 29.03.24 11:44
*Alle Preise inkl. gesetzl. MwSt zzgl. Versandkosten und ggf. Nachnahmegebühren, wenn nicht anders beschriebenmit freundlicher Unterstützung von www.geizhals.de

Wavemaster Cube Neo Mini schwarz, Paar (66375)

okluge Shoplagernd105,00 €*Stand: 29.03.24 11:00
Saturn.deLieferung in 3-4 Werktagen119,00 €*Stand: 29.03.24 13:12
Mediamarkt.deLieferung in 3-4 Werktagen119,00 €*Stand: 29.03.24 13:14
*Alle Preise inkl. gesetzl. MwSt zzgl. Versandkosten und ggf. Nachnahmegebühren, wenn nicht anders beschriebenmit freundlicher Unterstützung von www.geizhals.de

Wavemaster Fusion grau

Hardware ChadIm Zulauf272,95 €*Stand: 29.03.24 13:14
reichelt.deab Lager279,00 €*Stand: 29.03.24 12:58
*Alle Preise inkl. gesetzl. MwSt zzgl. Versandkosten und ggf. Nachnahmegebühren, wenn nicht anders beschriebenmit freundlicher Unterstützung von www.geizhals.de

 

Danke für die Spende



Du fandest, der Beitrag war interessant und möchtest uns unterstützen? Klasse!

Hier erfährst Du, wie: Hier spenden.

Hier kannst Du per PayPal spenden.

About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

Folge Igor auf:
YouTube   Facebook    Instagram Twitter

Werbung

Werbung