Grundlagenartikel Kühlung Praxis Testberichte Wärmeleitpaste und Pads

Warum halb so dick nicht doppelt so gut ist: Grenzen der Schichtdickenreduktion bei Wärmeleitpasten und eine Änderung in den Wärmeleitpasten-Charts

Wer seit heute meine Wärmeleitpasten-Datenbank aufmerksam betrachtet, wird eine kleine Erweiterung sicher nicht übersehen haben. Bei meiner vergleichenden Charakterisierung von Wärmeleitpasten (TIM) wurde bisher bewusst (rein grafisch) eine einheitliche Untergrenze der Bond Line Thickness (BLT) von 25 µm gewählt. Diese Entscheidung basiert auf physikalischen Überlegungen hinsichtlich der thermischen Widerstandsanteile sowie auf praktischen Erfahrungen aus realen Montageszenarien von GPU- und CPU-Systemen. Warum ich das so gemacht habe und in den Bewertungen der Chartsreihenfolge immer noch so handhabe, werde ich heute einmal ausführlich und transparent darlegen und belegen. Leider ist das Thema zu komplex, um es plakativ auf ein eher niedriges Level herunterzubrechen, aber ich habe versucht, die wichtigsten Aussagen noch einmal zusammengefasst als Zitat hervorzuheben und keinen mit zu viel an Theorie zu langweilen.

Vorbemerkung

Im heutigen Artikel möchte ich meine persönliche Sichtweise zu diesem Thema schildern, die ich anlässlich eines kürzlich veröffentlichten Videos noch einmal bewusst reflektiert und neu eingeordnet habe. Es handelt sich dabei ausdrücklich um meine eigene, subjektive Einschätzung, die ich jedoch bemüht bin, sachlich und fachlich zu begründen und – soweit möglich – mit technischen Hintergründen, praktischen Erfahrungen und Rückmeldungen aus Gesprächen mit Herstellern, Entwicklern und Anwendern zu untermauern, auch wenn es vielleicht eine etwas schwerere Kost wird.

Dabei geht es mir nicht darum, zu klären, wer in einzelnen Punkten „recht“ hat oder nicht. Vielmehr zeigt die Erfahrung, dass die relevanten Einflussgrößen und Rahmenbedingungen so vielfältig und komplex sind, dass es selten eine einfache Antwort oder pauschale Lösung gibt. Entscheidend ist aus meiner Sicht vielmehr die Frage, mit welchem Aufwand und welcher Methodik man für eine gegebene Zielsetzung zu belastbaren, praxisrelevanten Ergebnissen kommt – sei es in der Materialentwicklung, bei Alterungstests, in der Serienfreigabe oder im anwendungsnahen Vergleich. Genau diese Abwägung verdient eine differenzierte Betrachtung.

Doch worum geht es mir heute eigentlich? Bei der thermischen Charakterisierung von Wärmeleitmaterialien (TIM) wird pauschal angenommen, dass eine Verringerung der Schichtdicke – insbesondere eine Halbierung der sogenannten Bond Line Thickness (BLT) – auch stets zu einer proportionalen Halbierung des Wärmewiderstandes führt. Diese Annahme ist jedoch im Bereich sehr dünner Schichten, insbesondere unterhalb von etwa 25 µm, nicht korrekt, sondern sogar grundlegend falsch. Der Grund liegt in der zunehmend dominanten Rolle des Interface-Widerstands, also des thermischen Kontaktwiderstands an den Grenzflächen zwischen TIM und den angrenzenden Festkörpern (z. B. Kühlkörper und Chipoberfläche). Das ist ja auch einer der Gründe, warum ich die sogenannten “Eimer”-Messungen gewisser Hersteller zum Erreichen utopischer W/mK-Werte ablehne.

Der gesamte Wärmewiderstand einer realen TIM-Schicht setzt sich aus zwei Hauptanteilen zusammen: dem Volumenwiderstand (Bulk) des Materials selbst und dem Interface-Widerstand an den Grenzflächen. Der Volumenwiderstand ist dabei tatsächlich proportional zur Schichtdicke und zur Wärmeleitfähigkeit des Materials. Der Interface-Widerstand hingegen ist in erster Näherung unabhängig von der Schichtdicke und wird durch die physikalische Beschaffenheit der Oberflächen (Rauigkeit, Benetzung, mechanischer Kontakt) sowie die Materialeigenschaften des TIM bestimmt.

Wenn nun die Schichtdicke stark reduziert wird, bleibt der Interface-Widerstand konstant, während der Volumenwiderstand sinkt. Bei sehr dünnen Schichten – typischerweise unterhalb von 25 µm – kann der Interface-Widerstand schnell auch den größten Anteil am Gesamtsystem einnehmen. In diesem Bereich bewirkt eine weitere Reduktion der Schichtdicke nur noch eine vergleichsweise geringe Reduzierung des Gesamtwärmewiderstands, da der dominante Interface-Anteil nicht verringert wird. Folglich führt eine Halbierung der BLT in diesem Bereich nicht zu einer Halbierung des Wärmewiderstandes.

Zusätzlich wird der Begriff der Wärmeleitfähigkeit in solchen Fällen problematisch. Die klassische Definition der Wärmeleitfähigkeit setzt voraus, dass der Wärmewiderstand durch das Volumen des Materials dominiert wird und dass ein linearer Zusammenhang zwischen Dicke und Widerstand besteht. Sobald jedoch der Interface-Widerstand signifikant wird, ist die effektive Wärmeleitfähigkeit kein reiner Materialparameter mehr, sondern ergibt sich aus einer Mischwirkung zwischen Volumen- und Kontaktwiderstand. Die Angabe einer einzigen Wärmeleitfähigkeitszahl suggeriert dann eine lineare Skalierbarkeit des Systems, die in Wahrheit nicht existiert. In extrem dünnen TIM-Schichten beschreibt die Wärmeleitfähigkeit daher nicht mehr zuverlässig das tatsächliche thermische Verhalten des Systems. 

Fairerweise muss bei sehr dünnen TIM-Schichten die thermische Analyse differenzierter erfolgen: Der Interface-Widerstand muss separat berücksichtigt werden, und einfache lineare Modelle auf Basis der Wärmeleitfähigkeit greifen nicht mehr zuverlässig.

Darüber hinaus reflektiert die von mir gewählte Grenze von 25 µm einen realistischen Praxisbezug: In realen Anwendungen, insbesondere bei der Montage von GPU- oder CPU-Kühlern, treten durch mechanische Gegebenheiten wie Substratbiegung (Bending), Verwindung der Kühlerböden, sowie mikroskopische Rauigkeiten und Unebenheiten Schichtdicken auf, die häufig oberhalb von 20–30 µm liegen. Selbst bei sehr ebenen Kühlkörpern und präzise montierten Prozessoren lassen sich minimale lokale BLT-Werte unter 20 µm kaum stabil erreichen, da leichte mechanische Deformationen während der Verschraubung sowie thermische Ausdehnungen das System dynamisch beeinflussen. Die tatsächlichen Schichtdicken liegen daher üblicherweise zwischen etwa 20 und 60 µm, abhängig von Pastentyp, Auftragsmenge, Anpresskraft und Oberflächenbeschaffenheit.

Was hat sich an den Diagrammen geändert?

Eine weitere wichtige praktische Komponente betrifft zudem die Materialeigenschaften der Pasten selbst. Bestimmte hochviskose oder partikelreiche Pasten erreichen von sich aus nur eine gewisse Mindestschichtdicke, unterhalb derer sie aufgrund von Fließgrenzen, Partikelgrößen oder Dispergiereigenschaften nicht mehr homogen aufgebracht werden können. In diesem Zusammenhang wurde bei Ihren Auswertungen auch jeweils die experimentell ermittelte minimal mögliche BLT für jede getestete Paste in die Diagramme aufgenommen. Diese Werte dokumentieren, wie dünn eine Paste im besten Fall appliziert werden kann, ohne dass Lufteinschlüsse, Inhomogenitäten oder mechanische Defekte entstehen. Zur Vollständigkeit wurden in die Diagramme zusätzlich die experimentell ermittelten minimal möglichen BLT-Werte jeder getesteten Paste aufgenommen. Diese dokumentieren die technische Machbarkeit extrem dünner Applikationen unter Laborbedingungen. In der praktischen Anwendung besitzen diese minimalen Werte jedoch eine untergeordnete Bedeutung, da reale Einflüsse wie ungleichmäßige Oberflächen und Montagekräfte die erreichbaren Schichtdicken in der Regel erhöhen.

Obwohl diese minimalen BLT-Werte jetzt ebenfalls in den Diagrammen enthalten sind, werde ich gleich noch belegen, dass sie in der praktischen Anwendung eine eher untergeordnete Rolle spielen. Da in realen Systemen kaum optimale Bedingungen herrschen und weil durch unvermeidbare mechanische Effekte meist höhere effektive BLTs entstehen, haben extreme Dünnschichtwerte wenig Einfluss auf die tatsächliche thermische Leistung im Betrieb. Die eingeführte Untergrenze von 25 µm erlaubt somit einen deutlich repräsentativeren und praxistauglicheren Vergleich verschiedener Pasten unter realistischen Betriebsbedingungen .

Was bezwecke ich damit?

  • Eine klare Vergleichbarkeit der Pasten bei typischen Praxisbedingungen,

  • Eine Vermeidung irreführender Überbetonung von Effekten extrem dünner Schichten,

  • Und eine realistische Einschätzung der thermischen Leistungsfähigkeit der Pasten unter realen Montage- und Betriebsbedingungen.

Was beeinflusst der Interface-Widerstand im Detail?

Der Kontakt- bzw. Interface-Widerstand von Wärmeleitmaterialien (TIM) ist grundsätzlich nicht vollständig unabhängig von der Schichtstärke der TIM-Schicht, wenngleich sein Verhalten differenziert betrachtet werden muss. Zunächst muss man klar unterscheiden zwischen dem reinen Volumenwiderstand der TIM-Schicht und dem Interface-Widerstand an den Grenzflächen (etwa zwischen TIM und Kühlkörper sowie TIM und zu kühlender Komponente). Der Interface-Widerstand ist hauptsächlich durch mikroskopische Unebenheiten, Oberflächenrauheiten, Verunreinigungen sowie durch die intrinsische Benetzungsfähigkeit des Materials geprägt. Diese Faktoren bestimmen, wie gut sich die TIM-Schicht an die angrenzenden Oberflächen anlegt und somit die Anzahl und Qualität der realen Kontaktstellen.

Der Interface-Widerstand an sich ist im Idealfall weitgehend unabhängig von der Schichtdicke, da er sich auf die Qualität der Grenzfläche bezieht und nicht auf den Materialtransport durch das Volumen des TIMs. Allerdings gibt es praktische Zusammenhänge, die bei der Betrachtung nicht vernachlässigt werden dürfen. Drei wichtige Punkte sind dabei:

  • Bei sehr dünnen Schichten kann sich der Interface-Widerstand stark bemerkbar machen und sogar dominieren, da die Volumenresistenzanteile der TIM-Schicht gering sind. Hier kann auch eine unzureichende Benetzung durch die zu geringe Materialmenge zu erhöhtem Interface-Widerstand führen.

  • Bei dickeren Schichten wird der Einfluss des Volumenwiderstandes zunehmend wichtiger. Die Interface-Widerstände bleiben zwar grundsätzlich konstant, aber ihr prozentualer Anteil am Gesamtsystemwiderstand sinkt mit zunehmender Schichtdicke.

  • Mechanische Eigenschaften des TIMs beeinflussen den Interface-Widerstand in Abhängigkeit von der Schichtstärke. Beispielsweise führen dickere viskose Pastenschichten oft zu einer besseren Anpassung an Oberflächenrauigkeiten, was den effektiven Interface-Widerstand senken kann. Umgekehrt kann bei harten Materialien eine dickere Schicht schlechteren Kontakt bewirken.

Formal betrachtet ist der Interface-Widerstand primär unabhängig von der Schichtstärke der TIM-Schicht, da er ein Phänomen der Grenzflächenkontaktqualität ist. In der praktischen Anwendung kann sich jedoch durch veränderte Kontaktbedingungen (bedingt durch zu dünne oder zu dicke Schichten) ein indirekter Einfluss ergeben, sodass sich der effektive Interface-Widerstand mit der Schichtdicke ändern kann. Dies geschieht jedoch nicht aufgrund eines grundsätzlichen physikalischen Zusammenhangs zwischen Schichtdicke und Grenzflächenwiderstand, sondern wegen veränderten physikalischen Kontaktverhältnissen.

Test-Setup und Methoden Materialanalyse und Mikroskopie Grundlagenwissen
Hier erfahrt Ihr, warum effektive Wärmeleitfähigkeit und Bulk-Wärmeleitfähigkeit in der Praxis komplett unterschiedlich sein können, welche Rolle der Kontaktwiderstand zwischen den Flächen und der Paste spielt und wie man Wärmeleitpaste exakt messen kann. Dazu gibt es die genaue Beschreibung des Equipments, der Methodik und der Fehlertoleranzen. Ihr erfahrt hier, wie die Laser-induzierte Plasmaspektroskopie funktioniert und mit welchen Vorteilen und auch Einschränken man bei den Messungen leben muss. Dazu gibt es eine hochauflösende Digitalmikroskopie und die Analyse der Partikelgrößen. Diese Informationen dienen auch der Abschätzung der Langzeitkonstanz eine Paste. Wer schon immer einmal wissen wollte, was in so einer Paste drin ist bzw. was nicht und wie man diese Pasten herstellt, der wird hier noch einmal fündig. Der Grundlagenartikel dient zum besseren Verständnis dessen, was oft für viel zu viel Geld und mit manchmal auch abenteuerlichen Versprechen wirklich verkauft wird.

 

 

Kommentar

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Falcon

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Vielen Dank für die ausführliche Erläuterung.

Ich finde beide Testansätze, deinen und Romans, gleichwertig gut.

Deiner ist wissenschaftlicher, seiner mMn ein bisschen praxisrelevanter und einfacher interpretierbar.

Da Roman bisher keine/kaum Messdaten seiner Testaufbauten veröffentlicht hat bleibst du Igor meine erste Anlaufstelle für derartige Tests.

Vielleicht könnt ihr ja bei ein, zwei Produkten mal Zusammen Arbeiten, eure Testergebnisse gegenüberstellen und Auswerten.

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Igor Wallossek

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Ich habe ja auf der letzten Seite was zur Zielsetzung geschrieben. Da gibt es durchaus Synergien. Ich bin auch gerade dabei, etwas beim TIMA6 mit einfließen zu lassen und werde meinen 5er demnächst umbauen (optimieren).

Aber ich sehe solch dünne Schichten eher skeptisch. Mal abgesehen davon, dass bisher kein Beweis erbracht wurde, dass diese minimalen Schichten in der Praxis wirklich massenrelevant und vielfach vertreten sind, verweise ich hier auf Seite Zwei und die beiden Regressionskurven. Oberhalb von 25 µm ist die Linearität absolut gegeben (99,99x Prozent sind hier die absolute Messtechnik-Champions-League), aber wenn dann unterhalb diese Messwerte so von der Kurve abweichen, sehen wir definitiv Änderungen in der Pastenstruktur, die der Haltbarkeit sicher nicht sonderlich förderlich sind, wohl aber für Benchmarks taugen. Eine Paste ist eine sehr heterogene Mischung, die in ihrer Struktur extrem leidet, wenn man sich der Partikelgröße zu sehr annähert. Pasten wie die TC-5888 enthalten z.B. einige wenige größere Partikel (<=15 µm), die nicht etwa eingebracht wurden, um eine höhere Wärmeleitfähigkeit zu erzeugen (dazu sind es viel zu wenige), sondern es sind m.E. bewusst eingesetzte "Stopper", die verhindern, dass die gesamte Paste zu weit zusammengepresst wird. Dass die TC-5888 bei 20 µm endet, hat einen ganz einfachen und beabsichtigten Grund: Haltbarkeit. Man kann auch einen "Mangel" als Feature verkaufen und die Grenzen zwischen Ingenieurskunst und Marketing verwischen sich dann etwas... ;)

Zur Qualität meiner Messungen:
Die in den Regressionskurven auf der zweiten Seiue dargestellten Werte – insbesondere der sehr hohe R2-Koeffizient und die geringen statistischen Abweichungen der Parameter – lassen sich im Sinne der Six-Sigma-Methodik als Hinweis auf eine sehr präzise, reproduzierbare und prozessstabile Messung deuten. Ein R2-Wert nahe 1 bedeutet, dass nahezu alle gemessenen Werte sehr eng entlang der Regressionslinie liegen und nur minimale Streuung vorliegt. Die gemessenen Zusammenhänge zwischen Schichtdicke und Wärmewiderstand sind damit nicht zufällig, sondern systematisch und nachvollziehbar. Auch die angegebenen Unsicherheiten bei der Wärmeleitfähigkeit und dem Interface-Widerstand zeigen, wie zuverlässig sich diese Werte statistisch erfassen lassen. Je kleiner diese Schwankungen im Verhältnis zum eigentlichen Messwert sind, desto belastbarer ist das Ergebnis. Im Kontext von Six Sigma spricht man in solchen Fällen von einem sehr fähigen Messsystem, das eine hohe Aussagekraft besitzt und eine sehr geringe Fehlerwahrscheinlichkeit aufweist.

Solche Auswertungen ermöglichen es nicht nur, TIM-Produkte unter kontrollierten Bedingungen vergleichbar zu charakterisieren, sondern auch die Aussagekraft der Ergebnisse realistisch einzuschätzen. Wenn die Streuung gering und der Zusammenhang klar ist, steigt das Vertrauen in die Ergebnisse – was gerade bei Entwicklungsentscheidungen oder Materialbewertungen von großem Vorteil ist.

Und genau da frage ich mich, wie hoch der R2-Wert beim anderen Messaufbau ist, wenn man ihn nicht mal zeigt bzw. erwähnt. Solange das nicht belegt wurde, stehen durchaus dicke Fragezeichen im Raum, ohne jetzt irgendetwas bewerten zu wollen. Das steht mir gar nicht zu. Ich bin transparent und habe alles offengelegt, was man an Daten haben kann. Was ich allerdings am Video nicht verstehe, warum er mich überhaupt mit ins Spiel gebracht hat um seine Methode zu erklären, das ergibt aufgrund der Unterschiede beim Ansatz überhaupt keine technische Notwendigkeit. Allerdings finde ich die vorgetragene Mutmaßung, ich würde praxisfern testen, schon etwas sportlich. :D

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RedF

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Um zu sagen, Romans Test wäre praxisrelevanter, müsste er anfangen, den Markt durchzutesten und die Ergebnisse veröffentlichen.
Wenn dann unter 25µ aber nur noch Hausnummern (ja nicht bei jeder Paste, aber wir wollen doch vergleichen) gemessen werden, hat sich die Praxisrelevanz schon wieder erledigt.

Aber es ist sicher eine gute Idee, mit seinem Equipment (CPU/GPU Dummy) eine Paste zu entwickeln. (y)

@Igor Wallossek
Kleiner Tippfehler, hier in Süd Hessen absolut zulässig😁

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Igor Wallossek

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Falcon

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@Igor Wallossek

Das war nicht als Kritik an deiner Methodik gemeint, eher als Idee die beiden Testaufbauten mal Zusammen zu Bringen.
Roman berichtet ja in seinem Video auch davon das zwischen seiner Duronaut und FLM gerade mal 2°C Unterschied sind.

Ich hab kein solches Equipment, aber über die Jahre auch viel mit Materialien, Schichtstärken und Oberflächengüten rumgetestet und teilweise sehr gute Erfahrungen gemacht.

z.B. Entfernen der Nickelschichten von Kühlern und Heatspreadern, planen, läppen und polieren beider Oberflächen

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Igor Wallossek

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Absolut, das steht ja im Fazit auf der letzten Seite. Man kann vieles abkürzen, weil es völlig ausreicht, um einen eindeutigen Trend zu erkennen. Das spart immens Zeit. Und die ist bares Geld. Allerdings ist es so, dass die Entwickler solcher Siloxane und Pasten mittlerweile, wie beim Automobilbau auch, auf Simulationsprogramme setzen, die noch schneller und exakter sind. Das, was Dow und Wacker in China in ihrem Werk entwickeln, kostet trotzdem Jahre an Entwicklungszeit. Das nur mal am Rande, um die Komplexität der letzten leistungstechnischen Meile zu verstehen. Mainstream ist fix zusammengemischt, die Verfahren sind hinreichlich bekannt. Aber echte Innovationen werden immer schwieriger.

Das ist bei 12 µm schon recht viel (mindestens die Hälfte entfällt da auf den Interface-Widerstand), wobei es genau das beweist, was ich seit Jahren predige: Das Risko bei LM lohnt einfach nicht. Cool wäre es gewesen, wenn er mal eine CTG10 oder KOLD-01 mitgetestet hätte, denn das hätte echt Größe bewiesen. :)

Ich habe es ja nun in den Charts mit drin, weil ich es von Anfang an auch mit gemessen habe:

Temperatur-Delta:

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Absolute Temperatur:

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Martin Gut

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Als Roman im Video erklärt, dass der Wärmewiderstand mit geringerer Dicke konstant sinkt, haben sich mir die Nackenhaare gesträubt. Erst gut erklärt mit Wärmeleitfähigkeit und Übergangswiderstand und dann den Überganswiderstand doch gleich wieder vergessen und nicht berücksichtigt.

Bei gewölbten CPUs/GPUs dürfte die Stelle mit dem dünnsten Auftrag nicht das entscheidende sein, sondern die Stelle mit dickerem Auftrag. Eine Paste muss als nicht nur dünn aufzutragen sein, sondern auch die Fähigkeit haben etwas dickere Schichten zu überbrücken.

Auf dem Teststand unterschiedliche Oberflächenmaterialien, CPUs und Kühlerflächen zu testen macht den Test sehr aufwändig und doch schlecht vergleichbar. Da finde ich es sinnvoller, Wärmewiderstand und Übergangswiderstand zu messen. Damit hat man zwei physikalische Konstanten (wenigstens recht konstant) mit denen man abschätzen kann, wie sich die Paste in einer gewissen Dicke verhalten wird.

Die 30 x 30 mm Heizfläche ist auch nicht so praxisnah, wie es aussieht. In einer CPU ist der Bereich mit der höchsten Heizlast nur etwa 15 x 5 mm gross. Bei Intel ist das der Bereich mit den Cores im Chip und bei AMD zwei Chiplets. Die Heizlast auf die ganze Fläche gleichmässig verteilt zu messen führt darum zu viel besseren Deltas, als sie im Bereich des Hotspots auftreten. Genau da liegt aber der entscheidende Punkt, denn da wird die CPU zu heiss und nicht auf der ganzen Fläche.

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p
pintie

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227 Kommentare 146 Likes

Kurz nachdem Roman ein Video macht...

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Im Ernst - ist doch gut das es da mal zwei Seiten und Herangehensweisen zu solchen Themen gibt.

Das für den User relevante liegt vermutlich irgendwo in der Mitte.

Als Anwender kann man da eigentlich nur gewinnen.

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Besterino

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Ich steige an der Stelle aus. Ich kann weder ermitteln, wie groß konkret bei mir der Abstand zwischen Heatspreader und Kühler (CPU) bzw. Chip und Kühler (GPU) ist, noch kommt es mir auf das letzte Grad an. Ach ja, und komplett plan sind die Oberflächen ja auch nicht, aber welche Wölbung bei mir nur nun herrscht und wie sich diese auf die Abstände wo auswirkt…? Keine Ahnung. Hängt ja anscheinend auch davon ab, welche Schraube ich bei der Montage wann wie angezogen hab. Dazu kommt noch, dass bei dem - für mich eigentlich relevantesten - Faktor Langzeitstabilität verständlicherweise auch nur geraten werden kann, so dass es am Ende doch auf Trial & Error bzw. Prinzip Hoffnung hinausläuft. Das dann noch verbunden mit der Beschaffungskomplexität (und ist dann auch noch wirklich drin, was drauf steht?) einiger Pasten… da bleibt ein etwaiger theoretischer Mehrwert eines Erkenntnisgewinns, welches Produkt denn im jeweiligen Testaufbau vielleicht „besser“ abgeschnitten hat, für mich in der Praxis langsam echt auf der Strecke.

Auch wenn ich mich eigentlich für technisch/geistig recht fit und geländegängig halte, bin ich vielleicht aber auch einfach zu blöd, die Thematik bzw. Relevanz für mich noch zu verstehen. Es entsteht bei mir trotz aller wissenschaftlichen Ansatzpunkte aber auch ein wenig der Eindruck, dass es hier doch auch um einen Disput über „wer hat Recht“ bzw. Rechtfertigung von Aussagen bzw. Methodik geht, als dass es für den Kunden/Anwender besondere Relevanz hätte. Macht aber nichts, manchmal ist meine ignorance ja bliss und ich kann erst einmal einfach machen. Später ärgern, falls das gewählte Produkt nicht wie gewünscht funktioniert, kann ich mich dann zur Not ja immer noch…

Frohen Tanz in den Mai! :)

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Igor Wallossek

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Genau das. Bisher halten sich ja alle immer sehr bedeckt. Ich sehe das auch nicht als Konkurrenz, sondern als willkommene Sensibilisierung der Anwender für solche Themen. Da können auch wir gewinnen, nicht nur die Kunden.

Ich finde es wirklich gut, dass auch mal andere was zum Thema beitragen, allerdings darf man dann inhaltlich keine solchen Stockfehler machen. Dann hätte ich mir den 3-Seiter nämlich sparen können. Nur konnte ich das so nicht stehen lassen, denn es ist einfach falsch.

Wenn man einen Buckel hat, wo auf die Paste überdurchnittlich hohe Drücke einwirken, dann passiert es ganz fix, dass das Siloxan verdrängt wird, weil sich die Paste an dieser Stelle entmischt. Übrig bleiben dann nur noch ein paar Partikel, die wie Abstandshalter wirken. Das hatten wir ja auf diversen Grafikkarten sehr eindrucksvoll bewundern dürfen:

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B
Besterino

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Gegen sowas müssten doch „Abstandshalter Partikel“ helfen, die eine Komprimierung auf eine Matrix-zerstörende „Dünne“ (was ist das Gegenteil von Dicke? ;)) verhindert?

Aber gehört auf eine GPU nicht ohnehin ein Pad und keine Paste…?

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Igor Wallossek

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Mich hat nur das mit dem "dass der Wärmewiderstand mit geringerer Dicke konstant sinkt" getriggert, weil es falsch und (bewusst?) irreführend ist. Mich hätte aber schon der R²-Wert von Gruppenmessungen / Mehrfachmessungen interessiert, weil ich den 12 µm in Konstanz auch nicht so recht traue. Und man hätte mich aus dem Video auch rauslassen können. Ich mag sowas nicht ohne Absprache. Es wäre zumindest clever gewesen, mich zu dem Thema vorher auch zu befragen und dann zu zitieren. Dann vermeidet man auch falsche Eindrücke und es würde den Horizont der Konsumenten bestimmt erweitern. :)

Dann muss man sie aber auch mit reinmischen. Im Übrigen nehmen die ganzen Krypto-Fuzzies lieber die TC-5888 wegen der 20 µm anstatt des teureren Pads. Die guten Server-Pasten sind auch alle über 20 µm wegen der Durability. Für den Heimanwender mit Consumer-Karten ist das Pad aber mindestens genauso gut.

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Besterino

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Verstehe ich! Aber hätte da nicht grob der Satz gereicht: „… ja, aber nur bis der Faktor Interface-Widerstand im Verhältnis zum Gesamt-/Restwiderstand zu groß wird, also in der Regel ab einer Schichtdicke von X“. Das dann ggf. noch garniert mit einer knackigen Einordnung zur Praxisrelevanz (wie z.B. „Schichtdicke X eh in der Praxis nicht erreichbar, schon gar nicht flächendeckend über die gesamte Chip-/Heatspreaderoberfläche“) und es hätte (für mich ;)) keinen 3-Seiter gebraucht… ;)

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Igor Wallossek

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Der kackigste Punkt liegt auf Seite Zwei in den beiden Protokollen. Die Regressionskurve zeigt sehr hübsch, wie sich die Pasten ab einer gewissen BLT quasi bereits verändern, was den ganzen Reduktionswahn in Bezug auf die Durability stark relativiert.

Da es aber eine Menge von Spitzklickern gibt, die allzu einfach gehaltenene und aufs Minimum heruntergebrochene Sätze gleich wieder als "Beef" missinterpretieren, gibt es halt eine stichhaltige Beweisführung. Die mag jetzt Manchem zu komplex erscheinen, aber ich habe diesen Weg mit Absicht gewählt, um gewisse Reaktionen zu vermeiden und das übliche Forenzuträger-Publikum etwas abzuschrecken. Im Übrigen hat Roman den kompletten Draft bereits gestern früh von mir erhalten. Das werden auch andere Firmen gern bestätigen: ich kommuniziere immer vorher. :)

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B
Besterino

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Buuuh! Jetzt fühle ich mich als abgeschrecktes übliches Forenzuträger-Publikum! ;) Muss ich mit klarkommen. :D

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Igor Wallossek

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Naja, um 13.00 Uhr hier und um 12:59 Uhr bereits auf Videocardz und diversen Foren, natürlich schön aus dem Kontext herausgepellt. System Gehirnfabrik. Nene, nicht meins :D

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B
Besterino

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Zur Klarstellung: nicht von mir! ;)

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eastcoast_pete

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Gibt's denn eine Liste (Tabelle) mit den typisch und realistisch zu erwartenden Schichtdicken bei derzeit gängigen CPUs und GPUs? Und Werte, die man mit den höchsten realitätsnahen Anpressdrücken erreicht. Gerade bei GPUs oder geköpften CPUs riskiert man ja sonst, daß das Die Schaden nimmt.
Falls es eine solche Tabelle von Schichtdicken gibt (auch nur für eine Paste, besser als keine Anhaltspunkte), wären Durchschnittswert und Minimal- und Maximalwerte sehr hilfreich.

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Igor Wallossek

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12,111 Kommentare 23,904 Likes

Da die Oberfläche nicht starr ist, sondern sich beim Spannen und späteren Fixieren des Kühlers sowie dem Erhitzen permanent verändert, müsste man einen Schnitt durch den komplett aufgewärmten Aufbau machen können, was so überhaupt nicht geht. Das Einzige, was mir als Prüfmethode noch einfällt, wäre eine aushärtende Silikonschicht, von der man dann beide Seiten auf Oberfläche und Rauheit testen könnte. Allerdings ist die Reststärke auch wieder ein Problem, das sich aber lösen ließe.

NVIDIA gibt für die 4090 z.B. eine maximal einwirkende Kraft von <=360 N an. Das lässt sich ja von der Chipfläche einfach herunterrechnen. Genau deshalb messe ich ja mit 9N (pro cm²) um dann den gleichen Druck zu erzeugen (in dem ja auch nich die Fläche steckt), wie ein Grafikkartenkühler. Das ist durchaus praxisrelevant.

Warum ich nur mit 1 cm² Fläche teste? Erstens reichen mir dann auch schon geringere Proben, Zweitens hat es bei der nachgewiesenen Genauigkeit (Regressions-Koeffizent, also der R² Wert) keinen Einfluss auf das Endergebnis und drittens gehen alle Auspump-Effekte viel schneller. Da ich auch nach oben hin drücken lasse (Bläh-Test), sind diese Flächen auch leichter beherrschbar.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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