Einmal fast rund um den Globus, bitte schön! Aber nur, wenn der Flieger überhaupt geht. Willkommen auf dem „Weltflughafen“ Leipzig/Halle, einem Ort, der einst große Träume hegte: von Fernweh, globalem Anschluss und Direktflügen in alle Kontinente. Heute aber fühlt sich das Ganze eher wie das vorsichtige Flügelschlagen einer Dohle an, die sich einbildet, ein Albatros zu sein. Gut. Marabu Airlines gibt es dort noch. Die typischen Urlaubsbomber für Gerd und Gisela.
Was einst als Sprungbrett in die große weite Welt gedacht war, ist heute eher ein sanft federnder Umsteigehocker – ohne Lehne und mit wackelndem Bein. Besonders schmerzlich spürbar ist der Verlust des Direktfluges nach München, jenem süddeutschen Tor zur Welt, das Leipzig einst ein wenig auf die Sprünge half. Nun muss man eben über Frankfurt, diesem Moloch in Terminalform, die Reinkarnation des logistischen Bösen mit Fließbandcharme und Sicherheitskontrollen, bei denen man sich innerlich schon die Zähne für den Reisepass putzt.
Dabei könnte alles so schön sein: Leipzig/Halle hat lange Landebahnen, mehr Fracht als Passagiere (ein echter Exportschlager!) und einen Bahnhof direkt unterm Terminal. Nur fehlt es eben an dem kleinen Detail, das Flughäfen üblicherweise ausmacht – dem Abheben in ferne Länder.
So steht er nun da, der große kleine Flughafen, und wartet. Auf Passagiere wie mich. Und während die Frachtflieger nachts weiter brummen und tonnenweise Pakete durch die Nacht schleppen, bleibt der Check-in-Schalter für die große Reise ins Abenteuer oft einsam. Oder wie mir ein Flughafenmitarbeiter am Check-In seufzend sagte: „Auch wir fliegen überall hin. Hauptsache, es geht erst mal über Frankfurt.“
Apropos Frankfurt, das unfreiwillige Bootcamp für Umsteiger aus Leipzig. Kaum aus dem Flieger, beginnt das Abenteuer: Der Anschlussflug wartet natürlich in Terminal D, was übersetzt so viel heißt wie „nimm den Zug, renne wie ein Wahnsinniger und hoffe, dass dein Kreislauf mitspielt“. Also rein in die Sky Line-Bahn, vorbei an Terminal A, B, C nach D und E – immer mit dem Gefühl, in einem schlecht programmierten Open-World-Spiel gelandet zu sein.
Doch damit nicht genug: Am Ziel lauert die nächste Sicherheitskontrolle – alles wieder raus, alles wieder durch, diesmal mit besonders grimmigem Blick der Kontrolleure. Und während man sich im Laufschritt zur nächsten Boarding-Zone kämpft, bleibt nur die stille Hoffnung, dass der Koffer den gleichen Ehrgeiz an den Tag legt wie man selbst. In Frankfurt ist eben alles möglich – außer Entspannung.
Und dann – nach all den Zügen, Kontrollen, Laufkilometern und Koffergebeten – sitzt man endlich. Der große, silberne Vogel rollt an, hebt ab, und mit ihm eine gewisse Erleichterung, die sich wie warme Decke über die Reise legt. Ein 13-Stunden-Flug klingt für viele wie ein Test körperlicher und geistiger Belastbarkeit, doch manchmal ist es einfach nur: ruhig, bequem und erstaunlich angenehm.
Sicher, der Preis für ein wenig mehr Beinfreiheit, eine verstellbare Rückenlehne mit Liegeposition, vielleicht sogar ein Glas echten Saftes ohne Nachzahlung, zwickt gewaltig im Geldbeutel. Aber irgendwann kommt der Punkt, da zählt das eigene Kreuz mehr als der Kontostand. Und wenn man in der „komfortableren Hälfte“ der Kabine gelandet ist, fragt man sich, warum man sich das früher nie gegönnt hat.
Der Flug selbst? Fast schon meditativ. Kaum Turbulenzen, leises Brummen, ein Sonnenaufgang über den Wolken, der selbst den zähesten Jetlag versöhnlich stimmt. Das Bordpersonal routiniert und freundlich, das Essen essbar, die Filme nicht alle mies. Und das Beste: Kein Gedränge, kein Geschubse, keine Rennen zum Gate. Einfach sitzen, abschalten, Luftfahrt genießen – als wäre es 1998 und Fliegen noch ein Erlebnis.
So wird der Langstreckenflug zur Belohnung nach dem Chaos in Frankfurt. Und während man langsam in Richtung Ziel gleitet, denkt man mit einem stillen Lächeln: Es war teuer. Aber es war es wert. Angekommen wird immer, aber diesmal schmerzfrei und ausgeschlafen. Frühmorgens, 07;12 Uhr in Taipeh.
Ankunft um kurz nach sieben, der Tag noch jung, der Körper irgendwo zwischen Zeitzonen und Kaffeedurst – aber die Stadt empfängt einen mit überraschender Milde. Statt hupendem Berufsverkehr und zäher Stop-and-Go-Choreografie gab es heute: fließenden Verkehr, fast leere Straßen und einen Fahrer, der mit einer entspannten Selbstverständlichkeit durch die halb erwachte Metropole glitt, als wäre man in einem Werbespot für asiatische Gelassenheit.
Normalerweise kann sich die Fahrt vom Flughafen nach Taipeh City locker zu einer einstündigen Geduldsprobe auswachsen – heute aber nicht. Keine Staus, keine zähen Auffahrten, keine riskanten Spurwechsel. Nur das leise Brummen des Motors, das leuchtende Display mit der Navigation und die Morgensonne, die sich langsam über den Dächern der Stadt bemerkbar machte.
Und dann das Hotel. Noch vor neun. Man rechnet nicht mit viel, vielleicht einem Raum für die temporäre Gepäckablage, einem Kaffee oder bestenfalls der Wartezeit auf das Housekeeping. Stattdessen: ein Lächeln an der Rezeption, ein kurzer Blick in den Computer, dann der Satz, der jeden Vielreisenden glücklich macht: „Sie können direkt aufs Zimmer – und danke für Ihren zehnten Aufenthalt.“
Zehn Mal hier. Ein kleines Jubiläum, das sich plötzlich anfühlt wie ein Stück Zuhause in der Ferne. Während andere noch im Taxi schwitzen oder in der Lobby ausharren, liegt man schon im frisch gemachten Bett und merkt: Man ist nicht nur angekommen – man gehört inzwischen fast ein bisschen dazu.
Der neue Tag beginnt mit einem kleinen Kulturschock in Dosenform. Noch leicht verstrahlt vom frühen Aufstehen im Flieger, jetgelaggt, aber immerhin frisch geduscht, zieht es mich in den nächsten 7-Eleven, um etwas Flüssiges gegen den inneren Staub der Reise zu finden. Mein Ziel: etwas Erfrischendes, spritzig, gerne Zero, aber bitte ohne Umdrehung.
Doch Taiwan liebt Effizienz, auch im Regal. Da stehen sie dann: Dosen in Reih und Glied, alle gleich elegant, alle mit „Zero“ beschriftet. Doch während ich mir noch einbilde, klug zwischen Draft, Pilsener und „Zero“ unterscheiden zu können, merke ich zu spät: Chinesischkenntnisse wären hier durchaus hilfreich. Denn irgendein sadistischer Logistiker hat genau “Zero (Alcohol)” und “Zero (Sugar)” direkt nebeneinander platziert, als wollte er westlichen Optimisten eine kleine Falle stellen. Immerhin sind 0,0 eine kleine Orientierungshilfe.
Also zurück im Hotel, Dose geöffnet, erster Schluck – und zack, die Erkenntnis schlägt ein wie ein nüchternes Donnerwetter: Alkohol. Nicht viel, aber eindeutig. Kurz irritiert, dann leicht genervt und schließlich: konsequent. Das Waschbecken bekommt den Rest. Ich trinke wirklich gerne, viel sogar, nur eben keinen Alkohol mehr. Nie. Punkt.
Aber immerhin: Der Trend zur alkoholfreien Erfrischung ist auch in Taiwan angekommen, das gibt Hoffnung. Und der nächste Versuch wird sitzen. Vielleicht. Hoffentlich.
Der Tag kann also beginnen, jetzt wirklich. Ab heute wird’s geschäftig – viele Termine, Gespräche, Eindrücke, Reize. Urlaub? Nicht so richtig. Vielleicht maximal in Fußnotenform, zwischen zwei Terminen oder in einem ruhigen Moment mit Blick aus dem Hotelfenster. Aber wer sagt denn, dass das nicht auch reicht? Ein bisschen Alltag mit Jetlag-Glanz.
Der Rest wird Euch dann auch in Videoform heimsuchen, denn Videos von der Computex sind nicht nur eine moderne Form der Berichterstattung, sie sind schlicht das bessere Medium, um Atmosphäre, Technik und Menschen in ihrer Gesamtheit einzufangen. Während ein hastig geschriebener Text mit einem einzelnen Standbild oft nur ein eingefrorener Ausschnitt der Realität bleibt, bietet ein Video den notwendigen Kontext, die Bewegung und das Gefühl, tatsächlich vor Ort zu sein. Man erkennt sofort, wie voll es ist, wie sich Besucher und Aussteller verhalten und wie Produkte im realen Licht wirken, nicht nur als sterile Rendergrafik oder in einer sorgfältig komponierten PR-Inszenierung.
Gerade auf der Computex, wo es um Design, Haptik, Licht, Geräusche und Interaktion geht, erzählen bewegte Bilder weit mehr als jeder überladene Pressetext. Man sieht sofort, ob RGB-Beleuchtung harmonisch pulsiert oder hektisch flackert, ob ein Gehäuse scheppert, eine Tastatur hohl klingt oder ein Lüfter unangenehm aufdreht. All das lässt sich in einem Video nicht nur dokumentieren, sondern auch in Echtzeit kommentieren, ergänzt durch eine unmittelbare Einordnung, Ironie oder klare Kritik, die im schriftlichen Format oft an Wirkung verliert.
Hinzu kommt die Geschwindigkeit. Ein Video transportiert binnen Sekunden ein Gefühl, eine Beobachtung oder eine Erkenntnis. Es erfordert kein langes Nachdenken über Formulierungen, keine Umschweife oder stilistischen Kompromisse. Man sieht, was passiert, und man erkennt auf Anhieb, was funktioniert und was nicht.
In einer Zeit, in der viele Hersteller versuchen, ihre Messeauftritte bis ins kleinste Detail zu inszenieren, braucht es genau dieses direkte und ungeschönte Format. Videos sind keine bloße Ergänzung, sondern ein essenzielles Werkzeug, um technische Entwicklungen, Trends und Fehltritte transparent und nachvollziehbar zu vermitteln. Wer wirklich verstehen will, was auf der Computex geschieht, sollte schauen, nicht nur lesen. Also diesmal alles genauso wie letztes Jahr.
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