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Wavemaster Base 2.0 Stereo Aktivlautsprecher im Review – Klein, günstig und ein (nicht nur) optisches Déjà-vu mit Bluetooth

Frequenzumfang und -verlauf

Ich beschränke mich diesmal aus Zeitgründen auf die rein subjektive Beurteilung, was aber gar nicht weiter schlimm ist, da man die Zielgruppe eh im Mainstream verortet. Dem kommt die standardisierte, allgemeintaugliche Badewannenabstimmung durchaus entgegen. Der Low-Cut bei 50 Hz ist nötig, weil sonst die Pegelfestigkeit leiden würde. Für die große Basstrommel reicht es noch, immerhin. Und sonst? Kommen wir deshalb nun direkt zur subjektiven Beurteilung der Dinge. Die Einschätzung basiert auf der subjektiv dem Raum am besten angepassten Klangeinstellung bei mittlerer Lautstärke. Und für ganz Wissbegierige: das System lief vor der Messung wie immer, natürlich zur Freude der Nachbarn, fast 72 Stunden im Dauer-Loop.

Basswiedergabe

Den Tiefstbass in der Subkontraoktave (16,4 Hz bis 32,7 Hz) testen mit einer Aufnahme von Bachs Toccata und Fuge D-Moll (19 und 25 Hz) sowie der Festival-Ouvertüre 1812 von Tschaikowsky (10 Hz und 12,5 Hz). Das gleiche gilt auch für die unteren Bereiche der Kontraoktave (32,7 bis 65,4 Hz). Die große Basstrommel (Kick Drum), die in der U-Musik ein gern gesehener Begleiter und meist auf ca. 55 bis 60 Hz abgestimmt ist, wird diese Beurteilung dann abrunden.

Der Bass ist ab etwa 50 Hz abwärts einfach weg, was physikalisch begründet ist. Ab ca. 50 Hz wird es dann etwas fetter, bleibt aber etwas dünn. Über Dinge wie die Subkontraoktave muss man gar nicht nachdenken, denn hier findet man die völlige Nichtexistenz.  Für die große Basstrommel herkömmlicher U-Musik reicht es aber immer noch locker aus. Der Charakter ist eher trocken und nicht überdreht. Das System hadert hier bei größeren Lautstärken etwas mit der Verstärkerleistung, Stichwort Pegelfestigkeit.

Der Oberbass bis 150 Hz, in dem auch die Große Oktave (65,4 bis 130,8 Hz) liegt, beherbergt die Sprachgrundfrequenz der männlichen Stimme und entscheidet sehr stark über die naturgetreue Wiedergabe männlicher Vocals.

Dieser Bereich klingt recht gut, denn ab ca. 100 Hz geht wieder die Post ab. Die männlichen Vocals werden sehr satt, allerdings trotzdem noch sauber genug wiedergegeben, auch wenn alles etwas zu fett klingt. Die Instrumente werden erstaunlicherweise nur leicht verfälscht. Insgesamt ist die Auflösung noch recht hoch und lässt Orchesterstücke, Rock, Pop und Jazz aller Couleur angemessen performen. Der Aufstellort sollte jedoch überlegt gewählt werden, wenn man lästige Moden und ein Schrammeln umgehen möchte, denn die Resonanzfrequenz der kleinen Box liegt recht hoch.

Mitteltonbereich

Die unteren Mitten (auch Grundtonbereich) liegen bei ca. 150 bis 400 Hz. Zusammen mit dem bereits erwähnten Oberbass spielt dieser Bereich eine sehr wichtige Rolle für die subjektiv empfundene Wärme bzw. Fülle des Klangbildes. Die Sprachgrundfrequenz weiblicher Stimmen ist in diesem Bereich zu finden.

Auch hier gibt es keinen ernsthaften Grund zur Kritik, es knödelt nur leicht. Staubtrocken und frei von Resonanzen ist das nicht, aber hier liegen auch etwas die Grenzen des günstigen Chassis. Weibliche Vocals können hingegen fast schon glänzen und kommen durchaus auch auf den Punkt. Die Klangfarbe der Stimmen und eingespielten Instrumente ist zwar alles andere als neutral, jedoch nie kalt sondern eher etwas zu warm. Der weitere Verlauf nach oben hin ist ebenfalls frei von echter Kritik. Die Präzision ist zwar nur ausreichend bis durchschnittlich, macht das System aber zum guten Allrounder für Arbeit und Bespaßung, wenn es nicht zu laut sein soll.

Die oberen Mitten zwischen 400 Hz bis etwa zwei KHz beinhalten bei einem KHz eine Marke, die immer noch als Referenz für viele Messungen gilt. Das merkt man leider auch oft bei günstigeren Geräten, da die Hersteller oft versuchen, gerade diese Frequenz etwas überzubetonen. Auch beim Gaming spielt dieser Bereich keine unbedeutende Rolle und eine ausgewogene Wiedergabe trägt nicht unwesentlich zu einer guten räumlichen Auflösung bei.

Die Bühne und die subjektiv empfundene Qualität der räumlichen Auflösung sind ausreichend, aber nicht ganz echte Mittelklasse. Auch hier kommt natürlich der Preis zum Tragen. Ein Orchester wirkt (rein subjektiv betrachtet) in der Aufstellung leicht limitiert, was es unmöglich macht, einzelne Instrumente bei unterschiedlichen Gesamtpegeln stets klar und eindeutig zu lokalisieren. Bühne und Tiefenstaffelung sind dem Preis sicher angemessen, aber mehr eben auch nicht. Die Sprachwiedergabe erfährt in diesem Bereich allerdings kaum echte Einbußen, egal wie viele Quellen gemischt werden.

 

Hochtonbereich

Zwischen zwei bis etwa 3,5 KHz ist das menschliche Gehör am empfindlichsten, zumal dieser Bereich der unteren Höhen für die gute Oberton-Wiedergabe der menschlichen Stimme zuständig ist. Dieser Frequenzbereich ist nämlich entscheidend für die Wiedererkennung einer Stimme oder eines Instrumentes; man spricht in diesem Zusammenhang auch von der jeweiligen Klangfarbe.

Die Wiedergabe ist  hier ebenfalls frei von größerer Kritik und die Sprachverständlichkeit sowie die Qualität der Vocals kann einigermaßen überzeugen. Hörbare Überbetonungen oder Pegelabfällen beim Hochton sind aufgrund der simplen Frequenztrennung nicht auszuschließen, aber das hält sich im Rahmen. Der Einsatz des Hochtöners ist durchaus fließend und nur schwer wahrnehmbar. Aber man wird auf den idealen Aufstellort schon achten und ihn ggf. erst suchen müssen, denn die kleinen Kalotten ohne großen Waveguide sind sehr richtungsabhängig. Wenn man die Boxen weit auseinanderstellt, sollte man sie also richtig in Richtung der Hörposition drehen, es lohnt sich. Nur das Sofapolster sollte man abnehmen, das ist ein akustisches Waterloo für den Hochton.

Die mittleren Höhen (3,5 bis sechs KHz) entscheiden über das Ge- oder Misslingen der Sprachwiedergabe als Gesamtbild, denn die S- und Zischlaute (Sibilanten) fallen in diesen Bereich. Die oberen Höhen reichen dann bis ca. zehn KHz, um in den Superhochton überzugehen.

Hoch- und Superhochton sind brauchbar, auch wenn die Boxen etwas uninspiriert agieren, vor allem je höher es geht. Sibilanten und Atemgeräusche werden ganz gut abgebildet, jedoch nicht extrem überbetont oder gar verschluckt. Es klingt nie zu spitz oder gar metallisch, sondern noch natürlich. Saiteninstrumente werden ebenfalls nicht nach vorn oder in den Orkus gespült und eher filigrane Streicher werden auch nicht zu dumpfen Blockflöten degradiert. Ein Schlagzeug bleibt ein solches, bis hin zum sanft gestrichenen Jazz-Besen, auch wenn die Qualität des Hochtons keine Bäume ausreißen kann.

Zusammenfassung und Fazit

Knapp 70 Euro werden fällig und dieser Preis ist wirklich ehrlich. Irgendwo ist einfach die Grenze dessen erreicht, wo man noch vertretbare Qualität erhält, wenn es der Anbieter gut mit einem meint. Wer noch mehr sparen will, sollte sich nicht wundern, wenn er dann schlagartig auf faden Kunststoff und Billig-Platinen samt verbauter Karnevals-Technik  zurückfällt. Wenn günstig, dann besser so als zu günstig und Mülltonnen-kompatibel. Ich würde das jetzt auch nicht als Kauftipp deklarieren, denn wer 70 Euro hat, hat meist auch Hundert. Dann geht nämlich deutlich mehr. Nur muss man es überhaupt wollen.

Wer aber nach der gleichen Maxime handelt und sich statt des üblichen akustischen 50-Euro-Brandbeschleunigers aus Kunststoff lieber so ein 70-Euro-System leisten will, der darf gern zugreifen. Denn er erhält einen wirklich angemessenen Gegenwert. Deswegen gibt es auch den Preis-/Leistungs-Award für eine angemessene Umsetzung. Sicher, es ist nach oben noch viel Luft, aber genau der nächste Schritt kostet dann ein wenig. Wer keinen Platz für ein Wavemaster Mini Neo hat, der wird hier sicher fündig und später auch zufrieden im Sessel sitzen. Auch das kann man als Fazit sicher so stehen lassen. Nicht mehr, aber eben auch kein Schund. Davon gibt es nämlich leider viel zu viel. Und der große Bruder Edi? Klingt auch nicht wirklich besser.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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