Die RX Vega56 kann durchaus in einigen Bereichen überzeugen, in anderen hingegen nicht. Die größten Mankos sind der um ein Jahr zu spät erfolgte Launch, die geradezu homöopathische Verfügbarkeit der Vega-Karten insgesamt und die unverhältnismäßig hohe Leistungsaufnahme, die man vielleicht manuell hätte bändigen können, wenn es denn wenigstens eine stabil funktionierende Software geben würde. Das Wattman-Tool ist, um es vorsichtig auszudrücken, ein Rohbau mit diversen Baumängeln und wird am Ende der Hardware nicht mal ansatzweise gerecht.
Anstatt der zwei BIOS-Varianten mit den jeweils 3 Voreinstellungs-Modi, die sich zum Teil auch noch sinnlos überlappen, hätte man sich besser auf den Sweet-Spot des Chips orientieren sollen, den interessanterweise nicht einer der insgesamt sechs (!) Modi überhaupt genau trifft. Welcher Kunde will schon alle Modi austesten, zusätzlich mit Schiebereglern spielen und zwischendrin noch den PC aufschrauben müssen, um dafür einen winzigen Schiebeschalter manuell zu betätigen?
Das ist alles absolut überflüssig und am eigentlichen Problem vorbeigeplant. Würde man den Käufern hingegen die Möglichkeit eines sinnvollen Untervoltens einräumen, weil die fürs großzügige Binning eingestellten Spannungen viel zu hoch sind oder dies, wie bei Nvidias Boost 3.0, gleich über Power Tune samt Selbstdiagnose regeln lassen, würde die Welt gleich viel rötlicher schimmern können. So aber nimmt man aber bei AMD leider wieder die Brechstange in die Hand und man fragt sich schon, was während dieses ganzen Jahres an der Software eigentlich passiert ist.
Der Binning Rasterizer will immer noch nicht so recht und über Zukunftsmusik wie Primitive Shader wollen wir erst gar nichts schreiben. Wenn AMD die Baugrube irgendwann einmal geschlossen hat und wenigstens das Fundament für RX Vega felsenfest steht, werden wir sicher mehr wissen. Noch aber liegt alles im tiefsten Kalifornischen Nebel verborgen und es bleiben uns nur Mutmaßungen und temporäre Erkenntnisse samt Reifekammer für die Bananensoftware.
Fazit
Die Karte an sich könnte als Custom Modell mit deutlich verbesserten Kühl- und Lautstärkeeigenschaften durchaus am Markt kräftig mitspielen, wenn man die hohe Leistungsaufnahme und die mangelhaften Optimierungsmöglichkeiten diesbezüglich mal ausklammert. Die Preise sind aktuell natürlich wie immer eine reine Diskussionsbefeuerungsanlage, denn das Gezerre von UVP und Straßenpreis bei der RX Vega64 liegt uns noch schwer im Magen. Wir wären ja schon glücklich, wenn man sich am Schluss mit der 400-Euro-Marke arrangieren könnte, was aber immer noch recht viel ist.
Warum die Boardpartnerkarten vielleicht noch später als befürchtet kommen, haben wir im Artikel „Verwirrung um drei verschiedene Packages bei der Radeon RX Vega von AMD“ bereits versucht zu ergründen. Wirklich angekündigt und terminlich bestätigt ist hingegen noch nichts. Auch die Preise sind noch ein goldener Spekulatius mit einem diamantenen Fragezeichen in der Mitte.
- 1 - Einführung und Übersicht
- 2 - Kühler und Package
- 3 - Platinendesign und Detailinformationen
- 4 - Mining, VR: Arizona Sunshine und Chronos
- 5 - VR: Dirt Rally, Robo Recall und Serious Sam
- 6 - Ashes of the Singularity: Escalation
- 7 - Battlefield 1
- 8 - Warhammer 40.000: Dawn of War
- 9 - Doom (2016)
- 10 - Tom Clancy's Ghost Recon Wildlands
- 11 - Hitman (2016)
- 12 - Metro Last Light (Redux)
- 13 - Tom Clancy's The Division
- 14 - The Witcher 3 Wild Hunt
- 15 - Leistungsaufnahme mit acht verschiedenen Settings
- 16 - Übertaktung, Untertaktung, Effizienz und Temperaturen
- 17 - Lüfterdrehzahlen und Lautstärke
- 18 - Zusammenfassung und Fazit
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